bröselnder Sandstein

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Katinka
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bröselnder Sandstein

Beitrag von Katinka »

Hallo

Ich bin neu in diesem Forum und über die Zeitschrift Landlust auf diese Website gestoßen.

Wir interessieren uns für ein altes Haus, das unter anderem einen Sandsteinsockel besitzt. Einige Steine dieses Sockels sind so bröselig, daß man sie mit dem Fingernagel zu Staub zerbröseln könnte, während andere vollkommen in Ordnung sind. Was hat das zu bedeuten? Ist ein solcher Schaden beträchtlich? Muß man sofort etwas unternehmen?

Ich freue mich über eine Info.
Vielen Dank vorab
Katinka
Dietrich Maschmeyer
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Re: bröselnder Sandstein

Beitrag von Dietrich Maschmeyer »

Vermutlich handelt es sich um Schäden durch Versalzung (Kristallisation) bzw. Verwitterung. Für die weitere Beurteilung wären Fotos und Angaben über die Art/Herkunft des Sandsteins sinnvoll - bitte einstellen!. Eine Angabe der Scahdensbereiche (Sockel/weiter oben oder Stall/ Wohnbereich) können schon etwas über die Herkunft solcher Salze sagen

Die Steinschäden sind in der Regel irreparabel. Der eventuell noch feste Kern kann aber ggf. durch Entsalzung oder ähnliches noch gerettet werden - wenn es sich lohnt. Wichtig ist jedoch, die Diffusion von Salzen aus dem Boden in den Stein zu unterbinden (Wenn es kein Mauersalpeter ist). Die Art der Salze kann der Fachmann feststellen (Sulfate = aus dem Boden, Nitrate = aus Mist, Urin und dergleichen).
Katinka
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Re: bröselnder Sandstein

Beitrag von Katinka »

Sehr geehrter Herr Maschmeyer,

vielen Dank zunächst für die prompte und informative Antwort.
Die Schäden befinden sich am Wohnhaus, im Sockelbereich, ca. 75 cm vom Boden aus, teils im Bereich des Sturzes der Kellerfenster und an anderen Stellen in diesem Bereich. Das Haus steht in einem Gebiet mit recht hohem Grundwasser, im Spessart (voher vermutlich auch der Sandstein stammt) und so wurde in der Vergangenheit bereits eine Sperre ringsherum eingebracht, die es bisher erfolgreich verhinderte, daß Wasser weiterhin von unten nach oben aufsteigt. Unterhalb dieser Sperre (ca. 15-20 cm vom Boden) ist der Sandstein äußerlich bei hoher Luftfeuchtigkeit dunkler und teils moosiggrün. Darüber ist er augenscheinlich trocken. Die Kellerwände sind von innen alle verputzt.

Fotos zu diesen Stellen habe ich im Moment nicht parat. Ich werde versuchen diese im Laufe der kommenden Woche nachzureichen.

Wir haben zwischenzeitlich über einen Steinmetz erfahren, daß es eventuell Möglichkeiten geben soll, den Verfall dieser Steine aufzuhalten indem man, nach einer Probe, so eine Art Impregnierung aufstreichen kann, wobei dies auch nur für begrenzte Zeit Abhilfe schaffen soll und obendrein je nach Produkt auch noch mit Risiken verbunden sein soll.

Können Sie, oder natürlich auch andere Leser, hierzu Hinweise oder Empfehlungen aussprechen worauf zu achten wäre?

Danke vorab,
Katinka
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Sven Teske | KS Dahme-Spreewald
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Re: bröselnder Sandstein

Beitrag von Sven Teske | KS Dahme-Spreewald »

Hallo Katinka,

mit der "Imprägnierung" meinte der Steinmetz vermutlich eine Hydrophobierung. Diese ist jedoch nur bei einer Feuchtebelastung durch Schlagregen oder Spritzwasser sinnvoll. Wie von Dietrich Maschmeyer ausgeführt ist es unabdingbar die Ursache für die Salzbelastung, mithin die Feuchtebelastung, zu ermitteln. Erst wenn Du die kennst, kann man ein (seriöses) Sanierungskonzept erarbeiten. Alles andere ist stochern im Nebel....

