Wiederaufbau eines Müllerhauses

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Petra Karrasch | KS Leipzig
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Wiederaufbau eines Müllerhauses

Beitrag von Petra Karrasch | KS Leipzig »

Guten Tag,
wir sind neu hier und werden in den kommenden Tagen zunächst versuchen uns zu orientieren, um dann gezielt einsteigen zu können in das Fragen, Antworten und Kommentieren.

Wir haben uns ein Weihnachtsgeschenk gemacht - eine Wassermühle, deren ältste Teile in die Zeit um 1700 weisen, am Rande der Elster-Luppe-Aue nahe Leipzig. Noch sind all unsere Kräfte bei Entrümpelung (5 Jahre Leerstand) und Bergung von Teilen gebunden. Die Planungen laufen auf Hochtouren. Da wir erst im März mit dem Bau beginnen werden, stellen sich noch nicht die drängenden Fragen. Aber sie werden kommen, genauso wie die mitteilenswerten Erfahrungen.

Bis dahin mit besten Grüßen aus Sachsen

Die Luppenmüller
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Dietrich Maschmeyer
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Re: Wiederaufbau eines Müllerhauses

Beitrag von Dietrich Maschmeyer »

Herzlich willkommen bei uns "Spinnern".

Ein sehr schönes Haus! Was mit gleich auffällt: Im Obergeschoss schimmert konstruktives Fachwerk durch, unten nicht. Auffällig die Asymmetrie rechts und links vom Mittelrisalit, bis hin zum Dach: Links Krüppelwalm, rechts Steilgiebel. Daher die neugierige Frage: Ist das nur das Wohnhaus eines Mühlenhofes, oder womöglich ein Gebäude, das die Funktion von Mühle und Wohnen vereinigt?
Andreas Milling
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Re: Wiederaufbau eines Müllerhauses

Beitrag von Andreas Milling »

Auch meinerseits ein herzliches Willkommen -
aus der Elbaue bei Torgau in Nordsachsen.
@ Dietrich Maschmeyer, Vieldenkersinddochkeinespinner !
-
Meine Gedanken zu dem Foto : Glaube fast, daß an der rechten Seite des Gebäudes
ursprünglich auch einmal ein Krüppelwalm war . ( vermute Teilabriss und Vernunftsrückbau
einschließlich der Änderung der ganz rechten Fensteröffnungen )
- Die Symmetrie stimmt m.E. einfach nicht mehr.
ODER : Am rechten Giebel drehte sich einst das Wasserrad - vielleicht deshalb ein bewußter Verzicht
bezüglich des Krüppelwalms.
Nun meine ich, daß Luppe noch weitere Fotos von dem Gebäude einstellen sollte, daß man ( wir )
weiterspinnen kann.  ;)
Was mir noch nicht einleuchtet, ist der Sinn der  liegenden  Öffnung im Dachgeschoss ( Zwerchgiebel)  ???
Hier in meiner Heimat kenne ich nur Fachwerkhäüser, welche im Erdgeschoss Massivbauten sind und
erst ab dem 1. Og in Fachwerkbauweise errichtet wurden.
-
Habe das Luppe - Foto etwas bearbeitet, weil ich fast Nichts erkennen konnte.
Stelle es hiermit nochmals ein und lösche es dann sofort von meiner Festplatte.

Mit forschenden Grüßen aus Nordsachsen -- A. Milling
Dietrich Maschmeyer
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Re: Wiederaufbau eines Müllerhauses

Beitrag von Dietrich Maschmeyer »

Liegende Fensteröffnungen in niedrigen (Zwischen- Geschossen) sind im Barock nicht ungewöhnlich, bei Mezzanin-Geschossen sogar die Regel. Und das das Haus aus dem Hochbarock stammt, sieht man spätestens am tollen Profil des Traufsimses (profilierte Eichenbohlen, mlw. aus einem Stück - kenne ich jedenfalls so) und an den zart angedeuteten Ecksäulen mit Kapitell - möglicherweise waren ursprünglich Säulen auf die Fassade aufgemalt.

Was das übrige betrifft, sollte man mal weiter Bilder abwarten. Rückbauten von nur 1 m halte ich prima vista für unwahrscheinlich; rechts sind nämlich alle Achsmasse anders als links.

Interessant finde ich die Beobachtung, dass in dieser Gegend zweigeschossige Bauten mit massivem Unter- und Fachwerkobergeschoss die Regel sind. Bekanntermassen sind ja die Sockel von Fachwerkbauten die entscheidenden Schwachstellen, die die Lebensdauer von häusern begrenzen. Geht diese Bauweise auch in Sachsen auf obrigkeitliche Eingriffe (Bauordnungen) zurück, wie es z.b. in Hessen bei der Forderung nach einen mindestens einen oder sogar drei Fuss hohen Sockel seit etwa 1700 nachgewiesen ist?

