Fachwerk-Ziegel

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salinodg
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Fachwerk-Ziegel

Beitrag von salinodg »

Hallo.

Für die Ausfachung mit Ziegeln (auch mit Lehmsteinen) werden seitlich eingenagelte Dreikantleisten empfohlen, um die Ausfachung zu fixieren. Einige Autoren empfehlen zusätzlich, die Steine mit einer Nut für die Dreikantleiste zu versehen.
1. Ist diese Nut bei Weichbrandziegeln mit Kalkmörtel wirklich notwendig?
2. In Zusammenarbeit mit dem ZHD (M. Gerner) sollen spezielle Fachwerkziegel entwickelt worden sein, die diese Nut bereits werkseitig haben. In diesem Zusammenhang wurde der Name Lautenberger- oder Lautenbacher-Ziegel o.ä. genannt. Konnte bei bisherigen Internet-Recherchen aber nichts über diese Ziegel finden.
Kennt jemand weitere Details, Hersteller, Info-Quellen etc. ??
Vielen Dank
salinodg
christiane pflug
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Re:Fachwerk-Ziegel

Beitrag von christiane pflug »

Jetzt weiss ich, dass ich eine noch so schöne Antwort schreiben kann - wenn ich mich nicht einlogge, ist sie weg. Seufz.
Nun denn: ich habe mich nur gefragt, wozu es denn unbedingt eine Dreikantleiste sein sollte, wenn die Ziegel dann keine Nut habe ??? - Allllllso: bei uns wurde die Nut per Hand eingeschlagen. (Deswegen würde ich sie aber nicht als Lauterbacher Ziegel bezeichnen ;D)
Viele Grüße aus Lauterbach
Christiane
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Stefan Haar
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Re:Fachwerk-Ziegel

Beitrag von Stefan Haar »

... Es gibt sicher viele Argumente, die für und gegen die eine oder andere Variante sprechen ...

In diesem Zusammenhang will ich also nun einfach mal meine - auf meinem hoffentlich gesunden Menschenverstand basierende - Meinung kundtun.

Solange die Nägel zum Fixieren der Dreikant- oder auch Trapetzleisten als solche halten (in frischer Eiche kann sich dieses Bauteil auch relativ schnell in Korrosion auflösen 8)), wird hierdurch sicher kein Schaden entstehen. Sinnvoller dürfte es sein, Nuten für den Mörtel in die benachbarten Hölzer einzulassen (Stecheisen+Klopfholz, Kettensäge, ...), die die Mörtelfuge am Verrutschen hindern. Vorteil dabei ist, daß der Aufwand mit den Kerben in den Steinen überflüssig wird.

Meinen persönlichen Beobachtungen zufolge sollten derartige Maßnahmen bei Lehmsteingefachen nicht unbedingt erforderlich sein. Ich habe schon viele Ziegelausfachungen kippen sehen, aber eigentlich keine Lehmsteingefache (sofern die Holzkonstruktion heile war ;))

In diverser Literatur ist immer wieder zu lesen, daß die Verleistung in den Gefachen ringsherum gehen sollte.

Ich halte dies für völlig überzogen und praxisfremd. Es besteht schnell die Gefahr, daß die untere Steinlage nicht vollflächig aufliegt oder die Lagerfuge viel zu dick gerät. Und wer schon mal selbst Gefache ausgemauert hat, wird schnell festgestellt haben, daß es auch ohne obere Leiste schon ziemlich schwierig ist, die obere Steinreihe genau einzupassen.

Und ... wo soll denn das Gefach noch hinkippen, wenn es schon an den Seiten fixiert ist ??? ;D
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salinodg
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Re:Fachwerk-Ziegel

Beitrag von salinodg »

@ Herrn Haar

Die auf Ihrem ?gesunden Menschenverstand basierende Idee? mit Kettensäge klingt einfach genial.
Verfolgt man diese Idee gedanklich aber konsequent weiter, müßte es doch genügen, die Nut nicht über die gesamte Höhe des Gefachs anzubringen, sondern lediglich über ca. ein Drittel der Höhe, vorzugsweise im oberen Bereich ? also über ca. 3 ? 4 Reihen , je nach Größe des Gefachs.
In der Literatur ist mir diese Lösung bisher noch nicht begegnet. Gibt es darüber bereits irgendwelche praktischen Erfahrungen ???

Ihre Kritik an der Empfehlung, auch oben und unten eine Leiste anzubringen, teile ich..

Ich muss demnächst eine Reihe von Gefachen mit ziegelsichtigem Mauerwerk neu aufbauen ? weil sie gekippt sind oder weil bei Reparaturen in den 50-er und 60-er Jahren bedenkenlos mit Zement-Mörtel gearbeitet wurde. Eine Reihe von Gefachen scheint jedoch noch in Ordnung zu sein. Sollten diese Teile vorsorglich, zusätzlich fixiert werden ? Welche Möglichkeiten gibt es ggf. ?

Mit Lehmsteingefachen habe ich noch keine Erfahrung ? kann Ihre Meinung aber nachvollziehen, daß es hier nicht unbedingt erforderlich ist. Meines Wissens empfehlen die Hersteller (z.B. Claytec) hier auch nur eine Leiste, aber keine Nut im Ziegel.

In diesem Zusammenhang noch schnell eine Format-Frage. Für das RF (1872) gilt das Maß 250 x 120 x 65 mm.
Ich habe sowohl am eigenen Haus und in ganzen Partien bei Händlern historischer Baustoffe aber auch die Länge 245 und die Breite 115 gesehen. Sind diese Variationen des RFs regionale Abweichungen (wo?, warum?) oder sind es auch unterschiedliche Schwindungen beim Brennen?
Grüße nach WF
salinodg
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Stefan Haar
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Re:Fachwerk-Ziegel

Beitrag von Stefan Haar »

@ salinodg

... ich habe auch schon Gefache "unten rum" rausrutschen sehen.

