35 Jahre IGB eine Remineszens

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Reini
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35 Jahre IGB eine Remineszens

Beitrag von Reini »

Ich bin zwar erst gute 20 Jahre IGB – Mitglied, dennoch bin ich fast seit Anbeginn mit der IGB verbunden. Als Sohn eine Landwirtes in der Grafschaft Hoya geboren und auf einem Fachwerkhof groß geworden, wurde einem früh deutlich gemacht, dass sowohl die Herkunft als auch die Unterkunft in den Augen der Mehrheit der „modernen“ Gesellschaft als Rückwärtsgewandt betrachtet wurde.
Fast peinlich war es Schulkameraden zu Geburtstagen einzuladen: Kein Badezimmer, kein WC (Klo war über den Hof im Stall), kein eigenes Zimmer, ein altes marodes Reetdachhaus… Alles war besser als dieses Zuhause, meinte ich jedenfalls.
Die Umstände brachten es mit sich, dass der „Bauernlümmel“ Zimmerer bei Johann Hickmann in Heiligenfelde lernte. Der wiederum hatte sich zu der Zeit just einen Namen mit der Verrollung des Speichers von Heinz Riepshoff gemacht. Nunmehr lernte ich, wie man Monat für Monat Nägel aus alten Eichenbalken stemmte. Der Speicher des Gutes Wührden wurde abgebrochen und auf dem Zimmerplatz ausgelegt. Hierfür wurde auch die Fähigkeit des Restaurators Wilhelm Reinhard benötigt, der mit seinen geheimen Leimmixturen u. a., die von uns erzeugten Fehlstellen leimte.
Eigentlich wollte Johann mich nicht als Lehrling nehmen, ich war der erste Lehrling mit Mittlerer Reife, das hätte Probleme mit sich bringen können, dachte er. Er hatte Glück, ich wurde sein erster Lehrling, der zur Landesmeisterschaft nach Hannover fahren durfte.
Die Jahre vergingen und ich begann nach dem Fachabitur ein Architekturstudium in Hildesheim. Als erster Student machte ich meine Diplomarbeit beim späteren Landeskonservator Thumm. Meine Diplomarbeit schrieb ich über die Revitalisierung eines Fachwerkhauses - das von Friedeborn Kraft, welch ein Zufall….
Mit dem ausgezeichneten Diplom in der Tasche bekam ich umgehend eine Stelle bei der Inventarisierung von Denkmälern im LK Verden. Da ich dieser Arbeit überhaupt nichts abgewinnen konnte, schmiss ich nach drei Monaten hin.
Nach Jahren der beruflichen Findung bin ich seit nunmehr zehn Jahren selbstständiger Architekt, lebe auf dem Dorf in einem Reetdachhaus und plane ausschließlich landwirtschaftliche Bauvorhaben. Ich stehe auf der anderen Seite - und dennoch verbunden mit dem Fachwerk und der Landwirtschaft – ist doch merkwürdig oder? Wie einen Herkunft und Unterkunft doch prägen können……..

Alles Gute und ein Frohes Weihnachtsfest allen Mitgliedern und Interessenten

Reinhard Seevers