Lehmwickel aufarbeiten

[Ulrike Nolte]

Hallo zusammen,

noch eine Frage (jetzt ist viel Zeit dafür )

In einer unserer Dachschrägen haben wir zwischen den Sparren Lehmwickel vorgefunden. Teilweise völlig abgeschabt und ohne Stroh, teilweise nur ohne Lehm, teilweise in gutem Zustand.

In der Zwischenzeit sind sie ausgebaut und warten auf ihren Wiedereinbau an gleicher Stelle. Die Frage ist nun: wie arbeite ich die Wickel auf? So langes Stroh bekommt man ja vermutlich nicht mehr.

Da ein Zwischenraum zwischen 2 Sparren nicht mehr mit den Wickeln aufgearbeitet werden kann (da kommt eine Dusche hin), dachte ich daran, nur die besten Wickel zu nehmen, evtl. das noch vorhandene lehmlose Stroh zum Ausbessern zu verwenden. Doch was, wenn das nicht ausreicht? Was ich befürchte.

Ich freue mich auf Tipps und sag schon mal Danke
Ulrike

[christiane pflug]

eine geklaute antwort,
jetzt brauchen wir noch eine quelle für strohseile...
herzliche grüsse
christiane



Sind die Knüppel noch vorhanden?
Wenn ja, dann einen Lehmschlamm aus fetten, nicht gemagerten, in einer Mörtelkiste gründlich verrührt herstellen! Der alte vorhandene Lehm geht auch!

Knüppel in dem Lehmschlamm eintauchen oder mit diesem überstreichen!

Strohseile, 5-8 cm dick, in dem Lehmschlamm so durcharbeiten, dass jeder Halm vom Lehm umhüllt ist, danach eng und fest um die Stange(Knüppel) wickeln. Der Lehmwickel sollte dann einige Zeit abtropfen, antrocknen und ziehen, bis er erdfeucht und zähklebrig geworden ist.

Dann schwubs die wub dicht an dicht nebeneinander in die vorhandene Nut der Zwischendecke wieder eintreiben!
Die Oberfläche der Wickel danach mit Leichtlehm ausfüllen und glätten!

Fertig!

Soweit…

Schöne Grüße nach Chemnitz

Micha
Jeder Dummkopf kann eine Scheune einreißen, doch um eine zu bauen, braucht man einen Zimmermann.
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Zimmergesell Michael Eckardt | 01.04.05

[Ulrike Nolte]

Hey Christiane,

danke, das ist ja eine supergute Anleitung. Ich mach mich gleich mal per Tante G auf die Suche nach Strohseilen.

Dabei fällt mir ein: in meiner alten Heimat gibt es einen Bauern, der Strohzöpfe macht. Keine Ahnung mehr, wozu. Den muss ich ausfindig machen. Hab auch den Namen vergessen ...

Das wird schon.

Alles Gute für 2006 von
Ulrike

[christiane pflug]

Hach, da ich irgendwann unbedingt auch lehmwickel brauchen werde, habe ich auch schon nach strohseilen gesucht - erfolglos.
selbermachen??? kann man bestimmt bei einem workshop in einem freilichtmuseum mit seilerei...
oder man fragt hier:

"BDB Bildungswerk e.V. in Zusammenarbeit mit dem Förderverein für Handwerk und Denkmalpflege e.V. Schloss Trebsen vom 23. bis zum 25. Februar 2006Praxisseminar 2 „ Lehmbau nicht nur im Denkmalbereich“ Donnerstag 23. Februar 2006 - Anreise bis 14:00 Uhr14:30 - 18.30 Uhr Grundlagen Lehmbau, Lehmmörtel, Technische Prüfung und Einstufung der verschiedenen Lehmarten auf ihre Eignung, Ansetzen von Lehmmörteln (Theorie/ Praxis) Dipl. Ing. Sven Börjesson, Mitarb. UTZ der HWK zu Leipzig, Herr Bubnick, Restaurator im Handwerk 20:00 - 21:00 Uhr Lehmbautechniken (Theorie)• Stampflehm • Wellerbau • Ausfachungstechniken am Fachwerk • Innendämmungen aus Leichtlehmen (min. und organisch) • organische Innendämmungen in Verbindung mit Lehmwänden Freitag 24. Februar 2006 08:00 - 12:30 Uhr Traditionelle Lehmbautechniken Herstellen des Traggerüstes für Ausfachungen Ausfachen von Fachwerk mit Strohlehm

Lehmwickel für Deckenelemente(!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!)

