Putz retten? Nikotin / Fett

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Rosewich
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Putz retten? Nikotin / Fett

Beitrag von Rosewich »

OK. Ich werde mich nicht über ehemalige Bewohner beklagen, Lösungen sind gefragt.
In drei Räumen wurde über viele Jahre stark geraucht. Einer davon ohne Fenster war gleichzeitig Küche. Die Geruchsbelastung ist erheblich, obwohl wir seit ca. einem Jahr die Fenster offen halten, wann immer das Wetter das zulässt. Bisherige Empfehlungen: Den Putz abschlagen und neu verputzen. Die Wände sind vermutlich Kalkputz, gestrichen und nicht tapeziert. An der Decke ist dezenter Stuck. Wir würden den Putz gerne erhalten. Hier im Forum ist zu lesen, dass es keine praktikable Möglichkeit gibt, die Oberfläche zu säubern ohne den Putz zu beschädigen. Für uns wäre es vertretbar, wenn die Oberfläche abgetragen würde, und wir den Feinputz erneuern müssten. Wir dachten entweder an ?Sandstrahlen? (Jos-Verfahren?) oder Dampfstrahlen. Bei Dampf ist natürlich der Wassereintrag unangenehm. Ist die Feuchtebelastung höher, als bei einem neuen Putz? Schutz der Dielen mit Folie und Sägespänen o.ä. wird sichergestellt.
Hauptfrage: Wird damit das Nikotin und das Fett von den Wänden entfernt?
Wie tief sitzt das Nikotin im Putz?
Welches andere Verfahren wäre sinnvoll?
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Wand mit Nikotinbelastung.JPG
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Thomas Lingl
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Re: Putz retten? Nikotin / Fett

Beitrag von Thomas Lingl »

Wahnsinn ! Sowas sieht auch ein Maler selten !
So wie das aussieht ist da nicht nur der Feinputz vollgesogen, deswegen würd ich den Mist komplett runterholen ! Ansonsten besteht die Gefahr das bei einer neuen Feinputzschicht ,die ja auch einen gewisse Zeit feucht ist, das Nikotin aus dem Untergrund gezogen wird und sich alles wieder verfärbt ! Dann war die ganze Arbeit umsonst ! Stellen sie sich vor ,sie stehen morgens auf und betreten eine Raum der absolut frisch nach Kalkputz riecht ! Ich liebe diesen Duft, diese Frische und Reinheit in der Luft, das ist wie, wie soll ich sagen, endlich alles gereinigt, frei von allen Belastungen die sich so angesammelt haben ! Mit Dampf und diesen ganzen Brimbrambrorium würd ich gar nicht erst anfangen, radikal raus den Dreck und man fühlt sich gleich wohler !
Andreas Milling
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Re: Putz retten? Nikotin / Fett

Beitrag von Andreas Milling »

Pfui Teufel !    ---
der Raum sieht ja so aus, wie auch das Vorzimmer zur Hölle
aussehen dürfte !
Nein, da hilft keine Kosmetik mehr.
-
Den verseuchten Putz vorsichtig Abschlagen  und neu Verputzen .
-
A.M.
salinodg
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Re: Putz retten? Nikotin / Fett

Beitrag von salinodg »

Moin zusammen,

gemach - gemach. Wenn ich den Beitrag richtig gelesen habe, ist noch ein Farbauftrag auf dem Putz. Demnach sollte man zuerst checken, um was für eine Farbe es sich handelt und ob die ganzen Ablagerungen nur auf der Farbe sitzen, oder auch tiefer im Putz.

Wenn sie (nur) auf der Farbe sitzen, könnte man versuchen, mit einem alkalischen Reinigungsmittel erst mal den "Dreck " herunter zu holen und dann mit einer Lackfräse o.ä. die Farbe.

Gruß in die Runde

Bernd
Thomas Lingl
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Re: Putz retten? Nikotin / Fett

Beitrag von Thomas Lingl »

Ich denke nicht, sowie das Bild ausieht, daß da nur eine oberflächliche Farbverunreinigung  vorliegt ! Jahrelang gequalmt und gekocht ohne vernünftige Lüftungsmöglichkeit, da bleibts nicht nur an der Farbe hängen, und das der Raum komplett mit Ölfarbe beschichtet wurde glaub ich nicht ! Ich bleib dabei, um nicht alles doppelt machen zu müssen oder verdammt teure Isolierfarben auf stinkenden Dreck zu streichen lieber einmal richtig rangeklotzt und man kann beruhigt schlafen !
Wolfgang Riesner
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Re: Putz retten? Nikotin / Fett

Beitrag von Wolfgang Riesner »

