Sanierung Ziegelmauerwerk einer Remise
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Sanierung Ziegelmauerwerk einer Remise
Hallo!
Habe hier eine etwa hundert Jahre alte Remise, die zum größten Teil aus Ziegelmauerwerk 22x10x5 cm im Kreuzverband besteht. Das Mauerwerk ist zum Teil sehr stark mitgenommen durch Auswaschungen, Abplatzungen und unsachgemäßes Reparieren. Es gibt auch Setzrisse. Ich möchte gerne das Mauerwerk reinigen und die Fugen erneuern, nur wie? Einzelne Steine müsste man eigentlich ersetzen, nur womit und wie? Befürchte, dass durch Stemmen das Gefüge mehr zerstört als geheilt wird.
Möchte die Fundamente außen abschnittweise freilegen und Fugen sanieren, dann den oberirdischen Teil des Mauerwerks. Habe in diesem schönen Forum schon Tips zur Ziegelmauerwerksanierung gelesen. Gibt es hier weitere zur Mörtelzusammensetzung?
Die Dacheindeckung aus verstrichenen Handstrich-S-Pfannen (Reduktionsbrand) werden wir wahrscheinlich durch neue Pfannen mit Unterdach ersetzen. Gibt es dafür Abnehmer?
Viele Grüße N
Habe hier eine etwa hundert Jahre alte Remise, die zum größten Teil aus Ziegelmauerwerk 22x10x5 cm im Kreuzverband besteht. Das Mauerwerk ist zum Teil sehr stark mitgenommen durch Auswaschungen, Abplatzungen und unsachgemäßes Reparieren. Es gibt auch Setzrisse. Ich möchte gerne das Mauerwerk reinigen und die Fugen erneuern, nur wie? Einzelne Steine müsste man eigentlich ersetzen, nur womit und wie? Befürchte, dass durch Stemmen das Gefüge mehr zerstört als geheilt wird.
Möchte die Fundamente außen abschnittweise freilegen und Fugen sanieren, dann den oberirdischen Teil des Mauerwerks. Habe in diesem schönen Forum schon Tips zur Ziegelmauerwerksanierung gelesen. Gibt es hier weitere zur Mörtelzusammensetzung?
Die Dacheindeckung aus verstrichenen Handstrich-S-Pfannen (Reduktionsbrand) werden wir wahrscheinlich durch neue Pfannen mit Unterdach ersetzen. Gibt es dafür Abnehmer?
Viele Grüße N
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Re: Sanierung Ziegelmauerwerk einer Remise
Zum Rausnehmen einzelner Steine aus einem Mauerverband gibt es ein interessantes neues Gerät, Beschreibung im nächsten Heft des Holznagels. Bitte noch 14 Tage warten - dann liegt die Information gedruckt vor Ihnen.
Der Ersatz der Reduktionsbrandziegel, die ja offenbar durch aus noch gut sind, wäre ein denkmalpflegerischer Fundamentalfehler. Historische Dachziegel sind wichtige Bestandteile des Denkmals! Mit einem Unterdach kann und sollte man sie durchaus wieder aufdecken. Auch bei verstrichenen Pfannen geht meist nicht so viel kaputt, der Kalk fällt meist leicht ab. Ersatz liefert ggf. Ziegelei Meyer: http://www.meyer-vrasselt.de - zur Not auch in Handformversion. Siehe dazu auch HN 1/2008 ab Seite 19. sollte deren Standardformat nicht passen: Die Fa. ist flexibel und kriegt auch andere Längen, Schnitte etc. hin. Sie arbeitet mittlerweile auch für (mindestens) einen dänischen Handformziegelhersteller.
Der Ersatz der Reduktionsbrandziegel, die ja offenbar durch aus noch gut sind, wäre ein denkmalpflegerischer Fundamentalfehler. Historische Dachziegel sind wichtige Bestandteile des Denkmals! Mit einem Unterdach kann und sollte man sie durchaus wieder aufdecken. Auch bei verstrichenen Pfannen geht meist nicht so viel kaputt, der Kalk fällt meist leicht ab. Ersatz liefert ggf. Ziegelei Meyer: http://www.meyer-vrasselt.de - zur Not auch in Handformversion. Siehe dazu auch HN 1/2008 ab Seite 19. sollte deren Standardformat nicht passen: Die Fa. ist flexibel und kriegt auch andere Längen, Schnitte etc. hin. Sie arbeitet mittlerweile auch für (mindestens) einen dänischen Handformziegelhersteller.