13:30 - 18:00 Uhr Traditionelle Lehmbautechniken • Stampflehm • Wellerbau ab 19:00 Uhr Rustikaler Kaminabend mit Glühwein und Bratwurst im Rittersaal Samstag 25. Februar 2006 08:00 - 12:30 Uhr Moderne Lehmbautechniken • Mineralische Leichtlehme • Organische Leichtlehme • Anbringen und Beschichten von Schilfrohr- und Holzfaserweichplatten • 13:30 - 18:00 Uhr Putze auf Lehmuntergründen • Lehmputze • Kalkputze • Farbige Lehmputze (Gestaltungsvorschläge) • Lehmfarben • Kalkfarben ab 18: 00 Uhr Abreise
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[Ulrike Nolte]

Oh je - das ist aber a bisserl weit weg von uns hier in Ostwestfalen. Ich bin weiter auf der Suche nach dem Bauernhof. Ich bekomme diese Strohseile - wetten?

[Stefan Haar]

... das sind genau DIE Dialoge, die ich in dieser Runde so liebe ... Bange machen gildet nicht ... und ich schaffe es doch!!!

[Ulrike Nolte]

Hihihi
den Dickkopf hatte ich schon als Kind. Nur wurde ich da immer für geschimpft

Den Bauern hab ich über Umwege gefunden, natürlich muss ich heute erst noch anrufen. Ich berichte dann.

Das hier auch noch:
Bestaunt: die Strohseilmaschine des Ubstädters Werner Vetter aus dem Jahr 1930. Hinten wurden acht bis zehn Roggenstrohhalme eingelegt. Mechanisch verdrehte das Gerät die Naturware zu einem kräftigen Seil, das sowohl in der Landwirtschaft wie in der Industrie gefragt war. ?Wir haben damit schon einen Schlepper gezogen?, sagt Vetter zur Haltbarkeit des Seils. In einem Sulzfelder Steinbruchbetrieb wurden Strohseile noch 1970 für Steintransporte verwendet. Vetter hat sich aufs Sammeln von Landwirtschaftsgerät spezialisiert, war schon als Bub von der Landwirtschaft begeistert. ?Jetzt ist es mein Hobby.? 15 Pflüge nennt er sein Eigen, dazu vier Traktoren aus den 40er Jahren.

Geklaut von
http://www.zuzenhausen.de/Events/Jubila ... 20Pfad.htm

Und hier:
http://www.heidelsheim.de/Neues/Guinnes/guinnes.html
Bis zum Ende lesen ...

Nachtschlafene Grüße
Ulrike

[Ulrike Nolte]

Zwischenmeldung

hab noch niemanden erreicht. Die Hofmetzgerei hat geschlossen (in BW ist am 6. ein Feiertag) und eine andere Nummer finde ich nicht.

Bitte noch etwas Geduld.

LG
Ulrike

[Ulrike Nolte]

Noch ne Zwischenmeldung

In unserem Hauptort Lügde gibt es einen alten Brauch: den Osterräderlauf

Dafür wird vom Dechenverein Roggen angebaut, der mit einem alten Binder gemäht wird - da sitzt ein Mensch hinten drauf und bindet die Garben von Hand ab.

Dort habe ich eben eine Mail hin geschickt. Ich bin höllisch auf die Antwort gespannt. Denn das wäre optimal für unsere Lehmwickel: Roggenstroh aus heimischen Gefilden

Ich melde mich dann wieder.

Sonntägliche Grüße
Ulrike

PS: Natürlich habe ich auch gleich auf diese Marktlücke verwiesen - als Zubrot für die Vereinskasse

[christiane pflug]

Ich war auch nicht ganz untätig - brauche ja auch irgendwann lehmwickel, daher mein bisheriges ergebnis vom hessenpark

Betreff:   Strohseile

Sehr geehrte Frau Pflug,
in unserem Museum werden am Kelterfest Strohseile hergestellt und den
Museumsbesuchern zur Verfügung gestellt. Der nächste Termin ist der
30.09-01.10.06. Strohseile wurden früher zum Binden der Getreidegarben, als
Kern für den Metallhohlguß, beim Strohdachdecken, zur Isolierung von
Dampfrohre und hauptsächlich als Packmaterial (u.a. für die Korbflasschen)
benutzt. Die Seile wurden von Hand oder mit einer Strohspinnmaschine
hergestellt. Eine solche Maschine wird bei uns im Herbst (zumeist durch
unsere Schreiner) in Aktion gezeigt. Strohseile waren billig, aber nicht
besonders haltbar, weshalb sie zumeist für untergeordnete Zwecke benutzt
wurden. So findet man heute manchmal Strohseile als Packmaterial bei
Keramiklieferungen aus China.

