Mauern mit Muschelkalk übertrieben?
- Arne Luetkens
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Re:Mauern mit Muschelkalk übertieben?
Ich habe für meinen Mauermörtel nun mittlerweile normales Weißkalkhydrat verwendet. Ein sehr auffälliger Unterschied gegenüber dem Muschelkalk scheint zu sein, das der Muschelkalk wesentlich schneller abbindet, und schon innerhalb weniger Tage eine erhebliche Druckfestigkeit aufweist. Das scheint bei dem Weißkalkhydrat wesentlich langsamer zu gehen.
(Ich habe Weißkalkhydrat der Firma FelsKalk verwendet)
(Ich habe Weißkalkhydrat der Firma FelsKalk verwendet)
Re:Mauern mit Muschelkalk übertieben?
Das schnellere Abbinden beim Muschelkalk kann ein Indiz für vorhandene Hydraulefaktoren sein.
I.d.R. werden diese Produkte auch als Werktrockenmörtel angeboten, aber nicht als "Kalk", wie der Nane suggerieren könnte.
Leider ist die genaue Mischung auch immer ein Firmengeheimnis. Dieser Umstand wird auch häufig - unabhängig von der Qualität der Produkte - von Denkmalpflegern kritisiert, da später keine unabhängige, nachvollziehbare Rekonstruktion des Putzaufbaus möglich ist.
Zitat von der Homepage der Fa. Baltus:
"... Mörtel sind Werktrockenmörtel nach DIN 18557 und enthalten als Bindemittel Kalk aus gewaschenen, gebrannten und gelöschten Seemuscheln. Die Zuschlagstoffe kommen aus geprüften, sauberen Vorkommen."
I.d.R. werden diese Produkte auch als Werktrockenmörtel angeboten, aber nicht als "Kalk", wie der Nane suggerieren könnte.
Leider ist die genaue Mischung auch immer ein Firmengeheimnis. Dieser Umstand wird auch häufig - unabhängig von der Qualität der Produkte - von Denkmalpflegern kritisiert, da später keine unabhängige, nachvollziehbare Rekonstruktion des Putzaufbaus möglich ist.
Zitat von der Homepage der Fa. Baltus:
"... Mörtel sind Werktrockenmörtel nach DIN 18557 und enthalten als Bindemittel Kalk aus gewaschenen, gebrannten und gelöschten Seemuscheln. Die Zuschlagstoffe kommen aus geprüften, sauberen Vorkommen."
- Arne Luetkens
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Re:Mauern mit Muschelkalk übertieben?
Na das passt, denn der verwendete Muschelkalk ist von Baltus (Bremer Muschelkalk).
Re:Mauern mit Muschelkalk übertieben?
Zum Thema "Eignung für gipshaltiges Mauerwerk":
Baltus weist in den Technischen Merkblättern (völlig richtig) darauf hin, daß der Werktrockenmörtel nur bei trockenem Mauerwerk angewendet werden sollte (also innen ?) - und gibt entsprechende Warnhinweise für feuchte-belastestes Mauerwerk.
Siehe auch unten: Gefahr der Bildung von mauerwerkszerstörenden Treiber-Mineralien (Ettringit, Thaumasit).
Baltus weist in den Technischen Merkblättern (völlig richtig) darauf hin, daß der Werktrockenmörtel nur bei trockenem Mauerwerk angewendet werden sollte (also innen ?) - und gibt entsprechende Warnhinweise für feuchte-belastestes Mauerwerk.
Siehe auch unten: Gefahr der Bildung von mauerwerkszerstörenden Treiber-Mineralien (Ettringit, Thaumasit).
- Stefan Haar
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Re:Mauern mit Muschelkalk übertieben?
... normale Schlagregenbelastung im Fassadenbereich war meines Wissens bisher kein Problem für den Muschelkalkmörtel von Baltus. Denke mal dass die Anmerkung eher auf ständig feuchte Sockelbereiche gemünzt ist.
