Wie sich die Bilder doch gleichen

Konstruktionen, Befunde, alte Farbanstriche usw.
Ulrike Nolte
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Wie sich die Bilder doch gleichen

Beitrag von Ulrike Nolte »

Hallo zusammen,

nicht nur, dass ich die Originalunterlagen im Staatsarchiv Detmold endlich eingesehen habe (Kopien der kompletten Akten - ca. 50 Seiten - sind in der Mache), nein, durch Zufall fiel mir auch ein Buch in die Hände:
"Die Schule in Lippe von 1800-1945"
Zusammengestellt und bearbeitet von Volker Wehrmann/Katalog zur Ausstellung im Lippischen Landesmuseum in Detmold vom 21.Mai 1980-13. Juli 1980

Darin enthalten:
1) Eine Schilderung über die Schulverhältnisse im Jahre 1785. Hummersen wurde auch erwähnt :D

2) Ein Riss einer neu zu bauenden Schule in Rischenau (Nachbarort)
3) Ein Foto einer Schule in Hillentrup (auch in der näheren Umgebung)

Nun urteilt mal selbst - gleichen sich die Gebäude nicht beinahe wie ein Ei dem anderen? Hat man damals schon Gebäude "von der Stange" gebaut?

Ich war jedenfalls ganz schön überrascht und auch erfreut. Zumal dieses Buch eine wahre Fundgrube ist bzgl. der Schilderung der Verhältnisse damals. Unglaublich auch, dass ich einige der Schilderungen durchaus noch aus eigener Erfahrung zu Beginn meiner schulischen Ausbildung kenne und nachvollziehen kann.

Es grüßt
Ulrike

zunächst der Riss unserer Schule - nicht alles ist so vorhanden.
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org_zeichnung_1823.jpg
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Ulrike Nolte
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Re:Wie sich die Bilder doch gleichen

Beitrag von Ulrike Nolte »

nun der Riss der Schule in Rischenau (1811)

Die Treppe ist in unserem Haus genau so vorhanden
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org_zeichnung_1811_rischenau.jpg
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Ulrike Nolte
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Re:Wie sich die Bilder doch gleichen

Beitrag von Ulrike Nolte »

und hier ein S/W Foto der Schule in Hillentrup - um 1900

Das Gebäude sieht fast genau so aus wie das unsere, nur etwas breiter, mit mehr Fenstern
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schule_hillentrup_um_1900.jpg
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Dietrich Maschmeyer
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Re:Wie sich die Bilder doch gleichen

Beitrag von Dietrich Maschmeyer »

Na klar hat man Häuser zu allen Zeiten nach gewissem Muster gebaut. Gerade bei öffentlichen Bauten setzt sich spätestens im 18. Jh. eine gewisse Typenbauweise durch, bei denen wirklich mehrere Häuser nach dem selben Plan gebaut werden. Beispiel: Bauten entlang von Verkehrswegen, bei denen die Anforderungen an jeder Stelle eigentlich gleich waren (Chausseehäuser, Ausspanne, Schleusenwärterhäuser usw.) und die Ausführung zeitnah im Rahmen eines einzigen Grossprojektes erfolgte. Die gezeigten Entwürfe der Schulen hingegen zeigen, dass zwar ähnlich gebaut wurde, lokale wünsche aber darüber hinaus auch noch berücksichtigt wurden. Die Schule in Hillentrup zeigt z.B. u.U. mehr schulräume, einen Wirtschaftsteil mit Klöntür ganz links und - am First ganz rechts erkennbar - einen rückwärtigen Flügel, über dessen Alter - älter oder jünger als die Front? - wir freilich aus der Bildquelle nichts erfahren.

