traufständiges Fachwerkhaus Mitte des 18. Jhd. in Blankenburg/Harz (Abriß Anf D)

Hilferufe für die Erhaltung bedrohter Bauten - Wenn der Bagger droht!
Christian Lellau
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traufständiges Fachwerkhaus Mitte des 18. Jhd. in Blankenburg/Harz (Abriß Anf D)

Beitrag von Christian Lellau »

Das Haus welches gerettet werden möchte steht im Altstadtbereich der Fachwerkstadt Blankenburg/Harz in der Badegasse 2 (Sanierungsgebiet). Das Haus ist traufständig und zweistöckig verzimmert, hat eine Länge von 9 Fachen und besitzt einen eingewölbten Keller. Ich werde in den nächsten Tagen versuchen das Haus in den "bedrohten Objekten" einzustellen. Der Kaufpreis ist mit den Eigentümern verhandelbar, vielleicht um 1000-2000 ?, denn durch den Verkauf brauchen die Eigentümer (zwei an der Zahl) die Abrißkosten nicht zahlen. Für ein spontanes wirkliches Interesse und für nichts anderes bin ich Abends erreichbar unter der Nummer 0521/9885431.

Gruß, Christian
Christian Lellau
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Re: traufständiges Fachwerkhaus Mitte des 18. Jhd. in Blankenburg/Harz (Abriß Anf D)

Beitrag von Christian Lellau »

Leider muß ich mitteilen, daß die Einstellung in die bedrohten Objekte erst ab dem 27.11.06 erfolgen kann. Der Abriß wird sich zunächst erst mal verzögern. Ansprechpartner bis dahin  ist einer der Eigentümer, Frau Kathrin Just (03944/943380).   
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Stefan Haar
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Re: traufständiges Fachwerkhaus Mitte des 18. Jhd. in Blankenburg/Harz (Abriß Anf D)

Beitrag von Stefan Haar »

Christian, ohne Foto oder andere griffige Infos über das Objekt kommen wir da nicht wirklich weiter ...  :-\
AG-Bautechnik der IGB
Dipl.-Ing. Architekt

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Christian Lellau
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Re: traufständiges Fachwerkhaus Mitte des 18. Jhd. in Blankenburg/Harz (Abriß Anf D)

Beitrag von Christian Lellau »

Danke für das bisher entgegengebrachte Interesse. Die Verzögerung hat sich ergeben, weil ich wegen eines Auftrags zur Restaurierung eines gotischen Turmdaches in Russland war und deshalb nicht schreiben konnte. Für Auskünfte hatte ich deshalb eine Telefonnummer hinterlegt.

Nun zum Thema:

Das Fachwerkhaus in der Badegasse 2 steht kurz vor dem Abriß. Der Grund ist die Verdrehung der Stockschwelle, die zum Abrutschen der Fassade des Oberstocks führt und der somit einhergehenden Gefährdung öffentlichen Raumes. Eine Ortsbesichtigung am 02.12.2006 meinerseits bestätigte mein Bestreben für den Erhalt und ich möchte deshalb folgend aufzeigen, daß es anders geht.

Eine kurze Baubeschreibung:

Das Haus, wohl Ende des 18. Jahrhunderts erbaut, liegt im Herzen der Fachwerkstadt Blankenburg /Harz und befindet sich in der Badegasse, eine Querstraße der Marktstraße, von der in ein bis zwei Minuten das Rathaus erreicht werden kann. Das Fachwerkhaus ist traufständig, zweistöckig verzimmert und besitzt eine Länge von 10 Gebinden (ca. 10m). Die Gassenfassade zeigt Ständer, die im gleichen Abstand zueinander stehen. Einzig im Bereich der zweiflügeligen Hauseingangstür wurde ein Ständer eingespart und somit der linke Türständer nach rechts verschoben. Die Fassade wird gegliedert vor allen Dingen durch ein breites Gurtgesims im Bereich der Deckenbalkenlage. Hierfür wurden das Rähm, ein durchgehender Stirnbalken sowie die Stockschwelle herangezogen. Im Übrigen ist auf dem Gurtgesims ein Rundbogenfries von etwa 4 cm Höhe zu bewundern. Den oberen Abschluß bildet wiederum ein Dachgesims in Form eines Stirnbalkens mit einem wuchtigen Rundstab, der vor die Dachbalkenlage gezapft ist. Der Grundriß ist annährend quadratisch und zu ? unterkellert (Höhe?). Der rückwärtige Hof ist noch annährend 6-7 m tief. Das gesamte Innere wurde leider bei einer mit viel Elan begonnenen Totalsanierung restlos entkernt.

