Eine Frage zu der grundsätzlichen Verarbeitung von Kalkputz auf Außenflächen habe ich, worauf ich in den vorhandenen Beiträgen noch keine Antwort finden konnte.
Es geht um gewohnliches Mauerwerk, sowohl weiche Ziegel und Porotonsteine. Der Handwerker ist fest gewählt und gibt an, er könne auch Kalkputz mit der Kelle verarbeiten. Ich soll die Fachgerechtigkeit (im eigenen Interesse) überwachen.
Meine Vorstellung vom Ablauf ist folgende:
Im ersten Durchgang werden tiefere Stellen in der Wand mit Mörtel aufgefüllt und ein Spritzbewurf wird überall, jedoch nicht deckend, aufgebracht. Dieser Mörtel kann etwas Zement enthalten.
Im zweiten Durchgang wird der selbstgemischte Kalkmörtel (welches Verhältnis?) flächendeckend (dünn) angeworfen. Ich meine, sie hätten früher die Fläche gleich dabei nur mit der Putzkelle glattgestrichen, was den bekannten vielflächigen Anblick ergibt. Fertig? Die ganze Abreiberei u.ä. geht mir gegen den Strich, zumal das doch tendenziell zu einer Flächenbegradigung führt, oder?
Hauptfragen: Genügt dieser zweilagige Aufbau? (Es soll nicht gestrichen werden.) Reicht "anwerfen und glattstreichen", oder muß der Putz weiter behandelt werden? Kritischer Punkt am Haus ist sicherlich der Giebel (Höhe) mit Westausrichtung. Dachüberstände sind gut (60 cm).
Richtige Ausführung von Kalkputz außen
Re: Richtige Ausführung von Kalkputz außen
Hallo,
bei dem gemischten Untergrund empfiehlt sich ggf. ein Putzträger, gerade bei den relativ glatten Porotonsteinen. Untergrund vor dem Putzen immer gut vornässen. Der Spritzbewurf sollte ca. 50 % flächendeckend sein - kann aber besser sollte keinen Zement enthalten.
Kalksysteme sind Dünnschichtsysteme - also besser zwei Schichten statt einer.
Wie stark soll denn der Schichtaufbau insgesamt werden??????
Entscheidend für das spätere Aussehen ist neben der Oberflächenbehandlung auch die Wahl der Sieblinie des Sandes (grob oder fein). Ein Kellenputz sieht m.E. auch besser aus als ein glatter (lebloser) Putz. Ein stärkeres Abreiben ist auf jeden Fall zu vermeiden, da das zu einer Bindemittelkonzentration an der Oberfläche führen würde, die die Karbonatisierung der unteren Schichten behindern würde.
Bei einem (zu empfehlenden) 2-lagigen Aufbau würde ich einen dickeren Unterputz mit gröberem Sand wählen (sand immer gewaschen). Das Größtkorn sollte ungefähr 40% der Schichtstärke haben - also bei 1,5 cm ca. 5- 6 mm bei stetiger Sieblinie.
Beim dünneren Oberputz ist dann wieder die gewünschte Oberflächenstruktur entscheidend. Wenn ein Feinputz gewünscht wird, sollte eine Sieblinie mit kleinem Größtkorn gewählt werden - also 0 - ca. 1 mm, ansonsten 0 - 2 mm (grobe Anhaltswerte.
Die Mischung sollte jeweils ca. 1 : 4 (Kalk zu Sand) betragen (Volumenteile).
Viel Erfolg
Bernd
bei dem gemischten Untergrund empfiehlt sich ggf. ein Putzträger, gerade bei den relativ glatten Porotonsteinen. Untergrund vor dem Putzen immer gut vornässen. Der Spritzbewurf sollte ca. 50 % flächendeckend sein - kann aber besser sollte keinen Zement enthalten.
Kalksysteme sind Dünnschichtsysteme - also besser zwei Schichten statt einer.
Wie stark soll denn der Schichtaufbau insgesamt werden??????
Entscheidend für das spätere Aussehen ist neben der Oberflächenbehandlung auch die Wahl der Sieblinie des Sandes (grob oder fein). Ein Kellenputz sieht m.E. auch besser aus als ein glatter (lebloser) Putz. Ein stärkeres Abreiben ist auf jeden Fall zu vermeiden, da das zu einer Bindemittelkonzentration an der Oberfläche führen würde, die die Karbonatisierung der unteren Schichten behindern würde.
Bei einem (zu empfehlenden) 2-lagigen Aufbau würde ich einen dickeren Unterputz mit gröberem Sand wählen (sand immer gewaschen). Das Größtkorn sollte ungefähr 40% der Schichtstärke haben - also bei 1,5 cm ca. 5- 6 mm bei stetiger Sieblinie.
Beim dünneren Oberputz ist dann wieder die gewünschte Oberflächenstruktur entscheidend. Wenn ein Feinputz gewünscht wird, sollte eine Sieblinie mit kleinem Größtkorn gewählt werden - also 0 - ca. 1 mm, ansonsten 0 - 2 mm (grobe Anhaltswerte.
Die Mischung sollte jeweils ca. 1 : 4 (Kalk zu Sand) betragen (Volumenteile).
Viel Erfolg
Bernd
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- Nicht angemeldeter User
Re: Richtige Ausführung von Kalkputz außen
Prima geschrieben, danke!
Ich frage aber noch mal deutlich nach: Genügt es, nach dem Anwerfen von ein paar Kellen die damit bedeckte Fläche glattzustreichen, oder muß man die Fläche noch anderweitig bearbeiten? (Das Reiben soll ja die die Oberfläche zum besseren Abbinden auflockern.)
