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Hilferufe für die Erhaltung bedrohter Bauten - Wenn der Bagger droht!
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Ulrike Nolte
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Beitrag von Ulrike Nolte »

war es letzte Woche für eines der ältesten Hallenhäuser in der Innenstadt von Lügde. Schon einige Zeit als baufällig bekannt, musste der Kreis nun handeln. Das Haus wurde in einer kurzfristig angesetzten Aktion zwangsabgerissen weil die alte Besitzerin weder für Erhaltungsmaßnahmen, noch für den Abriss das nötige Kleingeld hat. Ein Witz, dass man nun von der Frau erwartet, dass sie den Trümmerberg entsorgen läßt. Woher soll sie das Geld nehmen? Zumal da wirklich eine Abrissbirne am Werk war. Die Überreste liegen alle aufeinander und durcheinander. Wer die Preise und Auflagen der Müllkippen kennt weiß, dass man um's Sortieren nicht drumherum kommt. Aber das kostet logischerweise ja auch wieder Geld ...

Die Vorderfront stand lt. untere Denkmalbehörde unter Denkmalschutz und es wurden wohl alle denkbaren Versuche unternommen, der Frau finanziell unter die Arme zu greifen. Das scheiterte aber eben an der Tatsache, dass da nix mehr ist was die Eigentümerin hätte aufbringen können.

Verkaufsversuche für derartige Häuser in der Innenstadt (und davon gibt es noch ein paar mehr) scheitern regelmäßig an der besch... Verkehrssituation. Noch geht die Durchgangsstraße mittendurch, ein sehr hohes Verkehrsaufkommen in und aus Richtung Bad Pyrmont und weiter ist an der Tagesordnung. Die Wohnqualität ist also gleich Null. Die Hoffnung, dass sich das bis zum Jahresende ändert, liegt auf dem Großprojekt Umgehungsstraße, die bis dahin fertig gestellt sein soll.

In dem Zusammenhang geht mir eine Idee im Kopf herum, über die ich gerne diskutieren würde: Was könnte man tun, um Eigentümer solcher Häuser umfassend zu beraten und Möglichkeiten aufzuzeigen? Und das nicht nur regional begrenzt ...

Grüße
Ulrike
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Dietrich Maschmeyer
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Re: 5 nach 12

Beitrag von Dietrich Maschmeyer »

Das wäre mal einen Bericht im Holznagel wert.......
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Ulrike Nolte
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Re: 5 nach 12

Beitrag von Ulrike Nolte »

... ist längst in der Mache, dauert aber noch.
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forenadmin
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Re: 5 nach 12

Beitrag von forenadmin »

Ranunkel hat geschrieben:In dem Zusammenhang geht mir eine Idee im Kopf herum, über die ich gerne diskutieren würde:
Was könnte man tun, um Eigentümer solcher Häuser umfassend zu beraten und Möglichkeiten aufzuzeigen? Und das nicht nur regional begrenzt ...
... ist es jetzt "spitzfindig", wenn ich nach der Idee frage, liebe Ulrike ... ?

Zumindest sollte man auch diejenigen umfassend beraten, die diese Abriss- und Aufräumverfügungen erlassen.
Papier ist ja bekanntermaßen geduldig und dem "mittellosen" Eigentümer verhelfen diese Verfügungen auch nicht
zu einem unerwarteten Geldsegen. Interessant wäre in diesem Zusammenhang zu erfahren, warum der Kreis denn
nun handeln musste und ob sich geeignete Notsicherungsmaßnahmen nicht kostenreduzierend und insofern schadensmindernd
ausgewirkt hätten!

Wochenendgrüße
Thomas
Gruß
Thomas Schomburg
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Ulrike Nolte
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Re: 5 nach 12

Beitrag von Ulrike Nolte »

Hallo Thomas,
ich hatte ein längeres Gespräch mit dem zuständigen Denkmalschützer, denn ... die Bürger reden viel und wissen wenig ...

Von Seiten der Gemeinde und auch des Kreises wurden alle nur möglichen Versuche unternommen, der Frau finanziell unter die Arme zu greifen. Sie ist schlichtweg insolvent (und sehr alt), da war nichts zu machen. Weder Gemeinde noch der Kreis haben genügend Mittel, um damit eingreifen zu können.

