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Pavarotti
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Ich suche...

Beitrag von Pavarotti »

... an stadtbildprägenden historischen Bauten Interessierte im Raum Anhalt.

Mir geht es dabei nicht um große repräsentative Bauten, sondern um kleinstädtische Wohnhäuser, Werkstätten, Läden usw.

Wer hat Lust, mit mir Ideen für einen Förderverein o.ä. durchzuspinnen?

Freue mich auf wohlmeinende Reaktionen!


Pavarotti
Dietrich Maschmeyer
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Re: Ich suche...

Beitrag von Dietrich Maschmeyer »

Herzlich willkommen in unserer Runde!

Typische kleinstädtische Häuser liegen voll im Fokus der Interessengemeinschaft Bauernhaus. Ich merke immer mehr, dass hier unser (schon fast historischer) Name etwas missverständlich ist.

Denkmalschutzvereine gibt es viele, hinreichend grosse wie die IGB nur wenige, und vergleichbar deutschlandweit gibt es dann gar nichts mehr.  Und diese Zerspitterung sowie das Fehlen von Sprachrohren, wie es der "Holznagel"ist, bei diesen Vereinen, sind wesentliche Gründe dafür, dass Denkmalschutz in Deutschland kaum eine Lobby hat. Ständig neue Vereine zu gründen, ändert daran nichts wesentliches und macht m.E. zunächst wenig Sinn. Alle Initiativen dieser Art sind herzlich eingeladen, in unserer Gemeinschaft mitzumachen, bei genügender Beteiligung auch als sogenannte "Aussenstelle", die weitgehend  selbsständig, d.h. nicht anders als ein kleiner Verein, arbeitet.

Die Vorteile: Hinter Ihnen stehen sofort fast 8000 Mitglieder, sie haben sofort Kontakte zu vielen anderen aktiven Gleichgesinnte bundesweit, sie brauchen sich um formale Dinge wie Vereinsgründung, Gemeinnützigkeit usw. nicht zu kümmern, und sie haben sofort ein Organ mit Durchsetzungsvermögen: Der "Holznagel" wird mit grosser Aufmerksamkeit in allen Denkmalbehörden und Ministerien gelesen - als einziger!

Nehmen Sie doch Kontakt mit uns auf! Wir sollten über all diese Fragen mal diskutieren.

Beste Grüsse
Pavarotti
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Re: Ich suche...

Beitrag von Pavarotti »

Vielen Dank, Herr Maschmeyer, für Ihre schnelle Reaktion.

Natürlich kommt Ihr Einwand nicht unerwartet. Meine Schwiegereltern sind selbst IGB-Mitglieder, dadurch genieße ich den Luxus, den Holznagel regelmäßig mitlesen zu können. Eine wirklich immer wieder lesenswerte und streitbare Zeitschrift, die jeder an historischem Bauen und an Regionalgeschichte Interessierte mit Gewinn lesen darf.
Von da her ist mir auch bewusst, dass das Ziel meines Interesses in der IGB schon einen Platz hat.

Meine Idee bildet dabei nun eine gewisse Schnittmenge mit den Zielen der IGB, geht aber etwas darüber hinaus, bzw. soll noch andere Entwicklungsrichtungen aufnehmen. Bitte haben Sie Verständnis, dass ich diese halbausgereiften Gedanken hier nicht in aller epischer Tiefe darstellen möchte. Zum Einen fürchte ich ein wenig den neuerdings üblichen Gedanken- und Ideen-Klau, zum Andern möchte ich meine Ideen gern in dem von mir erhofften Arbeitskreis zur Entwicklung, Befruchtung und Verwirklichung frei geben. (O Gott, klingt das herrlich gestelzt! Dabei bin ich gar nicht so steif...)

Dass der hoffentlich zustande kommende Kreis mindestens eng mit der IGB kooperieren, möglichst aber Bestandteil selbiger wird, ist mein Wunsch. Ich will wirklich keine Extrawürste anbrennen lassen oder irgendwelche Fahrräder neu erfinden. Allerdings sind mir auch Vorbehalte über die IGB bekannt, die man im Ernstfall akzeptieren muss. Aber das steht jetzt und hier zum Glück nicht zur Diskussion.

