Mörtel für Segmentbogen

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Ralph Fischer
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Re: Mörtel für Segmentbogen

Beitrag von Ralph Fischer »

Moin!
So, jetzt habe ich ein bisschen gebraucht zu verstehen, was Ihr mit dem fehlenden Verband meint: die alle 2 Steine aufttretende, über mehrere Lagen ohne Versatz durchgehenden Stoßfugen. *patsch* Das habe ich ja konsequent übersehen...
Das ist natürlich Murks. Ich habe mir daraufhin mal am Wohnhaus das Fundament, soweit freiliegend, angesehen: da ist das durchgehend genauso gemacht!
Jetzt interessiert mich nur noch: kann das irgendeinen vernünftigen Grund haben oder ist das schlicht "Pfusch am Bau"?
Der Aufbau dürfte sein: Pfahlgründung, Holzbalken, darauf das Fundament.
Eigentlich sollte ein Fundament da ein bisschen Biegemoment aufnehmen können, was so eher nicht funktioniert.

Grüße aus der Wesermarsch

Ralph

PS: das Fundament ist mit DF gemauert, die Wand darüber mit OF.
Dietrich Maschmeyer
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Re: Mörtel für Segmentbogen

Beitrag von Dietrich Maschmeyer »

Gut, in dem Punkt besteht jetzt Klarheit. Niemand versteht aber offenbar den merkwürdigen Verband im Fundament, dessen übereinander liegende Stossfugen (eine Art früher "Stumpfstosstechnik" ohne Technik) ja (Bild) ganz offensichtlich Ausgangspunkt der Setzungsrisse sind. Neben dem jetzt erst erwähnten Wechsel des Steinformates ist im Bereich des mittleren Ausbruches noch "Schichtenschwund" festzustellen: Von rechts her streicht eine Steinlage (die oberste des Fundamentes?) in immer dünner gehauenen Steinen aus, ein Hinweis auf einen Wechsel des Nivellements während des Baus. Der Formatwechsel könnte z.B. durch Verwendung von Abbruchsteinen im Fundament zu erklären sein - was sehr häufig vorkam. Oft findet man dort auch zu harte Fehlbrände. Das Fundament sah ja keiner!

Zur Pfahlgründung: Es hilft nichts, vor Sanierung der Mauer muss man sich das Fundament ansehen und ggf. sanieren. Punktuelle Untersuchung bis zum Holz ist unvermeidlich. Ich vermute doch Verrottung der oberen Holzteile. Was ich bei so was kenne, ist ein Spickpfahlfundament, d.h. versetzt dicht an dicht Holzpfähle von 1-2 m Länge und eine Bohlenabdeckung. Der grösste Fehler, den man bei so was machen kann, ist, die Holzpfähle rauszuziehen. Der Boden wird gelockert, und man kriegt dann gar keinen Halt mehr rein. Die Pfähle tragen durchaus noch, nur nicht der verrottete obere Bereich. Wir haben im eingestürzten Bereich der Gräftenmauer eines Wasserschlosses im Landkreis Osnabrück - die Verrottung der Bohle und der obersten 10 cm war die Ursache - folgendermassen (ohne Statiker) saniert: Pfahlköpfe gesundschneiden (ca. 10 cm, Vorsicht, Eisennägel), Spickpfahlgründung durch zusätzliche Pfähle nachverdichtet, PE-Folie als Sauerbkeitsschicht drauf, Betonplatte ca. 20 cm mit Einlage draufgegossen und Mauer wieder draufgestellt. Das wichtigste war m.e. dabei die Nachverdichtung. Dann haben wir an der Wasserseite durch eine vorgelagerte Faschinenreihe unter Wasser und  Hinterfüllung mit Erde dafür gesorgt, dass das Fundament nicht durch Wellenschlag usw. freigelegt werden kann, das war nämlich die wesentliche Ursache für die Verrottung gewesen. Die Pfähle liegen jetzt wieder im anaeroben (sauerstoffreien) Bereich des Bodens.

Die Sanierung des oberirdischen Teils ist auf saniertem Fundament technisch ein Klacks, aber die Kräfte aus dem Dach sollten gut abgeleitet sein (siehe oben).
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Ralph Fischer
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Re: Mörtel für Segmentbogen

Beitrag von Ralph Fischer »

Nabend Dietrich!
Von rechts her streicht eine Steinlage (die oberste des Fundamentes?) in immer dünner gehauenen Steinen aus, ein Hinweis auf einen Wechsel des Nivellements während des Baus.
Auch möglich. Ich habe das bisher als nachträgliche Bastelei eingestuft. Der Eckpfeiler der Wand ist auch schon ziemlich wüst nachgemauert, der obere dreiviertel Meter ist mal komplett neu gemauert worden. Diese keilförmige Lage ist übrigens auch mit OF gemauert.
Der Formatwechsel könnte z.B. durch Verwendung von Abbruchsteinen im Fundament zu erklären sein - was sehr häufig vorkam.
Ja, das denken wir auch. Die Innenschalen der Außenwände (2 x halbsteinig) und alle Innenwände sind auch mit diesen sichtbar älteren DF-Steinen gemauert, in teilweise wildem Verbund. Da tauchen völlig unvermittelt halbe und Viertel-Steine auf. Das sieht ziemlich nach Recycling aus.
Zur Pfahlgründung: Es hilft nichts, vor Sanierung der Mauer muss man sich das Fundament ansehen und ggf. sanieren.
Klar. Sanieren will ich diese Wand aber (noch) nicht, sondern wie gesagt nur eine Windfeder anbringen. Und wenn ich schon mal dabei bin, sichtbare Schäden nachfugen und den Sturz in Ordnung bringen. Was auf eine halbe bis dreiviertel Sanierung hinausläuft...
Diese Ecke der Scheune ist aber gründungsmäßig noch eine der besseren und scheint auch ziemlich zur Ruhe gekommen zu sein. Im Gegensatz zu den gegenüberliegenden Seiten, da sind im letzten Sommer erneuerte Fugen bereits wieder aufgerissen. Diese Ecken lassen wir zuerst aufbuddeln.

Zu Deiner Beschreibung des Spickpfahlfundamentes: Das kennt man hier als Saugpfähle. Es wird für leichte Bauten (Gartenhäuser, einzelne halbhohe Mauern etc) verwendet. Bei allem, was schwerer ist, müssen die Pfähle bis in tragenden Grund hinunter, der ist erst in etwa 10 m Tiefe.

Wir hatten mal den Originalplan eines (Gulf-)Hofes hier in der Nähe zur Verfügung, auf dem die Art der Gründung recht gut zu sehen ist. Das dürfte bei uns ziemlich ähnlich aussehen. Wegen der nötigen hohen Auflösung habe ich ihn nicht angehängt, sondern auf unseren Server gepackt (ca. 1,6 MB):

http://www.burenreege3.de/grafik/achterstadt.jpg

Was den Schutz vor Wellenschlag angeht: _noch_ ist das kein Thema...
Bei weiter ansteigendem Meerespegel kann es eines werden. Wir liegen recht dicht am Deich, knapp einen Meter über NN.´  ;D

Na ja, mal sehen, was der Maurermeister sagt, wenn er die anderen Ecken aufgebuddelt hat.

Liebe Grüße aus der Wesermarsch

Ralph
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