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Re:Mauern mit Muschelkalk übertieben?
... mein Einwand bezog sich nicht auf die Qualität des Mörtels, sondern auf einen (feuchtebelasteten) Putzaufbau mit Sulfat-Trägern (wie Gips)
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Re: Mauern mit Muschelkalk übertrieben?
Hallo,
nach fünf Jahren Recherche, habe ich vor ein paar Monaten zufällig herausbekommen, wieso die Fugen des Mauerwerks in Schleswig-Holstein ortstypisch so hell, fast weiss sind. Ich fand einen Maurer, der gerade mit Bremer Muschelkalk restaurierte. Hätte ich von dioesem tollen Forum erfajhren, so hätte ich bei mir am Fachwerk nicht erst mit Sakret Fugmörtel rumprobiert. Zum Glück hab ich noch 95 Prozent der Gefache vor mir. Ist denn der Muschelkalk auch einfach als Fugmörtel für die Fachwerkfassade geeignet?
Bitte mal die genaue Bezeichnung und Hersteller des Mörtels hier posten.
PS: Für Sparfüchse noch eine dringende Warnung, nicht selbst Muscheln oder gar Seesand sammeln und verarbeiten. Die Salze aus dem Meersalz sind Gift für Eure geliebte Wand.
Gruss
Mick
nach fünf Jahren Recherche, habe ich vor ein paar Monaten zufällig herausbekommen, wieso die Fugen des Mauerwerks in Schleswig-Holstein ortstypisch so hell, fast weiss sind. Ich fand einen Maurer, der gerade mit Bremer Muschelkalk restaurierte. Hätte ich von dioesem tollen Forum erfajhren, so hätte ich bei mir am Fachwerk nicht erst mit Sakret Fugmörtel rumprobiert. Zum Glück hab ich noch 95 Prozent der Gefache vor mir. Ist denn der Muschelkalk auch einfach als Fugmörtel für die Fachwerkfassade geeignet?
Bitte mal die genaue Bezeichnung und Hersteller des Mörtels hier posten.
PS: Für Sparfüchse noch eine dringende Warnung, nicht selbst Muscheln oder gar Seesand sammeln und verarbeiten. Die Salze aus dem Meersalz sind Gift für Eure geliebte Wand.
Gruss
Mick
- Stefan Haar
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Re: Mauern mit Muschelkalk übertrieben?
Die Firma Baltus aus Bremen stellt Muschelkalkmörtel für verschiedene Anwendungen her. http://www.baltus-trockenbaustoffe.de/
Die Produkte sind als Sackware auch über den Baustoff-Fachhandel zu bestellen. Für größere Aufgaben gibt's natürlich auch Silo-Ware
Die Produkte sind als Sackware auch über den Baustoff-Fachhandel zu bestellen. Für größere Aufgaben gibt's natürlich auch Silo-Ware

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Re: Mauern mit Muschelkalk übertrieben?
Hallo zusammen,
entgegen meiner festen Absicht mich nicht einzumischen nun doch ein Beitrag. Mir scheinen noch ein paar Worte zur Entstehung/Herstellung von Kalk als Bindemittel sinnvoll zu sein.
Ausgangsmaterial ist Kalkstein aus dem Steinbruch oder von mir aus auch Kalkschalen von Muscheln etc. Dieses Kalkgestein wird gebrannt und verliert dadurch sein eingelagertes Kristallwasser. Das Ergebnis ist Brandkalk in mehr oder weniger großen Brocken. Den kann man mit etwas Mühe auch schon über den guten Baustoffhandel kaufen (damit sind allerdings nicht Obi und Konsorten gemeint!). Gibts in Jutesäcken mit Pfand drauf und ist zugegeben etwas umständlich. Diese Brocken Brandkalk lassen sich mit Wasser einlöschen. Details spare ich mir hier. Beim Einlöschen oder Einsumpfen wird Wärme abgegeben, es zischt und blubbert und ist vor Allem für die Augen nicht ganz ungefährlich. Also Schutzbrille tragen. Wenn die Kalkbrocken nach dem Brennen im Kalkwerk schon zu einem feinen Pulver zermahlen wurden heißt das Produkt Weißfeinkalk (nicht zu verwechseln mit Weißkalkhydrat). Auch das kann man über den gut sortierten Baustoffhandel in Papiersäcken kaufen und ebenfalls einlöchen oder einsumpfen. Schutzbrille tragen und Vorsicht mit Plastikbottichen wg. der Wärmeentwicklung! Das Ergebnis sowohl der eingelöschten Brandkalkbrocken wie auch beim bequemer handhabbaren Weißfeinkalk ist jedenfakks nachher eine quarkartige,weiße Masse und heißt jetzt Sumpfkalk.