Aber es macht doch Spass, sein eigenes Haus in einen gewissen Kontext ewinordnen zu können, oder?
Ulrike Nolte
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Re:Wie sich die Bilder doch gleichen

Beitrag von Ulrike Nolte »

Hallo Herr Maschmeyer,

na klar macht das Spaß. Vor allem, wenn man, entgegen der ehemaligen schulischen Leistungen, plötzlich ein starkes Interesse für Geschichte bekommen hat. Als Kind hatte ich in dem Fach grundsätzlich eine 4 :-[
Was mal wieder beweist, dass man Menschen nicht ausschließlich nach den schulischen Leistungen beurteilen sollte ;D

Der Anbau und eine Klöntür sind bei uns auch vorhanden. Allerdings war die Klöntür (früher hinterer Ausgang) mit einem Querholz zu einer normalen Türe "umgebaut" worden. Jetzt ist sie aber wieder vorhanden, wir haben sie (mit Gen. d. Denkmalsch.) nachbauen lassen :D

Unser Anbau wurde lt. Versicherungsunterlagen 1890 fertig gestellt. Allerdings zeigt der Riss von 1823 schon einen Stall hinter dem Haus, der offensichtlich auch mit dem Haupthaus verbunden war. Also muss ein Umbau/Vergrößerung vorgenommen worden sein.

Auch schön zu sehen: Es muss einmal einen Backofen gegeben haben.

Herzlich grüßt
Ulrike Nolte
Dietrich Maschmeyer
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Re:Wie sich die Bilder doch gleichen

Beitrag von Dietrich Maschmeyer »

Dass der Backofen nicht nur im Entwurf, sondern auch real (!) dawar, sollte sich im heutigen Bestand durch einen andere Ausführung der Aussenwand in diesem Bereich (fehlender Riegel z.B.) ggf. noch nachweisen lassen - im Zweifelsfalle über die Abbundzeichen des Zimmermann, sofern sie noch lesbar sind. Ausserdem sollte der Rauchfang der Küche bis zur Aussenwand gehen bzw. zumindest mal gegangen sein, um den Backofen mit abzudecken. Rauchspuren an der Innenseite der Aussenwand wäre danach auch zu erwarten, wenn die originale Wand(-Oberfläche) dort überhaupt noch vorhanden ist.

Der Anbau müsste danach 1890 nur erneuert worden sein. Vielleicht hat man Teil des alten wiederverwendet?
Ulrike Nolte
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Re:Wie sich die Bilder doch gleichen

Beitrag von Ulrike Nolte »

Nun ja, so wie sich die Sache im Moment darstellt, war da wohl wirklich einmal ein Backofen.

Die Rauchspuren, bzw, rauchgeschwärzte Balken und Putz sind vorhanden. Allerdings auch an den restlichen Wänden.

An dieser Wand ist kein Riegel im herkömmlichen Sinn (zwischen 2 Ständern), dafür geht ein langer Riegel über 2 Gefache und der mittlere Ständer ist durch diesen Riegel einfach unterbrochen. Andere Zeichen haben wir noch nicht gefunden, aber das will noch nichts heißen. Manchmal weiß der Laie ja auch nicht, wonach er suchen muss. Allerdings hat Karin Schade bei Ihrem Besuch gleich die Vermutung geäußert, dass da mal ein Backofen gewesen sein muss - bevor ich Ihr den Plan gezeigt habe. Sie meinte auch erkannt zu haben, dass der Entwurf in Anlehnung an Georg-Heinrich Borheck entstanden ist.

Auffallend ist auch, dass der Anbau teilweise in Sichtfachwerk ausgeführt ist und teilweise massiv gemauert. Der linke Teil (auf dem Entwurf nicht zu sehen) ist Sichtfachwerk mit Ziegelausmauerung. Vom rechten Teil ist die rechte Außenwand massiv gemauert. Die heutige Zwischenwand ist Fachwerk. Die Giebelseite ist wieder komplett in Sichtfachwerk mit Ziegelausmauerung ausgeführt.

Ich bin gerade dabei, meine Bildersammlung zu sichten. Sobald ich durch bin, wird mal wieder die Webseite aktualisiert. Das hat in den letzten Wochen den allerletzten Stellenwert gehabt. Aber nun bekomme ich ständig so viele Fragen danach, dass ich endlich auch diesbzgl. mal wieder etwas tun muss. Außerdem will ich Herrn Stiewe einige Aufnahmen schicken. Er wird uns im Frühjahr, noch bevor mit dem Verputzen angefangen wird, besuchen. Ich freu mich schon darauf.

Herzlich grüßt
Ulrike Nolte
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