Ochsenblut 2

Fachgerechte Arbeiten, Materialien und Verfahren
salinodg
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Ochsenblut 2

Beitrag von salinodg »

Hallo,

hinter dem Begriff Ochsenblut-Farbe verstecken sich diverse Rezepturen. Der Begriff geht aber i.d.R. vom (dunkel) roten Farbton aus.

Gibt es Hinweise / Kenntnisse, daß es früher Rezepturen gab mit Zusatz von Bleiweiß als zusätzlicher Holzschutz ?

Grüße

salinodg
Dietmar Fröhlich
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Re:Ochsenblut 2

Beitrag von Dietmar Fröhlich »

Hallo Salinodg,
einen Bleiweißzusatz direkt in einer solchen Farbe Ochsenblut kann ich mir nur schwer vorstellen und ist mir auch nicht bekannt. Das Ergebnis wäre dann immer ein aufgehelltes Rotbraun bis hin zum Schweinchen-Rosa. (Andere Begriffe spare ich mir.) Die gestalterische Kraft des Ochsenblut-Farbtons geht dadurch in jedem Fall verloren. Auch ein Grundierungsanstrich mit Bleiweiß, auch wenn dessen Deckkraft nicht die stärkste ist, würde keinen keinen guten Rotbraunanstrich bringen, weil das Weiß immer durchscheint.

Anstriche waren früher immer etwas sehr Kostbares. Dreimal den gleichen Anstrich herzustellen, so daß man insgesamt einen deckenden Anstrich erhält, halte ich für recht selten.
Häufiger sind dagegen Bleimennige-Anstriche zu finden, jedoch nicht auf Holz, sondern als Rostschutz auf Schmiede- oder Gußeisen, aber auch als Schutzanstrich auf Sandsteinskulpturen, die nachträglich wieder farbig gefaßt, also bemalt wurden.

Mit Restauratorengrüßen
Dietmar
salinodg
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Re:Ochsenblut 2

Beitrag von salinodg »

Hallo Dietmar,

Danke für die Antwort. Es war auch für mich sehr schwer vorstellbar - einmal aus Gründen des Farbtons und dann wegen der Kosten.

Im Zusammenhang mit Sanierungen tauchen jedoch auch häufiger Fragen zur Entfernung der alten Farben auf. Unabhängig vom Bleiweiß möchte ich die Frage deshalb dahingehend erweitern, welche gesundheitlichen Risiken ggf. bei thermischen und mechanischen Verfahren auftreten könnten ?

Neulich stolperte ich sogar über die Frage, ob Ochsenblutfarbe in Zeiten von BSE überhaupt noch eingesetzt werden darf ::)

Farbige Grüße

salinodg
Dietmar Fröhlich
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Re:Ochsenblut 2

Beitrag von Dietmar Fröhlich »

Hallo Salinodg,
bei jeder Arbeit Arbeit, also auch beim Abnehmen alter Farbschichten sollte man sich schützen - vor Lösemitteln und Dämpfen. Früher hat man den Gesundheitsaspekt nicht so ganz ernst genommen.
Gegenfrage ist: Warum muß man denn immer alte Farbschichten heute entfernen.? Früher wurde das auch nicht so häufig gemacht, sondern immer wieder nach Bedarf (und Geld) neu übergestrichen. Wir sollten unser ästhetisches Empfinden einmal überprüfen und schulen.
Früher hatten auch die Anstrichsysteme besser aufeinander gehaftet. Die Physik & Chemie funktionierten. Es gab nicht so viele unterschiedliche Farbsysteme wie heute, die sich nun (teils) nicht mehr so gut miteinander vertragen. Man sollte eben immer innerhalb des gleichen Bindemittelsystems bleiben. Schade, daß es kaum noch traditionelle Ölfarbe gibt.
- Ob echtes Rinderblut (oder anderes Tierblut) wirklich jemals als Anstrich genutzt wurde, darüber habe ich bisher keine Infos. Es bleibt ja nicht dauerhaft rot und hat ohnehin keine Färbekraft. Als Pigment wurde Rost eingesetzt, also eine Art Englischrot, um einen angenehmen rotbraunen Ton zu erhalten.
(BSE-Grüße zurück)
Dietmar
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Stefan Haar
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Re:Ochsenblut 2

