Gewissensfrage: Fachwerkausmauerungen mit Zementmörtel

Fachgerechte Arbeiten, Materialien und Verfahren
Konrad Fischer
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Re:Gewissensfrage: Fachwerkausmauerungen mit Zementmörtel

Beitrag von Konrad Fischer »

Arne Luetkens hat geschrieben: Ich habe vor die Wände von innen mit Lehm und Holzweichfaserplatten zu dämmen. Außerdem kommt eine Wandflächenheizung zum Einsatz.
...
Ich bin auf die Reaktionen gespannt. Schonmal vielen Dank im Voraus,

A.Luektkens
Vielleicht zu späte Reaktion:

Die nachträgliche Dämmung der historischen Konstruktion durch Nassbautechnik (Lehm) und Leichtbautechnik (Faser) halte ich nach den mir vorliegenden Erfahrungen für nicht zielführend. Daß die damit verbundenen Kosten jemals heiztechnisch eingespart werden, ist mehr als zweifelhaft.

Dämmen tut z.B. Massivholz mit vorteilhaftester Speicherkapazität (vgl. Lichtenfelser Experiment auf meiner Webseite) viel besser.

Obendrein wird das Fachwerkgefüge ganz grundsätzlich gefährdet, soweit nicht immer die Wandheizung läuft und trocknend wirkt.

Davon abgesehen halte ich auch die Wandheizung als die energieverschwendenste Variante. Mir sind mehrere Fälle bekannt, die bei deutlich über 20 bis 30 Liter Öl/qm geheizte Nutzfläche liegen. Ist auch logisch, da ein Großteil der Energie zum Tanzenlassen (Temperatur = Bewegung) der direkt am Rohr anliegenden Stoffmoleküle verjuckt werden, während bei offener Rohrführung die ganze schöne Strahlungswärme ohne weiteres zur Erwärmung des Raumoberflächen und der Menschen zur Verfügung steht.

Verblüffendes Sanierkonzept - warum nur so weit weg von historisch bewährter Bauweise?
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Arne Luetkens
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Re:Gewissensfrage: Fachwerkausmauerungen mit Zementmörtel

Beitrag von Arne Luetkens »

Zunächst vielen Dank für die beurteilung. Noch ist nichts zu spät.

Wird diese Dämmvariante denn wirklich so selten verwendet? Wenn man der Firma Claytec glaubt ist dieser Aufbau speziell für die Problematik entwickelt Daher ja auch die speziellen Dämmplatten (Diffutherm) Klar, ein Aufbau nur mit Leichtlehm aufgrund des homogenen Aufbaus und des Speichervermögens viel besser. Ich habe mich für diesen Aufbau entschieden, da ein dünner Wandaufbau eine Wesentlich größere Lichtausbeute bewirkt.

Ansonsten stehe ich Ihren theorieren etwas skeptisch gegenüber:

Nur das die an die Heizungsrohre angerenzenden Bereiche besonders aufgeheitzt werden hat ja noch keinen Energieverlust zur Folge. Die energie geht ja in keinem Fall verloren, es muß nur dafür gesort werden das sie ins Rauminnere, und nicht an die Außenfläche des Gebäudes geführt wird. Der einzige Nachteil den ich sehe ist das durch das "Tanzenlassen der Stoffmoleküle" eine evtl. unangenehme Trägheit entsteht. Einen besonderen Energieverlust sehe ich dadurch nicht. Aber mir ist das Thema und die damit zusammenhängenden Meinungsverschiedenheiten bekannt.

Gruß
Arne
Konrad Fischer
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Re:Gewissensfrage: Fachwerkausmauerungen mit Zementmörtel

Beitrag von Konrad Fischer »

Sie kennen doch die Geschichte mit den Fliegen und deren Nahrungsmittel. Mehrheit ist also kein Argument, sondern sollte uns eher skeptisch stimmen: Nur tote Fische schwimmen mit dem Strom.

Und was den sinnlosen Molekültanz betrifft, schaue ich erst mal auf die (mir als Sachverständigem zugänglich gemachten) Heizkostenabrechnungen - da siehts eben grottenschlecht aus.