Fakt ist, dass ich mit einer (vielleicht) guten Idee noch allein bin und demnächst wohl händeringend nach Mitstreitern suchen werde, denn in der genannten Region Anhalt, insbesondere Anhalt-Dessau, Anhalt-Köthen u. Anhalt-Zerbst, sind mir noch keine ambitionierten Leute bekannt. Doch es gibt sie bestimmt!
Andreas Milling
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Re: Ich suche...

Beitrag von Andreas Milling »

Hallo Pavarotti,
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Habe hier ein Foto von einem historischen Taubenhaus.
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Standort : genau im Dreiländereck Sachsen - Sachsen Anhalt und Brandenburg.
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Wenn der Standort noch  O.K. ist, wäre hier bei uns im Ort noch ein historischer Ringofen einer ehemaligen Ziegelei.
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Soviel ich weiß, ist dieser Ringofen einer von zwei noch existierenden auf dem  Gebiet der ehemaligen DDR.
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Hiervon habe ich allerdings noch kein Foto gemacht.
- Schöne Grüße aus Nordsachsen

Andreas Milling
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Dietrich Maschmeyer
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Re: Ich suche...

Beitrag von Dietrich Maschmeyer »

Ja, wenn Sie Ihre Vorstellungen nicht öffentlich diskutieren wollen, frage ich mich, wie Sie nicht nur mit uns,sondern insbesondere mit Interessenten ins Gespräch kommen wollen..... Von der Zielsetzung zur Umsetzung ists oft ein deutlich längerer Weg, als man beim Losgehen meinte....

Wenn sie die IGB nur von aussen kennen, möchte ich der möglichen Einschätzung vorbeugen, sie habe ein festgefügtes "Partieprogramm". Das haben wir gerade nicht, sondern wir sind offen für vieles, insbesondere auch neue Ansatzpunkte für neue Tätigkeitsfelder. Wir sind eben eine Gemeinschaft zur Vertretung eines gemeinsamen Interesses, und da ist das einzige, was uns einschränkt, die Beschränkung auf die Erhaltung historischer Bauten auf dem Land, im Dorf und und in der Kleinstadt. Selbstgesteckte Grenzen, über die wir nicht hinausgehen wollen, sind darüber hinaus eigentlich nur noch finanzielle.

Beste Grüsse

Dietrich Maschmeyer
ulanehm
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Re: Ich suche...

Beitrag von ulanehm »

Hallo, Herr Maschmeyer,
ich muss aber nicht deshalb austreten, weil unser Haus groß ist (~1000m?) und in einer Großstadt steht? ;) Der Schwerpunkt liegt doch, zumindest meinem Eindruck nach, im Denkmalschutz und der Bewahrung der bautechnischen Tradition und Substanz, egal ob diese aus dem 15Jhdt oder dem 20.Jhdt stammt.
Ich denke, die Beschränkung auf eher bäuerliche und kleinstädtische Anwesen sollte nicht so hoch gehängt werden, die heutigen Großstädte sind eben zu früheren Zeiten aus Kleinstädten entstanden oder zusammengewachsen oder aus solchen Strukturen heraus (Handwerkerviertel) entstanden. Hier finden sich nur in Ausnahmefällen Großbauten, die Mehrzahl der heute denkmalgeschützten Bauten sind Kleinbürgerhäuser, auch wenn diese selten im Mittelpunkt der jeweiligen Stadtpräsentationen stehen. Insofern ist der Unterschied zwischen diesen Bauten und den bäuerlichen wohl eher marginal, eventuell in der Stadt ausgeprägter auf Repräsentation gerichtet (das kann man aber auch anders sehen).
Ich finde den Vorschlag, Pavarottis Anliegen innerhalb des IGB aufzunehmen, (eventuell mit einem speziellen Schwerpunkt in seinen Händen)gut und sinnvoll. Aber vielleicht ist damit den persönlichen Bedürfnissen nicht genug Rechnung getragen?

Ulrich
Pavarotti
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Re: Ich suche...