Die Vorführung in der Seilerei zeigt die Herstellung von Hanf- oder
Sisalseilen mit einer anderen Maschine. Ich habe unseren Seiler nach
Fachliteratur gefragt und melde mich wieder, wenn ich weitere Informationen
habe.


Mit freundlichen Grüßen


Matthias Stappel
Diplom-Restaurator (FH)
Freilichtmuseum Hessenpark GmbH
Laubweg 5
61267 Neu-Anspach

Telefon: (0 60 81) 5 88 - 1 49
Telefax: (0 60 81) 5 88 - 1 50
www.hessenpark.de
mail: m.stappel@hessenpark.de

Das ist doch auch schon mal was , auf zum Kelterfest!
Oder eine Bestellorgie an Chinakeramik starten...

Wenn Ihr dann mal wickelt, sagt doch Bescheid - ich komme helfen und lernen...
viele grüße
christiane

[Ulrike Nolte]

Leider ist der Termin sehr spät im Jahr. Sonst wäre ich doch glatt mitgekommen. Aber bis dahin sollen unsere Lehmwickel wieder eingebaut sein. Heute habe ich gesehen, dass der Fußboden des Spitzbodens auch noch (teilweise) aus Lehmwickeln besteht.

Ich warte auf die Antwort der Dechen, bzw. wende mich an unseren ehemaligen Wurst-/Fleichlieferanten. Irgendwas wird schon gehen, da bin ich Optimistin

Herzlich grüßt
Ulrike

PS: vielleicht macht man ja im Detmolder Freilichtmuseum ähnliche Vorführungen - werde dort mal vorfühlen.

[Stefan Haar]

... ich nehme mal an, dass ihr nicht für das ganze Haus neue Lehmwickel benötigt ... dass man fertige Lehmwickel zwischenzeitlich auch schon wieder neu kaufen kann (z.B. Conluto oder Claytech) wisst ihr hoffentlich.

Wenn ich mir alleine den organisatorischen Aufwand vorstelle, den man benötigt, um vielleicht 20-30 Lehmwickel selbst herzustellen - aber wenns ums Prinzip geht, will ich natürlich niemanden bremsen

[Ulrike Nolte]

Na klar, Stefan

ich werfe die nicht mehr so guten Lehmwickel inkl. des Holzes hinaus, bzw. verheize das Holz.

Was für eine Verschwendung von gutem Eichenholz. Es muss doch möglich sein, auch heute noch, Lehmwickel selbst herzustellen. Mal abgesehen von der Schonung der Ressourcen dürfte das auch noch Spass machen. Ich wette dass, gäbe es das Stroh zu kaufen, es einige Fachwerkhausbesitzer gibt, die ihre alten Lehmwickel aufarbeiten würden.

Unglaublich, bei unserer wirtschaftlichen Lage gibt es tatsächlich noch etwas was es nicht gibt *kopfschüttel

Grüße
Ulrike

[Dietmar Fröhlich]

Hallo Ulrike,
es ist wirklich kein Problem, Lehmwickel selbst herzustellen. Das haben wir im Rahmen von Arbeitseinsätzen zur Sanierung einer Scheune (angedachte Umnutzung) schon gemacht.
Man braucht wirklich nur das entsprechende lange Stroh und Wasser und Lehmschlämme und passende Hölzer. Dafür hatten wir die alten wiederverwendet, da sie keinerlei Befall zeigten. Wieder einmal ein Beweis wie gut sich Holz und Lehm miteinander vertragen. Das Ganze ist freilich etwas zeitintensiv, macht aber auch Freude im Freundeskreis.

Gutes Gelingen wünscht Dietmar

[Ulrike Nolte]

Hallo Dietmar,

ich ging davon aus, dass es nicht besonders schwer ist, die alten Wickel aufzuarbeiten.

Schwer ist nur, an das lange Stroh ranzukommen. Wo hast Du es gefunden?

Viele Grüße
Ulrike