Abrisse wertvoller Häuser nehmen zu

Hilferufe für die Erhaltung bedrohter Bauten - Wenn der Bagger droht!
Dietmar Fröhlich
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Abrisse wertvoller Häuser nehmen zu

Beitrag von Dietmar Fröhlich »

Heute erhielt ich ich gleich mehrmals Post bzw. Zeitungsartikel aus der Region zugesandt, daß in größerem Stil und mit zunehmender Tendenz alte Häuser abgerissen werden. Alle unsere vorherigen Hilfsangebote und Kämpfe für diese Häuser waren vergebens. Oftmals ist kein Druck und Notwendigkeit dahinter. Teils private Eigentümer reagierten nicht auf Auflagen. Nach verstreichen der Frist wird schnell der Bagger beauftragt.

Wertvolle Abrißhäuser waren unter anderem:
ein mind. 500 Jahre altes Wohnhaus direkt an einem Stadtturm in Aschersleben, der ältesten Stadt Sachsen-Anhalts und die alte Burganlage, später Rittergut in Westdorf. Diese Anlage ist sogar noch romanischen Ursprungs.
Obwohl alles eingetragene Baudenkmale setz(t)en sich die Plattmacher durch, mit der Begründung, daß jeweils die Bevölkerung gefährdet sei. Zumindest in Aschersleben hätte man allein mit den Abräumkosten die Notsanierung für die nächsten zehn Jahre und mehr garantieren können, so Bernd Malcherek, IGB in Aschersleben.
Die Denkmalpflege schaut unbekümmert zu....
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Ralf Femmer | KS Freiberg
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Re:Abrisse wertvoller Häuser nehmen zu

Beitrag von Ralf Femmer | KS Freiberg »

Wem obliegt die Verantwortung für kulturelles Erbe? Ist es meine Sache was ich damit mache? Als Besitzer eines Denkmals gehört man in unserem Land zu einer bemitleidenswerten Gruppe von Menschen, die durch Beauflagung willkürlich handelnder Behörden in der persönlichen Entfaltung massiv eingeschränkt wird. Es sei denn, man ist einer von diesen verknusperten Verrückten, die aufgrund einer Persönlichkeitsstörung versuchen, Aufmerksamkeit durch den wahnwitzigen Einsatz an einem völlig verlorenem Gebäude auf sich zu lenken. Und das in einer Zeit, in der wir doch wirklich einfache verfahren (ist eigentlich schon mal jemandem aufgefallen, das es immer blöd ist, wenn man sich verfahren hat) gibt, mit denen wir sehr effektiv die Wohnqualität unserer vier Wände verbessern können. Z.b. Vollwärmeschutz mit einem soliden Kunstharzputz (so was wie der moderne Zementputz auf unseren Fachwerkgebäuden). Oder Kunststoffenster mit innen liegenden Messingsprossen. Sieht toll aus und lässt sich super leicht putzen ("also ich persönlich hätte ja lieber Sprossenfenster, aber ich muss ja auch an meine Frau denken und jünger werden wir ja alle nicht").
Breites Verständnis in einem Dorf, in einer Region - genau genommen in Deutschland. Ist ja auch ein Kreuz mit der Gesetzeswillkür. Na und unsere nationale Identität artikuliert sich ja schließlich nicht über die vermuchten Hütten irgendwelcher armseligen Tagelöhner aus der "schlechten Zeit". "Billig" ist das Schlagwort im täglichen Umgang mit Bauherren (auch bei den Anspruchsvollen). Qualität ist nicht mehr wirklich greifbar und hängt zu achtzig Prozent vom Preis ab (welche Rolle da so was wie das Preis - Leistungsverhältnis haben soll kann ich nicht mehr nachvollziehen und wundern würde mich, wenn der Preis mit der Leistung ein Verhältnis hätte, oder?).
Arbeiten an altehrwürdigen Gebäuden wie Schlössern z. B. stellt keiner in Frage. Für erlebte historische Räume reicht oftmals Fassadenschönmacherei wie z.B. in Lemgo aus.
Niemals würde irgendjemand das Engagement zum Erhalt an einem van Gogh, Rubens oder Rembrandt in Frage stellen (die kennt man halt). Die Restaurierung einer 57'er Corvette darf ruhig 80.000,00 ? kosten. Kein Problem, ist ja alt und - sieht doch geil aus, oder?
Aber wenn diese Abrisshütten, die unsere Hauslandschaft verunstalten nicht langsam mal verschwinden, na wer soll den dann schon hier her kommen, in so 'nen Dreck.
Kulturelle Verantwortung fängt im Kopf an. Dazu gehört Liebe Einfühlungsvermögen Hingabe und vor allem Neugier. Wenn ich resigniere, werde ich auch kein Auge mehr für meine Umwelt haben. Dann fallen Häuser. Dann, oder weil ich einfach nur noch nicht begriffen habe, das letztlich das enorme Erholungspotenzial meines Urlaubsortes in dieser Ursprünglichkeit des geschlossenen und gewachsenen Dorfeinheiten liegt.
Vielleicht sollten wir anfangen, aus Kostengründen natürlich, zukünftig unsere Romantiker zu übermalen, schon alleine, damit sie in einem Kontext zu unserer allgemeinen gesellschaftlichen Grundhaltung stehen.
Schlimm genug, das unsere Geschichte weggerissen, überbaut und manchmal auch neu erfunden wird. Aber das wirklich fatale ist doch, das es keinen wirklich Interessiert.
(So, das musste ich einfach mal loswerden)
fg
Ralf Femmer
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salinodg
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Schweinezyklus ?