- forenadmin
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Re: Sanierung Ziegelmauerwerk einer Remise
Moin nehlsarchitekt,
zunächst "Herzlich Willkommen" hier im Forum.
Ich kann DM nur beipflichten, bitte die alten Ziegel nach Möglichkeit unbedingt erhalten!
Sollte Ihnen der erwähnte HN = Holznagel 1|2008 nicht zur Verfügung stehen, bitte ich um
kurze Mitteilung, per E-Mail oder PN.
Herzliche Grüße
Thomas
zunächst "Herzlich Willkommen" hier im Forum.
Ich kann DM nur beipflichten, bitte die alten Ziegel nach Möglichkeit unbedingt erhalten!
Sollte Ihnen der erwähnte HN = Holznagel 1|2008 nicht zur Verfügung stehen, bitte ich um
kurze Mitteilung, per E-Mail oder PN.
Herzliche Grüße
Thomas
Gruß
Thomas Schomburg
Thomas Schomburg
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Re: Sanierung Ziegelmauerwerk einer Remise
Ich vergass noch auf ein wichtiges Detail hinzuweisen: Die offenbar original bauzeitlichen Ortgangziegel, die man auf der Giebelansicht sieht. auch diese unbedingt erhalten. Für kaputte gibts ebenfalls genannte Möglichkeit zum Ersatz.
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Re: Sanierung Ziegelmauerwerk einer Remise
Hallo, Herr Maschmeyer!Dietrich Maschmeyer hat geschrieben:Ich vergass noch auf ein wichtiges Detail hinzuweisen: Die offenbar original bauzeitlichen Ortgangziegel, die man auf der Giebelansicht sieht. auch diese unbedingt erhalten. Für kaputte gibts ebenfalls genannte Möglichkeit zum Ersatz.
Vielen Dank für die Antwort. Wir haben nebenan eine größere Scheune, die mit denselben Dachziegel gedeckt ist. d Leider ist ein Teil der Scheune abgebrochen worden, so dass bei der Instandsetzung Ziegel fehlen werden. Eines der Gebäude wird also neue Pfannen bekommen müssen. Wir könnten Remise oder Scheune mit den alten Pfannen decken; und auch gleichzeitig gucken, ob man vielleicht mit neuen durch Mischen ergänzen kann. Es ist richtig, dass die Pfannen eigentlich noch ganz gut aussehen. Warum? Weil das Dach nicht ausgebaut und die über die Jahrzehnte luftumspült waren. Vielleicht gibt ihnen ein Unterdach jetzt den Rest? Andererseits wollen wir unsere Autos in der Remise parken; wenn man schon investiert, muss moderner Komfort sein: dann wäre es ärgerlich, wenn ohne Unterdach Dreck und Schnee auf die Wagen rieselt...
Zum Ortgang sende ich zwei Bilder. Ich denke es handelt sich um Eternit- oder Blechwinkel die in den 60er oder 70er Jahren ehemals vorhandene Windfedern ersetzt haben.
Gruß N
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- Übergang Traufe zum Ortgang
- Traufe Ortgang Remise.jpg (69.29 KiB) 13126 mal betrachtet
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- Übergang Traufe / Ortgang
- Ortgang Remise.jpg (75.58 KiB) 13127 mal betrachtet
- forenadmin
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Re: Sanierung Ziegelmauerwerk einer Remise
Moin "N",nehlsarchitekt hat geschrieben:... Wir haben nebenan eine größere Scheune, die mit denselben Dachziegel gedeckt ist. Leider ist ein Teil der Scheune abgebrochen worden, so dass bei der Instandsetzung Ziegel fehlen werden. Eines der Gebäude wird also neue Pfannen bekommen müssen ...
müssen es immer neue Ziegel sein?
Vielleicht lassen sich auch Ziegel aus Zweitverwendung finden und verwenden?