Gruß, Sven.
Teske + Schwiede Architekten
Sachverständige für Schäden an Gebäuden

Alle Beiträge im Forum sind ausschließlich allgemeine Betrachtungen und keinesfalls konkrete Sanierungsanleitungen oder Rechtsberatungen. Hierfür sind immer Einzelfallberatungen durch einen Sachkundigen vor Ort erforderlich.
Katinka
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Re: bröselnder Sandstein

Beitrag von Katinka »

Hallo,
sorry mit viel Verspätung hier nun die Bilder vom bröselnden Sandstein zwecks Begutachtung. Ich hoffe sie sind aussagekräftig genug.
Besten Dank vorab,
Katinka
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salinodg
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Re: bröselnder Sandstein

Beitrag von salinodg »

Zunächst fällt erst einmal auf, daß da jemand ziemlich unfachmännisch mit Zementmörtel ausgefugt hat.
Der Mörtel sollte immer weicher sein als der Stein!
Mladen Klepac
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Re: bröselnder Sandstein

Beitrag von Mladen Klepac »

Hallo Katinka

In der Natur bewundern wir oft bizarre Formen, entstanden durch Verwitterung. Mörtel und Steine werden an Bauwerken durch gleiche Einwirkungen allmählich abgebaut. Der Zerfall ist ein natürlicher Vorgang ,den man zwar verzögern, aber nie ganz aufhalten kann.
Der Einsatz ungeeigneter Baustoffe, es soll ja wieder schön werden, führt oft zu noch mehr Schäden, - Maskerade statt Behebung.

Grüße
Mladen
Dietrich Maschmeyer
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Re: bröselnder Sandstein

Beitrag von Dietrich Maschmeyer »

Wie es aussieht, handelt es sich um eine Verwitterung durch Salzkristallisation in einem mässig porösen, offenbar quarzitischen Sandstein. Die Salze bilden sich offenbar nur entlang der Fugen. Mögliche Ursache: Bildung von Treibmineralien (Ettringiten) im Sandstein durch Eindringen von Sulfaten und deren Reaktion mit Fugenmörtel und lehmigen Bestandteilen des Sandsteins. So was beobachtet man auch bei zu weich gebrannten Backsteinen.

Da der Schaden relativ begrenzt ist, böte sich wohl in etwa folgende Sanierung (in dieser Reihenfolge!) an:

- Verifizierung der Treibmineralbildung (Experten hinzuziehen)
- Beseitigung der Ursachen, vermutlich also wohl der Wanderung von Sulfaten im Mauerwerk. Sie stammen mit höchster Wahrscheinlichkeit per Kapillarleitung aus dem Boden, möglicherweise auch aus Hintermauerung und unter gewissen, wenig warhscheinlichen Umständern sogar aus dem Mörtel, wenn es sich nämlich um Gipsmörtel handeln sollte (Gipsmörtel sind besonders in Thüringen verbreitet)
- Entfernung aller bröseligen Bestandteile und tiefes Auskratzen der Fugen.
- Neuverfugung mit mässig hydraulischem Kalkmörtel (Mischung von 2/3 Luftkalk und 1/3 hochhydraulischem Kalk mit 3 Teilen scharfem Sand) - vor allem deshalb, weil es sich um die auswaschungsgefährdete Sockelzone handelt

Zementmörtel aller Art ist in solchen Fällen fast immer Gift!
Katinka
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Re: bröselnder Sandstein

Beitrag von Katinka »

Wie können/sollen die Ursachen beseitigt werden, wenn sie durch die Kapillarwirkung bedingt sind? Das Haus hat ringsherum eine Absperrung erhalten, durch die eigentlich keine Feuchtigkeit mehr nach oben dringen sollte.

