Kleinode am Wegesrand

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Ulrike Nolte
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Kleinode am Wegesrand

Beitrag von Ulrike Nolte »

Hallo zusammen,
vor ein paar Tagen fuhr ich auf der B 80 nach Hann. Münden, um dort ein Spinnrad abzuholen. Auf dem Weg dort hin, kurz vor dem Ziel, stutzte ich plötzlich. Im Augenwinkel registrierte ich eine Steinscheune mit Treppengiebel - mitten in der Landschaft stehend - scheinbar. Der kurze Augenblick genügte, um einen wunderbaren Erhaltungszustand zu bemerken, aber die Zeit war zu kurz um anzuhalten.

Dieses Bild ließ mich nicht mehr los. Ich wollte wissen, was es damit auf sich hat. Wieso steht ein solches Gebäude mitten in der Landschaft? Ich hatte, außer in mittelalterlichen Städten, noch nie solche Treppengiebel gesehen. Schon gar nicht mitten auf dem Land und an einer Scheune. Kurzerhand fuhren wir heute los, auch um Hann. Münden zu besuchen, von dem ich auch nur ganz kurz einen Eindruck mitnehmen konnte. Übrigens eine wunderbare Ansammlung von uralten Fachwerkhäusern mit sehr viel Schmuck und einem einzigartigen Rathaus im Stil der Weserrenaissance. http://www.hann.muenden.de/

Wir fanden die Scheune wieder, hielten an und stiegen aus damit ich fotografieren konnte. Dabei fiel mir auch eine kleine Kirche mit Treppengiebel und eine weitere aber wesentlich jüngere Scheune auf, etwas versteckt hinter einer Eichenallee nahm ich einen Gutshof wahr.

Kurz und gut - die gotische Steinscheune aus dem Jahr 960 gehört zum ehemaligen Kloster Hilwartshausen, das heute ein Klostergut ist und wohl unter Denkmalschutz steht. Jedenfalls ist auf den Seiten des Klostergutes eine Teilnahme am Tag des offenen Denkmals im Jahr 1999 verzeichnet.
http://www.klostergut-hilwartshausen.de/
http://lexikon.freenet.de/Hilwartshausen

Auf der Rückfahrt fuhren wir am gegenüber liegenden Weserufer entlang. Dabei fielen uns direkt gegenüber des Klostergutes weitere Gebäude auf. U.a. eine mächtige Zehntscheuer. Leider war es schon zu diesig, um noch zu fotografieren. Aber die anschließende Recherche ergab, dass dieser Flecken - Eichhof -  ebenfalls zum Kloster gehörte und dort auch noch eine Mühle besteht.

Auf dem Klostergut werden übrigens Ochsen gehalten, aber seht selbst auf der Webseite ...

Grüße
Ulrike
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Dietrich Maschmeyer
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Re: Kleinode am Wegesrand

Beitrag von Dietrich Maschmeyer »

Sehr schönes anwesen, kannte ich bisher noch nicht. Besonders die steinerne Zehntscheune scheint bisher der überregionalen Forschung entgangen zu sein - das hat sie nicht verdient. Sie ist übrigens ein schönes Beispiel für erhaltung durch Nutzung. Die übrigen - weniger nutzbaren - Gebäude des Klosters haben augenscheinlich nicht überlebt.
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Ulrike Nolte
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Re: Kleinode am Wegesrand

Beitrag von Ulrike Nolte »

Nicht ganz Dietrich  :)
Dass St. Petri und die Steinscheuer überlebt haben, haben sie wohl ihrer Lage außerhalb der ehemaligen Klostermauern zu verdanken.

Das Kloster wurde nach der Reformation aufgelassen, die Gebäude und die Klosterkirche verfielen nach dem 30 jähr. Krieg vollständig (Eroberung/Plünderung). Das was übrig blieb, ist entweder in der kleinen Kirche St. Petri zu finden, oder auf dem Grundstück des Gutes. Viel scheint es nicht zu sein.
Ich habe natürlich ein wenig im Internet gesucht und auch einiges gefunden. U.a. eine Namensliste der letzten Nonnen um 1620. Auch, dass die heutigen Gebäude z.T. auf den Grundmauern der ehemaligen Gebäude errichtet wurden. Das Gutshaus steht wohl auf dem Grundriss der ehemaligen Klosterkirche St. Stephanus.

Wenn man so in die Geschichte eintaucht, kann es richtig spannend werden. Vielleicht kann ich noch mehr über die Steinscheune erfahren wenn wir demnächst Ochsenfleisch einkaufen  ;)

Grüße
Ulrike
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