Holz in Fachwerkaussenschale

Fachgerechte Arbeiten, Materialien und Verfahren
albifrons
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Holz in Fachwerkaussenschale

Beitrag von albifrons »

Liebe Forummitglieder,

ich baue soeben (Neubau) einen Haus in der Naehe von Stettin in Polen mit Fachwerkaussenschale (soll mit den umgebenden Bauernhaeuser moeglichst im Einklang bleiben). Faecher werden mit Mineralwolle gefuellt und verputzt sein.

Zur Wahl fuer die Holzkonstruktion habe ich Eiche, Kiefer oder verleimte Kiefer. Eiche ist mit etwa 900 Euro / m3 einfach viel zu teuer fuer mich. Also bleiben die letzten Moeglichkeiten. Trockenes Kiefernholz (1 Jahr gelagert) liegt bei mir um die 150 Euro / m3, Leimholz aus frischer Kiefer bei etwa 550 Euro / m3. Letzteres koennte ich mir gerade noch leisten, wenn es wesentlich besser als normale getrocknete Kiefer sein sollte. Ich finde aber leider keinen Rat diesbezueglich.

Entschuldigung wenn das Thema schon besprochen worden ist, ich habe leider nur die Kommentare bezueglich Neu/Altholz gelesen. Vergleich Neu- Leimholz habe ich nicht gefunden.

Waere fuer Kommentare sehr dankbar.

Uebrigens herzlichen Glueckwunsch fuer die Seite.

Pablo.
salinodg
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Re:Holz in Fachwerkaussenschale

Beitrag von salinodg »

Guten Morgen Pablo,

Zuerst zum Holz,

eine Entscheidung zwischen Eichenholz und Nadelholz ist natürlich auch eine Kostenfrage.

Man muß jedoch nicht pauschal zwischen dem einen und dem anderen entscheiden. Es sind durchaus auch Mischungen vorstellbar, z.B.

Die Fußschwelle aus Eichenholz, weil sie häufig im Spritzwasserbereich liegt und deshalb der Feuchte wesentlich stärker ausgesetzt ist als die anderen Hölzer. Eiche ist wesentlich resistenter.

Die aufgehenden Hölzer (Pfosten / Ständer, Streben) könnten dann aus Nadelholz sein. Wenn Du gut abgelagertes Kiefern-Kernholz bekommen kannst, spricht an und für sich nichts dagegen. Das teurere Leimholz wäre m.E. überflüssig.

Ein anderes Problem.:
Du willst die Gefache mit Mineralwolle füllen. Davon möchte ich dringend abraten. MW führt eindringende Feuchtigkeit nicht wieder ab und Du bekommst dadurch ganz schnell Probleme mit den Hölzern.

Ich würde Dir raten - je nach Bauart der umliegenden Häuser:

- Ausfachung mit Lehm und dann einen Kalkputz
- Ausfachung mit (weichgebrannten) Ziegeln mit Kalkmörtel

Für weitere Detailfragen müßten wir jedoch noch weitere Einzelheiten wissen.

Liebe Grüße
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Ralf Femmer | KS Freiberg
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Re:Holz in Fachwerkaussenschale

Beitrag von Ralf Femmer | KS Freiberg »

Hallo Pablo,
Für die Schwellen würde ich immer Eiche verwenden, wie salinodg schon sagt. Kiefer ist unproblematisch, aber wie gesagt, solltest du auf einen entsprechenden Kernholzanteil achten. Leimholz hat im wesentlichen drei Vorteile:
1. die Tragfähigkeit ist entsprechend höher
2. durch die Trocknung und die Schichtverleimung ist das Holz weitestgehend verwindungsfrei, d. h. es ist nicht mit nachträglichen Verdreheungen und ähnlichem zu rechnen.
3. durch dei Verleimung soll bei einem eventuellen Befall durch tierische Schädlinge die Ausbreitung nicht so groß sein, da diese durch die Leimfugen nicht durchgehen.
Zu deiner Ausfachung hat salinodg ja schon das wesentliche gesagt. Unbedingt überdenken !!!!!!!
fg
Ralf
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albifrons
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Re:Holz in Fachwerkaussenschale

Beitrag von albifrons »

Vielen Dank fuer die hilfreichen Antworten,

Den Ratschlag mit der Schwelle aus Eiche werde ich folgen. Ich hatte an eine Mischung von Hoelzern nicht gedacht, aber wie ich jetzt sehe, macht es durchaus Sinn.

Mit der Ausfachung aus MW muss ich ehrlich gestehen, dass ich jetzt ein bisschen in Verzweiflung gerate. Muss man denn immer die Arbeit der Architekten selbst erledigen? Ich habe den Eindruck, dass ich als Bauherr mehr Wissen haben muss als alle Fachmaenner unserer Baustelle in ihren eigenen Gebieten zusammen.

Na schoen, also bleiben wir praktisch:

Gibt es eine Alternative, wie ich das Holz bei Ausfachung mit MW vernuenftig vor Feuchtigkeit schuetzen koennte?

- Z.B. So etwas wie eine duenne Schicht zwischen MW und Holz, aus Lehm oder etwas anderes was diesselbe Funktion erfuellt?
- Bzw. einfach eine Hinterlueftung zwischen Aussenschale und Wand zu planen, die diese Feuchtigkeit entfernen koennte?
- Oder beides?