Beitrag von salinodg »

Hallo Ralf,

da hast Du ja einen richtigen Rundumschlag hingelegt. Tja, irgendwie und irgendwo ist das alles richtig.

Nachdem ich den Beitrag 3 x gelesen hatte, fiel mir der Begriff "Schweinezyklus" ein - ich weiß auch nicht genau warum.

Also: Früher, als die Schweine noch von Landwirten gemästet wurden, zogen die Landwirte verstärkt Schweine auf, wenn die Preise hoch waren. Wenn die Schweine dann so weit waren, gab's ein Überangebot - und die Preise waren im Keller.

Die Wirtschaftswissenschaftler haben dieses Phänomen dann ganz genau definiert.: Demnach herrscht ein Schweinezyklus, wenn sich jedes einzelne Gruppenmitglied unabhängig-ökonomisch sinnvoll verhält, die Gruppe aber insgesamt falsch.

Könnte es sein, daß der Schweinezyklus alter Tage in die heutige (Kultur-) Politik - sprich Parlamente - entsorgt wurde und dort lustige Auferstehung feiert ??

Den Rest des Films über die Mastbetriebe muss nun jeder im eigenen Kopf drehen.

Nachdenkliche Grüße

salinodg
Mario Sternitzke
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Re:Abrisse wertvoller Häuser nehmen zu

Beitrag von Mario Sternitzke »

Vielleicht passt das hier nicht so hundertprozentig hin, aber Herr Femmer hat mir aus der Seele gesprochen.Ich hoffe es wird auch nicht als Selbstmitleid gewertet, sondern eher als Selbsterkenntnis, aber es stimmt. Auch der Begriff des Schweinezyklus ist treffend. Gerade wenn Politiker der 1. Garde über Steuersenkungen für Unternehmen nachdenken. Muss ein Unternehmen nicht erst einmal Gewinne haben um Steuern zahlen zu müssen? Bei der "Geiz ist Geil"-Mentalität ist es schwer Gewinne zu realisieren. Ein positives Verhältnis zwischen Preis und Leistung ist auch schwer auszumachen, da Leistung immer umfangreicher und Preise immer schlechter werden. Und alle machen mit. Und damit wären wir wieder bei den Schweinen und ihren Züchtern.

Munter bleiben ;)
hansjürgen.geilert
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Kopf hoch!

Beitrag von hansjürgen.geilert »