Schäden:

An der Bausubstanz gibt es abgesehen von den Schwellen einen größeren Schaden mit mittlerer Wiederherstellungszeit, ein mittleren Schaden mit größerer Wiederherstellungszeit sowie wirklich wenigen kleinen Schäden. Im Klartext heißt das, daß bei dem großen Schaden die Stockschwelle zurück zuführen ist. Dies ist möglich durch aufhängen und hochbocken der Oberstockwand sowie herein ziehen derselbigen. Ausgangspunkt des Schadens war die Stockschwelle, die nur ca. 4-5 cm auf den Deckenbalken aufgekämmt war und die Lasten der darauf ruhenden Wand, die im vorderen Bereich übergeleitet werden. Der Stirnbalken kann nun abgeschert sein, weshalb uns heute dieses traurige Bild begegnet. Der mittlere Schaden befindet sich an der rückwärtigen Fachwerkwand in Höhe der Deckenbalkenlage. Der Grund ist das äußere Flachdach des Anbaus und die kaputte Dachrinne des Hauptdaches (drei Deckenbalken anschuhen, Rähm und Stockschwelle gesundschneiden und reparieren). Ein kleinerer Schaden befindet sich an einem von insgesamt 20 Fußpunkten im Bereich der Dachbalkenlage (Hofseite; beides auf ca. 1 m Länge anschuhen, Rähm gesundschneiden und reparieren). Der Grund ist hier die fehlende Eindeckung der Schleppdachgaube. Im Firstbereich können womöglich einige Schlitz und Zapfenverbindungen beschädigt sein. Der Grund ist auch hier eine zum Teil fehlende Firstziegeleindeckung. Abgesehen davon ist das Dach augenscheinlich dicht, bedarf aber der Durchsicht. Der Unterstock steht trotz der fehlenden´  Aussteifung (Beseitigung der Ausfachung) gerade und zeigt keine augenscheinlichen Setzungen usw., doch sollte dringend das ?spazieren führen? der Lasten des Dachstuhls unterbunden werden. Die Fachwerkwand des rückwärtigen Oberstocks ist ebenso noch gerade.
Dies war schon die Beschreibung der Schäden und ich von meiner Seite kann sagen, daß es sich aus vielerlei Gründen lohnt das Gebäude zu erhalten.

Die Eigentümerin, Frau Kahtrin Just geht davon aus, daß der Bescheid für die Förderung des Abrisses in zwei Wochen eingeht und möchte die Angelegenheit zum Abschluß bringen. Frau Just ist aber generell bereit das Haus vorher zu verkaufen, so daß dann dem Erhalt nichts mehr im Wege steht. Nach meiner Frage, ob die zur Verfügung stehenden Fördergelder aus dem Topf der Städtebauförderung in eine Sicherungsmaßnahme gewandelt werden können, fragte Frau Just Herrn Matthias Gunnemann von der BauBeCon (Sanierungsträger), der dies unter Umständen für möglich hält.
Alles im Allen gehe ich sehr stark davon aus, daß wenn sich tatsächlich jemand für den Kauf des Hauses innerhalb der zwei Wochen findet, daß diesem alle Türen offen stehen. Frau Kahtrin Just ist werktags unter der Telefonnummer 03944/943380 zu erreichen. Auch stehe ich selber unter der Telefonnummer 0521/9885431 abends zur Verfügung. Interessierten kann ich eine Bauzustandsbeschreibung für den Abriß, Zeichnungen und weitere Bilder zukommen lassen. Auf ein gutes Ende wartend verbleibe ich mit freundlichen Grüßen.