Ziegel sind oft regional von gleicher Form und Farbe. Einfach einmal bei den
Händlern historischer Baustoffe nachfragen oder aber mal auf die Suche gehen,
wo gerade wieder ein Gebäude abgebrochen wird und es evtl. noch gut erhaltene
Ziegel gibt. Dies ist eigentlich immer die preisgünstigere Variante. Viel Glück!
Herzliche Grüße
Thomas
Gruß
Thomas Schomburg
Thomas Schomburg
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Re: Sanierung Ziegelmauerwerk einer Remise
OK, das mit den Ortgangziegel war wohl ein Vergucker. Die gehören ja eigentlich auch eher zu Falzziegeln.
Das Unterdach muss sein, das ist keine Frage. Aber da kann man doch mit einer anständigen Konterlattung die alten Ziegel wieder drauflegen. Hinsichtlich Haltbarkeit habe ich da keine Bedenken: Die natürlich Belüftung durch den Luftspalt und die nicht gerade luftdicht verlegten Ziegel sollte ausreichen. Und gerade die blaugedämpften Ziegel sind ausserordentlich verwitterungsbeständig, viel besser als die roten.
Nicht dass irgendjemand meint, ich kriegte Provision von Ziegelei Meyer. Aber um es noch mal zu betonen: Mit deren Ziegeln kann man wirklich alte Dächer ergänzen. Durch das absolut identische historische Herstellverfahren passen die Farben absolut. Und zwei gleich Dächer, die zueinander passen, sehen doch besser aus als ein altes und danben ein neues, oder?
Das Unterdach muss sein, das ist keine Frage. Aber da kann man doch mit einer anständigen Konterlattung die alten Ziegel wieder drauflegen. Hinsichtlich Haltbarkeit habe ich da keine Bedenken: Die natürlich Belüftung durch den Luftspalt und die nicht gerade luftdicht verlegten Ziegel sollte ausreichen. Und gerade die blaugedämpften Ziegel sind ausserordentlich verwitterungsbeständig, viel besser als die roten.
Nicht dass irgendjemand meint, ich kriegte Provision von Ziegelei Meyer. Aber um es noch mal zu betonen: Mit deren Ziegeln kann man wirklich alte Dächer ergänzen. Durch das absolut identische historische Herstellverfahren passen die Farben absolut. Und zwei gleich Dächer, die zueinander passen, sehen doch besser aus als ein altes und danben ein neues, oder?
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Re: Sanierung Ziegelmauerwerk einer Remise
Hallo, Herr Maschmeyer!Dietrich Maschmeyer hat geschrieben:Der Ersatz der Reduktionsbrandziegel, die ja offenbar durch aus noch gut sind, wäre ein denkmalpflegerischer Fundamentalfehler. Historische Dachziegel sind wichtige Bestandteile des Denkmals! Mit einem Unterdach kann und sollte man sie durchaus wieder aufdecken. Auch bei verstrichenen Pfannen geht meist nicht so viel kaputt, der Kalk fällt meist leicht ab. Ersatz liefert ggf. Ziegelei Meyer: http://www.meyer-vrasselt.de - zur Not auch in Handformversion. Siehe dazu auch HN 1/2008 ab Seite 19. sollte deren Standardformat nicht passen: Die Fa. ist flexibel und kriegt auch andere Längen, Schnitte etc. hin. Sie arbeitet mittlerweile auch für (mindestens) einen dänischen Handformziegelhersteller.
Die Fa. Meyer sendet mir Musterziegel. Habe Ihren Artikel über die Ziegelei gelesen. Dort schreiben Sie von "halbgaren" Ziegeln mit noch rotem Kern. Ich habe Ihnen einen zerbrochenen von meinen 35 x 23,5 cm fotografiert: ist das ein solcher halbgarer? Man kann den roten Kern sehen und die meherer Milimeter starke schwarze Hülle.
