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Schornsteinsanierung
Verfasst: Sa 26. Apr 2008, 13:28
von Ludwig
Hatte im Thema "Heizkosten im Fokus" das Ganze schon angesprochen, da es sich aber zu einem eigenen Problem entwickelt, möchte ich das hier noch mal separat anpsrechen:
Wir haben wie gesagt diesen großen offenen Kamin (Querschnitt Rauchfang 250 x 80), der zwei Knackpunkte hat: Die Klappe schließt bei Nichtbetrieb nicht dicht, so dass wir enorme Wärmeverluste haben.
Und der Schornstein muss zumindest im oberen Bereich innen neu ausgefugt werden. Der Querschnitt beträgt 80 x 30 cm.
Jetzt habe ich drei Schornsteinbauer gefragt. Der erste lehnt den Auftrag ab. Der zweite versprach, sich eine Lösung zu überlegen, und ward nie mehr gesehen. Der dritte versprach, mit dem Gesellen wiederzukommen, kam aber nicht. Habe ihn angerufen, er sagt: Das wird schweineteuer, man muss den Schornstein aufmachen bzw. von oben abtragen, und um die Klappe zu erneuern, muss man den Rauchfang aufmachen, weil seine Leute sich weigern würden, im Rauchfang zu arbeiten. Hm. Dann sagte er noch, dass der Querschnitt des Schornsteins für die Größe des Rauchfangs viel zu klein ist und durch die Klappe, (die im geöffneten Zustand nicht den kompletten Querschnitt, sondern etwa nur die Hälfte freigibt) zusätzlich reduziert wird.
Wir haben tatsächlich manchmal Probleme mit dem Kamin, je nach Wetterlage, dass er schlecht zieht. Kann das wirklich mit dem Querschnitt zu tun haben? Es muss da eine Formel für die Berechnung des Querschnitts abhängig von der "Ansaugfläche" geben, die ich aber noch nicht gefunden habe. Kennt die evtl. jemand hier?
Und widersprüchlich ist, dass der andere Schornsteinbauer, der den Auftrag abgelehnt hat, vom Einziehen eines Rohres gesprochen hat. Diese Rohre sind aber maximal 18 oder 20 cm Durchmesser, so dass der Querschnitt dann drastisch reduziert wäre.
Ein Bekannter, der zwar nicht vom Fach, aber als Ingenieru oft in Fernost ist und dort improvisieren muss, schlug folgendes vor: Ein Vierkant-Stahlkanal einsetzen, der knapp geringeren Querschnitt als der Schornstein hat, und peu a peu in den Zwischenraum Mörtel von oben reinschütten und mit langen Stangen oder Gewichten anstampfen. Dann wären die Fugen dicht, allerdings der Querschnitt auch reduziert.
Wir sind jetzt absolut unsicher, was tun. Fast bin ich soweit, das Ding still zu legen und dicht zu machen, nur noch als optische Reminiszenz zu belassen.
Oder weg damit und einen Grundofen bauen, den dann mit Rohr im alten Schornstein betreiben.
Gruß
Ludwig
Re: Schornsteinsanierung
Verfasst: Sa 26. Apr 2008, 14:09
von forenadmin
Ludwig hat geschrieben:Ein Bekannter, der zwar nicht vom Fach, aber als Ingenieru oft in Fernost ist und dort improvisieren muss, schlug folgendes vor: Ein Vierkant-Stahlkanal einsetzen, der knapp geringeren Querschnitt als der Schornstein hat, und peu a peu in den Zwischenraum Mörtel von oben reinschütten und mit langen Stangen oder Gewichten anstampfen. Dann wären die Fugen dicht, allerdings der Querschnitt auch reduziert.
Moin Ludwig,
Vorweg: Auch ich bin kein Fachmann und zu Schornsteinen pp. kann Ulrike | Ranunkel sicher mehr sagen als ich ... ABER
... wir leben in
Deutschland und da wäre ich mit solchen Improvisationen SEHR vorsichtig!