Beitrag von Pavarotti »

Ich weiß ja, dass es seltsam anmutet, wenn man in Rätseln spricht. Darum habe ich aber in meinem Eröffnungsbeitrag den Kern meiner Anfrage so knapp wie möglich gehalten:

Am betreffenden Sujet interessierte Menschen in meiner Region -Anhalt- zu suchen. Klar habe ich darüber hinaus Interesse am Austausch mit den IGB-Fachleuten u.a., auch wenn sie sonstwo leben und wirken.

Offen gesagt, möchte ich mir eventuell mit dieser Idee einen Teilzeitjob schaffen. Darum möchte ich nicht gleich in alle Welt hinausposaunen, worum es im Einzelnen geht. Ich komme beruflich aus dem Bereich Soziokultur/Sozialarbeit, und kenne daher leider ganz gut die komplizierten Abläufe von einer Idee zur Umsetzung. Es gibt in meinem Fach Einzelne und Verbände, die bei guten Ideen sehr hellhörig sind, und dann aufgrund ihrer besseren Voraussetzungen das Pferd schneller gesattelt haben. Es ist schmerzhaft, ein gutes Konzept fast wortwörtlich abgeschrieben bei einem Konkurrenten wieder zu finden, der dann das Rennen macht, weil er über bessere Connections verfügt. Kennen Sie solche Probleme nicht, Herr Maschmeyer?

Aber keine Angst, ich will keine mit staatlicher Förderung sanierten mittelalterlichen Gebäude als Bordelle oder Spielcasinos initiieren. Ich halte meine Vorstellungen für ehrenwert, möchte aber vom eventuellen Erfolg einen bescheidenen Anteil als Entlohnung, wenn es möglich ist.
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Sven Teske | KS Dahme-Spreewald
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Re: Ich suche...

Beitrag von Sven Teske | KS Dahme-Spreewald »

Hallo Ulrich,

ich möchte Ihnen doch ernergisch widersprechen, wenn Sie in den Raum stellen es sei egal, ob es sich um eine "städtische Repräsentanz" oder um ein bäuerliches Bauwerk handelt. Zunächst kann ich Ihrer Einschätzung nicht folgen, dass es sich bei den denkmalgeschützten, städtischen Gebäuden überwiegend um Relikte aus den ehemaligen Handwerkervierteln handelt - ein Blick in die Denkmalliste der Stadt Berlin sei an dieser Stelle einmal exemplarisch empfohlen (das kann natürlich in einer Stadt mit einer mittelalterlichen Prägung ganz anders sein).

Insgesamt scheint Ihr Fokus auf denkmalgeschützten Bauwerken zu liegen - unabhängig davon, ob es sich um ländliche oder städtische Bauwerke handelt. Die IGB beschäftigt sich jedoch mit dem ländlichen Raum - und keineswegs mit dem Fokus auf Baudenkmäler. Es geht um den Erhalt prägender, ortstypischer, identitätstiftender Bauwerke - und das setzt keinen Denkmalstatus voraus. Das der Denkmalschutz häufig in den Vordergrund gestellt wird ist dem Verein, bzw. vielmehr seinen Zielsetzungen, nicht selten im Wege. Es verstellt nämlich den Blick auf die einfachen, vermeintlich kulturhistorisch nicht so bedeutsamen, unprätentiösen Bauwerke, die jedoch nicht nur die überwiegende Mehrheit der Bauwerke ausmachen, sondern auch eben jene sind, die das Landschaftsbild prägen. Diese haben aber im Gegensatz zu den städtischen Bauwerken oder den Denkmälern im Regelfall keine Lobby. Darüber hinaus werden durch denkmallastigen Ansatz auch viele verschreckt, die sich zwar auf dem Lande engagieren wollen, aber die überwiegend, zuweilen apodiktisch daherkommende, konservatorische Haltung im Umgang mit "Gebrauchsimmobilien" einfach nicht teilen. Gleichwohl erscheint mir der Beratungs- und Handlungsbedarf gerade in diesem Handlungsfeld immens.