Und dann grübel ich, warum wohl? Aha - die Bewegung verpufft eben sinnlos irgendwo. Und kommt an der für die Raumnutzung entscheidenden Raumoberfläche dadurch viel zu wenig und der spärliche Rest zu spät an.

Außerdem ist bei einer "dünnen" Wand ein sehr sinnvoller Solareintrag auch im Winter zu konstatieren. (Prof. Meiers Ueff-Werte geben darüber Auskunft, ich habe die Tabelle auf meiner Webseite.) Deren Beitrag am Tag wird bei Wandheizung voraussichtlich auch nicht so wirksam.

PS. Skepsis finde ich gut. Aber nicht nur drüberlesen, sondern den Nachvollzug der Theorien versuchen, um Widersprüche zu finden und die dann zur Sprache bringen. Ich bin hochgradig aufgeschlossen für inhaltliche Kritik, versprochen.
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Arne Luetkens
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Re:Gewissensfrage: Fachwerkausmauerungen mit Zementmörtel

Beitrag von Arne Luetkens »

Ich habe bisher noch keine Zeit gefunden mich mit Ihrer Theorie auseinandersetzten. Ich werde das aber noch nachholen.
Grundsätzlich bin ich auch allen Theorien aufgeschlossen. Das Entscheidende ist die Erklärung. Die muß wirklich schlüssig sein. Noch glaubwürdiger sind natürlich Erfahrungswerte. Auf die hoffe ich immer wenn ich in Foren Fragen stelle. Ich habe nicht viel von reinen Theorien, aussagen die nicht auf Erfahrungen, sondern auf reiner, teilweise übertiebener Auffassungen basieren.
Da ich selber häufig an großen Gebäuden Nachweise nach EnEV erbringen muß bin ich mit der Materie vertaut. Nach den ermittelten Werten werden von Hautechnikern die Heizungsanlagen dimensioniert. Und so daneben liegt man mit den Berechnungen wohl nicht. Selbst die umstrittenen 0-Energie Häuser sind doch zuerst einmal gerechnet worden, und sie funktionieren.

Was mich aber nun wirklich interessiert sind die Erfahrungswerte. Wer hat denn hier im Forum wirklich negative Erfahrungen mit Wandheizungen gemacht? An die 30% Einsparung glaub ich ja auch nicht. Solange nicht mehr Energie als bei herkömmlichen Heizungen benötigt wird, hat dieses Heizsystem seine Reize.

Gruß
Arne
Konrad Fischer
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Re:Gewissensfrage: Fachwerkausmauerungen mit Zementmörtel

Beitrag von Konrad Fischer »

Die mir vorliegenden Abrechnungsdaten bei Wandheizungssystemen belegen drastisch überhöhte Energieverbräuche. Und das bestätigen mir auch verschiedene enttäuschte Betroffene, die das aber nur telefonisch "behaupteten", sodaß ich da keine Abrechnungsbelege habe.

Ansonsten ist es wie bei Dämmstoff. Alle glauben, er wäre was Feines an der Wand, unterm Boden, zwischen und über den Sparren - weil man bzw. der Experte was rechnen kann. Daß schon die Ansätze Müll sind, darüber denkt kaum jemand nach. Und wenn es wie bei den Untersuchungen von Prof. Fehrenberg zigfach praktisch nachgewiesen wird, will man das auch nicht wahrhaben bzw. sucht nach absurden Mauslöchern.

In Torquato Tasso steht was zum vergeblichen Streit selbst der Götter gegen mangelnde Einsichtsfähigkeit. Dieser Meinung schließe ich mich an.
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Ralf Femmer | KS Freiberg
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Re:Gewissensfrage: Fachwerkausmauerungen mit Zementmörtel

Beitrag von Ralf Femmer | KS Freiberg »

@ Herr Fischer
Sie schreiben:
Sie kennen doch die Geschichte mit den Fliegen und deren Nahrungsmittel. Mehrheit ist also kein Argument, sondern sollte uns eher skeptisch stimmen: Nur tote Fische schwimmen mit dem Strom.

