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Dargestellter Zustand um 1800 ...

Verfasst: Mo 30. Jun 2008, 09:26
von forenadmin
... AJA ... :o ::) :o

Detmold, den 29. Juni 2008


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Re: Dargestellter Zustand um 1800 ...

Verfasst: Di 1. Jul 2008, 13:30
von Sven Teske | KS Dahme-Spreewald
Ahoi Thomas,

ich bin Brillenträger und habe derzeit (tatsächlich) ein optisches Problem mit meiner "Verglasung", weshalb ich trotz Brille etwas verschommen sehe. Ich meine in den Fugen und Holznagellöchern eine Substanz zu erkennen, die ich mich nicht wage auszusprechen - es handelt sich schließlich um die Arbeit einer "Fachwerkinstitution" in Deutschland. Ich neige insoweit dazu, mir meine Assoziation mit meinem verschwommenem Blick zu erklären.

Bitte sag mir, dass es wirklich nur die Brillengläser sind !

Gruss, Sven.

Re: Dargestellter Zustand um 1800 ...

Verfasst: Di 1. Jul 2008, 23:32
von Dietrich Maschmeyer
Nein, es ist nicht die Brille! Das FM Demold hat in der Tat bis etwa 1978 alle Fugen zugespritzt (Fa. Lömpel war auch gut im Geschäft). Die genannte Scheune wurde als eines der ersten Gebäude noch vor 1970 errichtet - mit anderen Worten, die Siliconfugen sind jetzt um die 40 Jahre alt. Dafür sehen sie nun auch wieder nicht sooo schlecht aus.

Bei Reparaturen werden die Silicone jetzt aber nach und nach entfernt - man hat dazugelernt, nicht zuletzt auch wegen ständigen Gestänkers der IGB.....

Die Infotafel ist aus einem anderen Grunde schlecht: Das Gebäude ist eigentlich ein Dreschhaus vom Osnabrücker Typ und sehr, sehr charakteristisch für die Gegend, den Südosten des Osnabrücker Landes und angrenzende Regionen Ravensberg und Lübbecke. Seine Funktionen: Dreschdiele, Garbenlager, Kornspeicher, Wagenremise. Damit handelt es sich um eine in der frühen Neuzeit (17. <Jh.) entwickelten Kombinationsgebäudetyp, eine echte Innovation. Das hätte man ruhig auch mal schreiben können.

Re: Dargestellter Zustand um 1800 ...

Verfasst: Mi 2. Jul 2008, 09:29
von Stefan Haar
vermutlich wird der Lehm im Umfeld daran schuld sein, dass noch nichts schlimmeres passiert ist.

Re: Dargestellter Zustand um 1800 ...

Verfasst: Mi 2. Jul 2008, 10:43
von forenadmin
Sven Teske hat geschrieben:Bitte sag mir, dass es wirklich nur die Brillengläser sind !
Lieber Sven, ;)

ich antworte Dir erst jetzt, wollte ich Dich doch noch ein wenig länger in dem Glauben
belassen, Deine Brillengläser trügen Schuld an Deiner, Dich verwirrenden Assoziation!

Leider ist es m. E. nun aber an der Zeit, Dich auf den Boden der Tatsachen zurückzuholen!

So komme ich jetzt also nicht umhin, Dir einzugestehen, JA, es ist tatsächlich die von Dir vermutete Substanz!

Und dies habe ich nicht nur optisch, sondern auch haptisch überprüft! ;D

Die gute Qualität der Aufnahmen verdanken wir im übrigen modernster (High-End) Kamera- und Bildbearbeitungstechnik.
Mit der Technik der 80-er Jahre hätte ich, vor lauter Aufregung, sicher alle Aufnahmen verwackelt ...

Auch habe ich es mir natürlich nicht nehmen lassen, mich bei der Museumsleitung nach der
Ursache und den Beweggründen dieser fulminanten Arbeit zu erkundigen und erhielt prompt
folgende - hier ungekürzt und unkommentiert wiedergegebene - Stellungnahme:
Sehr geehrter Herr ...,

vielen Dank für Ihre kritischen Hinweise zu unseren historischen Gebäuden.

Zu 1: Scheune Osnabrücker Hof: Das Gebäude wurde 1967 im Museum wiedererrichtet - nach dem damaligen Stand der Technik.
Damals war es auch in der Restaurierung und Denkmalpflege durchaus üblich, Fugen im Fachwerk mit Silikonkitt abzudichten.
Diese Methode wird seit den 1980er Jahern hier im Museum nicht mehr angewendet.
Leider können wir dieses aus heutiger Sicht falsche Material nicht so schnell beseitigen, da uns für diese zeit- und kostenaufwendige Tätigkeit schlicht das Personal fehlt.
Auch sind an der Scheune noch keine erkennbaren Schäden eingetreten - so dass der Handlungsbedarf hier weniger dringend ist als bei anderen Gebäuden, an denen zur Zeit Restaurierungsmaßnahmen durchgeführt werden.