Soweit ich weiß, bedürfen Veränderungen bzw. Änderungen am Schornstein der Genehmigung und
Abnahme des Schorni's. Zudem haben diese Veränderungen ganz sicher auch einen versicherungsrechtlichen
Hintergrund und darüber hinaus kostet dieser Vierkant-Stahlkanal mit den ganzen Hilfswerkzeugen auch einiges an Geld.
Fazit:
Wenn die Schornsteinbauer nicht weiterhelfen wollen oder können,
würde ich weitere Fachfirmen kontaktieren und befragen. Und auch
immer gleich den Schorni mit einbeziehen, denn der muß den ganzen
"Strunx" hinterher absegnen und genehmigen!
Good Luck!
Schönes Wochenende
Thomas
Re: Schornsteinsanierung
Verfasst: Sa 26. Apr 2008, 20:22
von Ulrike Nolte
Hallo Ludwig,
Thomas schrieb es schon - jede Veränderung/Sanierung/Reparatur am Schornstein muss vom Schorni abgenommen werden. Ohne Abnahmeprotokoll kann es im Schadensfall erhebliche Probleme geben.
Ich schick Dir eine PN mit einer Adresse und Telefonummer/Ansprechnpartner. Wende Dich doch mal dort hin. Diese Firma hat hier beide Steiger saniert und den neuen Schornstein für den Holzvergaser eingezogen. Ich bin sicher, dass es auch für Dein Problem eine Lösung gibt. Was sagt denn der zuständige Bezirksschorni dazu? Den solltest Du zu allererst befragen.
Die Formel kannte ich mal, aber ich habe sie vergessen. Ist ja auch schon über 20 Jahre her, dass ich damit zu tun hatte. Und natürlich kann es am Querschnitt liegen, wenn man Probleme mit dem Zug hat. Es kann aber auch an der Länge des Schornsteins liegen, oder Beides.
Grüße
Ulrike
Re: Schornsteinsanierung
Verfasst: So 27. Apr 2008, 13:38
von Wolfgang Riesner
Hallo Ludwig,
beim Bau eines offenen Kamins versucht man die Kaminöffnung nicht größer als 8 bis 10 mal des Schornsteinquerschnittes zu machen. Mit dieser Angabe kannst du deine Anlage ja mal abgleichen.
Gruß aus Neuenknick von
Wolfgang Riesner
Re: Schornsteinsanierung
Verfasst: So 27. Apr 2008, 19:00
von Ludwig
Hallo,
ja, mit dem Schorni muss ich noch mal reden. Und es stimmt: Bei Handwerkern hat man oft das Gefühl. sie wollen die einfache und schnelle Standardlösung, weil man da am sichersten verdient. Improvisieren, sich Gedanken machen, unkonventionelle Wege gehen ist zu aufwändig.
Der Rauchfang hat einen Querschnitt von ca 250 x 80 also 2 m2. Der Schornstein 30 x 80 also 0,24 m2, allerdings nimmt der Einsatz für die Klappe gut die Hälfte der Fläche weg, sind nur noch 0,12 m2. Das wären nach der angegebenen Faustformel deutlich zu wenig.
Zum Glück wirds jetzt wärmer und ich werd mir über den Sommer Zeit für das Problem nehmen. Schaun mer mal.