Soll das etwa bedeuten, das Wandheizungen die inzwischen am weitesten verbreiteste Heizungart in unserem schönen Land ist? Na dann ist mir doch glatt was entgangen.
Ich für meinen Fall bin mit meiner Wandheizung ausgesprochen zufrieden und meine Heizkosten sind nicht höher als vorher. Vielleicht sollte man am Beginn einer solchen Thesenanhäufung zu aller erst einmal die Frage stellen, wo wird diese Heizung eingesetzt. Sicherlich wird der Umzug aus einem Nullenergiehaus in ein denkmalgeschütztes Gebäude zu einem höheren Heizbedarf führen. Wie ist es aber bei dem Gebäude selber? Sie wollen mir doch nicht ernsthaft erzählen, dass Ihnen Heizkostenabrechnungen vorliegen, nach denen in einem nachträglich gedämmten Fachwerkhaus, das mit einer Wandheizung versehen wurde, die Heizkosten in die Höhe gingen?
Vielleicht sollte man den Nutzern mal empfehlen, die Fenster im Winter zu schließen. Ich persönlich halte jedenfalls nichts von solch undifferenzierten Betrachtungsweisen a la " mir liegen vor ".
Darüber hinaus halte ich auch nichts davon, pauschalisierende Rundschläge zu machen. Bisher war ich jedenfalls der Auffassung, dass wir hier qualifiziert und nach besten Wissen und Gewissen, Kulturgutpflegewilligen unter die Arme greifen. Es wäre schön, wenn das so bleiben würde.
Etwas stinkig
Ralf Femmer
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Re:Gewissensfrage: Fachwerkausmauerungen mit Zementmörtel

Beitrag von Stefan Haar »

Konrad Fischer hat geschrieben:
Davon abgesehen halte ich auch die Wandheizung als die energieverschwendenste Variante. Mir sind mehrere Fälle bekannt, die bei deutlich über 20 bis 30 Liter Öl/qm geheizte Nutzfläche liegen. Ist auch logisch, da ein Großteil der Energie zum Tanzenlassen (Temperatur = Bewegung) der direkt am Rohr anliegenden Stoffmoleküle verjuckt werden, während bei offener Rohrführung die ganze schöne Strahlungswärme ohne weiteres zur Erwärmung des Raumoberflächen und der Menschen zur Verfügung steht.
... es ist für mich dann schon etwas irritierend, wenn ein und derselbe Autor einerseits hier die Wandheizung verdammt und dafür die offene Rohrführung vor der Wand propagiert, andererseits aber auf seiner eigenen Homepage Detailzeichnungen darstellt in der die Führung der Heizungsrohre in der Wand hinter den Fußleisten für ganz toll befindet, weil sich dann die Strahlungswärme so positiv für den Raum bemerkbar macht.

Herr Fischer, ich halte viele Ihrer Ansätze und Einwände für durchaus bemerkenswert und schimpfe auch täglich über die Unzulänglichkeiten der EnEV, aber in vielerlei Hinsicht sind mir Ihre Auffassungen dann doch zu extremistisch und in der Praxis vermutlich nicht haltbar. Ich realisiere in meinem Eigenen Haus zur Zeit eine Wandflächentemperierung (Außenwände) auf Leichtlehmuntergrund und kann dann im nächsten Frühjahr über meine realen Erfahrungen berichten. Diese Basis fehlt mir bei Ihren Behauptungen oftmals.

Als unangenehmer empfinde allerdings Ihren offenbar bedingungslosen Drang zum Polarisieren und zum Polemisieren (zur Zeit in unserem Forum noch gemäßigt). Für viele mögliche Mitstreiter in der Sache machen Sie es damit unmöglich sich an Ihre Seite zu stellen. Vieles, was Sie sich in Vorträgen etc. Vorne aufbauen, reißen Sie dabei im nächsten Moment mit dem Hintern wieder ein.

Schade eigentlich :'(
AG-Bautechnik der IGB
Dipl.-Ing. Architekt

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