Keller

Fachgerechte Arbeiten, Materialien und Verfahren
Mario
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Keller

Beitrag von Mario »

Hallo zusammen!
Da ich bereits im Forum einige gute Ratschläge gelesen habe, versuche ich es mal auf diesem Weg, meinem "Kellerproblem" abzuhelfen.
Wir sanieren seit einiger Zeit ein Bauernhaus Bj 1863 (Südholstein). Mein Problemkind ist der Keller. Der Keller ist sozusagen zweigeteilt und über die Küche zu begehen. Durch die linke Tür kommt man über eine Holztreppe in den Kellerraum (ca. 4 x 4 Meter). Die rechte Tür führt in den Vorratsraum. Praktisch ist eine Holzbalkendecke die Kellerdecke und der Boden des Vorratsraumes. Eigentlich ist Keller und Vorratsraum also ein Raum. Beide Räume verfügen über ein eigenes Fenster zur Hausaußenseite (wird regelmäßig und richtig gelüftet). Der Keller ist noch nicht verändert worden, außer daß in den 90 er Jahren Wasser und Abwasserleitungen hängend in den Kellerraum gelegt wurden (wurden von mir isoliert).
Die Kellerwände und der Kellerboden bestehen aus Ziegelsteinen.
Ich bin der festen Überzeugung, daß die Bauherren wussten was sie da taten und die Bausubstanz nicht ohne Grund ohne irgendwelche Schäden ist. Ich weiß auch daß ein (Vorrats-)Keller bewusst und gewollt eine gewisse Feuchte aufweisen soll. Aber sind 90% Luftfeuchte nicht etwas viel? Ich kann auch damit leben, daß die Kellertreppe (Eiche) erforderlichenfalls erneuert wird (meines Wissens nach das letzte mal 60er Jahre). Was mich aber stört ist der ab und zu vorhandene leicht muffige Geruch vom Keller in den Vorratsraum und aktive Wurmspuren in der Holzbalkendecke.
Ich bin jetzt dabei die leicht abgesackte Kopfsteinpflasertung an der Hausseite (auch Kelleraußenwand) zu erneuern. Hierbei will ich auch die Kelleraußenwand freibuddeln. Ich bin kein Freund von irgendwelchen Blockieranstriche u.ä.
Nun hat mir ein alter Maurer erzählt, daß sie seinerzeit einfach Bitumenwellpappe an die Außenwand gelegt haben (obere Welle mit Holzlatte abgedeckt). Hört sich alles logisch an, ist es aber auch sinnvoll????
martinbau
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Re: Keller

Beitrag von martinbau »

Hallo Mario, Bitte halte unbedingt  von der Bitumenwellpappe Abstand. Erstens ist es keine wirksame Abdichtung gegen eindringende Feuchtigkeit ist aber als Sperrung gut genug. Wenn du eine denkmalgerechte Abdichtung von außen anbringen willst, was die vorhandene Luftfeuchtigkeit in der Tat ETWAS drücken KANN (du hast auch verdunstungsfeuchte über die Bodenfläche, auch unbedingt beibehalten), dann stampfe eine Vorsatzschale erfeuchten Baulehm (Stampflehm) in etwa 10 - 12 cm vor deine Wand, unbedingt bis ca. 10 cm unter die Bodenplatte (auch wenn diese aus einer lage Steine besteht. In dieser Art haben wir bereits mehrere Kirchen, Fachwerke und auch Neubauten gegen Wasser abgedichtet. Funktioniert auch bei drückendem Wasser (Braune Wanne). Alternativ kannst du deine Kellerräume, wenn du kein eindringendes Wasser hast (Wasser rinnt zu bestimmten Jahreszeiten von der Wand), mit einem mind. 2 cm dicken Luftkalk,- oder Sumpfkalkputz verputzen. Das hilft auch schon um die Luftfeuchtigkeit etwas zu senken. Gruß Martin
Dietrich Maschmeyer
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Re: Keller

Beitrag von Dietrich Maschmeyer »

Ein guter Hinweis ist es, dass eine mineralische Abdichtung eine gute Alternative zur "Schwarzabdichtung" ist, die bei altem rauhem Bruchsteinmauerwerk besser und einfacher anzubringen ist. Allerdings sollte man dafür nicht unbedingt Lehm nehmen (eine relativ wasserdurchlässige Mischung aus Ton und Sand), sondern reinen, fetten Ton, am besten mit hohem Gehalt an Montmorrillonit. Das kommt dem Material sehr nahe, das auch für die Abdichtung von Teichen, Kanälen oder tiefen Baugruben verwendet wird (Bentonit-Schlitzwände). Geeignet sind dafür viele Blautone, die auch extra für diesen Zweck vertrieben werden.
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Sven Teske | KS Dahme-Spreewald
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Re: Keller