... intakte Gefache sollte man meines Erachtens lieber in Ruhe lassen.

... bei den Lehmsteinen dachte ich in erster Linie an alte Lehmsteine.

... meines Wissens gibt es 6-8 verschiedene Reichsformate. Irgendwo hatte ich da auch mal 'ne Liste mit den jeweiligen Maßen ... aber fragt mich bitte nicht wo - jedenfalls nicht im Moment. Wenn ich wieder über sie stolpere, kann ich sie ja mal hier einstellen. Das Maß 250 x 120 x 65 ist aber wohl das verbreitetste.
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Ralf Femmer | KS Freiberg
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Re:Fachwerk-Ziegel

Beitrag von Ralf Femmer | KS Freiberg »

Hallo Salinodg,
Das Nuten der Ständer bei Ziegelausfachungen ist keine neue Erfindung. Bei den meisten Fachwerkgebäuden, die mit Ziegeln ausgefacht wurden, findet man selbige. Die Dreikantleiste dürfte wohl eine neuere Spielart sein. Hierbei geht es im wesentlichen um Arbeiterleichterung. Eine solche Leiste habe ich natürlich wesentlich schneller eingebaut als eine Nut geschlagen oder geschnitten. Je nach Wandaufbau soll die Nut aber auch für eine bessere Winddichtigkeit dienlich sein. Üblicherweise sind zwei Nuten an den Seiten ausreichend, da die Ausfachung ja in gewisser Weise eine Scheibe sein sollte. Diese würde ich aber über die gesamte Gefachhöhe einbringen.
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Re:Fachwerk-Ziegel

Beitrag von salinodg »

@ Ralf Femmer

Vielen Dank für die Info. Dann werde ich im Frühjahr mal schauen, ob ich dort eine Nut im Ständer finde.
MFG
salinodg
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Re:Fachwerk-Ziegel

Beitrag von salinodg »

@ Christiane
Da ich von Natur aus faul bin ? oder ökonomisch denke (?) ? versuche ich natürlich vorher, Arbeitsabläufe zu optimieren. Die Vorstellung, in Hunderte von Ziegeln eine Nut zu flexen, sägen, klopfen oder dergl. jagt mir einfach das ?kalte Grausen über den Rücken?.

Also stellte ich mir selbst die Frage: ?Willst Du Dir das selbst wirklich antun oder für diese schwachsinnige Arbeit evtl. auch noch Geld bezahlen?? Die Antwort war erst einmal NEIN !
Also: Suche nach Alternativen:
- Steine mit vorgefertigter Nut ? die besagten ?LauteN-bacher?, oder
- intelligentere Verarbeitung.
Die bisherigen Antworten zeigen doch, daß es durchaus intelligente und anscheinend erprobte Alternativen gibt.
Ich habe zwar bisher immer noch keine Antwort auf die Frage nach den LauteN-bachern bekommen, trotzdem aber liebe Grüße nach LauteR-bach ? und nichts gegen Handarbeit, aber nur wenn es angebracht ist.
Grüße
salinodg
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Re:Fachwerk-Ziegel

Beitrag von salinodg »

@ Ralf Femmer

Hallo,
man muß doch nur in der alten Literatur nachschauen. Habe heute bei F. Stade, Holzkonstruktionen von 1904 die Variante mit der Nut gefunden.
Grüße nach Brandenburg
salinodg
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Ralf Femmer | KS Freiberg
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Re:Fachwerk-Ziegel

Beitrag von Ralf Femmer | KS Freiberg »

@ salinodg
Aufgrund deiner Mitteilung habe ich mich mal über meine Fachliteratur gebeugt und festgestellt, das nach einem solchem Detail schon sehr gesucht werden muss. Wahrscheinlich wurde es so stiefmütterlich behandelt, weil selbiges als Allgemeinwissen evtl. mit regionalen Unterschieden vorrausgesetz wurde. ???
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Re:Fachwerk-Ziegel

Beitrag von salinodg »

Habe nun die Ziegel gefunden - nicht real, sondern in der Literatur (M.Gerner, Schäden an Fachwerkfassaden, S. 115.
@Christiane: Entschuldigung für das "N", aber die Dinger heißen tatsächlich Lauterbacher Poroton-Fachwerkziegel und werden vom "Papst" empfohlen (?!?).
Grüße, speziell nach Lauterbach
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Stefan Haar
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Re:Fachwerk-Ziegel

Beitrag von Stefan Haar »

... nobody is perfect ... ;)
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Re:Fachwerk-Ziegel

Beitrag von salinodg »

@ Stefan Haar

Wie zwei-/ mehr-deutig ist das denn nun ;-))
Habe aber jetzt immer noch keine Quelle, um die Ziegel einmal real zu betrachten.
Grüße
salinodg
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Stefan Haar
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Re:Fachwerk-Ziegel

Beitrag von Stefan Haar »

salinodg hat geschrieben: ... aber die Dinger heißen tatsächlich Lauterbacher Poroton-Fachwerkziegel und werden vom "Papst" empfohlen (?!?)...
Ich kenne die Lauterbacher nicht, aber ich kann nicht gerade behaupten, daß ich Poroton im Außenfachwerk ohne Einschränkungen befürworten würde. Von daher denke ich mal, auch der "Papst" ist nicht "perfect". :-X ;)
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Re:Fachwerk-Ziegel

Beitrag von salinodg »

Volle Zustimmung
Gruß
salinodg
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