Nach dem vollständigen durchsumpfen oder -löschen kann der Sumpfkalk nach ein bis zwei Tagen als Bindemittel für die Herstellung von Mauer- und Putzmörteln verwendet werden. Sumpfkalk ist unter Luftabschluß, also mit Wasserüberdeckung und frostfrei praktisch unbegrenzt lagerbar. Seine Eigenschaften verbessern sich mit der Lagerdauer immer weiter und er kann auch zu anderen Zwecken vom Mahler oder Stuckateur genutzt werden (das ist aber ein neues Thema). Er wird dann als Faßkalk in Plastiktonnen verkauft und ist im Gegensatz zum Weißfeinkalk nicht mehr ganz billig. Je nach der genauen Zusammensetzung des Ausgangsmaterials, also des ungebrannten Kalkgesteins hat das Endprodukt unterschiedliche Eigenschaften. Eine wichtige Eigenschaft ist die Erhärtungsfähigkeit mit oder ohne Luftabschluß. Die Spanne reicht vom Luftkalk der nur an der Luft erhärten kann über hydraulischen und hochhydraulischen Kalk bis zum Zement der auch unter Wasser, also völligem Luftabschluß schnell und vollständig erhärtet.
Duch das Einlöschen nimmt der Brandkalk das beim Brennen ausgetriebene Kristallwasser wieder auf was zu einer ca. 20% Volumenvergrößerung führt. An der Luft kann er auch noch Kohlendyoxid dazubekommen, so daß sich beim Erhärten wieder Kalkstein bildet. Die vollständige Aufnahme des Kohlendyoxides dauert einige Zeit und also dauert auch der Abbindeprozeß länger. In dieser Zeit sollte der Mörtel nicht zu schnell austrocknen um das Abbinden nicht zu stören.
Noch mal zurück zum Weißkalkhydtat das schon in der Diskussion genannt wurde. Hier hat die Industie den Vorgang des Einlöschens schon vorweggenommen und dabei das Löschwasser so genau dosiert daß kein Sumpfkalk sondern eben ein feines weißes Pulver entsteht. Vermutlich braucht es auch sonst noch einiger Kenntnisse und Tricks um dieses kleine Wunder zu erreichen. Mir ist das jedenfalls noch nicht gelungen. Das ist allerdings auch nicht schlimm, denn nach meinen Erfahrungen hat Sumpfkalk deutlich andere Eigenschaften und ist wesentlich besser als Bindemittel für Mörtel geeignet.
Eh das jetzt ermüdend wird hier noch ein von mir gerne verwendetes Mörtelrezept:
Mischungsverhältnis für Mauermörtel z.B. für Ausfachungen 1 zu 4. Also auf ein Teil Bindemittel kommen 4 Teile Sand. Ich bevorzuge scharfen Sand, also mit nicht nur feinem Korn. Das Bindmittel kann entweder nur Sumpfkalk sein oder auf 2 Teile Sumpfkalk ein Teil HK80 (hochhydraulischer Kalk in blauen Papiersäcken mit ca. 15% Zementanteil und Luftporenbildner, dann aber bitte alle Zementtüten auf der Baustelle konfiszieren und die Kofferräume der Maurer durchsuchen denn viele erleiden bei "Zemententzug" schwere psychische Qualen).