Ludwig
Re: Schornsteinsanierung
Verfasst: Di 29. Apr 2008, 21:32
von Dietrich Maschmeyer
Die alten Schornsteine solchen Kalibers ziehen in der Regel hervorragend - wenn sie hinreichend warm sind. Bei drückender Wetterlage muss man im ausgekühlten Schornstein selbst ein Feuer machen, dann zieht er sofort. Also z.B. eine alte Zeitung (ein Exemplar einer Tageszeitung ist meist schon zu viel) zusammenknüllen, an einer Stelle möglichst kurz hinter dem Eintritt in den Schrnstein stopfen, und zwar so, dass sie relativ fest drinsitzen und nicht sofort rausfliegen. Dann anstecken: Es wird ein beeindruckendes Erlebnis geben. Am Ende fliegen die letzten Zeitungsreste mit Karacho oben aus dem Schornstein. Aber Vorsicht! Niemand sollte so zum Brandstifter wider Willen werden. Einfach mal unter Kontrolle ausprobieren und richtigé Heizmaterialmenge ermitteln.
Danach ist nur noch das Problem, dass der Luftwechsel im Raum durch den grossen Querschnitt viel zu gross ist. Geheizt wird so überwiegend durch Strahlung. Und damit sind wir wieder beim bereits empfohlenen Umbau auf Ofenfeuerung. Dazu reicht es aber, die untere Öffnung zu verkleinern.
Re: Schornsteinsanierung
Verfasst: Mi 30. Apr 2008, 07:25
von Ulrike Nolte
Hier mal ein Auszug zum Thema Schornsteinquerschnitt/-höhe
Schornstein:
Für den Betrieb einer Feuerstätte ist ein runder System- oder Edelstahlschornstein vorteilhafter als ein eckiger gemauerter Schornstein (ein eckiger gemauerter Schornstein hat eine schlechtere Wärmedämmung und höhere Widerstände).
- Jeder Schornstein sollte grundsätzlich gut isoliert sein und bis über Dachfirst geführt sein.
Schornsteinhöhe:
Die wirksame Schornsteinhöhe (senkrechtes Maß von Rauchrohreintritt in den Schornstein bis zur Schornsteinmündung über Dach) sollte immer mindestens 4,50 m betragen. Liegt die wirksame Schornsteinhöhe unter 4,50 m, kann dies zu einem schlechten Schornsteinzug führen. Ebenso kann eine wirksame Schornsteinhöhe von mehr als 12 m zu einem schlechten Zugverhalten führen. Durch einen schlechten Schornsteinzug kann es zu Funktionsbeeinträchtigungen der Feuerstätte kommen. Insbesondere führt ein schlechter Schornsteinzug möglicherweise zu:
- Rußablagerung auf der Sichtscheibe
- Herausqualmen beim Offnen der Feuerraumtüre
Schornsteinquerschnitt/ -innenmaße:
Der Schornsteinquerschnitt für Feuerstätten für feste Brennstoffe sollte mindestens 13,5 x 13,5 cm betragen. Bei rechteckigen Schornsteinen sollte das Seitenverhältnis der beiden Schornsteinseiten nicht größer als 1: 1,5 sein. Ungünstig für den Anschluss einer Feuerstätte ist ein Schornsteindurchmesser von mehr als 20 cm. Bei ungünstigen Schornsteinverhältnissen können Funktionsbeeinträchtigungen der Feuerstätte beim Betrieb nicht ausgeschlossen werden. Insbesondere führt ein ungünstiger Schornsteinquerschnitt möglicherweise zu:
- dass sich das Feuer schlecht entzünden läßt
- einem schlechten Schornsteinzug, Folge: herausqualmen beim Offnen der Feuerraumtüre
- Rußablagerungen auf der Sichtscheibe
- Versottung (Durchfeuchtung) des Schornsteins durch zu starke Auskühlung der Rauchgase
Quelle
Das angehängte Bild zeigt einen starken Versottungschaden an einem unserer beiden Steiger. Jahrelang waren an diesem Zug drei Einzelöfen angeschlossen und betrieben worden - ganz legal ...
Das Mauerwerk war völlig durchfeuchtet und die Fugen bestanden nur noch aus losem Sand.