Beitrag von Stefan Haar »

Hallo Dietmar,

zu Deiner "Gegenfrage": alte Farbschichten einfach nur überstreichen kann man nach meinem Dafürhalten nur, wenn man genaue Kenntnis über die alten Farbschichten hat. Wenn es sich dabei ausnahmmslos um Leinölfarben handelt, geht das natürlich problemlos, aber wenn dazwischen diverse andere, filmbildende Schichten sind, muß ich den Plunder wohl oder übel abarbeiten. Ob dies dan sinnvollerweise mit Heißluft, per Sandstrahl oder Rotec-Verfahren, per Abbeizer oder sonstigem Verfahren geschieht, kann nur am Objekt selbst entschieden und ausprobiert werden.
AG-Bautechnik der IGB
Dipl.-Ing. Architekt

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Dietmar Fröhlich
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Re:Ochsenblut 2

Beitrag von Dietmar Fröhlich »

@ Hallo Stefan,
da hast Du in allen Punkten recht. Der voranschreitende "Segen" in der Materialentwicklung führt deutlich zu immer mehr Problemen und zu ganz neuen Stör- und Schadensbildern. Nicht nur bei den Anstrichsystemen. Das alles ist kaum noch durchschaubar und geht kaum ohne die Technischen Merkblätter.
Wir Restauratoren wissen, warum wir möglichst immer in den traditionellen Techniken bleiben. Nicht nur theoretisch aus denkmalpflegerischen Gründen. Vor allem auch wegen der Materialverträglichkeit.
Dietmar
Fledi
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Re:Ochsenblut 2

Beitrag von Fledi »

Mal eine generelle Frage zu den Farben Ochsenblutrot und Englischrot:

Wo liegt der Unterschied und gibt es historisch bedingt unterschiedliche Einsatzgebiete, z.B. aufgrund geographischer Lage?

Bleicht das Ochsenblutrot nicht mit der Zeit aus und wird zum helleren Englischrot?

Sorry, sind Anfängerfragen aber ich bin noch unschlüssig welchen Farbton ich wählen soll. ???

P.S.: Habe gerade bei Schöpf & Vollmer gestöbert und folgendes gelesen: "Englischrot: Eine Oxyderde, die im Fachwerkbereich als Ochsenblutrot bekannt ist...."
Was denn nu? Ist das dasselbe??
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Re:Ochsenblut 2

Beitrag von christiane pflug »

Hallo "fledi",

was soll den ochsenblutfarben werden???
christiane
Fledi
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Re:Ochsenblut 2

Beitrag von Fledi »

Die Fensteraußenrahmen (Zarge, falls das bei Fenstern genauso heißt wie bei Türen - also nicht der Fensterrahmen an sich).
Bisher ist die Farbkombination so:
Weißer Außenputz, Fenster weiß, Fensterläden grün und Fensterzarge englischrot (oder ochsenblut).
Ich versuche mal ein Bild anzuhängen vom jetzigen Zustand....
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Ralf Femmer | KS Freiberg
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Re:Ochsenblut 2

Beitrag von Ralf Femmer | KS Freiberg »

... ist das selbe, oder auch nicht. kommt darauf an wen du fragst. ;D
ich würde sagen, das ist das selbe.
fg
ralf
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salinodg
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Re:Ochsenblut 2

Beitrag von salinodg »

Hallo,

versuche mal ein bißchen zu systematisieren:

Rote Farbtöne (Pigmente) bestehen in der Regel aus Eisenoxid. Dabei unterscheidet man natürliche (mineralische) Pigmente (oxidhaltige Erden) und synthetische, die in verschiedenen Verfahren aus eisenhaltigen Verbindungen hergestellt werden.

Je nach Lagerstätte und Verfahren fallen die Töne unterschiedlich aus und variieren von gelb über rot und braun bis zu schwarz.

Durch Mischungen können dann wiederum bestimmte Farbtöne erzielt werden.