Das Haus wurde sorfaeltig dafuer geplant den Niedriegenergie-haus Standard zu erfuellen. Deshalb kriege ich Allergie, wenn ich daran denke an irgendeinen cm MW zu verzichten (selbst wenn Lehm auch isoliert).

So etwas brutales wie die Fach-innenseite des Holzes (also zwischen Holz und MW) mit einer warmen Asphaltbeschichtung zu schuetzen ist wahrscheinlich nicht etwas dauerhaftes bei arbeitendem Holz?

Nebenbei bemerkt, was der Umgebung angeht, gibt es eigentlich beides:

sowohl Faecher mit Ziegel gefuellt (im wesentlichen die bewohnten Haeuser) wie auch mit Lehm, verputzt und unverputzt (die Scheunen).
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Stefan Haar
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Re:Holz in Fachwerkaussenschale

Beitrag von Stefan Haar »

... manchmal muss man sich entscheiden - zwischen rechnerischem Niedrigenergiestandard und Wohlfühlatmosphäre 8)

Für den langfristigen Erhalt der Holzkonstruktion ist grundsätzlich folgendes zu beachten:

- Gewährleistung des konstruktiven Holzschutzes, d.h. ausreichender Dachüberstand, Schwelle mindestens 15 cm über Terrain ... Holz darf durchaus mal nass werden, sollte dann aber schnell wieder abtrocknen können.

- Die Gefache müssen gut kapillar leitfähig sein, d.h. aus Materialien, die Feuchtigkeit schnell aufsaugen UND gut wieder durch Verdunstung abgeben können. Porenbeton, Mineralwolle und Hartbrandsteine (Klinker) kommen somit absolut nicht in Frage. Besser sind weichgebrannte Backsteine, noch besser Lehmbaustoffe. Verputzt werden kann mit einem zweilagigen Kalkputz.


Wer sich und seinem Haus einen Gefallen tun möchte, macht einen homogenen Wandaufbau, der einen kapillaren Feuchtigkeitsaustausch nicht nur innerhalb der jeweiligen Wandebene ermöglicht, sondern auch quer zur Wandebene, d.h. zwischen Außenseite und Innenseite. Eine Luftschicht verbietet sich in diesem Zusammenhang.


... ich mag diese Dämmfetischisten nicht, die immer noch an diesen rechnerischen Humbug glauben ... :-X ;D ... und bin trotzdem Architekt.
AG-Bautechnik der IGB
Dipl.-Ing. Architekt

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Sven Teske | KS Dahme-Spreewald
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Re:Holz in Fachwerkaussenschale

Beitrag von Sven Teske | KS Dahme-Spreewald »

Ahoi,

dem kann ich grundsätzlich nur beipflichten und möchte noch folgendes ergänzen :

Die angesprochene Hinterlüftung ist grundsätzlich eine Möglichkeit, die aus dem Innenraum diffundierende Feuchte durch Konvektion "abzutransportieren". Leider korrospondiert diese "Entfeuchtung" nicht mit dem Gedanken des Niedrigenergiestandarts.

Darüber hinaus bleibt das Problem des geringen Wasseraufnahmevermögens der Mineralwolle (die wird von einigen Herstellern sogar extra hydrophob eingestellt !). Aus welchem Material besteht die Innenschale ? Welche Stärke hat die Innenschale ?


laß mal hören...

Viele Grüße, Sven.
Teske + Schwiede Architekten
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Wolfgang Riesner
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Re:Holz in Fachwerkaussenschale

Beitrag von Wolfgang Riesner »

Liebe Sven und Stefan,

Niedrigenergiestandard begleicht bei mir eine Rechnung, stimmt schon. Aber ausschliesslich eine Rechnung mit unserer Umwelt, glaubt mir (ich komme nicht auf die Kosten).

Die Innenschale ist aus Silikat-Bausteinen in 12 cm. Die Idee waere an der Innenschale jetzt durchgehend mit mind. 15cm MW zu isolieren, dann einen Lueftungsspalt lassen und dann die Aussenschale bauen. Muesste dann nur leider etwas "duenner" werden als geplant (12cm), weil ich sonst das Fachwerk zu sehr exponieren wuerde (eine Grosszuegige Ueberdachung ist da, aber wuerde durch die Verstellung des Fachwerks stark verkuerzt sein). Die Waermeverluste durch Konvektion koennte ich in Kauf nehmen, da sie nicht direkt an der Innenschale, sondern an der inneren MW-Beschichtung stattfinden wuerden (1.- Geringe Waermeabgabe, 2.- Begrenzte Konvektionsstroemung wegen kleiner Waermeunterschied).

Das Fachwerk wird auf einen Granitsockel stehen (20-40cm hoch, je nach Stelle) so wie die umgebenden Altbauten auch.

Wegen Luft- und Feuchtigkeitsaustausch zwischen Innenraeume und Aussenluft ist auch ein Lueftungssystem mit Waermerueckgewinnung eingeplant.

Das Haus befindet sich z.Z. in Rohbau mit fertigem Dach und ohne Fenster und Tueren.

Nochmals vielen Dank. Diese Diskussion bringt mich deutlich weiter. Ich muss leider jetzt etwas improvisieren.

Pablo
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