Entfernung von Ölfarben auf Kalkputz

[Sven Teske | KS Dahme-Spreewald]

Ahoi, ich habe ein problem bei dem Ihr mir hoffentlich weiterhelfen könnt. Ich erarbeite derzeit ein Sanierungskonzept für ein Brandenburger Herrenhaus bei dem sich auf einigen Kalkputzflächen Ölpaneelanstriche befinden.

Kennt jemand eine Möglichkeit diese Beschichtungen möglichst schonend für den Untergrund zu entfernen ?

Mit Abbeizern und mechanischen Verfahren habe ich schlechte Erfahrungen gemacht.

Die Abbeizer, die ein gutes Ablöseergebnis bringen, sind erstens derart ungesund das ich das keinem Handwerker zumuten möchte und sie erfordern darüber hinaus erhebliche Mengen von Wasser zum nachwaschen der behandelten Flächen. Hier kommt es dann häufig zu nachquellungen des Bindesmittels im Putz und in der Folge zu Ablösungen der Putzscheibe vom Untergrund.

Bei den mechanischen Verfahren die ich kenne wird die feste, den Zusammenhalt der Putzscheibe bildende, oberflächennahe Schicht zerstört. Im Ergebnis ist der Schaden irreparabel....

Ein anderes, funktionierendes Verfahren würde auch bei der Sanierung von Treppenhäusern im Berliner Geschoßwohnungsbau hilfreich sein. Dort sind solche Anstrichsysteme regelmäßig in den Treppenhäusern zu finden.

Wer kann helfen ?

Viele Grüße, Sven.

[salinodg]

Moin Sven Teske,

"reine" Ölfarben oder Alkydharzfarben lassen sich i.d.R. mit einem Gemisch aus eingesumpften Kalk und Schmierseife entfernen. (1:1).

Das Thema hatten wir im letzten Jahr bereits ausführlich behandelt. Du kannst hier die Suchfuktion benutzen. Ansonsten schick mir eine Mail - dann können wir ggf. telefonieren.

[Sven Teske | KS Dahme-Spreewald]

Hallo salinodg,

vielen Dank für den Hinweis. Ich habe die Artikel gelesen und werde es mal ausprobieren (vielleicht schon am Wochenende !?). Erfahrungsbericht folgt.

Viele Grüße, Sven.

[Dietmar Fröhlich]

In jedem Fall ist der von salinodg genannte, selbst herstellbare Abbeizer die ökologischste Variante. Es gibt ihn aber auch als Fertigprodukt.

Nach dem Abbeizen der Ölfarbschichten ist es nötig, gut nachzuwaschen. Die `Kunst`dabei ist, den Abbeizer mit Wasser zu neutralisieren und so zu entfernen, daß trotzdem möglichst wenig vom Wasser verplempert wird. Gerade im Sockelbereich bei alten Häusern kann eindringendes Wasser in Wand und Boden viel später schwerwiegende Folgeschäden bewirken.
Folien dienen nur teilweise zum Auffangen des Wassers. Mit Sägespänen hat man oft mehr Erfolg.

[salinodg]

Dietmar, vielen Dank für diese zusätzlichen Hinweise.
Ich möchte jedoch noch einen zusätzlichen Gedanken einflechten:

Die Neutralisation ist auch für eventuelle Folgeanstriche besonders wichtig. Hier ist die Alkalität der Materialien zu berücksichtigen, da z.B. ölhaltige Anstriche durch alkalische Untergründe zerstört werden. Holz-Untergründe werden deshalb auch nach der Verwendung kalk- und seifenhaltiger Abbeizer mit Säure neutralisiert.

Im vorliegenden Fall haben wir es aber mit einem alkalischen Anstrichgrund zu tun. Wenn der vorhandene Anstrich in der Vergangenheit vorschriftsmäßig durchgeführt wurde, hätte der Kalkputz vorher fluatiert (neutralisiert) werden müssen.

Ich bin jedoch im Moment überfragt, welche Wirkung der alkalische Abbeizer auf die fluatierte Oberfläche des Kalkputzes hat.

Vielleicht hat hier ein Teilnehmer noch eine Idee.