Beste Grüße aus Neuenknick
´
entgegen meiner festen Absicht mich nicht einzumischen nun doch ein Beitrag. Mir scheinen noch ein paar Worte zur Entstehung/Herstellung von Kalk als Bindemittel sinnvoll zu sein.
Ausgangsmaterial ist Kalkstein aus dem Steinbruch oder von mir aus auch Kalkschalen von Muscheln etc. Dieses Kalkgestein wird gebrannt und verliert dadurch sein eingelagertes Kristallwasser. Das Ergebnis ist Brandkalk in mehr oder weniger großen Brocken. Den kann man mit etwas Mühe auch schon über den guten Baustoffhandel kaufen (damit sind allerdings nicht Obi und Konsorten gemeint!). Gibts in Jutesäcken mit Pfand drauf und ist zugegeben etwas umständlich. Diese Brocken Brandkalk lassen sich mit Wasser einlöschen. Details spare ich mir hier. Beim Einlöschen oder Einsumpfen wird Wärme abgegeben, es zischt und blubbert und ist vor Allem für die Augen nicht ganz ungefährlich. Also Schutzbrille tragen. Wenn die Kalkbrocken nach dem Brennen im Kalkwerk schon zu einem feinen Pulver zermahlen wurden heißt das Produkt Weißfeinkalk (nicht zu verwechseln mit Weißkalkhydrat). Auch das kann man über den gut sortierten Baustoffhandel in Papiersäcken kaufen und ebenfalls einlöchen oder einsumpfen. Schutzbrille tragen und Vorsicht mit Plastikbottichen wg. der Wärmeentwicklung! Das Ergebnis sowohl der eingelöschten Brandkalkbrocken wie auch beim bequemer handhabbaren Weißfeinkalk ist jedenfakks nachher eine quarkartige,weiße Masse und heißt jetzt Sumpfkalk.
Nach dem vollständigen durchsumpfen oder -löschen kann der Sumpfkalk nach ein bis zwei Tagen als Bindemittel für die Herstellung von Mauer- und Putzmörteln verwendet werden. Sumpfkalk ist unter Luftabschluß, also mit Wasserüberdeckung und frostfrei praktisch unbegrenzt lagerbar. Seine Eigenschaften verbessern sich mit der Lagerdauer immer weiter und er kann auch zu anderen Zwecken vom Mahler oder Stuckateur genutzt werden (das ist aber ein neues Thema). Er wird dann als Faßkalk in Plastiktonnen verkauft und ist im Gegensatz zum Weißfeinkalk nicht mehr ganz billig. Je nach der genauen Zusammensetzung des Ausgangsmaterials, also des ungebrannten Kalkgesteins hat das Endprodukt unterschiedliche Eigenschaften. Eine wichtige Eigenschaft ist die Erhärtungsfähigkeit mit oder ohne Luftabschluß. Die Spanne reicht vom Luftkalk der nur an der Luft erhärten kann über hydraulischen und hochhydraulischen Kalk bis zum Zement der auch unter Wasser, also völligem Luftabschluß schnell und vollständig erhärtet.
Duch das Einlöschen nimmt der Brandkalk das beim Brennen ausgetriebene Kristallwasser wieder auf was zu einer ca. 20% Volumenvergrößerung führt. An der Luft kann er auch noch Kohlendyoxid dazubekommen, so daß sich beim Erhärten wieder Kalkstein bildet. Die vollständige Aufnahme des Kohlendyoxides dauert einige Zeit und also dauert auch der Abbindeprozeß länger. In dieser Zeit sollte der Mörtel nicht zu schnell austrocknen um das Abbinden nicht zu stören.