Grüße
Ulrike
Re: Schornsteinsanierung
Verfasst: Do 1. Mai 2008, 10:42
von Dietrich Maschmeyer
Versottung: Das wird dann zum Problem, wenn der Schornstein oft auskühlt. Wir erinnern uns: Mit den alten stetig betriebenen Koksheizungen gab es das Problem praktisch nicht. Mit Ölheizungen wurde es gravierend. Warum? Weil der Schornstein durch die alternierende Feuerung nie richtig warm wurde und an seinen Wänden oft der Taupunkt des Rauchgases unterschritten wurde. Kann man im Zug eine relativ hohe Innenwandtemperatur (mindestens ca. 60´° C) nicht während des Heizens konstant gewährleisten, ist ein Innenrohr oder ein Versottung verhindernder Innenputz (nur bei neuen Schornsteinen) erforderlich.
Versottung entsteht auch gern im Sommer - wenn im völlig kalten Kamin, ähnlich wie an Kellerwänden, Luftfeuchtigkeit kondensiert. Wenn viele Sottablagerungen hat, fängt es manchmal sogar an zu tropfen. Um dem vorzubeugen, am Ende der Heizperiode den Kamin gründlich auskehren lassen. Das hat man früher so um Ostern gemacht - mit dem anderen Hausputz zusammen.
Die Versottungen an Ranunkels Kaminen sind möglicherweise erst entstanden, als das Haus nur noch wenig geheizt wurde.
Re: Schornsteinsanierung
Verfasst: Do 1. Mai 2008, 11:13
von Ulrike Nolte
Dietrich Maschmeyer hat geschrieben:
Die Versottungen an Ranunkels Kaminen sind möglicherweise erst entstanden, als das Haus nur noch wenig geheizt wurde.
Die Versottung bestand nur an einem Steiger (Querschnitt 60x40 cm), nämlich dem, der in den letzten Jahren noch genutzt wurde. Lt. Aussage des Spezialisten - des Schornsteinfegers - besteht (bestand, denn jetzt ist der Schaden ja saniert) das Problem schon sehr lange. Solch ein markanter Schaden entwickelt sich nicht innerhalb 1-2 Jahren. Durch diesen Schornstein wurden täglich die Abgase von 3 Einzelöfen gejagt, ab und an war auch noch der angeschlossenen Räucherschrank im OG in Betrieb.
Der zweite (Querschnitt 70x50 cm) Steiger, der lt. Aussage der Tochter der Vorbesitzerin gut 10 Jahre lang nur noch äußerst selten benutzt wurde (in Küche und ehem. Wohnzimmer stand noch je ein kleiner Ofen, die Räume wurden praktisch nicht mehr genutzt), war trocken und völlig in Ordnung. Da war nicht ein Sottfleck zu sehen.
Grüße
Ulrike
Re: Schornsteinsanierung
Verfasst: Do 1. Mai 2008, 13:56
von Dietrich Maschmeyer
Eine der Hauptursachen für die Versottung dürfte in diesem Fall der Räucherschrank gewesen sein - dessen Rauchgase sind ja bekanntlich für einen Schornstein eigentlich zu kalt, dafür umso reicher an Teerbestandteilen und Wasserdampf. Das ist besonders beim Kalträuchern (Schinken etc.) ja gerade erwünscht. Das deckt sich mit vielen meiner Beobachtungen in Bauernhäuserm. Wo geräuchert wurde, sind die Vesottungen am stärksten.
Beim Heissräuchern (Fisch), das ja eher ein Garen in der Gasphase ist, dürfte das wesentlich weniger der Fall sein. Man verwendet dort ja auch weit weniger teerende Hölzer.
Re: Schornsteinsanierung
Verfasst: Di 1. Jul 2008, 11:07
von Jazzy
Ich kann jetzt nur über Österreich sprechen. Aber bei uns nimmt der Rauchfangkehrer den Schornstein ab. Egal ob jetzt eine Therme oder ein Kamin angeschlossen wird. Diese haben auch die Vorschriften, welche Voraussetzungen ein Kamin erfüllen muss, um nicht zu versotten. Ich würde deshalb mal vorschlagen, sich an einen Rauchfangkehrer zu wenden. Diese haben dann auch Kontakte zu Firmen die Schornsteine sanieren, bzw. können Dir vielleicht einige wertvolle Tips geben.
