Hallo Petra,
ich hab's jetzt erst gelesen

Nennst Du dieses schöne Teil schon Dein Eigen? Wenn nicht, kann ich Dir nur zuraten den Webstuhl zu kaufen. So einen alten Hochwebstuhl wirst Du so schnell nicht wieder "unter die Finger bekommen". Frag die Besitzerin nach den Möglichkeiten und was darauf gefertigt wurde. Vor allem, wie alt das Teil wirklich ist.
Um den Preis einzuschätzen muss man natürlich etwas Ahnung von diesen alten Webstühlen haben, aber da wird Dir beinahe jede professionelle Handweberin/Handweber (suche über die Suchmaschinen nach jemand in Deiner Nähe) weiterhelfen können. Ich habe für meinen Webstuhl (Kontermarsch-Flachwebstuhl mit 4 Schäften), der wesentlich jünger ist (ca. 1950), immerhin etwas über 200 ? auf den Tisch gelegt. Dein Museumsstück dürfte da etwas höher liegen, vorausgesetzt, die Besitzerin kennt sich etwas aus.
Wie Dietrich schon geschrieben hat, läßt sich beinahe jedes defekte Teil reparieren oder ersetzen, was natürlich auch wieder Geld kostet. Aber meiner Meinung nach lohnt sich das auf jeden Fall. Ich glaube auch gar nicht, dass da viel fehlt oder kaputt ist. Wenn Du Glück hast, tuts eine einfache Reinigung aller mechanischen Teile, lediglich das Riet wirst Du nach so langer Zeit auf jeden Fall austauschen müssen. Mein Originalriet ist völlig verrostet, aber die kann man in jedem guten Fachgeschäft (auch über Internet) kaufen.
Weben (und Spinnen) sind wunderbare Freizeitbeschäftigungen, die zu erlernen nicht besonders schwer ist. Es ist ein schönes Gefühl, wenn man mit eigener Hände Arbeit ein Gewebe schafft, aus dem man wiederum die schönsten und/oder nützlichsten Dinge fertigen kann. Aber denke nicht, dass so ein Webstuhl alles ist, was Du dazu brauchst. Es fängt mit dem Scherbaum an und hört mit Hilfsleisten auf. Zum Aufbäumen der Kette sollte man mindestens zu zweit sein, bei so einem großen Stuhl besser sogar zu dritt. Für eine lange Kette (kurze Ketten machen wenig Sinn wegen der immensen Arbeit von Scheren und Aufbäumen) braucht man viel Platz um sie ordentlich zu scheren. Und - die Weberei ist ein Ausbildungsberuf, den Lehrstoff hat man nicht in 2 Wochen intus. Auch nicht, wenn man das Ganze "nur" als Hobby betreibt.
Zur Einstimmung eine Buchempfehlung:
Handbuch Weben
Geschichte, Materialien und Techniken des Handwebens
von Erika Arndt
erschienen im Haupt Verlag, Bern
ISBN 978-3-258-06993-7
Sehr zu empfehlen, um sich erst einmal mit der Materie vertraut zu machen. Die Geschichte der Handweberei kommt allerdings etwas zu kurz. Dafür sind aber alle anderen Kapitel über Materialkunde, Techniken, Bindungen, etc. sehr ausführlich.
Viel Glück!
Ulrike