Noch mal zurück zum Weißkalkhydtat das schon in der Diskussion genannt wurde. Hier hat die Industie den Vorgang des Einlöschens schon vorweggenommen und dabei das Löschwasser so genau dosiert daß kein Sumpfkalk sondern eben ein feines weißes Pulver entsteht. Vermutlich braucht es auch sonst noch einiger Kenntnisse und Tricks um dieses kleine Wunder zu erreichen. Mir ist das jedenfalls noch nicht gelungen. Das ist allerdings auch nicht schlimm, denn nach meinen Erfahrungen hat Sumpfkalk deutlich andere Eigenschaften und ist wesentlich besser als Bindemittel für Mörtel geeignet.
Eh das jetzt ermüdend wird hier noch ein von mir gerne verwendetes Mörtelrezept:
Mischungsverhältnis für Mauermörtel z.B. für Ausfachungen 1 zu 4. Also auf ein Teil Bindemittel kommen 4 Teile Sand. Ich bevorzuge scharfen Sand, also mit nicht nur feinem Korn. Das Bindmittel kann entweder nur Sumpfkalk sein oder auf 2 Teile Sumpfkalk ein Teil HK80 (hochhydraulischer Kalk in blauen Papiersäcken mit ca. 15% Zementanteil und Luftporenbildner, dann aber bitte alle Zementtüten auf der Baustelle konfiszieren und die Kofferräume der Maurer durchsuchen denn viele erleiden bei "Zemententzug" schwere psychische Qualen).
Beste Grüße aus Neuenknick
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Re: Mauern mit Muschelkalk übertrieben?
Moin Wolfgang Riesner,
danke für die ausführliche Beschreibung. Ein Teil-Vorgang ist jedoch untergegangen. Beim Brennen wird aus dem Kalkstein (Calciumcarbonat) auch noch CO2 ausgetrieben. Dieses wird unter Anwesenheit von Wasser vom Mörtel aus der Atmosphäre wieder aufgenommen (Carbonatisierung). Erst dadurch wird der Kalkkreislauf wieder geschlossen.
Abschließende Frage: Welchen Vorteil soll es haben, bei Ausfachungen Mörtel mit einer Beimischung aus hochhydraulischem Kalk und Zement zu verwenden. Ich sehe erstens keine Notwendigkeit in Sachen Druckfestigkeit und zweitens die Gefahr der Rissbildung wehen größerer Starrheit und eine verminderte Wasseraufnahmefähigkeit.
danke für die ausführliche Beschreibung. Ein Teil-Vorgang ist jedoch untergegangen. Beim Brennen wird aus dem Kalkstein (Calciumcarbonat) auch noch CO2 ausgetrieben. Dieses wird unter Anwesenheit von Wasser vom Mörtel aus der Atmosphäre wieder aufgenommen (Carbonatisierung). Erst dadurch wird der Kalkkreislauf wieder geschlossen.
Abschließende Frage: Welchen Vorteil soll es haben, bei Ausfachungen Mörtel mit einer Beimischung aus hochhydraulischem Kalk und Zement zu verwenden. Ich sehe erstens keine Notwendigkeit in Sachen Druckfestigkeit und zweitens die Gefahr der Rissbildung wehen größerer Starrheit und eine verminderte Wasseraufnahmefähigkeit.
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- Nicht angemeldeter User
Re: Mauern mit Muschelkalk übertrieben?
Die sog. Starrheit, die sich in einem Lösen der Gefache aus der Konstruktion zeigen soll, ist keine Ursache des Mörtels sondern im Schwinden und Quellen des Holzes begründet. Die allgemeine Meinung, dass mit Lehm erstellte Gefache sich "anpassen" ist eine Mähr.Wir haben einen Fachwerkgiebel, der mit einer Ausfachung mit in Lehm gemauerten Ziegelsteinen ausgeführt ist und einen der mit HK80 erstellt ist. Aufgrund der eingebauten Maueranker in den mit HK80 erstellten Gefachen sind sie noch drin. Die in Lehm gemauerten Gefache sind fast alle verkeilt oder neu vermauert (Ausmauerung ca. 1910).
Wieso soll der Mörtel Wasser aufnehmen können. Wasser (Feuchtigkeit jeder Art) und Fachwerk beisst sich doch wohl.