Christian Lellau
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Christian Lellau
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Re: traufständiges Fachwerkhaus Mitte des 18. Jhd. in Blankenburg/Harz (Abriß Anf D)

Beitrag von Christian Lellau »

Leider habe ich momentan nicht wirklich viel Zeit, jedoch möchte ich über den weiteren Verbleib des Hauses informieren. Deshalb habe ich einen Brief, der an die Stadt gerichtet war, als Kopie beigefügt.

eins vorweg:

Das Haus steht noch ...      der Abriß wurde verhindert ...      ein Eigentümer setzt sich für den Erhalt ein, der andere (noch) nicht ...      eine Notsicherung erfolgte im April 07 ...
Entwicklung zu einem neuen Abriß  Der Grund:        - käufliche Gutachten        - W. Riesner sagte ich soll nur ein Wort schreiben: Rosenkrieg 

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Information zur Notsicherung der Badegasse 15


Sehr geehrte Frau gfcfc,

heute möchte ich Sie wieder über mein Wirken in Blankenburg informieren.
An den Tagen des 11.04 und 12.04.2007 habe ich mit der Hilfe des Eigentümers Manfred Just das Fachwerkhaus in der Badegasse 2 fachgerecht und statisch notgesichert. Dabei wurden folgende Arbeiten, hier nur grob umrissen, ausgeführt. Von unten angefangen wurde eine Ausgleichsbohlung mit in geringem Abstand unterlegten Mauerziegel begonnen. Sie haben die Bedeutung, daß man bei späteren Restaurierungsarbeiten die Zahnradwinde unterstellen kann, um so daß Haus für Ständeranschuhungen eventuell noch anheben zu können. Auf der Bohlung befinden sich lotrecht die gesund geschnittenen Rundhölzer, die lange Zeit das Haus von außen abgestützt haben und wiederum eine Ausgleichsbohlung, die zunächst den Abschluß unter der Deckenbalkenlage bildet. Die Rundhölzer wurden mit Drehsteifen bzw. unter Druck eingebaut, so daß nun die traufseitige Fachwerkwand des Unterstocks vollständig entlastet ist und die Kräfte aus der darüberliegenden Unterstützung abgefangen werden können.
Der nächste Arbeitsschritt betraf die Dachbalken des Oberstocks, an der die äußerlich so bedrohlich wirkende traufseitige Fachwerkwand durch Windrispenbänder komplett aufgehängt wurde. Die Rispenbänder wurden an die Ständer und den Dachbalken angeschraubt, so daß die obere Fachwerkwand zunächst vor dem Abrutschen gewahrt wurde. Das dieses Haus bis heute nicht eingestürzt ist, ist der Unterstützung im Oberstock zu verdanken, die damals Herr Just eingebaut hat. Die äußerlich und sowieso fehlplazierte Unterstützung im Außenbereich sah nur für den Laien gut aus.
Die damals provisorisch eingebauten Stützen im Oberstock wurden durch eine ähnliche Unterstützung wie im Unterstock ersetzt, wieder die untere und obere Bohlung und nun statt der Rundhölzern mit sehr stabilen Teleskopstützen versehen.
Wichtig war auch die Kontrolle der Queraussteifung des Hauses, die zweifelsfrei durch die beiden Giebel gewährleistet wird. Nichts desto trotz wurden an günstigen Stellen im Haus Bretter diagonal über kreuz angenagelt und sorgen so für weitere Stabilität des Gefüges.
Nun ging es daran das Dachwerk mit der aufgehängten traufseitigen Fachwerkwand des Oberstocks hoch zu drücken, um die Stockschwelle und den darunter befindlichen Stirnbalkens hoch zu drücken. Dies ist uns auch vortrefflich gelungen, nur war meine Zeit viel zu knapp, so das die Arbeit verschoben werden mußte. Der Grund sind meine ganzen Klausuren und Prüfungen zum stattl. geprüften Techniker für Baudenkmalpflege und Altbauerneuerung; Fachrichtung Holz. Außerdem muß ich für den Tischlermeister, den ich zusätzlich zum Zimmermeister mache, nächste Woche meine Entwurfszeichnungen einreichen. Deshalb ärgert es mich besonderst, wenn ich zu der Ankündigung, daß das Haus wirklich abgerissen wird, zeitlich momentan keinerlei Möglichkeiten sehe bei einem Ortsgespräch eine mündliche und somit erläuternde Stellungnahme abzugeben.
Zusammenfassend ist folgendes zu sagen:
Die obere Fachwerkwand ist an den Dachbalken aufgehängt. Die Lasten resultierend aus Dach und Wand werden auf die inneren Unterstützungen abgetragen. Die Stockschwelle ist vor verdrehen mittels Rispenbänder, die an die Deckenbalken geschraubt sind, gesichert.
Es besteht keine Einsturzgefahr, sowie keine Gefahr aus herunterfallenden Teilen; Ausfachungen usw.
Durch diese Sicherung besteht somit keine Gefährdung der Öffentlichkeit mehr. Die Arbeiten, bis auf das Anbringen der äußeren Dachspannbahn als Regenschutz, wurden durch meine Erfahrung und Fachkenntnis überprüft.
Bitte halten sie mich auf dem laufendem, denn zum einen habe ich meine Zeit in das Haus gesteckt und zum anderen darf es nicht sein, das dieses Haus zum Spielball zwischen zwei in einem Rosenkrieg befindlichen Eigentümer wird. 