mfg N
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Re: Sanierung Ziegelmauerwerk einer Remise
Ja, das ist so eine nicht ausreichend durchgebrannte Pfanne. Zu erklären ist das folgendermassen:
Zunächst einmal werden die Pfannen mit offenem Feuer auf die Brenntemperatur aufgeheizt. Dabei ist Sauerstoff im Überschuss vorhanden, so dass die Brennware rot wird. Zum Dämpfen wird dann Gasflammkohle in den Ofen geworfen und dann sofort alle Löcher dichtgemacht. Der Sauerstoff im Ofen wird so vollständig aufgezehrt, und es bilden sich grossen Mengen Kohlenmonoxid. Das wiederum reduziert das für die Färbung verantwortliche Eisenoxid auf eine niedrigere Oxidationsstufe. In diesem Zustand ist das Oxid schwarz. Es hat aber noch ein weitere Wirkung: Das reduzierte Eisenoxid ist ein starkes Flussmittel und beschleunigt die keramische "Reifung" des Gefüges. Die Pfanne wird dadurch dichter und härter - und durch die Bildung des Minerals Pyroxen (und anderer) sehr verwitterungsbeständig. Der Ofen kühlt dann im luftdichten Zustand ab. Solche Sintereffekte gibt es übrigens auch beim rheinischen Steinzeug, das den letzten "Kick" seiner Verdichtung manchmal auch einem Reduktionsbrand verdankt. Aber das ist ein anderes Thema.
Wenn nun - z.B. durch ein Leck in der Abdichtung - zu früh Luft in den Ofen gelangt oder aus einem sonstigen Grund die Reduktion nicht durchgeht, reift das Gefüge nicht richtig aus, wie hier das Innere. Solche Ziegel klingen beim Anklopfen normalerweise nicht gut Die unausgereiften Minerale verwittern wesentlich schneller. Das ist durchaus mit einer Volumenzunahme verbunden. Wenn das Innere nicht hinreichend gereift ist, blättern die harten Aussenschichten ab, und innen drin ist eine ziemlich weiche Masse zu erkennen.
Nach den Farben ist Ihr Innengefüge auch recht weich. Blättern sieht man auf den Fotos aber nicht. Ob man solche Pfannen wiederverwendet, muss man im Einzelfall nach dem Klang entscheiden. Der hilft übrigens auch, Haarrisse zu erkennen.
Zunächst einmal werden die Pfannen mit offenem Feuer auf die Brenntemperatur aufgeheizt. Dabei ist Sauerstoff im Überschuss vorhanden, so dass die Brennware rot wird. Zum Dämpfen wird dann Gasflammkohle in den Ofen geworfen und dann sofort alle Löcher dichtgemacht. Der Sauerstoff im Ofen wird so vollständig aufgezehrt, und es bilden sich grossen Mengen Kohlenmonoxid. Das wiederum reduziert das für die Färbung verantwortliche Eisenoxid auf eine niedrigere Oxidationsstufe. In diesem Zustand ist das Oxid schwarz. Es hat aber noch ein weitere Wirkung: Das reduzierte Eisenoxid ist ein starkes Flussmittel und beschleunigt die keramische "Reifung" des Gefüges. Die Pfanne wird dadurch dichter und härter - und durch die Bildung des Minerals Pyroxen (und anderer) sehr verwitterungsbeständig. Der Ofen kühlt dann im luftdichten Zustand ab. Solche Sintereffekte gibt es übrigens auch beim rheinischen Steinzeug, das den letzten "Kick" seiner Verdichtung manchmal auch einem Reduktionsbrand verdankt. Aber das ist ein anderes Thema.
Wenn nun - z.B. durch ein Leck in der Abdichtung - zu früh Luft in den Ofen gelangt oder aus einem sonstigen Grund die Reduktion nicht durchgeht, reift das Gefüge nicht richtig aus, wie hier das Innere. Solche Ziegel klingen beim Anklopfen normalerweise nicht gut Die unausgereiften Minerale verwittern wesentlich schneller. Das ist durchaus mit einer Volumenzunahme verbunden. Wenn das Innere nicht hinreichend gereift ist, blättern die harten Aussenschichten ab, und innen drin ist eine ziemlich weiche Masse zu erkennen.
Nach den Farben ist Ihr Innengefüge auch recht weich. Blättern sieht man auf den Fotos aber nicht. Ob man solche Pfannen wiederverwendet, muss man im Einzelfall nach dem Klang entscheiden. Der hilft übrigens auch, Haarrisse zu erkennen.