Gruß, Reinhard
Wieso soll der Mörtel Wasser aufnehmen können. Wasser (Feuchtigkeit jeder Art) und Fachwerk beisst sich doch wohl.
Gruß, Reinhard
- Stefan Haar
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Re: Mauern mit Muschelkalk übertrieben?
Hallo Reini,
die Gefache haben die wichtige Aufgabe möglichst schnell Wasser (Schlagregen) aufnehmen zu können, um die Anschlußfugen zum Holz möglichst trocken zu halten (konstruktiver Holzschutz). Wichtig dabei ist natürlich, dass das Ausfachungsmaterial die aufgenommene Feuchtigkeit auch schnell wieder abgeben kann - sonst wäre ja Porenbeton wegen seiner guten Saugfähigkeit plötzlich ein gutes Ausfachungsmaterial, ist es aber nicht!
Herzliche Grüße aus Wolfenbüttel
Stefan
die Gefache haben die wichtige Aufgabe möglichst schnell Wasser (Schlagregen) aufnehmen zu können, um die Anschlußfugen zum Holz möglichst trocken zu halten (konstruktiver Holzschutz). Wichtig dabei ist natürlich, dass das Ausfachungsmaterial die aufgenommene Feuchtigkeit auch schnell wieder abgeben kann - sonst wäre ja Porenbeton wegen seiner guten Saugfähigkeit plötzlich ein gutes Ausfachungsmaterial, ist es aber nicht!
Herzliche Grüße aus Wolfenbüttel
Stefan
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Beiträge im Forum können lediglich allgemeine Betrachtungen und daher reine Meinungsäußerungen sein. Bei konkreten Sanierungsproblemen ist eine Einzelberatung durch einen Sachkundigen vor Ort zwingend erforderlich.
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- Nicht angemeldeter User
Re: Mauern mit Muschelkalk übertrieben?
Hallo Stefan,
das musst du mir jetzt erklären: Die Ausfachung soll das Wasser soweit aufnehmen, dass es nicht in die Fugen geraten kann?
Da ich ja nun aus einer ausgesprochenen Schalgregenregion komme, kann ich sagen, dass das Wasser ganzflächig (auch die Fugen) erfasst. So schnell wie Wasser die Wand herunterläuft kann kein Baustoff der Welt (außer Löschpapier) dieses Wasser aufnehmen. Die Fugen müssen immer dicht sein egal, welcher Baustoff sich im Gefach befindet. Über die Fläche der Ausmauerung gelangt niemals Wasser in die Konstruktion. Es sein denn ein Fachmann hat die Verfugung in Lehm ausgeführt oder der Putz ist so rissig, dass sich das Wasser darin seinen Weg suchen kann. Es sei dazu gesagt, dass in unserer Region auf der Wetterseite das Fachwerk der massiven Ziegelwand gewichen ist, aus der Erkenntnis heraus, das Fachwerk für Schlagregen beanspruchte Regionen ungeeignet ist.
Gruß, Reinhard
das musst du mir jetzt erklären: Die Ausfachung soll das Wasser soweit aufnehmen, dass es nicht in die Fugen geraten kann?
Da ich ja nun aus einer ausgesprochenen Schalgregenregion komme, kann ich sagen, dass das Wasser ganzflächig (auch die Fugen) erfasst. So schnell wie Wasser die Wand herunterläuft kann kein Baustoff der Welt (außer Löschpapier) dieses Wasser aufnehmen. Die Fugen müssen immer dicht sein egal, welcher Baustoff sich im Gefach befindet. Über die Fläche der Ausmauerung gelangt niemals Wasser in die Konstruktion. Es sein denn ein Fachmann hat die Verfugung in Lehm ausgeführt oder der Putz ist so rissig, dass sich das Wasser darin seinen Weg suchen kann. Es sei dazu gesagt, dass in unserer Region auf der Wetterseite das Fachwerk der massiven Ziegelwand gewichen ist, aus der Erkenntnis heraus, das Fachwerk für Schlagregen beanspruchte Regionen ungeeignet ist.