Hallo zusammen,

das klingt mir hier alles recht (Kultur-)pessimistisch! Nach meiner Erfahrung und Einschätzung hat ein großer Teil der Bevölkerung schon ein Gefühl für den Wert des "kulturellen Erbes". Als Eigentümer eines gerade halbwegs fertig sanierten Gebäudes in einem Dorf mit touristischer Frequenz bekomme ich immer wieder positive Reaktionen von Jung und Alt, aber auch zu hören: "Ich hätte nie den Mut gehabt, eine so alte Klamotte zu sanieren..." oder "Denkmalschutz? Oh Gott..." - nicht religiös gemeint - und ähnliches. Und da sehe ich die entscheidenden Punkte:
Privatleute fühlen sich überfordert mit den speziellen Problemen, und werden oft von Architekten, Planern und anderen Fachleuten auch nicht nachhaltig ermutigt. ( Ich selbst habe auf Planer weitgehend verzichtet und hervorragend mit guten, erfahrenen Handwerkern zusammen gearbeitet ).
Private und Investoren fürchten die Willkür des behördlichen Denkmalschutzes - zu Recht!! Mit Geschichten dazu könnte man eine eigene Rubrik füllen! ( Ist aber wohl kontraproduktiv.)
Und die wirklich sehr attraktiven steuerlichen Anreize - Abschreibung von 10 oder 9% p.a. - sind bei Privaten nicht sehr bekannt und bei kommerziellen Aktivisten nicht wirksam. Wer jemals versucht hat, einem alten Gebäude mit einem wirtschaftlich vernünftigen Konzept auf die Beine zu helfen, weiß wovon die Rede ist.
Das sind aber alles Dinge, an denen man arbeiten kann. Insofern begrüsse ich das diesjährige Thema des Denkmalschutz-Tages als richtigen Schritt, auch wenn sicherlich der harte Kern der Meinung ist, Wasser, Strom und Heizung hätten in einem Denkmal nichts zu suchen. Oder was spricht gegen "Fassadenschönmacherei"?

Ein Beitrag aus der Sicht des - nicht bautechnischen - Praktikers.
Hans-Jürgen Geilert
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Re:Abrisse wertvoller Häuser nehmen zu

Beitrag von salinodg »

Hallo Herr Geilert,

Ihr Hinweis auf den (herrschenden) Pessimismus ist sicherlich richtig.

Wir sollten aber auch bedenken, daß der Pessimismus nicht unbedingt eine zentrale Grundhaltung der Menschen und sanierungswilligen Bauherren ist, sondern eine gewordene - sprich gemachte- Situation.

Dafür gibt es diverse Gründe: einige haben Sie schon skizziert und m.E. auch richtig.

Ich möchte aber auf diese bleierne Gemengelage aus administrativer Willkür und teilweiser Unkenntnis auf der privaten Seite JETZT nicht weiter eingehen, sondern auch noch weitere Stimmen ermuntern.

Danke erst einmal an alle bisherigen schreibenden Mitglieder

salinodg
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Ralf Femmer | KS Freiberg
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Re:Abrisse wertvoller Häuser nehmen zu

Beitrag von Ralf Femmer | KS Freiberg »

Hier sei vieleicht noch einmal kurz darauf hingewiesen, daß ich alles andere als pessimistisch bin und meinen Beitrag eher als sarkastisch ansehe.
Schade das sich das geschriebene so schnell Bestätigt. :(
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Stefan Haar
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Re:Abrisse wertvoller Häuser nehmen zu

Beitrag von Stefan Haar »

Meinerseits nur kurz eine Anmerkung zum Thema Denkmalpflege und Behördenwillkür.

Sicher mag der eine oder andere Vertreter der Denkmalpflege etwas "sperrig" scheinen - das liegt aber oft an den schlechten Erfahrungen, die die Denkmalpfleger mit diversen unbelehrbaren Denkmaleigentümern sammeln mußten.

Aus meiner bisherigen Erfahrung habe ich mich eher daran gewöhnt, die Denkmalpfleger zu verteidigen. Sie sind viel besser als Ihr Ruf, in der Regel aber personell unterbesetzt.

Spätestens die erhöhte Abschreibungsfähigkeit der baulichen Maßnahmen (inkl. Planung!) ist immer noch sehr hilfreich.

Viel schlimmer ist für mich die immer wiederkehrende Erfahrung, daß engagierte Denkmalpfleger immer wieder von politischer Seite zu Dingen gezwungen werden, die ihren eigentlichen Aufgaben völlig entgegenstehen.

Patentrezepte und praktische Planungsvorschläge können vom Denkmalpfleger übrigens nicht erwartet werden - unter anderem fehlt ihnen dafür auch die Zeit.

Bislang habe ich - sehr gute Kenntnis des Hauses vorausgesetzt - mit den aus der Bestandsaufnahme resultierenden Sanierungskonzepten eigentlich immer nur offene Türen eingerannt. Kleinere Unstimmigkeiten werden sachlich diskutiert und dann gibt es auch immer einen passenden Konsenz.