Für diese Palette von Farbtönen gibt es dann wieder verschiedene Bezeichnungen wie Englischrot, Eisenzinnober, Caput mortuum, Pompejianischrot und viele andere Phantasiebezeichnungen, die von Hersteller zu Hersteller (Anbieter) variieren.

Ein Englischrot von zwei verschiedenen Anbietern kann durchaus unterschiedlich ausfallen.

Bei Ochsenblut sieht das wieder etwas anders aus. Es kann durchaus einen Farbton bezeichnen, der dem Englischrot nahe kommt. Andererseits wurde früher aber auch Blut bzw. Serum von Rindern als Bindemittel zugesetzt. Da rote Pigmente früher aber auch durchaus üblich und verfügbar waren, hat sich irgendwann mal diese Bezeichnung Ochsenblut(rot) herausgebildet - und wird leider in vielen Zusammenhängen - auch fälschlich - benutzt..

Gruß
Fledi
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Re:Ochsenblut 2

Beitrag von Fledi »

Dankeschön! :)

Komisch aber daß EIN Anbieter beide Farbtöne im Programm hat.
Egal - ich nehme ochsenblutrot, klingt irgendwie besser für ein Bauernhaus.... ;D
salinodg
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Re:Ochsenblut 2

Beitrag von salinodg »

Ist durchaus möglich - schließlich sind die Farbtöne nicht normiert, sondern orientieren sich nur an historischen Vorbildern.
Dietmar Fröhlich
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Re:Ochsenblut 2

Beitrag von Dietmar Fröhlich »

Früher gab es keine Normung dafür. Je nach Herkunft der Pigmente, Art der Herstellung und der Art des Bindemittels können die Farbtöne mit gleichem Namen sehr unterschiedlich ausfallen.
Traditionelle Namen stehen manchmal neuen Wortschöpfungen gegenüber, meinen aber das gleiche. Beim Ochsenblut ist es mal anders herum: Neue Farben mit altem Namen. Es ist immer ein rötlichbrauner Farbton.
Traditionelle Ölfarben mit diesem Namen basieren hauptsächlich auf Eisenoxid, sprich Rost. Echtes Tierblut als Anstrich ist eher selten und geht mehr in graue Vorzeiten zurück. Da Blut kein wirkliches Pigment enthält, nur Farbstoff, ist es auch nicht so dauerhaft leuchtend und lichtecht.

Mit Restauratorengrüßen
Dietmar
Andreas Milling
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Re:Ochsenblut 2

Beitrag von Andreas Milling »

Ochsenblut --
Diesen Farbton kann man eigentlich nur mit Rotbraun bezeichnen.
Sicher könnte man die RAL - Farbkarte zur Hand nehmen, um
Vergleiche anzustellen.
Doch glaube ich, daß man bedenken muß, daß man früher nicht so hochfeine und normbare Pigmente herstellen konnte.
Jeder weiß, daß es sehr viele Farbenhersteller gibt , die
ihren " Kindern " auch Namen geben.
Zum Beispiel kann man Lasuren nicht nach RAL definieren, weil
diese auf unterschiedlichen Holzarten aufgrund ihrer Transparenz
farblich auch unterschiedlich ausfallen.
Bei deckenden Farben kann man den Farbton schon treffender
bezeichnen. -- zum Beispiel nach RAL
-
Aber ! --- Auch hier können noch leichte Farbunterschiede aufgrund
der Oberflächenbeschaffenheit des Trägermaterials entstehen.

Beispiele :
- Holz sägerauh
- Holz gehobelt
- Holz geschliffen
-
Weiterhin entsteht auf den beschriebenen Oberflächen auch
ein unterschiedlicher Glanz .
-
Nun habe ich einmal von unserem Farbenhersteller, mit dem
wir seit 10 Jahren sehr zufrieden sind, ein Farbmuster kopiert.
- " Nordisch Rot " - Na ja, Ochsenblut !

Bei Interesse verrate ich per pm die Adresse.
-
Mit schönen Grüßen zur Adventszeit
-
Andreas Milling
-
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