Betonanker auf Lehmwand ?

Fachgerechte Arbeiten, Materialien und Verfahren
Dietmar Fröhlich
Nicht angemeldeter User
Nicht angemeldeter User

Betonanker auf Lehmwand ?

Beitrag von Dietmar Fröhlich »

Hallo Fachleute,
gestern wurde ich gefragt, ob es materialverträglich ist, wenn auf eine alte Lehmweller-Wand, also Stroh in Schichten querliegend und dazwischen immer Lehm, recht weich, festgestampft (derzeit ohne Abdeckung) direkt ein Betonringanker gesetzt werden kann. Was wäre dabei zu beachten ?

Grüße in die Runde
Dietmar
salinodg
Globaler Moderator
Globaler Moderator
Beiträge: 713
Registriert: Mi 19. Feb 2003, 10:04

Re:Betonanker auf Lehmwand ?

Beitrag von salinodg »

Moin Dietmar,

ich glaube, die Frage der Materialverträglichkeit stellt sich hier nur nachgeordnet. Nach dieser (recht unvollständigen) Kurzschilderung sollten hier erst einmal die Zielsetzungen und die Statik diskutiert werden.

Ebenfalls Grüße in die Runde
Benutzeravatar
Stefan Haar
Globaler Moderator
Globaler Moderator
Beiträge: 888
Registriert: Sa 15. Feb 2003, 23:59
Wohnort: Wolfenbüttel
Kontaktdaten:

Re:Betonanker auf Lehmwand ?

Beitrag von Stefan Haar »

... ein Betonringanker hat für mich im Altbau nichts zu suchen ... wenn Beton, dann allenfalls unterhalb des Erdniveaus.

Irgendwie erinnert mich das Ganze an die statischen Maßnahmen beim Uslarer Rathaus, bei dem durchlaufende Deckenbalken durchgesägt wurden, um einem Stahlträger Platz zu machen :'(
Könnte es sein, das hier vielleicht ein Architektenwechsel die beste Lösung wäre?

Aber wir wollen da mal nicht zu früh mit Steinen werfen - vielleicht erfahren wir ja noch ein bisschen mehr über die Gründe dieser Maßnahme.
AG-Bautechnik der IGB
Dipl.-Ing. Architekt

Beiträge im Forum können lediglich allgemeine Betrachtungen und daher reine Meinungsäußerungen sein. Bei konkreten Sanierungsproblemen ist eine Einzelberatung durch einen Sachkundigen vor Ort zwingend erforderlich.
Dietmar Fröhlich
Nicht angemeldeter User
Nicht angemeldeter User

Re:Betonanker auf Lehmwand ?

Beitrag von Dietmar Fröhlich »

@ hallo Stefan, hallo salinodg,
ich bin auch Eurer Meinung und habe das dem Bauherrn schon längst mehrfach deutlich gemacht. Aber da ich "nur" Gemälderestaurator bin, reagiert eben mancher wie der "ungläubige Thomas".

- Zur Sache: Es sind die Außenwände (Pisebau) einer ehemaligen Scheune, die seit mehreren Jahrzehnten kein Dach mehr hat. Das Phänomen: Die ungeschützten Lehmwände lassen sich durch alle Jahreszeiten hindurch garnicht beeindrucken von der Witterung. Sie stehen eben...

Nun soll daraus wieder ein Unterstand werden mit einem Pultdach.
Das dazu oben eine einfache Holzkonstruktion reicht, wollte /will mir der Bauherr nicht glauben. Er ist eben Betonverfechter. - Und ich versprach: Ich lasse mal die Fachleute reden. (Eure Antworten werde ich ihm ausdrucken.)

Daß Bauantrag mit Statiker-Vorgaben nötig sind, weiß er alles. Ob er (Sternbild Stier) es macht, ist sein Bier...

Nachdenkliche Grüße
Dietmar
Benutzeravatar
Ralf Femmer | KS Freiberg
Senior Member
Senior Member
Beiträge: 903
Registriert: Mo 5. Mai 2003, 13:03
Wohnort: Zittau / Sachsen
Kontaktdaten:

Re:Betonanker auf Lehmwand ?