Re: Schornsteinsanierung
Verfasst: So 7. Dez 2008, 23:25
von Ludwig
Hallo in die Runde,
nach längerer Absenz melde ich mich mal wieder, es gab leider einige Baustellen außerhalb des baulichen Bereichs. Jetzt verbrennt die Ölheizung wieder unser Geld, wir haben in der Hochphase getankt, und vor meinen Augen fliegen die Geldscheine zum Schornstein raus....nun also haben wir uns wieder des Themas offener Kamin und zugehöriger Schornstein angenommen.
Es gab dazu ein Schlüsselerlebnis, das ich kurz schildern muss: Wir waren im Rheinischen Freilichtmuseum Kommern in der Eifel. Für jeden Bauernhaus- und Denkmalfreund ein absolutes Muss. Man erhält unendlich Anregungen. Ich konzentrierte mich auf die Kamine der Häuser. Es gibt einige, die unserem ähneln. Offene Feuerstelle, riesiger Rauchfang, relativ großer Schornsteinzug, durch den man bis in den Himmel schauen kann. In einem brannte ein Feuer, die Wirkung war nicht sonderlich überwältigend. In einem anderen Haus stand im Raum hinter der Feuerstelle (gute Stube) ein kleiner Eisenofen an der Wand zur Feuerstelle, der durch eine Maueröffnung von der offenen Feuerstelle aus befeuert wurde. Die Abgase gingen durch ein Rohr wieder durch die Wand zurück in die Feuerstelle und stiegen dort frei in den Schornstein auf. In der Stube war es mollig warm, obwohl das Fenster offen stand. Also, Effizienz selbst eines kleinen primitiven Ofens deutlich höher.
Aber jetzt kommts: Es gab Häuser mit offener Feuerstelle, und wenn man nach oben schaute, war da: Nichts! Kein Schornstein, keinerlei Abzug! Ich fragte eine Museumsmitarbeiterin, die klärte mich auf: Man erkannte (es muss immerhin im 18. Jhdt. gewesen sein), dass die offenen Kamine wärmetechnisch nicht viel brachten. Also ließ man den Schornstein einfach sein, um die Wärme im Haus zu behalten! Vor den Rauchgasen hatte man wohl nicht so viel Angst, im Gegenteil, man versprach sich einen "desinfizierenden" Effekt gegen Ungeziefer etc. Folge: Spätestens ab 40 bekamen die Leute Lungenprobleme. Also bauten sie sich extrem kurze Betten (diese separaten Kammern), da sie nur noch im Sitzen schlafen konnten, weil sie im Liegen wegen der verschleimten Lunge keine Luft bekamen. Unglaublich. Diese Häuser werden übrigens Rauchhäuser genannt. Die Luft da drin muss der reine Horror gewesen sein. Da rede noch mal jemand von der guten alten Zeit!
Die Mitarbeiterin berichtete auch über einen Feldversuch, den man in einem Haus mit offenem Kamin *mit* Schornstein gemacht hat. Es wurde 4 Wochen darin wie früher gelebt. Dauernd Feuer an, Menschen drin, Vieh hinten im Stall, Heu und Stroh unter dem Dach. Also neben dem Feuer auch andere Wärmequellen. Resultat: Man hat maximal 6 Grad über Außentemperatur erreicht! Einen analogen Versuch in einem Rauchhaus hat man wohl aus gutem Grund nicht gewagt. So viel zur Effizienz von offenen Kaminen.