Diese Frage ist besonders relevant, wenn wieder ölhaltige Anstriche eingesetzt werden sollen. Im Falle von alkalischen Kalk- und Kalk-Kasein-Farben dürfte dieser Aspekt m.E. aber zu vernachlässigen sein.

Eventuell wäre auch noch zu prüfen, ob ggf. bleihaltige Fluate einesetzt wurden, und welche gesundheitlichen Beeinträchtigungen daraus entstehen könnten.

Liebe Grüße und ein sonnenreiches Wochenende.

[salinodg]

@ Sven Teske

Gab es denn am Wochenende den Test ??

[Sven Teske | KS Dahme-Spreewald]

Hallo Salinodg,

leider noch nicht. Bei uns brennt im Moment im Büro die Luft und dann ist erstmal Urlaub fällig.....

Weiteres nach dem Urlaub. Ausprobieren werden wir das auf jeden Fall.

Viele Grüße, Sven.

[Dietmar Fröhlich]

Hiermit soll noch ein anderer, ähnlicher Aspekt hinzu kommen, nämlich das Ablaugen von Farben auf Holz. Dazu gibt es professionelle Firmen, die dies recht preiswert in einem Wannenverfahren anbieten. Das Holz sieht danach zwar dem gewünschten Effekt "wie neu" aus in seiner ursprünglichen Holzmaserung. Keine Frage
Die Türen, Fenster (ohne Glas) etc. werden komplett durch Volltränkung in Natronlauge behandelt und abgewaschen.
Hinterher hat man jedoch kein so echtes Holz mehr, weil es mit einem aufgesaugten Chemiecocktail weiterwirkt, daß man es kaum noch mit der Hand anfassen mag.
Es wurde schon oft darauf hingewiesen, daß dabei nicht nur die Farbe oberflächlich abgelaugt wird, sondern es gehen auch die Leime kaputt. Was nützt ein verleimtes Fenster ohne Leim ?
Ich habe schon Türen gesehen, die waren buchstäblich nur noch einzelne Bretter. Ein Rahmen hat sich danach allein durch sein Eigengewicht total verzogen. Die Füllungen passen nicht mehr, so daß man hindurch schauen kann.

Die Meinungen gehen auch hier weit auseinander. Wie schon gesagt: Es funktioniert prima. Aber das Ergebnis reicht oft recht weit übers Ziel hinaus. Und von ökologisch kann dabei keine Rede sein. - Aber preiswert isses...

[Ralf Femmer | KS Freiberg]

Hei Dietmar,
sicherlich war es in früheren Zeiten ein Problem. Mangelnde Aufsicht und Kontrolle beim eigentlichen Ablaugevorgang haben immer wieder zu den von dir genannten Problemen geführt. Inzwischen gibt es aber durchaus Betriebe, die in Kabinen arbeiten und direkt nach dem Ablaugevorgang eine Reinigung des Bauteils vornehmen. Damit ist zumindest die Gefahr ausgeschlossen, dass sich die entsprechenden Stücke entleimen. Die Oberfläche wird auch bei diesem Verfahren abgelaugt aussehen. Das halte ich aber bei z.B. Türen, die später wieder gestrichen werden sollen, nicht wirklich für ein Problem. Entscheidend ist hier, wie eigentlich immer, der behutsame Umgang mit dem entsprechenden Bauteil. Unter www.blankholz.de kann man sich das Verfahren sehr schön ansehen.
Ps.: ein Ergebnis, das weit über das Ziel hinausreicht, hat es letztlich doch auch verfehlt, oder?

[Dietmar Fröhlich]

Hallo Ralf,
die von Dir empfohlene Internetseite hab ich mir angesehen. Das macht doch einen guten Eindruck.! Auch die Preise liegen einiges unter dem was ich bisher kannte.
Deshalb kann man die Firma in Weimar sicher gut weiterempfehlen bei allen beweglichen Holzteilen. Eine Türzarge würde ich nicht ausbauen, sondern mit Heißluftfön oder Ökoabbeizer behandeln.

Frohes Schaffen und Grüße wieder
Dietmar