Soweit meine Lanze für die armen Denkmalpfleger :D
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Ralf Femmer | KS Freiberg
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Re:Abrisse wertvoller Häuser nehmen zu

Beitrag von Ralf Femmer | KS Freiberg »

Das kann ich nur voll und ganz unterstreichen. Genau genommen freuen sich die Denkmalbehörden (zumindest die, die ich kenne) sogar, wenn mal jemand auftaucht, der auf einer sachlichen Ebene die Auseinandersetzung sucht. Mir persönlich ist auch immer alle notwendige Unterstützung gewährt worden.
Nicht umsonnst heisst es " Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es herraus."
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Re:Abrisse wertvoller Häuser nehmen zu

Beitrag von hansjürgen.geilert »

Na, wenn es denn so einfach ist! Es bleiben also die uneinsichtigen, sperrigen, abrisswütigen Eigentümer als Ursache allen Übels. Nur frage ich mich dann, wo bleiben denn die guten Menschen und ehrenwerten Initiativen, die aus den vielen erhaltenwerten Häusern und Denkmälern tolle Projekte machen? Schließlich kann man mittlerweile derartige Objekte an allen Ecken fast geschenkt bekommen.

Noch ein Nachsatz zu den behördlichen Denkmalschützern: Ich wollte niemanden persönlich beurteilen, sondern es geht um den alten Interessengegensatz zwischen Bürger und Obrigkeit. Während z.B. mit den Bauämtern zumindest in den alten Bundesländern in aller Regel eine zeitgemäße, also partnerschaftliche Zusammenarbeit möglich ist, haben die Denkmalschützer nach meiner - bundesweiten - Erfahrung diesen Sprung noch nicht geschafft. Hier gilt offenbar der Eigentümer noch vor Schwamm und Holzbock als der größte Denkmalschädling, den es mißtrauisch zu verfolgen - anstatt zu begleiten - gilt. Und dies liegt sicherlich nicht am falschen Ruf in den Wald.
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Stefan Haar
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Re:Abrisse wertvoller Häuser nehmen zu

Beitrag von Stefan Haar »

;D ... tatsächlich ist es leider oft so, dass der Eigentümer die größte Gefahr für das Baudenkmal darstellt - allerdings wohl seltener aus Böswilligkeit, sondern in der Regel aus purer Unwissenheit um die bauphysikalischen, gestalterischen und historischen Zusammenhänge :'(

Allerdings habe ich auch noch keinen Hauseigentümer getroffen, der sein Eigenheim mutwillig und unter Einsatz von Geld selbst zugrunde richtet - es sei denn, er wurde schlecht oder überhaupt nicht fachlich beraten.

Was bleibt, ist dann leider immer noch die Diskrepanz zwischen dem inhaltlich sinnvollen und häufig genug dem finanziell machbaren. Solange die Möglichkeiten der Denkmalpflege hinsichtlich finanzieller Förderung mehr und mehr beschnitten werden - eigentlich ist da schon gar nichts mehr, was noch beschnitten werden könnte >:( - wird oft genug nur ein "gesunder Kompromiss" erarbeitet werden können. Und dazu gehören zwei Parteien, die sich sachlich fachlich auseinandersetzen können.

Und genau hier liegt oft genug der "Hase im Pfeffer", weil die Denkmalpfleger oft genug gar keine Zeit mehr haben, beratend tätig zu sein - und ich kenne genügend Denkmalpfleger, die gerne mehr Zeit für derartige Beratungen zur Verfügung hätten.

Ausnahmen bestätigen natürlich wie immer die Regel - es gibt nun mal in jeder Branche Gute und weniger Gute und "seinen" Denkmalpfleger kann man sich genau so wenig aussuchen, wie seinen Schornsteinfeger.
AG-Bautechnik der IGB
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Re:Abrisse wertvoller Häuser nehmen zu

Beitrag von Ralf Femmer | KS Freiberg »