Viele Grüße, Sven Teske
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Alle Beiträge im Forum sind ausschließlich allgemeine Betrachtungen und keinesfalls konkrete Sanierungsanleitungen oder Rechtsberatungen. Hierfür sind immer Einzelfallberatungen durch einen Sachkundigen vor Ort erforderlich.
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Re: Ich suche...

Beitrag von Pavarotti »

Mir ist es relativ egal, auf welche Bauten die/der Einzelne seinen Fokus ansetzt. Ich persönlich finde, dass die Gemeinden sich zu häufig damit begnügen, dass in ihren Ortschaften Geschichte durch ein paar alte Kirchen, das Rathaus und vielleicht noch einen Gasthof oder ein Schützenhaus o.ä. vergegenwärtigt wird. Solche Gemeinden habe ich beispielsweise in Bayern kennengelernt. Dabei hielt ich Bayern noch bis vor ein paar Jahren für das Land, in dem man das Haus von Rotkäppchens Großmutter in jedem Wald finden könne. Weiß nicht, wie mir das suggeriert wurde. Um Regensburg, welches selbst eine der schönsten deutschen Städte zu sein scheint, gibt es haufenweis Orte, die von Max Bahr, hagebau usw. entworfen zu sein scheinen. Jeder Häuslebauer oder -Sanierer holt sich nach seinem gustus das Billigste oder Schillerndste oder vermeintlich Hübscheste aus den Baumärkten und legt los. Ein geschlossenes historisches Ortsbild? Allenfalls einheitlich abartig wirkt das Ganze.
Auch die millionenschwere Sanierung von ländlichen Prunkbauten zwischen großem Gutshof und Barockschloss sollen die bewerkstelligen, die sich das leisten können und wollen. Wenn die Gesellschaft solche Objekte nicht sinnvoll nutzen kann, weil Sanierung, Erhalt und Betreibung zu kostspielig sind, habe ich selbst erst recht nicht die Mittel dazu.

Spinner wie wir ragen fast überall aus den Gemeinden heraus, als wären wir ein Museumsverbund.
Ich stamme aus dem Osten, wo ich auch immer noch wohne, und erlebe hier diesen traurigen Umbruch aus der traurigen Epoche des Verfalls aus Gründen des Mangels hin zu der traurigen Epoche der Zerstörung aus Gründen von Geschmacklosigkeit, Gewinn- und Profilierungssucht.

Doch um dem entgegen zu wirken, ist jeder Ansatz zum Erhalt harmonischer Orte zum Zusammen-Leben wünschens- und fördernswert. Egal, ob aufgrund bestimmter Kriterien herausgepickte und denkmalgeschützte Bauten, oder die schlichten profanen Wohnhäuser und Produktionsstätten, die damit nicht geadelt wurden - der sinnvolle Erhalt und das Beispiel, das sie wieder anderen geben, findet sich richtigerweise in der Summe unserer Bemühungen.
Das Haus, in dem ich demnächst wohnen werde, bauen wir auch nicht 1:1 als das wieder auf, was es historisch einmal war. Aber wir orientieren uns, wo es uns möglich ist, an einer gewissen Atmosphäre, die den ländlichen Raum, in dem wir uns befinden, berücksichtigt. Ansonsten entwickeln wir das Haus zu einem Ort unserer Träume. Es wird eine Art Künstlerwohnhaus, ein Märchenhaus, ein Haus für Kinder, Große und Alte. Kennt ihr die Geschichten um Pablo Nerudas Häuser? Vielleicht gehe ich ähnlich an die Entwicklung unseres Hauses heran, wie er. Er suchte einen Ort, der eine eigene Magie hat, an dem er sich spontan wohlfühlte. Und dann fing er an zu spinnen, hopste immer wieder zwischen den beauftragten Handwerkern herum, um seine Ideen zu erklären, zu verändern. Weil er ein sympathischer Typ war und die Leute seine Art mochten, machten sie mit und schufen so einzigartige, unverwechselbare Orte. Ist das nicht auch eine zu akzeptierende Herangehensweise, wenn sie mit entsprechenden Ansprüchen an handwerkliche Tradition und ein Mindestmaß an Gefühl für den Raum drumherum gepaart ist? Ich befürchte fast, dass ich damit eine dritte Dimension in die Diskussion um die Fragen: Was muss wie und warum erhalten werden? einbringe.