Mit freundlichen Grüßen
Christian Lellau 


PS: Bei meinen Arbeiten ist mir in der Marktstraße aufgefallen, das sich in ihr zwei Häuser in Teilen aus der Zeit um 1550 befinden. Zum einen, das mit der großen Vorkragung am oberen Ende der Badegasse und Marktstraße 15 mit dem steilen Dach. Das Haus mit der Vorkragung muß in der frühen Zeit des 19. Jahrhunderts größere Umbaumaßnahmen erfahren haben, weshalb es von außen jünger aussieht als es ist. Ich denke, das es ehemals zweistöckig war und deshalb die Vorkragung in der ersten Deckenzone so weit ist, im Gegensatz zu der vermeintlichen Aufstockung, wo die Vorkragung eher kümmerlich ist. Das Haus Nummer 15 besitzt auf einem Ständer noch einen Teil aus einer Rosette, denn ich aufgrund der Anordnung zum Ständer in die Zeit Mitte des 16. Jahrhunderts datiert habe. Auch dieses Haus wurde bei Umbaumaßnahmen verändert. Leider besitzt das Dach im hinteren Bereich einen großen Schaden, hier sollte gehandelt werden, denn im Gegensatz zum Nachbarhaus mit der Vorkragung, wo bereits eine ?Totalsanierung? stattgefunden hat, scheint die Nummer 15 in einem sehr unverfälschten Zustand zu sein, in dem noch sehr viele Spuren abzulesen sein werden. Außerdem sind diese beiden Häuser die ältesten in der Straße und bedürfen daher einer gesteigerten Aufmerksamkeit. 
Christian Lellau
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Re: traufständiges Fachwerkhaus Mitte des 18. Jhd. in Blankenburg/Harz (Abriß Anf D)

Beitrag von Christian Lellau »

... noch ein paar Bilder.
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Christian Lellau
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Re: traufständiges Fachwerkhaus Mitte des 18. Jhd. in Blankenburg/Harz (Abriß Anf D)

Beitrag von Christian Lellau »

Es ist so unglaublich...
Dem "Statiker", wo auch immer er ihn gemacht hat, ist aufgefallen, daß die äußere Abstützung entfernt wurde. Daraufhin weist er in seiner Stellungnahme zum sofortigen Abriß hin und die Gasse wurde deshalb für Passanten gesperrt.

Wie kann der gute Herr eine Statik machen, wo er doch überhaupt nicht in der Lage ist die Kraftableitung zu überblicken geschweige denn überhaupt zu Kontrollieren.

Guten Morgen! Die Abstützung befindet sich jetzt im Inneren wo sie auch wettertechnisch in diesem Fall auch hingehört. 

Der Statiker ist DIPL-ING. (FH) CHRISTIAN PURKERT und sollte hinzugezogen werden wenn mal wieder ein Haus weg muß.
Christian Lellau
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Re: traufständiges Fachwerkhaus Mitte des 18. Jhd. in Blankenburg/Harz (Abriß Anf D)

Beitrag von Christian Lellau »

Ich möchte mich an dieser Stelle für meine direkte und beleidigende Art entschuldigen.

Auch bei einem Anlaß wie diesem ist es möglich auf eine Fehlentscheidung hinzuweisen und dabei sachlich zu bleiben.
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