Wandaufbau Badezimmer

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mamo
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Wandaufbau Badezimmer

Beitrag von mamo »

Guten Tag!
Gerade sanieren wir unser Badezimmer im östlichen Giebel unseres Hauses. Das Bad hat ca 5m Fachwerk-Außenwand über Eck. Mit dem Abriß erkannten wir den bisherigen Wandaufbau:
Fachwerk, 5cm Luftkammer, 5cm Wand (Material noch nicht erkannt!), 5cm Dämmung mit Dämmmatten in Holzkonstruktion, Fermacell-Platten, Fliesen komplett.
Letztlich sehen wir nur Feuchtigkeitsschäden im Bereich der Dusche, wo auch sehr defekte Fugen waren. Heißt das der Wandaufbau hat sich bewährt und sollte so bleiben? Welche Dämmung an den Außenwänden wäre empfehlenswerter? In der Ecke der Außenwände war und soll die Dusche stehen und komplett gefliest werden. Wäre Wandheizung ein lohnenswerter Gedanke?
VIELEN DANK
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Stefan Haar
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Re:Wandaufbau Badezimmer

Beitrag von Stefan Haar »

Auch wenn Sie im bisher nur im Bereich der Dusche direkte Schäden erkennen können, ist der beschriebene Wandaufbau für eine Fachwerk-Außenwand alles andere als empfehlenswert.

Möglicherweise haben Fugen in den Gefachen und eine damit verbundene, ungewollte Querlüftung in der Wand bislang Schlimmeres verhindert.

Besser ist aus meiner Sicht immer ein Wandaufbau, der Kondensfeuchte kapillar in alle Richtungen verteilt und die Wand schnellstmöglich wieder austrocknen läßt.

Dies wäre mit einer Leichtlehminnenschale aus vorgefertigten Leichtlehmsteinen (ohne Luftschicht !!) oder mit einer Leichtlehminnenschale aus Holz-Strohhäcksel-Stampflehm am besten zu bewerkstelligen. Hier dann noch ein zweilagiger Lehmputz drauf, eine vernünftige Kalkfarbe - fertig ! :D

Gefliest werden dann im Bad nur die Bereiche, die wirklich direkt mit Spritzwasser in Berührung kommen. Die restlichen Flächen werden so atmungsaktiv wie möglich gehalten - beschlagene Spiegel dürften dann der Vergangenheit angehören.

Die Dusche würde ich immer versuchen von der Außenwand weg zu bekommen. Wenn das wirklich nicht geht, käme direkt auf die Leichtlehminnenschale eine WEDI-Platte fixiert, die dann einen dampfdichten Unterbau für die Fliesen gibt. Putz- und Fliesenoberflächen sollten dann im fertigen Zustand nahezu auf gleicher Ebene liegen.

Wandheizung kann sein, muß aber nicht. Warme Füße und trockene Handtücher wären mir im Bad wichtiger.
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mamo
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Re:Wandaufbau Badezimmer

Beitrag von mamo »

Hallo Herr Haar,
vielen Dank für Ihre Darstellung. Meine Gedanken hierzu knüpfen an das Alter der bisherigen Wandkonstruktion an: Die Fachwerkaußenwand, der Luftraum und die verputzte Luftbetonwand sind aus dem Jahre 1912 und haben sich damit doch bewährt. Offenbar scheint die Außenwand doch schnell genug trocknen zu können. Oder? Mit welchen Problemen müßte man denn jetzt noch rechnen?
Die Dämmkonstruktion mit Holz und Watte wurde 1985 eingesetzt und beim Abriß konnten wir erkennen, das kein Material davon Schäden durch Feuchtigkeit hatte. Hat sich doch offenbar auch bestens gehalten. Oder?
Nunmehr denken wir
- die 1912 Konstruktion an den Außenwänden zu belassen
- alle Wände dann mit einer möglichst flachen Holzkonstruktion für Unterputzverlegungen zu versehen, die mit Klettfilz gefüllt wird
- darauf Lehmplatten
- im Bereich der Dusche darauf Sperrschicht und Fliesen
- an allen anderen Wänden auf die Lehmplatten lehmputz damit die Fliesen bündig liegen
Ihre Einschätzung hierzu würde mich nochmals sehr interessieren?
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Ralf Femmer | KS Freiberg
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Re:Wandaufbau Badezimmer

Beitrag von Ralf Femmer | KS Freiberg »

