Monumentendienst / Denkmaldienst /Monumentenwacht: Thema für die IGB?

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Dietrich Maschmeyer
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Monumentendienst / Denkmaldienst /Monumentenwacht: Thema für die IGB?

Beitrag von Dietrich Maschmeyer »

Wie viele der Forumsteilnehmer vielleicht wissen, gibt es in den Niederlanden seit langem eine halböffentlichen Wartungsdienst für Baudenkmale, die sogenannte Monumentenwacht. In einigen Kreisen Ostfrieslands wir mit Unterstützung des FM Cloppenburg derzeit ein ähnliches Projekt erprobt. Es wird zunächst weitgehende von den Landkriesen finanziert.

Auch in unserem Verein ist das Thema schon vielfach diskutiert worden. Nebenbei gesagt sind in der IGB nicht nur viele Denkmalbesitzer organisiert, sondern auch viele qualifizierte Handwerker und Architekten, die diese Frage berufsbedingt etwas anders als erstere sehen. Auch deren Interessen und Meinungen werden sicher in unsere Meinung einfliessen.

Drei Gründe waren bisher im wesentlichen massgeblich dafür, sich nicht weiter damit zu beschäftigen.
1. Die Akzeptanz eines zentralen Dienstes bei Denkmalbesitzern wird eher gering eingeschätzt, vor allem bei den Problemfällen, die eine Aufsicht am nötigsten hätten. Die lassen ja heute schon bisweilen keinen Denkmalpfleger auf den Hof.
2. Die Kosten einer derartigen Einrichtung sind nicht darstellbar und würden von den Kunden nicht akzeptiert, insbesondere bei grossen Wegekosten (Es gehen immer mindestens drei Handwerkerstunden drauf, + 50 km Weg macht mindestens ca. 150 Euro pro Kurzinspektion, nicht gerechnet die "overheads", und alles inclusive ist man schnell bei 300 Euro.)
3. Sollten auch Handwerksarbeiten durchgeführt werden, sind Konflikte mit Handwerkskammern und -Innungen vorprogrammiert. Besonders kritisch bei öffentlicher Förderung als unzulässiger Markteingriff.

Ich persönlich habe auf dieser Basis alternativ die Idee eines Franchise-Systems entwickelt. Handwerker vor Ort müssten ihre Befähigung nachweisen, würden dann eingetragener Partner, würden dann über ein Netzwerk vermittelt und wären verpflichtet, ihre Dokumentation einer Zentrale zur Verfügung zu stellen.

Ausserdem würde ich andenken, den Denkmaldienst zu ermächtigen, Baumassnahmen auf Denkmalgerechtigkeit zu prüfen und im Auftrag der Denkmalpflege Bescheinigungen für das Finanzamt auszustellen. So liesse sich eine gewisse Subventionierung rechtfertigen. Gleichzeitig würde Doppelarbeit vermieden, da durchgeführte Arbeiten ohnehin beim Wartungsdienst registriert werden müssen, und so die amtliche Denkmalpflege entlastet, so dass sie wichtigere Dinge (wie z.B. die Fortschreibung der Inventare) bearbeiten könnte.

Weiter diskutiert wurde dies aber zunächst nicht, da das Thema aus o.g. Gründen zurückgestellt wurde.

Nun lebt die Diskussion in einigen Kreisen wieder auf, und ich möchte auf diese Weise versuchen, ein Meinungs- und Stimmungsbild aus allen Kreisen der Beteiligten am Denkmal zu bekommen. Was meinen Sie zu den angerissenen Problemen, haben Sie Hinweise und Tipps für uns?

Dietrich Maschmeyer
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Ralph Fischer
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Re: Monumentendienst / Denkmaldienst /Monumentenwacht: Thema für die IGB?

Beitrag von Ralph Fischer »

Moin!
Wir hatten vor Kurzem ein Gespräch mit 2 Jungs vom Monumentendienst im Museumsdorf Cloppenburg.
Unser Eindruck: sehr kompetente Leute, die mit viel Engagement bei der Sache sind. Vor allem waren sie sehr vertraut mit lokalen Besonderheiten alter Bauten, hier z.B. das Problem der nachgebenden Gründungen in einem ehemaligen Moorgebiet.
Leider ( aus unserer Sicht) kann der Monumentendienst bei unserem Hof (noch) nicht aktiv werden, da er von der EU gefördert wird und definitionsgemäß nur in Grenzregionen tätig sein darf. Da liegen wir knapp daneben.
Diese Förderung wird aber Ende 2007 voraussichtlich auslaufen, dann will der Dienst ausschließlich von Mitgliedsbeiträgen leben und seinen Radius erweitern. Nach Auskunft der beiden Mitarbeiter ist die Entwicklung äußerst erfreulich und die Akzeptanz sehr hoch.
Zu den Preisen: für einen (vernachlässigbaren) Mitgliedsbeitrag halbiert sich der Stundensatz auf 25,00 ?.
Aber selbst ohne diese Halbierung: 300 ? fuer eine Inaugenscheinnahme und Beratung durch _Fachleute_ finde ich völlig in Ordnung, wenn ich sie denn bekomme. Von örtlichen Handwerkern kann ich sie nicht bekommen.
Das mache ich denen gar nicht zum Vorwurf, denn ohne Nachfrage haben sie keinen Anreiz, sich in alten Techniken weiterzubilden. In Ballungsräumen mag das anders aussehen, aber hier (auf dem im wörlichen Sinne platten Land) ist ein alter Hof eben nur ein alter Hof, der bei Schäden irgendwie wieder zusammengeflickt wird, und kein erhaltenswertes Kulturgut.
Sobald der Monumentendienst hier aktiv werden kann, werden wir dort Mitglied werden und ihn in Anspruch nehmen. Alternativen gibt es bisher leider nicht. Die im Forum aktiven Handwerker sind fuer eine sinnvolle Zusammenarbeit mit uns (leider) ausser Reichweite.
Die Idee mit dem Franchise-System finde ich auch sehr gut. Uns ist letztlich (mit Einschränkungen) egal, wer eine von uns benötigte Dienstleistung erbringt, solange er das in sehr guter Qualität zu einem angemessenen (nicht billigen!) Preis erledigt.
Wenn es ein örtlicher Handwerker kann: umso besser. Das ist hier leider nicht in Sicht.

Grüße aus der Wesermarsch

Ralph
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