Ach ja, Personen aus Anhalt haben sich bei mir noch nicht gemeldet. Kennt ihr jemanden hier im Forum, der/die in Anhalt lebt?
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Sven Teske | KS Dahme-Spreewald
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Re: Ich suche...

Beitrag von Sven Teske | KS Dahme-Spreewald »

Hallo Pavarotti,

ich teile überwiegend Ihre Analyse, nicht jedoch Ihre hieraus abgeleiteten Auffassungen. Zunächst möchte ich darauf verweisen, dass die IGB in den einschlägigen Fachkreisen insbesondere deshalb als Ansprechpartner gehört und gesucht wird, weil man sie eben nicht für Spinner, sondern für kompetente Gesprächspartner hält. Das klingt vielleicht für den Einen oder Anderen Selbstverwirklicher etwas zu seriös, aber das ist die Stärke dieses Vereins : Er wird an den wichtigen Stellen wahr- und ernstgenommen. Dieser Umstand, gepaart mit seiner Mitgliederstärke / bundesweiten Verteilung (auch wenn die noch etwas zu "nordlastig" ist) sind Faktoren, die dazu geeignet sind TATSÄCHLICH ETWAS ZU VERÄNDERN. Die erwähnte (Fach)- Kompetenz dieses Vereines resultiert aus einer Fokussierung auf den ländlichen Raum. Insoweit ist es keineswegs egal, womit sich der Verein beschäftigt, oder beschäftigen soll. Nur durch ein scharfes Profil wird der Verein ein gesuchter und kompetenter Gesprächspartner bleiben - Gemischtwarenläden gibt auf diesem Gebiet zu genüge. Geradezu entlarvend fand ich Ihren Begriff vom "Museumsverbund". Genau das ist der Verein eben nicht ! Er beschäftigt sich mit der Förderung und dem Erhalt des ländlichen LEBENS und nicht, bzw. nur mittelbar, mit dem GELEBTEN LEBEN im musealen Sinne.

Widersprechen möchte Ihnen auch im Hinblick auf Ihre Einlassungen von Repräsentativen, zuweilen auch millionenschweren Sanierungen im ländlichen Raum. Diese sind nach meiner Auffassung dann nicht gerechtfertigt, wenn es keine überzeugenden Nutzungskonzepte für die Objekte gibt. Und da möchte ich Ihnen nachdrücklich beipflichten, von dieser Sorte gibt es genug. Was Sie jedoch in ihrer Argumentation vollständig ausklammern, sind die Chancen für die Regionalentwicklung und die Orte, gerade in den "neuen Bundesländern". Eines der großen Probleme der Ortschaften im Osten ist nicht zuletzt eine fehlende Identifikation mit dem eigenen Lebensraum. Ein anspruchsvoll saniertes Gutshaus mit einem sinnvollen Nutzungskonzept, kann identitätstiftend wirken. Es kann vorallem eine andere Haltung zum Vorhandenen vorleben und sinnstiftend einen neunen Blick auf den gewohnten Lebensraum ermöglichen. Von den wirtschaftlichen Effekten will ich garnicht erst anfangen - ein sinnvolles Nutzungskonzept vorausgesetzt.


Viele Grüße aus dem Osten, Sven Teske.

P.S. Über einen Literaturhinweis in Bezug auf Pablo Neruda würde ich mich freuen.
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Pavarotti
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Re: Ich suche...

Beitrag von Pavarotti »

Tut mir leid, dass ich immer wieder die "Ironie" bzw. "Humor"-Tasten vergesse, wenn ich Begriffe wie "Spinner" einwerfe. Ich gebrauche diesen Begriff liebevoll und voller Anerkennung, was aber nur der wissen kann, der mich persönlich kennt. (Ebenso rede ich in der sozialen Arbeit öfters von "Assis", ohne den Unterton des Ekels und der Ablehnung darunterzulegen, sondern nur, um drastisch deutlich zu machen, über welche soziale Gruppe ich spreche. Das ist manchmal missverständlich. Dabei habe ich auch mit diesen Menschen einen ganz natürlichen Umgang.)