Hallo mamo
Es ist durchaus möglich, das sich die Wandaufbauten bisher bewährt haben. Allerdings steht die Funktion immer auch im direkten Zusammenhang mit allen anderen Umgebungsvariablen. D. h. in jedem Fall wäre eine Überprüfung des Wandaufbaus mit den veränderten Rahmenbedingungen zu empfehlen. Ich kann nachvollziehen, das der Aufwand so gering wie möglich gehalten werden soll. Allerdings sind nicht homogene Wandaufbauten immer anfälliger für entsprechende Tauwasserausfälle und dergleichen. Wenn Ihr z.B. einen Klemmfilz an der Innenseite anbringen wollt, dürfte die erste Frage sein: welcher? Also welche Stärke sollte er haben und welche WLG? Ist unter Umständen die Anordnung einer Dampfbremse oder -sperre erforderlich? Wie Stefan ja schon ausführlich beschrieben hat, ist ein homogener Wandaufbau, der in jedem Fall auftretende Feuchtigkeit besser verteilt. Denn sicherlich werdet Ihr nicht in ähnlichen Rahmenbedingungen wie 1912 leben, oder?
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Re:Wandaufbau Badezimmer

Beitrag von mamo »

Hallo und vielen Dank für den wertvollen Austausch!!!

Ich nehme an "homogener Wandaufbau" bezieht sich auf die Außenwand und nicht mehr auf den Aufbau der Innenschicht mit Dämmung & Co.
Wie kann ich denn bestimmen welche Dicke und WLG des Klemmfilz bzw. ob eine Dampfbremse erforderlich sind?

Gruß aus HH,
mamo
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Stefan Haar
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Re:Wandaufbau Badezimmer

Beitrag von Stefan Haar »

Hallo mamo,

der homogene Wandaufbau bezieht sich auf den gesamten Querschnitt der Außenwand.

Ansonsten hat Ralf eigentlich schon alles gesagt/ergänzt.

Potentiell erhöht schadengefährdete Wandaufbauten müssen nicht zwingend zu Schäden führen. Bereits geringe Abweichungen wie z.B. Farbanstriche auf der Außenseite der Wand oder ähnliches, können das System schnell umkippen lassen. Insbesondere eine Verstärkung der Innendämmung kann nachhaltig dazu beitragen.
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Ralf Femmer | KS Freiberg
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Re:Wandaufbau Badezimmer

Beitrag von Ralf Femmer | KS Freiberg »

Hallo Mamo
Ich behaupte einfach mal, dass Ihr den notwendigen Dämmstoff nicht selbst bestimmen könnt. Es gibt verschiedene Möglichkeiten so etwas festzulegen. Ersten natürlich per Hand. Dafür gibt es verscheiden Formeln und Tabellen. Das ist aufwendig. Zweitens mit einer entsprechenden Software. Die Nutzung setzt allerdings grundlegende Kenntnisse der Bauphysik voraus.
Am besten ist es sicherlich, mit einem qualifizierten Architekten oder Bauingenieur das Problem zu diskutieren und einen entsprechenden Aufbau festlegen zu lassen. Die Kosten dafür dürften sich in Grenzen halten, so es dann nur um die Bestimmung eines einzelnen Bauteils handelt.
Allerdings möchte ich noch mal nachdrücklich davon abraten, den unten skizzierten Wandaufbau zu wählen. Aus eben den besagten Gründen.
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Sven Teske | KS Dahme-Spreewald
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Re:Wandaufbau Badezimmer

Beitrag von Sven Teske | KS Dahme-Spreewald »

Der beschriebene Wandaufbau, hier Fachwerkkonstruktion mit einer nicht hinterlüfteten Kerndämmung ist sehr schadenträchtig. Diese Konstruktion in einem Raum mit hoher Feuchteexposition und teilweise dampfdicht ausgebildeten Innenwandflächen (Fliesen, Abdichtung) stellt ein großes Risiko für den sog. "Flaschenhalseffekt" dar. Hier wird eine große Menge Feuchtigkeit in die Konstruktion (von außen und innen) eingetragen, diese kann jedoch nur zur Außenseite diese Feuchtigkeit wieder abgeben. Hierbei kann sich die Situation einstellen, dass mehr Feuchtigkeit in die Konstruktion eindringt als wieder abgegeben wird. Folge : Anreicherung der Feuchtigkeit, Zerstörung der Konstruktion.

Grundsätzlich : Im Bereich des Taupunktes stark saugende Materialien anordnen

Innenliegende Wärmedämmung ist bei Fachwerkkonstruktionen immer eine ganz problematische Ausführung.

Gruß, Sven Teske
Teske + Schwiede Architekten
Sachverständige für Schäden an Gebäuden

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