Übrigens lernte ich auch, was es mit den Einbauschränken auf der rückwärtigen Seite der Kaminrückwande auf sich hat, die es auch bei uns gibt und die ich bislang bei fast jedem antiken offenen Kamin gesehen habe: Es war der einzige sicher trockene Platz im Haus. Dort wurden Dokumente, Wäsche, Salz, Zucker etc aufbewahrt, also wichtige Dinge, die nicht feucht werden durften. Oh Mann, was muss das grauenhaft feucht gewesen sein in diesen alten Hütten!
Das ganze erinnerte uns an unseren Kamin. Wenn wir ihn anhaben, steigt die Raumtemperatur um ein bis zwei Grad. Sicher läuft die Ölheizung dann weniger, aber aus ist sie nicht. Und in der Übergangszeit hatten wir schon Situationen, dass der Kamin nicht zog und die ganze Bude so verräuchert war, dass wir alle Fenster öffnen mussten. Der Rauch kam sogar im OG aus den Fenstern. Und unsere Kinder motzten rum, weil sie in der Schule gefragt werden, warum sie nach geräuchertem Schinken riechen...
Also lautet der Beschluss, dass der Mensch was ändern muss. Wir werden uns von der offenen Feuerstelle verabschieden, so leid uns das tut. Den sie hat nur einen rein optischen Effekt und wenn sie nicht in Betrieb ist, saugt sie die warme Raumluft raus. Der Schornstein wird also dicht gemacht und ein Edelstahlrohr reingelegt. Die Fugen oben werden neu ausgefugt, so weit man von oben drankommt. Und dann soll ein Ofen unten in den Rauchfang gestellt und an das Rohr gehängt werden. Angebote werden derzeit eingeholt, der Schorni ist auch grundsätzlich einverstanden.
Davon verspreche ich mir folgende Effekte:
- Sanierung und damit Erhalt des Schornsteins
- geringstmöglicher Eingriff in die Bausubstanz. Rauchfang bleibt erhalten. Das ganze kann sogar relativ einfach wieder in den Urzustand versetzt werden, wenn wir plötzlich unerwartet reich werden sollten oder meine Nachfahren oder wer auch immer den offenen Kamin wieder in Betrieb nehmen will. Jemand empfahl auch einen Grundofen in den Kamin zu setzen, aber das ist in meinen Augen ein zu großer Eingriff in die Bausubstanz und kaum reversibel.
- endlich sinnvolle Nutzung des Kamins und deutliche Einsparung von Heizkosten. Holz ist auf dem Grundstück vorhanden. Und Investitionskosten im Vergleich zu den ebenfalls angedachten Maßnahmen wie Fenstererneuerung/umrüstung oder gar Außenwanddämmung wesentlich günstiger.
Ich habe bei Nachbarn vor ein paar Tagen einen relativ einfachen Baumarktkamin in Betrieb gesehen und war von der Leistung verblüfft. 2 Fenster standen offen, und es war so mollig warm wie es bei uns mit geschlossenen Fenstern und Zentralheizung noch nie war.
Jetzt kommt der nächste und aktuelle Punkt, zu dem vielleicht jemand uns helfen kann. Welcher Ofen? Ich habe in den letzten Wochen intensiv zum Thema recherchiert. Und da gibt es mehr Anbieter, Modelle, Technologien und Varianten als Autotypen. Klar ist, dass 99% der so genannten Kaminöfen schon rein optisch nicht in Frage kommen. Mein Gott, was gibt es da für Geschmacksverirrungen! Ufos, Raketen, Fernseher, Aquarien, Orgien in Kachel und Speckstein, Pyramiden usw! Und die Händler verkaufen das wie geschnitten Brot, jeder will derzeit einen Ofen haben.
In meinen Augen kommt aber nur ein klassischer Gussofen in Frage, von den Dimensionen eher breit als hoch, damit er zur Geometrie des Kamins passt. Da reduziert sich das Angebot schon enorm. Es gibt nur ein paar Anbieter wie Austroflamm, Morsoe, Jotul, Dovre. Und diese Öfen scheinen im Gegensatz zu den Ufos nicht sehr gefragt zu sein, denn kein einziger Händler in der Gegend hat welche in der Ausstellung.