Eventuell kann die IGB hier ja - im Rahmen eines Seminares - helfend (unter die Arme) eingreifen ...


Herzliche Grüße
Thomas

Re: Dargestellter Zustand um 1800 ...

Verfasst: Mi 2. Jul 2008, 11:18
von Stefan Haar
Hallo Thomas,

Deine Anregung finde ich gut - mach doch mal ! ;D

Auch wenn Du "noch" keine Außen- oder Kontaktstelle der IGB bist, würde ich es sehr begrüßen, wenn Du eine derartige Hilfsaktion - vielleicht sogar Medienwirksam - für das Freilichtmuseum organisieren wolltest.

Kleiner Finger ... Arm ab ! ;)

Gruß aus Wolfenbüttel

Stefan

Re: Dargestellter Zustand um 1800 ...

Verfasst: Mi 2. Jul 2008, 12:23
von forenadmin
Moin Stefan,

dass Du Dich - in Deiner Dir eigenen und selbstlosen Art - soeben völlig freiwillig
als bauleitender Architekt gemeldet hast, nötigt den mir höchsten Respekt ab!

Dafür Danke ich Dir schon vorab auch und gerade im Namen des Landesmuseums!

Weitere freiwllige Meldungen nehme ich ab sofort gerne per PN entgegen!
Stefan Haar hat geschrieben: Kleiner Finger ... Arm ab ! ;)
Fingerzeig | Fingerkuppe ..... Arm wech! ;D


Alles Weitere wird man sehen und würde m. E. hier zu sehr in's OT führen.

Herzliche Grüße
vom Thomas

Re: Dargestellter Zustand um 1800 ...

Verfasst: Mi 2. Jul 2008, 13:44
von Stefan Haar
thobi hat geschrieben: dass Du Dich - in Deiner Dir eigenen und selbstlosen Art - soeben völlig freiwillig
als bauleitender Architekt gemeldet hast, nötigt den mir höchsten Respekt ab!
Hab ich das ?? - hab' ich garnicht mitgekriegt ! ;D - Alles eine Frage der zeitlichen Kapazitäten und der Entfernungen ...

Schmunzelde Grüße

Stefan

Re: Dargestellter Zustand um 1800 ...

Verfasst: Mi 2. Jul 2008, 13:54
von Ralf Femmer | KS Freiberg
Hallo zusammen,
mal davon abgesehen, dass diese Art der Fugensanierung bei einem Gebäude dieser Güte und in diesem Umfeld einfach Sch.... aussieht, werfen sich mir aber dennoch verschiedene Fragen auf. Allerdings möchte ich dazu erst einmal noch ein paar erläuternde Worte, die nicht in dem Auszug der Antwort des WFM enthalten sind, hinzufügen.
Zwischen 1991 und 1993 habe ich eine Ausbildung zum Baudenkmalpfleger (FS) an der Fachschule für Baudenkmalpflege in Detmold absolviert. Im Rahmen dieser Ausbildung wurden durch die Fachschüler Gebäude und Gebäudeteile im Freilichtmuseum restauriert. Schon zu diesem Zeitpunkt war den damaligen Verantwortlichen und auch den Fachlehrern und Ausbildern die Problematik um die Verwendung von Silikon als Fugenmaterial in der Sanierung von Fachwerkgebäuden bewusst. Dies vor allem, weil zum damaligen Zeitpunkt verschiedene wertvolle historische Gebäude, deren Restaurierung keine 15 Jahre her war, wider "unter's Messer" kamen, da es zu massiven Fäulnisprozessen im Bereich der Zapfeneinbindung, vor allem im Schwellenbereich gekommen war. Manch einer wird sich vielleicht erinnern, dass parallel auch die Technik der Kunstharzprotetik vornehmlich im Bereich Balkenkopf, Balkenkopf/Sparren auf dem Vormarsch war.
Mindestens aus damaliger Herangehensweise wurde die vorhandene Silikonverfugung auch als eine Form von Langzeittest betrachtet. Wenn ich mir die Aufnahmen ansehe, bin ich erstaunt darüber, wie tadellos intakt diese Ausführung nach wie vor ist.
Nicht das ich falsch verstanden werde (geht ja schnell hier): Silikon ist m. A. n. kein adäquates Mittel zur Sanierung von Fugenbildungen in einer Fachwerkfassade. Fakt ist aber, das es hier offenbar funktioniert, und an anderen Gebäuden nicht.
Aber warum ist das so? Sicherlich wird die Tatsache eine Rolle spielen, in welcher Form ein solches Gebäude genutzt wird. Wie wird es beheizt? Bei verschiedenen Gebäuden im WFM wird mit Bauteiltemperierung gearbeitet, was dazu führt, das selbiges auf Dauer "trocken" gehalten wird. Auch die Qualität der Verfugung dürfte nicht unwesentlich sein.
Also noch mal konkret:
- Warum scheint es mal zu funktionieren und mal nicht?
- Kann es zur vorübergehenden Schadensabwendung nicht sinnvoll sein, mit Silicon zu arbeiten?
- Ist der Einsatz an Riegeln unproblematisch und führt es nur bei der Abdichtung von Führungszapfen zu starken Schädigungen?
- Ist es bei Temperierungen vielleicht sogar egal welches Material bei der Verfugung verwendet wird?
So weit erst einmal dazu.