Gruß, Reinhard
- Stefan Haar
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Re: Mauern mit Muschelkalk übertrieben?
Hallo Reini,
mach ich doch gerne !
Selbstverständlich wäre es optimal, wenn die Fugen zum Fachwerk immer dicht wären, da Holz aber im jahreszeitlichen Wechsel quillt und schwindet ist aber eine Fugenbildung nahezu unvermeidbar. Dass sogenannte "dauerelastische" Fugenabdichtungen nicht wirklich dauerhaft funktionieren, brauche ich hier glaube ich nicht besonders zu betonen.
Mit der Saugfähigkeit der Ausfachung hat es Zweierlei auf sich:
1.: Wenn die Gefache Schlagregen aufsaugen können, wird die darunter liegende Fuge zum angrenzenden Holzbauteil deutlich entlastet. Hartgebrannte Klinker und wasserabweisender Mörtel sind hier also OUT.
2.: Wenn Wasser in die Fugen eingedrungen ist (direkt, oder auch kapillar) soll das Ausfachungsmaterial diese Feuchtigkeit möglichst schnell absaugen und die große Gefachoberfläche wieder verdunsten lassen. Auf diese Weise kann das Holz dann optimal trocken gehalten werden.
Lehmmörtel haben darüber hinaus den Vorteil, bei Feuchtezufuhr aufzuquellen und die Fuge abzudichten. Die niedrigere Gleichgewichtsfeuchte des Lehms gegenüber Holz und die damit verbundene konservierende Wirkung brauche ich hier sicher nicht noch einmal zu erläutern. Dass der Lehmmörtel dann durch einen Kalkmörtel vor Auswaschungen geschützt werden muß, ist natürlich klar.
Herzliche Grüße
Stefan
mach ich doch gerne !

Selbstverständlich wäre es optimal, wenn die Fugen zum Fachwerk immer dicht wären, da Holz aber im jahreszeitlichen Wechsel quillt und schwindet ist aber eine Fugenbildung nahezu unvermeidbar. Dass sogenannte "dauerelastische" Fugenabdichtungen nicht wirklich dauerhaft funktionieren, brauche ich hier glaube ich nicht besonders zu betonen.
Mit der Saugfähigkeit der Ausfachung hat es Zweierlei auf sich:
1.: Wenn die Gefache Schlagregen aufsaugen können, wird die darunter liegende Fuge zum angrenzenden Holzbauteil deutlich entlastet. Hartgebrannte Klinker und wasserabweisender Mörtel sind hier also OUT.
2.: Wenn Wasser in die Fugen eingedrungen ist (direkt, oder auch kapillar) soll das Ausfachungsmaterial diese Feuchtigkeit möglichst schnell absaugen und die große Gefachoberfläche wieder verdunsten lassen. Auf diese Weise kann das Holz dann optimal trocken gehalten werden.
Lehmmörtel haben darüber hinaus den Vorteil, bei Feuchtezufuhr aufzuquellen und die Fuge abzudichten. Die niedrigere Gleichgewichtsfeuchte des Lehms gegenüber Holz und die damit verbundene konservierende Wirkung brauche ich hier sicher nicht noch einmal zu erläutern. Dass der Lehmmörtel dann durch einen Kalkmörtel vor Auswaschungen geschützt werden muß, ist natürlich klar.
Herzliche Grüße
Stefan
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Re: Mauern mit Muschelkalk übertrieben?
Moin moin,
da sich die Diskussion hier schon erweitert hat,
auch noch meine Erfahrungen und Einschätzungen:
In den meisten Auseinandersetzungen werden die jeweiligen Mörteleigenschaften
oft unabhängig von der tatsächlichen Problemstellung als Pro/Contra gebracht.