Ihre Widersprüche zu meinen Worten verwirren mich ein wenig. Denn eigentlich glaube ich mich hier in guter Gesellschaft mit meinen Meinungen und äußere einen weiten demokratischen Verständnishorizont zum Thema Erhalt und Förderung historisch gewachsener Ortslagen.

Streiten würde ich wohl am ehesten immer wieder, wenn sich soziale Fragen im Gesamtkontext auftun. Vielleicht irre ich mich, aber beim Lesen des Holznagels scheint es mir über die Jahre die Tendenz zu geben, dass repräsentative Gebäude von Kirche und Adel eine wachsende Wichtung bekommen. Eben diese Schlösser, großen Gutshöfe u.ä.
In der DDR sind viele dieser Gebäude für soziale Zwecke genutzt worden, als Kinderheime, Schulen, Ferienlager, Urlaubsheime, Krankenhäuser oder auch als Museen, Verwaltungen usw., oft in wunderbarer grüner Umgebung gelegen.
Dass die Gebäude unter der Nutzung mehrheitlich gelitten haben und teilweise ihr Gesicht völlig verloren, ist unstrittig und fast unentschuldbar aus Sicht des Denkmalschutzes. Allerdings tut es auch weh, dass die politischen Eliten des neuen Deutschland dafür gesorgt haben, dass kaum noch solch ein Gebäude für eine derartige Nutzung übrigblieb.
In meiner Heimatstadt beispielsweise gab es einen ganzen Haufen von Kindergärten und Schulhorten in wunderbaren Villen, häufig mit traumhaften Gärten. Inzwischen hat die Stadt die schönsten dieser Einrichtungen geschlossen und setzt alles daran, sie gewinnbringend zu veräußern. Übrig bleiben vor allem die industriell geschaffenen Einheits-Betonkästen. Ich fress einen Besen, wenn sich das nicht negativ auf die Entwicklung der Kinder auswirkt.

Na ja, wenn sich dann irgend ein Geldadel findet, der sich auf dem gesellschaftlich freigelenkten Grund und Boden alte Traumschlösser neu herrichtet, kann ich mich einfach nicht freuen, selbst wenn es den historischen Anwesen gut tut. Die seltenen neuen Umnutzungen für caritative und andere gemeinnützige Zwecke machen die Verluste nicht wett.

Aber das ist, wie schon gesagt, der einzige Aspekt in der Diskussion um alte Bausubstanzen, bei dem ich ideologisch denke und argumentiere. Ansonsten halte ich jedes ehrliche Bemühen für begrüßenswert.

Regionalentwicklung und wieder zu weckende Identifikation sind für mich ganz zentrale Beweggründe, mich hier überhaupt einmischen zu wollen, auch wenn ich nicht gerade durch Fachlichkeit dazu berufen bin. Aber jedes Lernen hat einen Anfang. Den mache ich an unserem eigenen ländlichen Anwesen.


P. Neruda - tjaaa, der hat einerseits in seinen eigenen Lebenserinnerungen ("Ich bekenne, ich habe gelebt") darüber geschrieben, andererseits dürfte auch seine Lebensgefährtin Matilde einige Bemerkungen dazu gemacht haben. Aber auch in Filmdokumentationen meine ich, über Nerudas Beziehung zu seinen Häusern etwas erfahren zu haben. Leider habe ich gerade keine genaueren Quellen zur Hand.

Hier Seiten mit ein paar netten Fotos:

http://www.soypoeta.com/especiales/suda ... anegra.htm

http://www.soypoeta.com/especiales/suda ... stiana.htm

http://www.soypoeta.com/especiales/suda ... ascona.htm
Reini
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Re: Ich suche...