Ich frage aber noch mal deutlich nach: Genügt es, nach dem Anwerfen von ein paar Kellen die damit bedeckte Fläche glattzustreichen, oder muß man die Fläche noch anderweitig bearbeiten? (Das Reiben soll ja die die Oberfläche zum besseren Abbinden auflockern.)
Re: Richtige Ausführung von Kalkputz außen
Hallo,
ich würde nicht so kleinräumig arbeiten (Arbeitsökonomie).
Besser wäre es, bei größeren Flächen setlich Latten in der beabsichtigten Schichtstärke anzubringen ud dann den Putz zuerst auf einer größeren Fläche anzuwerfen.
Ein Abreiben hat nichts mit einem besseren Abbinden zu tun, sondern stellt nur einen Glättevorgang und eine optische Oberflächenbehandlung dar. Eine spezielle Oberflächenbehandlung zur Qualitätsverbesserung ist nicht notwendig
Nach dem Anwerfen würde ich dann die größeren Flächen mit einer Latte oder großem Glättebrett die Flächen von unten nach oben grob abziehen, um die Schichtstärke einzustellen, und dann zum Schluß mit der Kelle nur glätten (Kellenstrichputz).
Bei dem dickeren Unterputz muß nicht unbedingt abgezogen werden. Man muß nur anhand der seitlichen Latten darauf achten, unterhalb der maximalen Schichtstärke zu bleiben.
Herzliche Grüße
Bernd
ich würde nicht so kleinräumig arbeiten (Arbeitsökonomie).
Besser wäre es, bei größeren Flächen setlich Latten in der beabsichtigten Schichtstärke anzubringen ud dann den Putz zuerst auf einer größeren Fläche anzuwerfen.
Ein Abreiben hat nichts mit einem besseren Abbinden zu tun, sondern stellt nur einen Glättevorgang und eine optische Oberflächenbehandlung dar. Eine spezielle Oberflächenbehandlung zur Qualitätsverbesserung ist nicht notwendig
Nach dem Anwerfen würde ich dann die größeren Flächen mit einer Latte oder großem Glättebrett die Flächen von unten nach oben grob abziehen, um die Schichtstärke einzustellen, und dann zum Schluß mit der Kelle nur glätten (Kellenstrichputz).
Bei dem dickeren Unterputz muß nicht unbedingt abgezogen werden. Man muß nur anhand der seitlichen Latten darauf achten, unterhalb der maximalen Schichtstärke zu bleiben.
Herzliche Grüße
Bernd
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- Nicht angemeldeter User
Re: Richtige Ausführung von Kalkputz außen
Sehr interessant! Das Abziehen (Richtscheit, Kartätsche) ist wohl der entscheidende Faktor. Nach meinen Erfahrungen wirkt das bei einem ohnehin schon geraden Bau meist tötend. Die Qualität (Haltbarkeit) mag es fördern, aber das bekannte Bild alter Gebäude wird damit wohl eher nicht erreicht. Ich mag es eben auch nicht, wenn die (ohnehin meist nur noch wenig erfahrenen) Putzer den recht glatten Putz dann noch durch stärkeres Kellen-Gegakle "nachstrukturieren" müssen. Das führt dann meist bloß zu Kellenspuren, indem sich eine Kante der Kelle etwas stärker eindrückt - was auch sonst, wenn keine "Buckel" (im mm-Bereich) mehr da sind.
Vielen Dank für die klare Antwort!
Vielen Dank für die klare Antwort!
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- Senior Member
- Beiträge: 767
- Registriert: Mo 17. Feb 2003, 17:34
Re: Richtige Ausführung von Kalkputz außen
Zwei Anmerkungen:
Porotonsteine sind keineswegs glatt, sondern relativ rauh, haben meist noch Rillen und zeigen eine gute Putzhaftung; Vorspritzen ist nicht unbedingt erforderlich. Extrem glatt sind Kalksandsteine und Klinker, wobei letztere noch schlecht saugen.
Abreiben führt nicht zu einer Bindemittelanreicherung an der Oberfläche, da die oberste Schicht ja immer weggerieben wird, wohl aber der Kellenglattstrich, durch Auspressen von Kalklösung durch den recht hohen Druck der Kellenkanter. Bei dünnen Putzlagen wird durch diese Anreicherung die Oberfläche aber sehr beständig. Wenn man Pigmente einarbeitet, wird die Farbe so deutlich satter (Fresko-Effekt).
Annageln von Latten bitte nicht bei Fachwerk - dadurch kommt es zu dem bauphysikalisch unerwünschten Kissenputz. Tipp: Untere Putzschicht mit der Schiene geradeziehen und kurz reiben, aber nicht mehr die oberste. So ergibt sich eine sehr angenehme leichte Wellung ohne zu deutliche Wellen.
Porotonsteine sind keineswegs glatt, sondern relativ rauh, haben meist noch Rillen und zeigen eine gute Putzhaftung; Vorspritzen ist nicht unbedingt erforderlich. Extrem glatt sind Kalksandsteine und Klinker, wobei letztere noch schlecht saugen.
Abreiben führt nicht zu einer Bindemittelanreicherung an der Oberfläche, da die oberste Schicht ja immer weggerieben wird, wohl aber der Kellenglattstrich, durch Auspressen von Kalklösung durch den recht hohen Druck der Kellenkanter. Bei dünnen Putzlagen wird durch diese Anreicherung die Oberfläche aber sehr beständig. Wenn man Pigmente einarbeitet, wird die Farbe so deutlich satter (Fresko-Effekt).
Annageln von Latten bitte nicht bei Fachwerk - dadurch kommt es zu dem bauphysikalisch unerwünschten Kissenputz. Tipp: Untere Putzschicht mit der Schiene geradeziehen und kurz reiben, aber nicht mehr die oberste. So ergibt sich eine sehr angenehme leichte Wellung ohne zu deutliche Wellen.