Bauträgersanierung statt Altbausanierung

Wenn es etwas billiger sein darf
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Sven Teske | KS Dahme-Spreewald
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Bauträgersanierung statt Altbausanierung

Beitrag von Sven Teske | KS Dahme-Spreewald »

Ein schwäbischer Bauträger erwirbt für ein Steuersparmodell ein Altbaumietshaus mit Instandhaltungsrückständen in Berlin, "saniert" das Gebäude, teilt es anschließend auf und verkauft die Eigentumswohnungen an Kapitalanleger.

Auszug aus der Baubeschreibung, die dem Kaufvertrag zu Grunde lag :

"...Fassade :

sämtlicher loser Putz wird abgeschlagen. Fehlende Putzflächen werden durch einen neuen Unterputz ersetzt. Die Außenfassade erhält einen 2-lagigen Außenputz mineralisch oder Vollwärmeschutz. Im Sockelbereich wird ein Sanierputz in einem Streifen von 1 Meter Höhe aufgebracht..."

Erwartungsvoll, etwa 5 Jahre nach erfolgter Abnahme, fahren wir zu dem Objekt um die Ursache für massive Schimmelschäden und Beschwerden über unzureichende Raumtemperaturen im Dachgeschoß zu ergründen.

Zunächst mußten wir feststellen, dass ca. 600 qm freistehender Fassadenfläche nicht ganz der Baubeschreibung entsprachen. Leider hat das bei der Abnahme keiner bemerkt....

Da wir nunmehr von der Qualität der Bauausführung und -überwachung restlos überzeugt waren, konnten wir die Eigentümergemeinschaft dazu überreden einen hydraulischen Fahrkorb (sog. Steiger) für einen Tag zu mieten, um die Dachfläche von außen zu öffnen. Offenkundig war der Planer / Bauüberwacher ein Anhänger jener bauphysikalischen Sekte, die jegliche Wirkung von Dämmstoffen negiert und hat folgerichtig auf Selbigen verzichtet.

Wir wollen nicht unfair sein : der Bauleiter war offensichtlich im Hinblick auf sein religiöses Glaubensbekenntnis wankelmütig. Wir haben dann doch noch Dämmstoff gefunden. Aber davon und von anderen Begebenheiten dieses Objektes mehr an dieser Stelle.
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Stefan Haar
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Re: Bauträgersanierung statt Altbausanierung

Beitrag von Stefan Haar »

Unglaublich !! - da müssten doch jetzt in der Folgezeit eigentlich einige Köpfe rollen  ::) - Wer auch immer da die Bauleitung inne hatte und die Abnahme begleitet hat, sollte doch jetzt ein echtes Problem an der Backe haben !!
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Sven Teske | KS Dahme-Spreewald
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Bauträgersanierung statt Altbausanierung

Beitrag von Sven Teske | KS Dahme-Spreewald »

nachdem wir grundsätzlich ungedämmte Gaubenstirnwände zur Kenntnis nehmen mußten, waren wir uns sicher das schlimmste hinter uns zu haben. Weit gefehlt.

Zunächst lachte uns unter den Ziegeln Dämmstoff an. Das sollte auch so sein, denn der Bauträger ließ uns später wissen, das eine Konterlatte und eine Unterspannung nicht Gegenstand der Baubeschreibung gewesen sein. Im Zuge dieses Schriftwechsels haben wir dann auch vom Bauträger gelernt, das eine freistehende Gebäuderückwand keine "Fassade" sei und deshalb auch nicht vertragsgegenständlich. Ohne diese komplizierte Rechtsfrage zu bewerten, fanden wir es dann doch nicht so ganz in Ordnung, wie die Dampfbremse angeordnet war - nämlich auf der Außenseite des Dämmstoffs. Vermutlich sollte sie gleich zwei Funktionen erfüllen : Dampfbremse und Unterspannung in einem. Irgentwie konnten wir (und die Anwälte) uns nicht darauf verständigen ob es ein gelungener Versuch war...
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Sven Teske | KS Dahme-Spreewald
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Re: Bauträgersanierung statt Altbausanierung

Beitrag von Sven Teske | KS Dahme-Spreewald »

Hola Stefan,

der Bauträger war der Auffassung, dass eine solche Banalität, der Ausbau eines Dachgeschosses, keinen bauleitenden Architekten braucht. Deshalb hat mit dem Planer vereinbart, das dieser ab und zu mal kontrolliert ob alles auch seine Richtigkeit hat. Das Ergebnis ist überzeugend, nicht wahr ?

der totale Irrsinn... und das gleich in mehrfacher Hinsicht. Der Bauträger hat eine unfertige und fachlich nicht mehr tolerierbar schlechte Leistung abgeliefert. Der Bauleiter war nie da (warum auch, er dafür auch kein Honorar erhalten) - aber die Käufer haben dem Bauträger das SO abgenommen. Diese Erfahrung machen wir immer wieder : Wenn die Leute eine Kaffeemaschine kaufen wollen, besorgen sie sich fünf verschiedene TEST-hefte und fragen Bekannte nach Erfahrungen. Aber wenn sie eine Immobilie erwerben, dann glauben sie das alleine überblicken zu können und kaufen nach aberwitzigen Exposees, mit Baubeschreibungen in denen NICHTS, oder sogar falsches drin steht, die Eigentumswohung oder das Haus. So unbedarft würde keiner ein Auto kaufen gehen....


Gruß, Sven.
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