Notsicherungsmaßnahmen hatte man schon vor längerer Zeit ergriffen. Aber durch gewisse Wetterereignisse wurden die Schäden einfach nicht besser. Wer die Stürme in den letzten 2 Jahren hier miterlebt hat, weiß wovon ich rede. Dazu noch die extreme Verkehrssituation mit 16.000 Autos täglich, die die Situation der alten Häuser an der Durchgangstraße auch nicht gerade besser macht. Aber in diesem Punkt gab es bisher einfach keine Alternative. Jetzt ist die Umgehung beinahe fertig und von ihr verspricht man sich eine nachhaltige Verbesserung.

Übrigens bin ich der Meinung, dass Durchgangs- und Schwerlastverkehr gerade in den Städten/Gemeinden nichts zu suchen hat, in denen noch so viele historische Gemäuer rumstehen. Aber das ist ein ganz anderes Thema und vermutlich auch nicht zu lösen.

Maßlos geärgert hat mich die Tatsache, dass man wirklich mit dem Vorschlaghammer zugeschlagen hat. Die Dachziegel wurden einfach ins Hausinnere geworfen, auf der Straße wurde eine LKW-Ladung Erde aufgeschüttet, die angrenzenden Gebäude (vor allem die Dächer) hat man notdürftig mit alten Matratzen geschützt. Dann rückte der Bagger an, drückte alles zusammen, schaufelte den Erdhaufen drüber - und da liegt es nun. Zur Staubbindung hatte man die Aktion noch mit Wasser unterstützt. Wer weiß, dass die Deponien ein Heidengeld für derart unsortiertes Abbruchmaterial verlangen, kann sich die Summe vorstellen, die für die Entsorgung notwendig ist. Ein Witz ist, dass der Kreis wohl auch auf diesen Kosten sitzen bleibt, denn die alte Frau ist und bleibt mittellos. So was nenne ich einen Herausschmiss von Steuergeldern! Zumal man ja auch mit Abbruchmaterialien alter Häuser ggf. ein paar Kreuzer verdienen kann. Wir wissen alle, dass man heute allernorts 1?-Jobs vergibt. Das wäre dann wenigstens mal eine sinnvolle Beschäftigung gewesen, wenn man Langzeitarbeitslose damit beschäftigt hätte, das Haus auseinander zu nehmen und die Materialien sortiert zur Entsorgung zu geben.

Aber dann hätte die Bevölkerung wohl noch heftiger protestiert - und das wollte man vermutlich umgehen (meine These).

Was meine Idee betrifft - hier bin ich im Gespräch mit diversen Leuten. Mir schwebt etwas ähnliches vor wie in Hornburg. Was die Journalistin Stefanie Peißker dort auf die Beine gestellt hat, ist beispiellos (HN 2/08, Seite 37/38). Ich verfolge auch die Initiative hier im Bördeland, Bürgerinitiative.

Ich bin der Meinung, dass man Eigentümer alter Häuser aufklären muss. Über Möglichkeiten der Sanierung, Nutzungskonzepte, finanzielle Unterstützung, etc. wissen die i.d.R. einfach zu wenig. Man kann aber nicht warten, bis die Leute von sich aus kommen, sondern muss auf sie zu gehen. Dazu ist aber auch erst mal sowas wie eine Bestandaufnahme notwenig. Wo stehen die Häuser, wem gehören sie, was für Schäden sind sichtbar, und, und, und.

Ich mache in den nächsten Tagen eine Fototour durch unsere Gemeinde mit den zugehörigen Dörfern. Mit diesem Material werde ich dann weiter sehen. So eine Idee läßt sich nicht aus dem Boden stampfen, die muss wachsen, bzw. muss man sehen und abschauen was andernorts evtl. getan wird.

So, nun muss ich aber wieder etwas tun, damit das bei uns hier auch weiter geht. Am kommenden Montag bekomme ich Besuch. Unser Dorf macht beim Wettbewerb "Unser Dorf soll schöner werden" mit. Und in diesem Rahmen wird unsere alte "Hütte" besonders vorgestellt.

Grüße
Ulrike
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Ulrike Nolte
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Re: 5 nach 12

Beitrag von Ulrike Nolte »

Das Ende vom Drama

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