Hallo zusammen,
ich würde mit dem Putzabschlagen auch erst mal warten und ein paar Versuche machen. Bernd hat sicher Recht mit seinem Hinweis auf die oberste Farbschicht. Falls die sich entfernen läßt, ist man ja schon einigen Dreck los.
Mir kam spontan der Gedanke, daß sich auch versottete Schornsteine mit einem Anstrich (mehrmalig nötig) aus Sumpfkalk und Kuhmist behandeln lassen, um das neuerliche Durchsotten zu verhinden. In diese Richtung sollte Herr Rosewich mal einige Versuche starten. Zur möglichen genauen Zusammensetzung der "Dichtschlämme" kann sicher der Eine oder die Andere der ForumslererInnen noch etwas beitragen.
Gruß aus Neuenknick von Wolfgang Riesner
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Sven Teske | KS Dahme-Spreewald
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Re: Putz retten? Nikotin / Fett

Beitrag von Sven Teske | KS Dahme-Spreewald »

Ahoi Rosewich,

was spricht denn FÜR den Erhalt des Putzes ? Der geschilderte Aufwand für die "Sanierung" steht nach meiner Auffassung in keinem sinnvollen Verhältnis zu einem Neuputz (natürlich einem Kalkputz). Habe schon des öfteren solche Räucherhöhlen sanieren müssen und bin letztlich immer wieder beim neu verputzen gelandet. Ich kann mich diesbezüglich nur der Haltung von Thomas anschließen.

herzliche Grüße, Sven.
Teske + Schwiede Architekten
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Rosewich
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Re: Putz retten? Nikotin / Fett

Beitrag von Rosewich »

Sven Teske hat geschrieben: was spricht denn FÜR den Erhalt des Putzes ?
Meine Herangehensweise ist eigentlich immer: Jede Veränderung bedarf einer Begründung. Der Erhalt nicht. Der Grund für das Abschlagen des Putzes ist hier aber offensichtlich. Ein substanzschonenderes Vorgehen wäre mir halt lieber gewesen. Am Ende ist das ein rein emotionales Argument.
Das Bild ist aber auch dramatischer, als die Situation vor Ort. Ein Großteil ist einfach Ruß.
Ich werd mal ein paar Versuche machen, und hier berichten.
Bei Radikalen Lösungen bin ich immer erst skeptisch. Ich sehe aber schon, am Ende rechtfertigt hier der Erhalt von etwas historische Substanz nicht rel. viel Arbeit und ein evtl. unbefriedigendes Ergebnis.

ich danke allen
Jörg
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Ulrike Nolte
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Re: Putz retten? Nikotin / Fett

Beitrag von Ulrike Nolte »

Rosewich hat geschrieben: Ein Großteil ist einfach Ruß.
Hallo Jörg,

... und der schlägt ohne Grundierung (Sperrschicht) durch, genau wie Nikotin. Zumal ein neuer Anstrich gar nicht erst auf dem ganzen Fett haften bleibt.

Unser Küche sah mindestens genau so aus - unter dem damals aktuellen Farbanstrich aus Ölfarbe. Wir haben nicht lange herumgefackelt sondern gehandelt: der Putz kam komplett runter. Dabei haben wir auf den Aufbau geachtet und den auch so wieder hergestellt: als Untergrund Lehmputz, darauf einen Kalkputz mit anschließendem Kalkanstrich. Die Ölfarbe haben wir uns geschenkt. Wenn irgendwann ein neuer Anstrich fällig ist, ist Kalkfarbe einfacher zu streichen  ::)

Die alte Räucherkammer hier, die sah sogar noch schlimmer aus. Der Lehmputz an der Decke war derart verbrannt, dass wir ihn gar nicht abmachen konnten und auch nicht wollten weil die darüber liegenden Lehmwickel sonst stark beschädigt worden wären. In diesem Fall war Trick 17 gefragt: einfach eine neue Holzdecke auf Lattung von unten gegengeschraubt und anschließend auf Putzträger (Schilfrohrmatte) mit Lehm verputzt. Es gibt Situationen, da kapituliert man besser, bevor man sich noch mehr Arbeit aufhalst.

Viel "Vergnügen"
Ulrike
"Wenn du wirklich etwas willst, werden alle Märchen wahr." (Theodor Herzl)
Mehr über meine wahr gewordenen Märchen ist hier nachzulesen
christianosterer
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Re: Putz retten? Nikotin / Fett

Beitrag von christianosterer »

Hallo Jörg!

Ich hab den alten Oberputz in der Küche mit einer hartmetallbestückten Scheibe abgeschlieffen. Die Scheibe hab ich auf einen Betonschleifer mit Absaugvorrichtung montiert, damit es nicht zu viel staubt. Die Wände hab ich dann mit Kalkputz verputzt.

vg

christian
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