Ausfachungen:
- sind statisch nicht belastet, d.h. Lehm oder Kalkmörtel reicht
- Härte eines Zementmörtels wird erst bei Recycling der Ziegel Problem
- Farbe des Zement-Mörtels meist grau :-( , aber egal wenn verputzt (mit Kalkmörtel)
- eine Fuge zum Holz gibt es immer, sehr enge Fugen sind schädlich
- Zementmörtel kann eingedrungenes Wasser nur schlecht in der Gefachfläche verteilen
- ein Verbund aus weichgebrannten Ziegel mit Kalkmörtel ist hoch kapillaraktiv, die Fugen werden entwässert
- Lehm/Lehmziegel hier am Besten
- ein Kalkputz auf der Ausfachung hilft auch hier und ist diffussionsoffen
- zum Mauern reicht immer Weißkalkhydrat CL90 plus gewaschener Sand
- beim Verputzen und Weißeln sollten eventuell 'bessere' Qualitäten verwendet werden
Mauern von Bruchstein (hier: hochfester Ruhrsandstein):
- zum neu Aufmauern reicht Weißkalkhydrat CL90 plus gewaschener Sand
- Traßkalkzusatz zum Weißkalkhydrat 1:2 ergab in Farbe und Endhärte dem Orginalbefund entsprechenden Mörtel
- Ausfugungen in der Tiefe von alten Mauerrissen (Statik) mit Trasskalk (wesentlich bessere Verarbeitung)
- statisch beanspruchte Bauteile wie Fensterlaibung und Stichbögen (Reparatur!) mit Traßkalk oder alternativ NHL 2 oder 5
- Selbstmordaktion Gewölbekellerreparatur im Bogen über Kopf: Traßzement Sackware
- Verputzen nur mit Weißkalkhydratmörtel oder besser (siehe oben)
So, daß war es erstmal,
liebe Grüße,
Philipp Kawalek
da sich die Diskussion hier schon erweitert hat,
auch noch meine Erfahrungen und Einschätzungen:
In den meisten Auseinandersetzungen werden die jeweiligen Mörteleigenschaften
oft unabhängig von der tatsächlichen Problemstellung als Pro/Contra gebracht.
Ausfachungen:
- sind statisch nicht belastet, d.h. Lehm oder Kalkmörtel reicht
- Härte eines Zementmörtels wird erst bei Recycling der Ziegel Problem
- Farbe des Zement-Mörtels meist grau :-( , aber egal wenn verputzt (mit Kalkmörtel)
- eine Fuge zum Holz gibt es immer, sehr enge Fugen sind schädlich
- Zementmörtel kann eingedrungenes Wasser nur schlecht in der Gefachfläche verteilen
- ein Verbund aus weichgebrannten Ziegel mit Kalkmörtel ist hoch kapillaraktiv, die Fugen werden entwässert
- Lehm/Lehmziegel hier am Besten
- ein Kalkputz auf der Ausfachung hilft auch hier und ist diffussionsoffen
- zum Mauern reicht immer Weißkalkhydrat CL90 plus gewaschener Sand
- beim Verputzen und Weißeln sollten eventuell 'bessere' Qualitäten verwendet werden
Mauern von Bruchstein (hier: hochfester Ruhrsandstein):
- zum neu Aufmauern reicht Weißkalkhydrat CL90 plus gewaschener Sand
- Traßkalkzusatz zum Weißkalkhydrat 1:2 ergab in Farbe und Endhärte dem Orginalbefund entsprechenden Mörtel
- Ausfugungen in der Tiefe von alten Mauerrissen (Statik) mit Trasskalk (wesentlich bessere Verarbeitung)
- statisch beanspruchte Bauteile wie Fensterlaibung und Stichbögen (Reparatur!) mit Traßkalk oder alternativ NHL 2 oder 5
- Selbstmordaktion Gewölbekellerreparatur im Bogen über Kopf: Traßzement Sackware
- Verputzen nur mit Weißkalkhydratmörtel oder besser (siehe oben)
So, daß war es erstmal,
liebe Grüße,
Philipp Kawalek