Beitrag von Sven Teske | KS Dahme-Spreewald »

Ahoi Mario,

falls Du wirklich eine Abdichtung brauchst, spricht auch nichts gegen die Verwendung von bituminösen Baustoffen (Schweißbahnen oder Beschichtungen). Falls Du diese nicht möchtest, kann ich Dir den von Herrn Maschmeyer zitierten BENTONIT empfehlen. Der ist zwar in der Abdichtungsnorm nicht geregelt, hat aber "transatlantisch" empirisch bewiesen das er selbst bei dem Lastfall "drückendes Wasser" funktioniert. Lehm scheint mir für ein Abdichtungsproblem vollkommen ungeeignet zu sein.

90 % relative Luftfeuchte sind auch in einem Keller, vorallem wenn er denn die beschriebene Holzbalkendecke hat, ein k.o.-kriterium . Entgegen landläufiger Vorstellung entwickeln sich holzzerstörende Pilze bereits bei ausreichender Luftfeuchtigkeit (>= 80 %) - sie benötigen kein Wasser in flüsser Form um wachsen und gedeihen zu können. Diese 80 % sind schnell erreicht, weshalb eine funktionstüchtige Lüftung während der kalten Monate für die Gebäudetrocknung unerläßlich ist.

Gruß, Sven.
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Mario
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Re: Keller

Beitrag von Mario »

Erstmal Danke für die Antworten.
Ich habe versucht, mich soweit wie möglich über die Betonitabdichtung (braune Wanne) zu informieren. Ich gehen mal davon aus, daß eine Dichtbahn (z.B. FraDimat) nicht ausreicht, sondern eine 20 cm breite und verdichtete Fertigmischung (z.B. Dernoton) nötig ist? Hab ihr eine ungefähre Ahnung was da an Materialkosten auf mich zu kommt?
Außerdem frage ich mich, ob eine Außendämmung der Kellerwand sinnvoll ist (um Schwitzwasser zu vermeiden). Würde ein Heinzkörper im Keller helfen?
Mario
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Re: Keller

Beitrag von Mario »

Ich meine natürlich Heizkörper. Tschuldigung Mario.
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Sven Teske | KS Dahme-Spreewald
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Re: Keller

Beitrag von Sven Teske | KS Dahme-Spreewald »

Lieber Heinzkörperbetreiber,

die problematische Jahreszeit für Gebäudeteile die sich unterhalb der Geländeoberfläche befinden, ist der Sommer. Feuchte, warme Außenluft wird durch das Lüften in den relativ kalten Keller eingetragen und kondensiert dort. Dieser Effekt ist als Sommerkondensation bekannt und tritt auch in Gebäuden mit ungewöhnlich straken Außenwänden auf. Eine Möglichkeit diesen Effekt zu vermeiden ist es, einen Heizkörper oder eine nicht isolierte Heizungsleitung während des Sommers zu betreiben. Sobald sie Oberflächentemperaturen im Keller über dem Taupunkt liegen, steht auch dem Lüften nichts mehr im Wege. Der Wermuthstropfen : es kostet Energie und der Keller ist nicht so kühl wie er sein könnte.

Was hast du gegen eine Abdichtung mit einer Kunststoffmodifizierten Bitumendickbeschichtung ? Die ist relativ kostengünstig und läßt sich vergleichsweise einfach verarbeiten ?

Gruß, Sven.
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Dietrich Maschmeyer
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Re: Keller

Beitrag von Dietrich Maschmeyer »

Bitumendickbeschichtung stelle ich mir recht schwierig vor, wenn man Findlings- oder Bruchsteinmauerwerk  unverputzt und total rauh und buckelig vor sich hat - was bei alten Bauten die Regel ist. Dann müsste man erst saubermachen und verputzen, und das kann mühsam sein. In diese Lücke stossen die Tonabdichtungen, die man einfach so einbringt.
Mario
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Re: Keller

Beitrag von Mario »

Ich sehe das Problem in der in den Ziegelsteinen vorhandenen Restfeuchte. Da war noch nie eine Abdichtung drauf und dementsprechend feucht sind die Steine. Deshalb und wegen der Rohrdurchführungen (Abwasser und Wasserrohre) hab ich nun Bedenken wegen hinterfließendem Wasser bei Beschädigungen oder Rißbildung.
Dietrich Maschmeyer
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Re: Keller