IGB Seminar im WFM
Sicherlich ist ein guter Gedanke, ein IGB Seminar in Zusammenarbeit mit dem Westfälischen Freilichtmuseum in Detmold durchzuführen. Ohne den Wind aus den Segeln nehmen zu wollen, möchte ich allerdings doch noch ein paar Worte dazu los werden.
Bei der Instandsetzung bei einigen der unten dargestellten Verbindungen handelt es sich um fachlich sehr aufwendige arbeiten, die nicht oder nur bedingt von Laien am stehenden Objekt in der notwendigen Qualität ausgeführt werden können. Darüber hinaus dürfte es wohl kaum ausreichen, mal eine Woche ein Seminar zumachen, weil in dieser Zeit nur schwerlich ein Gebäude fertig gestellt werden dürfte. Und einfach nur Silicon raus und Lehm rein kann nicht die Lösung sein, sonst hätte selbiges das WFM schon ausgeführt. Mal von all dem abgesehen gibt es letztlich aber auch Handwerker, die genau von dieser Art der Tätigkeit leben und wer die Um- An- und Neubauarbeiten der letzten Jahre in WFM verfolgt hat, kann nicht unbedingt zu der Auffassung gelangen, das es sich hier um einen Mangel an finanziellen Reccourcen handelt. Es dürfte wohl eher um die Prioritäten gehen.
Vielleicht macht es Sinn, in Zusammenarbeit mit der Fachschule für Baudenkmalpflege und dem WFM eine solche Maßnahme zu inizieren. Letztlich ist ein solches Projekt nur dann Medienwirksam, wenn es anschließend auch fertig ist, nicht war?
Und was dabei herraus kommt, wenn man Laien an anspruchsvolle Restuarierungen lässt, haben wir ja in Syke gesehn, oder?

Re: Dargestellter Zustand um 1800 ...

Verfasst: Mi 2. Jul 2008, 13:57
von forenadmin
Stefan Haar hat geschrieben: Alles eine Frage der zeitlichen Kapazitäten und der Entfernungen ...
... genau, Stefan! Im Notfall "muss" ich eben Wolfgang überreden ... :)

Da ich sowieso noch die Mail aus DT beantworten muss, werde ich in dieser Richtung mal "vorfühlen" ...

Und außerdem werden wir in den nächsten Wochen wieder dort sein.
Insofern kann ich mir dann die Scheune noch einmal genuaestens ansehen.


Mittagsgrüße
Thomas

Re: Dargestellter Zustand um 1800 ...

Verfasst: Do 3. Jul 2008, 08:07
von Ulrike Nolte
Nicht, dass mir die unaussprechliche Masse gefallen würde (ganz im Gegenteil), aaaber ...

Wenn sich seit 1967 (immerhin sind seit dem schon 50 Jahre ins Land gezogen) noch keine erkennbaren Schäden gezeigt haben, sind diese Sünden vielleicht gar keine so schlimmen Sünden. ???

Nicht gleich prügeln - das ist nur eine Betrachtung von der anderen Seite ...

Grüße
Ulrike

PS: nein, damit habe ich mich nicht als Freiwillige gemeldet 8) , hier kommen schließlich auch keine Mainzelmännchen vorbei ::)

Re: Dargestellter Zustand um 1800 ...

Verfasst: Do 3. Jul 2008, 10:54
von forenadmin
Ulrike Nolte hat geschrieben: Wenn sich seit 1967 (immerhin sind seit dem schon 50 Jahre ins Land gezogen) ...

Nicht gleich prügeln ...
NEIN, ganz im Gegenteil, liebe Ulrike!

Da bin ich ja schon bald im Vorruhestand und habe es gar nicht bemerkt!!! ;D


Herzliche Grüße
Thomas

P.S.: Wenn das Dein Einstein liest ... :P

Re: Dargestellter Zustand um 1800 ...

Verfasst: Mi 28. Okt 2009, 17:14
von foerdi
Es sieht aus als wäre Kaugummi dazwischen geklebt worden damit die Lücke nicht so ins Auge fällt, ich schätze mal das darf nicht sein :D