Beitrag von Ralf Femmer | KS Freiberg »

Also was mich viel mehr interessieren würde, ist die Frage, wie denn wohl aufdem Unterbau ein Ringanker aus Beton ein Verbindung mit der aufgehenden Wand eingehen soll?
Da das meiner Aufassung nach gar nicht funktioniert, ist ein solcher völlig fehl am Platz. Und die wichtigste Frage für mich ist, was soll der da für Vorteile bringen?
1. zu aufwendig
2. zu teuer
3. unnötig
Einfacher wäre es wohl, einfach einen Schwellenkranz zu legen und auf diesem ein entsprechendes Flachdach zu befestigen.
Äußerungen im Forum sind lediglich allgemeine Betrachtungen und daher reine Meinungsäußerungen. Bei Rechtsfragen wird in jedem Fall eine Beratung durch einen Rechtsanwalt empfohlen, bei Sanierungsproblemen eine Einzelberatung durch einen Sachkundigen vor Ort.
Benutzeravatar
Stefan Haar
Globaler Moderator
Globaler Moderator
Beiträge: 888
Registriert: Sa 15. Feb 2003, 23:59
Wohnort: Wolfenbüttel
Kontaktdaten:

Re:Betonanker auf Lehmwand ?

Beitrag von Stefan Haar »

... also ich bin auch "Stier" und sehe darin kein Problem ;)

Hauptaufgabe dürfte sein, dem Statiker klar zu machen, daß die Lehmwand schon immer als tragendes Bauteil fungierte und somit ein spezieller Einzelnachweis nicht erforderlich sein sollte.
Anderenfalls 'in Gottes Namen' ein tragende Holzkonstruktion Innen einstellen - zur Not auch Außen. Das hängt aber natürlich vom Baukörper und der vorgesehenen Nutzung ab.

Nur - Finger weg von diesem unsinnigen Beton-Ringanker!! - ich stimme Ralf in diesem Sinne völlig zu.
AG-Bautechnik der IGB
Dipl.-Ing. Architekt

Beiträge im Forum können lediglich allgemeine Betrachtungen und daher reine Meinungsäußerungen sein. Bei konkreten Sanierungsproblemen ist eine Einzelberatung durch einen Sachkundigen vor Ort zwingend erforderlich.
Benutzeravatar
Sven Teske | KS Dahme-Spreewald
Senior Member
Senior Member
Beiträge: 502
Registriert: Fr 29. Apr 2005, 11:10
Wohnort: Berlin / Münchehofe (Brandenburg LDS)
Kontaktdaten:

Re:Betonanker auf Lehmwand ?

Beitrag von Sven Teske | KS Dahme-Spreewald »

Das Problem das der Statiker hat, scheint mir auf der Hand zu liegen : Er findet einfach keine Befestigungsmittel (z.B. für einen Schwellenkranz), die eine Zulassung für eine Lehmwand haben. Habe mal auf Verdacht einen mir bekannten Statiker zu diesem Thema befragt.... Viele große Fragezeichen in seinem Gesicht.

Läßt sich die Aussteifung der Außenwand nicht über Maueranker o.ä. herstellen ?

Viele Grüße, Sven.
Teske + Schwiede Architekten
Sachverständige für Schäden an Gebäuden

Alle Beiträge im Forum sind ausschließlich allgemeine Betrachtungen und keinesfalls konkrete Sanierungsanleitungen oder Rechtsberatungen. Hierfür sind immer Einzelfallberatungen durch einen Sachkundigen vor Ort erforderlich.
Dietmar Fröhlich
Nicht angemeldeter User
Nicht angemeldeter User

Re:Betonanker auf Lehmwand ?

Beitrag von Dietmar Fröhlich »

Hallo in die Runde,
und Danke für die zahlreichen Antworten.
Das Problem des Bauherrn, des Statikers und der Zimmerei ist tatsächlich, wie Sven schon anmerkte: Wie bekommt man den Schwellbalkenring, auf dem dann die Dachstuhlkonstruktion steht fest. Da die Lehmwände zwar oben nicht mehr glatt sind, aber mehr als ausreichend dick, hatte ich vorgeschlagen, zunächst einen Balkenring oben mittig aufzulegen, der zu 3/4 in Lehm dann eingebaut wird. So kann dann auch nichts mehr bei Sturm wegfliegen, die Wände sehen oben wieder komplett aus und, wie Stefan schrieb, weitere Stützen sind auch möglich. An der offenen Seite des Unterstandes sowieso.

Danke für alle Meinungen
Dietmar
Antworten