Zujsätzlich müsste man auch berücksichtigen, dass es sich bei einer Mühle wie dieser auch um einen Staatsbau handeln könnte, der von einem Landbaumeister nach rationaleren Konzepten erstellt wurde als ein normales Bauernhaus. Nach der Fassade würde ich eine professionellen Architekten dieser Art nicht ausschliessen. (Die schlichte (Biedermeier-?) Tür passt übrigens nicht ganz ins Barock. Ich schätze, dass da ursprünglich ein etwas aufwendigeres Gewände gewesen ist.

Neugierige Grüsse

Dietrich Maschmeyer

MfG Dietrich Maschmeyer
Petra Karrasch | KS Leipzig
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Re: Wiederaufbau eines Müllerhauses

Beitrag von Petra Karrasch | KS Leipzig »

Es ist ermutigend so viel Resonanz und Urteilskraft im Forum zu erleben. Das will erst einmal verarbeitet sein. Über die Geschichte des konkreten Mühlenstandortes können wir noch keine detaillierten Angaben machen. Die Recherchen gestalten sich schwieriger, als gedacht. Erste Archivbesuche lassen jedoch Hoffnung aufkeimen. Unsere Mühle ist eine von 36 Wassermühlen, die entlang der Elster und Luppe mit Archivbeleg von 1836, existierten. Sie wird 1736 in amtlichen Dokumenten erwähnt. Da historische Zeugnisse von benachbarten Mühlen in das Jahr 1567 weisen, ist also noch manches Licht ins Dunkel zu bringen.

Zwei erhaltene Innentüren datiert die Denkmalpflege in die Zeit um 1700. Die überwiegenden baulichen Spuren führen alledings in den Spätbarock und in das Biedermeier. Ein Projekt von Generationen eben. Vor uns steht ein langer Weg der Erforschung der Gebäude, bzw. des Standortes und der Nachbarschaftsbeziehungen. Die Denkmalpflege hat ebenso wenig erhellendes Wissen, wie das Internet, Bibliotheken, Kunstsammlungen oder ... Vielleicht das Hausarchiv der Grafen von H....? Denen gehörte(n) die Mühlen(n). Enthusiasten in Foren wie diesem, werden womöglich am schnellsten und wirkungsvollsten voranbringen. Eine Aussage zu der abgeschnittenen rechten Haushälfte können wir noch nicht machen.

Im Jahre 1856 wurde ein neues Mühlengebäude errichtet. Es muss an dieser Stelle einen Vorgängerbau gegeben haben, denn der Wasserlauf der Luppe ist ca 200 m entfernt von dem Müllerhaus. Dieses hatte also niemals eine technische Funktion.

Für heute erst einmal noch ein weiteres Foto.

Danke an alle Diskutanten. Herzliche Grüße von den Luppenmüllern
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Andreas Milling
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Re: Wiederaufbau eines Müllerhauses

Beitrag von Andreas Milling »

Das neue Foto zeigt aber ein völlig anderes Gebäude ---- oder ?
- Da ich im Text keinen Hinweis diesbezüglich fand, gehe ich davon aus,
daß eventuell versehentlich ein falsches Foto geladen wurde.

- Grüße aus der Elbaue bei Torgau -- A. Milling
Dietrich Maschmeyer
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Re: Wiederaufbau eines Müllerhauses

Beitrag von Dietrich Maschmeyer »

Für alte Bauzeicnungen der Mühle ist sicher das genannte Adelsarchiv eine bevorzugt anzusteuernde Quelle. Um allerdings Illusionen zu zerstreuen: Diese Archive sind häufig nicht sonderlich gut erschlossen. Wenn in den Akten zu der Mühle direkt nichts zu finden ist (wenn man die überhaupt so schnell findet), heisst das zwar noch nicht, dass nichts da ist, aber dann können die irgendwo zwischen stecken; manchmal findet man sie wirklich nur per Zufall. Oder man kennt einen, der das Archiv gut kennt.....
Petra Karrasch | KS Leipzig
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Re: Wiederaufbau eines Müllerhauses

Beitrag von Petra Karrasch | KS Leipzig »

Sie haben recht, Herr Milling. Das Foto zeigt das zweite Gebäude im Mühlenhof - die Mühle. Die soll später einmal "wach geküsst"werden. An diesem Ort stand mit Sicherheit auch ein Vorgängerbau. Soll heißen, dass unser Müllerhaus kein Mühlrad besaß(wg. amputierem rechten Giebel).
Wir merken, dass unsere Fotos noch nicht ideal sind. Das wird sich ändern. Vielleicht geben die angehängten Fotos dennoch einen groben Eindruck von anderen Gebäudedetails.

Herzliche Grüße an alle Interessierten
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