Mir stellen sich folgende Fragen:
-Sind diese Öfen ggf. bald nicht mehr genehmigungsfähig? Es schweben irgendwelche neuen Immisionsschutzverordnungen in der Luft, denen ältere Öfen bald zum Opfer fallen sollen. Die Hersteller geben sich dazu sehr bedeckt (klar, sie wollen den Bestand, auch wenn er technisch veraltet ist, möglichst noch verkaufen).
- Sollen wir einen Konvektions- oder Strahlungsofen nehmen (beide Varianten gibt es auch bei Gussöfen)? Rein vom Bauch her denke ich Strahlung, ich habe das Gefühl, das ist für das alte Haus und das Wohnklima besser. Vom Verstand her eher Konvektion, denn wie ich gelesen habe, können durch die Luftzirkulation die anderen Räume dann besser mitbeheizt werden?
Vielleicht hat hier ja jemand Erfahrung mit diesen Öfen, bin über jeden Hinweis dankbar, auch zu Dimensionierung, Feuerungstechnik, Verbrauch, Wirkung, brennen die Öfen über Nacht durch oder muss man jeden Morgen neu anstochen etcusw?
Für heute also erst mal gute Nacht,
Ludwig
Re: Schornsteinsanierung
Verfasst: Di 9. Dez 2008, 01:30
von Lutz Gebhardt
Hallo Ludwig,
interessante Schilderung über das Freilichtmuseum in der Eifel. Ich wußte gar nicht daß es da so was gibt, dabei bin ich gar nicht so weit südlich davon im Saarland aufgewachsen. Da muß ich glatt mal hin wenn ich wieder in der Gegend bin!
Deine Schilderung über die historische/chronologische Entwicklung der Feuerstelle hat mich etwas stutzig gemacht als ich sie am Sonntag gelesen habe. Vielleicht war es im Süden auch anders, aber nach der Schilderung von J. H. W. Kraft über "das" Hallenhaus in einem Band über 25 Jahre IGB stellt er es etwa so dar (Seite 62 bis 64):
- Ursprünglich hat man im Flett gewohnt und über den Ställen seitlich der Deele geschlafen
- In der Zeit endete das Haus mit dem Giebel (Hoh- oder Herdwand) am Ende des Fletts.
- An der Herdwand war die Herdstelle, was eigentlich eine offene Feuerstelle war über die ein Kessel zum Kochen gehängt wurde.
- Der Rauch zog frei nach oben durchs Stroh ab, hat dabei die in der Deele hängenden Würste geräuchert und das Stroh vor Ungeziefer geschützt.
- Später kam dann außerhalb der Hohwand das Kammerfach dazu. Die Stube darin war mit einem Ofen beheizt, der als Hinterlader vom Flett aus beschickt wurde. Der Rauch dieses Ofens ging ins Flett, so daß die Stube rauchfrei blieb. Der Rauchabzug wurde über die seitlichen Türen des Fletts reguliert.
- Später kam an die Stelle der offenen Feuerstelle eine Kochmaschine, die den Rauch jedoch noch immer frei ins Flett entlies.
- Noch später, nachdem auch das Flett mit einer Wand zur Deele abgetrennt worden war, wurde anstelle der offenen Feuerstelle ein Kamin eingezogen.
Entgegen Deiner Schilderung kam also der Kamin chronologisch nach der offenen Feuerstelle, und nicht davor. Ich bin jedoch beleibe kein Hausforscher und hoffe mal daß mich die erfahrenen IGB'ler korrigieren wenn ich hier falsch liegen sollte.