Etwas ängstigt mich die Äußerung, der Mörtel könnte die Ursache sein, denn wie mir bekannt wurde, ist das gesamte Haus (im oberen Bereich aus Backsteinen) vor ca. 20 Jahren neu verfugt worden, weil etliche Steine bereits lose waren. Um welche Art Mörtel es sich hierbei handelt, will ich versuchen in Erfahrung zu bringen.
Falls es um Zementmörtelt handelt, wäre dann zu befürchten, daß das ganze Haus langsam aber sicher zerbröselt???

Wir wollen unser sauer verdientes Geld ja schließlich nicht in den Sand setzen!! :-\
Mladen Klepac
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Re: bröselnder Sandstein

Beitrag von Mladen Klepac »

Hallo

Gelangt Wasser in ein Mauerwerk so ist die Wahrscheinlichkeit, dass Schäden entstehen umso größer, je länger das Wasser im Mauerwerk zurückbleibt.
-Festigkeit, Elastizität und Wärmeausdehnungsvermögen. An den Oberflächen herrschen 40,50 °C Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht. An die Festigkeit müssen bei Putzen nicht die gleichen Anforderungen gestellt werden wie bei tragenden Mauerwerken.
-Weniger witterungsbeständig sind Putze, die eine harte Oberflächenschicht auf weichem Grund haben, die zu spröde sind, oder die zu weich sind.
Eine harte und spröde Oberflächenschicht auf weichem Grund führt bei Temperaturschwankungen zu Rissen und schließlich zum lösen vom Putzgrund. Haben sich Risse gebildet, können die Einwirkungen der Witterung, wie Wasser begleitet von Frost oder von leicht löslichen Salzen in und unter dem Putz ihr Zerstörungswerk aufnehmen. Dabei kann auch der Putzgrund, also das Mauerwerk anwittern, wenn der Putz darüber noch intakt scheint (Schalenbildung).
- Zu weiche Putze wittern schneller von außen an.
Zu Bild Sandstein 5.jpg; (die anderen Bilder sind für mein Auge zu nah)
Die inneren Einflüsse, also die Materialeigenschaften, sind verantwortlich für das unterschiedliche Verhalten gegenüber der Verwitterung. Leicht verwitterbare, somit unbeständigere Stoffe bieten den äußeren Einflüssen bessere Angriffsflächen als beständige Stoffe.

Grüße
Mladen
Dietrich Maschmeyer
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Re: bröselnder Sandstein

Beitrag von Dietrich Maschmeyer »

Leute, die das erste Mal mit so was und mit fachlichen Kommentaren dazu konfrontiert werden, neigen zur Panik (Anderes Beispiel dieser Art: Hühnergrippe). Dazu besteht aber überhaupt kein Anlass. in der Regel verlaufen die Prozesse ja relativ langsam. Dass man alle Punkte aufzeigt, die man beachten sollte, dient in erster Linie dazu, nicht vor lauter Oberflächlichkeit das wesentliche zu vergessen.

Wenn die Absperrung funktioniert und die Ursache halbwegs richtig beschrieben ist, sollte es eigentlich mit der vorgeschlagenen Sanierungsmassnahme für viele Jahre getan sein. Natürlich vagabundeiren noch Reste der Salze im Mauerwerk herum. Es kann also sein, dass man die Fugen, die das Zeug bevorzugt aufnehmen, irgendwann noch mal an einige Steller erneuern muss.

Am liebsten würde ich immer sagen: Alles halb so wild. Aber im Zweifeslfalle ist es besser die Probleme etwas deutlicher zu benennen als nötig  als sie auch nur etwas zu verharmlosen. Damit täte man niemandem einen Gefallen.
Katinka
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Re: bröselnder Sandstein

Beitrag von Katinka »

Ich vermute wir werden den Sandstein noch etwas bröseln lassen müssen, und doch hoffentlich können, und uns erst den anderen gravierenderen Problemen widmen.

Vielen Dank
Katinka
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