Ich persönlich habe es schon oft genug erlebt, das Eigentümer schon Vorbehalte gegen Denkmalbehörden haben, bevor überhaupt das erste Gespräch stattgefunden hat. Das liegt m. A. nach an einer etwas subtillen Auffassung die da heisst: Denkmalschutz = Enteignung. Häufig können aber, nach entsprechenden Vorgesprächen, einvernehmliche Lösungen gefunden werden. Allerdings setzt das eine grundsätzliche Anerkennung der Sicherungs-, Erhaltungs- und Bewahrungsnotwendigkeit von Kulturgut für die Nachwelt vorraus. Eigentum verpflichtet, Denkmaleigentum noch ein wenig mehr.
Und, Herr Geilert, meine bundesweiten Erfahrungen decken sich nicht mit Ihren.
fg
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Re:Abrisse wertvoller Häuser nehmen zu

Beitrag von Ralf Femmer | KS Freiberg »

Ich möchte , sozusagen auf Grundlage des bisher geschriebenen einfach mal die Frage in den Raum stellen:

WIE KÖNNEN WIR DEN ABRISS WERTVOLLER BAUSUBSTANZ VERHINDERN?

Ein Beispiel: Unlängst ereilte mich ein Anruf einer hier nicht näher benannten Denkmalbehörde, mit der bitte, ich solle mir ein Gebäude in der Nähe ansehen, da es dort dringenden Handlungsbedarf gibt und die Eigentümer sich der ganzen Problematik nicht gewachsen fühlen. Selbige möchten das Objekt abreissen oder verkaufen. Ersteres fällt wegen der kulturhistorischen Bedeutung aus.
Ich habe mit den Eigentümern einen Termin vereinbart und mir das Objekt angesehen. Das Haus ist in einem mehr als beklagenswertem Zustand. Der Kaufpreis ist zwar nicht der Rede wert, aber letzlich kann diese Gebäude nur gerettet werden, wenn es Möglichkeiten zur kostengünstigen Wiederherstellung gibt. Die Region, in der das Gebäude steht, ist nicht gerade mit finanzkräftigen Menschen übersät und von der Lage her auch nicht mehr im "Speckgürtel irgendeines Arbeitsplatzstandortes. Die Behörden signalisieren Ihre Unterstützung. Aber in Zeiten, in den die Kassen leer sind, dürfte sich das im großen und ganzen auf eine eher fachlich- psychologische Unterstützung beschränken. Ich selber würde dieses Haus sofort kaufen, schon allein um es vor dem Bagger zu bewahren. Aber was dann? Wie rettet man ein solches Gebäude, in Zeiten knapper Kassen?
fg
Ralf Femmer
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hansjürgen.geilert
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Re:Abrisse wertvoller Häuser nehmen zu

Beitrag von hansjürgen.geilert »

Ich würde zunächst ein Nutzungskonzept überlegen. Eine Erhaltungsmassnahme macht nur Sinn im Hinblick auf eine bestimmte Nutzung, und diese setzt auch dann den Rahmen und die Grenzen für die Sanierung, auch finanziell. Also die Frage: Wohnen, gewerbliche/ landwirtschaftliche Nutzung, kulturelle Zwecke oder was auch immer.

Wie es weiter gehen kann: Ich habe mal mit anderen Aktiven einen Trägerverein gegründet, der dann ein altes Fachwerkhaus saniert und z.T. an eine Gaststätte vermietet hat, woraus sich bis heute die Kosten tragen usw....., das ist aber ein sehr langer Weg gewesen!!

Gruss
Hans-Jürgen Geilert
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Re:Abrisse wertvoller Häuser nehmen zu

Beitrag von Dietmar Fröhlich »

Hallo Hans-Jürgen Geilert,
daß Gebäude eine Nutzung brauchen (deshalb wurden sie geschaffen) steht außer Frage. Die IGB hat aber auch schon wertvolle Gebäude gerettet, z. B. durch Notsicherung, o h n e daß sich der Eigentümer dafür interessierte oder daß es ein Nutzungskonzept gab & gibt. Das ist freilich die Ausnahme.
Manche Häuser - auch Nebengebäude - sind es einfach wert aufgrund ihres Alters, der dazugehörigen Hauslandschaft und baulicher, ästhetischer, auch technischer Besonderheiten, daß man sie erhält. Nur um ihrer selbst willen.!
Der Sinn der Denkmalpflege liegt zuallererst in der (unverfälschten) Erhaltung wertvoller Bausubstanz. Dann erst in einer möglichst schonenden Nutzung.
Ich weiß: Die IGB ist in dieser Hartliner-Haltung auf weiten Strecken die Ausnahme.
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