All das ist bei Deinem eigentlichen Thema jedoch nur Beiwerk, und ich fürchte daß ich mangels eigener Erfahrung nicht zur Lösung Deines Kaminproblems beitragen kann. Vielleicht nur soviel: Meine Eltern haben in ihrem (neueren) Haus in einer Ecke einen eingemauerten Gußkamin mit Türen stehen, also schon vergleichbar mit einem freistehenden Gußofen. Über die Türen (etwa 1 qm) gibt er Strahlungswärme ab, erwärmt jedoch auch Luft in der doppelwandigen Kaminmauer, die dann über einige Lüftunsgschlitze an den Raum abgegeben wird. Ich würde also mal sagen es ist eine Kombination aus Strahlungs- und Konvektionsheizung. Wenn man dem Ding nun richtig einheizt, wird es in kürzester Zeit im größten Teil des Hauses mollig warm - obwohl der Kamin in einer Ecke des Hauses steht. So gut 100 qm kann man damit ohne Probleme heizen, allerdings sind in dem Haus auch gute Fenster und die Mauern sind zumindest ein bißchen isoliert.
Wegen den Gußöfen selbst würde ich mal auf eBay oder so schauen. Dort gibt es gelegentlich Alte. Vielleicht sind die ja noch zu gebrauchen und entsprechen eher Deinem Geschmack.
Wegen der Genehmigungsfähigkeit in naher Zukunft müßte ich mal meinen Vater fragen, der ist (selbständiger) Heizungsbauer und müßte Neuerungen in der Richtung eigentlich mitbekommen.
Viele Grüße,
Lutz
Re: Schornsteinsanierung
Verfasst: Di 9. Dez 2008, 16:55
von Ludwig
Hallo Lutz,
ich bin da jetzt auch nicht der große Historiker in Sachen Bauernhaus, aber ich habe es so verstanden, dass nicht der Schornstein zeitlich dem Rauchhaus folgte, sondern dass es eher konkurrierende Konzepte waren. Schornsteine hatten schließlich schon die Römer und waren auch im Mittelalter bekannt. Vom Rauchhaus versprach man sich aber Vorteile wie mehr Wärme, Desinfektion, Räuchern etc.
Vielleicht hat es auch was mit Geld zu tun, nur reiche Bauern konnten sich einen Schornstein leisten?
Zu dem Ofen: Einen alten, gebrauchten Ofen zu nehmen scheint mir zu riskant bzw. nur eine Übergangslösung. Fakt ist, dass ab 2014 schärfere Bedingungen gelten sollen, die dann auch diverse heute noch hergestellte Öfen nicht erfüllen werden. Diese Öfen müsssen dann mit Filtern nachgerüstet oder ausgemustert werden. Das Problem ist nur, dass man sehr schwer verbindliche Aussagen bekommt, welche der heute hergestellten Öfen auch die kommenden Auflagen erfüllen. Ein alter Ofen wird das sicher nicht erfüllen können.
Wer aus der Runde hier heizt denn mit Holz? Ich bin mir sicher, dass da eine ganze Menge dabei sind, die ein paar Erfahrungen teilen können. Jedenfalls war ich verblüfft, wie sehr diese ja angeblich "umweltfreundliche" Heizmethode verbreitet ist. Alle wollen verständlicherweise weg von Öl und Gas. Hier auf dem Land wird man schon komisch angekuckt, wenn der Öltanker auf den Hof fährt....("Haben die zu viel Geld?";-)
Gruß
Ludwig
Re: Schornsteinsanierung
Verfasst: Do 4. Jun 2009, 00:17
von Energica
Hallo Ludwig,
welcher Kaminofen o.ä. der zukunftsträchtigste ist, das wird dir
der Schornsteinfeger beantworten! Wenn du sicher gehen willst,
dass der auch aktuell qualifiziert ist, befrage einen, der auch
zertifizierter Gebäude-Energieberater im Handwerk ist!
Das sind inzwischen sehr viele.
Muss ja nicht unbedingt dein örtlicher Feger sein.
Ggfs. bei der Innung nachfragen.