Beitrag von Dietrich Maschmeyer »

Erkannt. Darin liegt die Stärke von Tondichtungen: Keine Problem mit der Oberfläche der abzudichtenden Mauer und "selbstreparierend". Risse kennt eine Tondichtung nicht, dicht bleibt dicht.
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Sven Teske | KS Dahme-Spreewald
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Re: Keller

Beitrag von Sven Teske | KS Dahme-Spreewald »

Ahoi,

ich hatte das so verstanden, dass das Mauerwerk aus Ziegeln besteht. Bei Feldsteinen oder Bruchsteinmauerwerk würde ich wegen des Vorbereitungsaufwandes auch eher Abstand von KMB nehmen. Bei Ziegelmauerwerk sind vermutlich auch ergänzende Putzarbeiten erforderlich, um einen brauchbaren Untergrund für eine Beschichtung zu haben. Eine oberflächliche Trocknung und ein Rapputz sind ausreichend. Durchdringungen sind gleichfalls dauerhaft dichtend herstellbar. Eine Abdichtung mit Ton habe noch nicht ausführen lassen, bin aber ausgesprochen interessiert an den Erfahrungen die Du machen wirst.

Herzliche Grüße, Sven.
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martinbau
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Re: Keller

Beitrag von martinbau »

Zur Erklärung, Bentonit ist ein natürlicher LEHM mit einem extrem hohen Quellverhalten ( 30 %) und deshalb selbstreparierend und in den Abdichtungsnormen vertreten. Tecihabdichtung und auch braune Wanne. Wie gesagt ist Bentonit ein LEHM kein Ton nur wird er für meinen Geschmak viel zu teuer verkauft. Fetter Baulehm in einer dementsprechend dicken ausführung, Bentonit 4 - 6 cm Stampflehm 10 - 12 cm ist ebenfals selbstrepariewrend und exakt so Wasserdicht wie Bentont nur um ein vielfaches günstiger. Lehmige Grüsse Martin
Dietrich Maschmeyer
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Re: Keller

Beitrag von Dietrich Maschmeyer »

Tut mir leid - ohne irgendwie penetrant sein zu wollen muss ich doch darauf hinweisen, dass diese Aussage nicht der üblichen Definition entspricht. Bentonit ist und bleibt ein Tonmineral und damit in reiner Form Ton - nicht Lehm. Unter Lehm versteht man landläufigerweise ausschliesslich einen mit "Füllmaterial" wie Quarz usw. stark (!) abgemagerten Ton, so wie er für die meisten Bauzwecke verwendet werden kann, ohne dass er schwindet und reisst ohne Ende.

Als Alternative zu dem käuflichen und relativ teuren Bentonit empfehle ich die Verwendung von Blautonen, die als Bindemittel für die Schamottindustrie usw. verwendet werden. Ab Werk schätze ich mal in LKW- Mengen so um die 150 Euro/t. In manchen Ziegeleigruben steht so ein Zeug auch an - da wäre es sicherlich wesentlich billiger zu haben.
Mario
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Re: Keller

Beitrag von Mario »

Wie ich jetzt feststellen mußte, ist die Suche nach Bezugsquellen im Norddeutschen Raum sehr schwierig (Ich bleibe am Ball).
Weiterhin habe ich aber auch erfahren, daß Tonabdichtungen im Haus- bzw Kellerbau auch früher gemacht wurden. Ich gehe davon aus, daß es hier keine Fertigmischungen vom Händler gab. Habt ihr da Informationen?
Dietrich Maschmeyer
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Re: Keller

Beitrag von Dietrich Maschmeyer »

Nochmals: Früher nahme man immer die Blautone (dieser Asudruck ist jedem Keramiker geläufig). Ich habe sie in ähnlichen Kontexten gefunden, z.B. bei der Abdichtung von jahrhundertealter Wasserbauwerken usw.  Später hat man dann wissenschaftlich festgestellt, dass sie auf Grund der besonderen Bildungsbedingungen besonders reich an Montmorilloniten (Bentoniten) sind. Praktisch angewandt hat man das aber schon viel früher.

Fertigmaterial hat natürlich auch seine Vorteile wie Gewährleistung und Beratung dazu, was man beides wohl brauchen kann, wenn man sich da nicht so auskennt..........
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