Beitrag von Reini »

Hallo Pavarotti,

es gibt sie anscheinend immer noch die Menschen, die meinen sie würden mit einer besseren bebauten Umwelt, in ihrem persönlichen Sinne, die Menschheit beglücken können und sie zum rechten Lichte führen.
Es muss ein "Deutsches "Verlangen sein, die vermeintlich heimelige, heile Welt des Dorfes zu erfinden und sie in der Form von Gebäuden zu manifestieren und andere damit zu überzeugen, dass dies die wahre Lebenswelt sei.
Jeder freie Bürger dieses Landes kann immer noch selbst bestimmen wie er leben und wohnen möchte.
Die IGB ist keine Sekte, die Lebens- und Wohnweisen verbreitet. Das Wirken der IGB kann nur Beispielstiftend sein. Alles was über dies hinausgeht wäre in meinen Augen Gängelung.

Gruß, Reini

P.S.: Häuser wie die von Neruda mögen individuell und künstlerisch sein, Ortsbildprägend oder gar historisch wertvoll sind sie in keinem Fall.
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Sven Teske | KS Dahme-Spreewald
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Re: Ich suche...

Beitrag von Sven Teske | KS Dahme-Spreewald »

Hallo Pavarotti,

zunächst vielen Dank für die "Neruda´schen" Fundstellen - ich werde davon gerne Gebrauch machen.

Sie dürfen sich nach wie vor in "guter Gesellschaft" wähnen und ausgesprochen gerne Ihre anderen Auffassungen mit uns austauschen. Nur sollte es auch erlaubt sein, widersprechen zu dürfen (ganz im demokratischen Sinne und natürlich gaaanz sachlich..).

Zunächst muß Ihnen schon wider im Hinblick auf die vermeintliche Zerstörung von "nicht denkmalgerecht" genutzten Objekten in der DDR, widersprechen. Diese sind nämlich überwiegend nicht durch Nutzung in der 40 Jahre DDR zerstört worden, sondern in den wenigen Nachwendejahren ! Wir immer wieder Objekte gesehen, bei denen durch kleinste Schäden (meinstens am Dach) ein rasender Verfall in Gang gesetzt wurde - Es gab nämlich keine Nutzer mehr und damit auch keinen der sich verantwortlich gefühlt hätte.

Dann muß ich Ihnen nochmals wiedersprechen, weil ich glaube das gerade Ihre Fachrichtung durchaus einen qualifizierten Beitrag dazu leisten kann, zu erklären wodurch die Entfremdung vom eigenen unmittelbaren Lebensraum eigentlich herkommt.

Ich kann den Ausführungen von Reinhard insoweit folgen, als das ich fest davon überzeugt bin, dass eine dogmatische, letztlich historisierende Haltung im Umgang mit Bestandsimmobilien im ländlichen Raum schlicht zum Gegenteil dessen führt, was wir eigentlich wollen : einen im 21. Jahrhundert (!) funktionstüchtigen, attraktiven Lebensraum auf dem Lande zu fördern - und damit meine ich ausdrücklich eben keine Stereotypen aus dem Märchenbuch. Aus diesem Grunde haben, wenn sie denn an den richtigen Stellen (und sachgerecht) verwendet werden, durchaus auch Baumarktprodukte ihre Berechtigung. Die gruselige Wirkung solcher Produkte ist nicht selten dem Umstand geschuldet, dass diese Produkte eben an irritierenden Stellen auftauchen. Gerade hier sehe ich echten Beratungsbedarf - den die Leute nach meiner Erfahrung auch sehr gerne Annehmen - ohne das sie deshalb gleich zu Lehmbauern oder Hausforschern werden müssen. Ich glaube mit undogmatischen Beratungsangeboten verhindert man viel großes bauliches Unheil und sensiblisiert die Nutzer für ihre Immobilie. Das dürfte im Endergebnis sogar die Außenwirkung des Vereins nachhaltig verbessern und die Akzeptanz des Selbigen verbreitern, auch wenn am Ende keine Sanierung steht, die in einem Lehrbuch für denkmalgerechte Sanierung ihren Platz finden würde. Solange ein Bestandsgebäude in seinem Wesen / Charakter erhalten bleibt, sind auch sichtbare Veränderungen, die vielleicht einer zeitgemäßen Nutzung oder Umnutzung geschuldet sind, geradezu begrüssenswert.

Viele Grüße, Sven Teske
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