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Wandaufbau bzw. Innenddämmung

Verfasst: Mo 13. Aug 2007, 13:57
von Petra
Hallo liebe IGBler!
Könnt ihr mir vielleicht aus Euren eigenen Erfahrungen etwas
zu den beiden folgenden Alternativen sagen:

1) Lehmputz + Holzfaserdämmplatten

2) Blähtonleichtlehm-Schüttung + Schilfrohrmatten

Wir hatten uns eigentlich schon für die erste Variante entschieden,
bis man uns sagte, dass dabei ggf. sehr viel Zeit und Materialkosten
für den Lehmputz in Kauf genommen werden müssten! Die zweite
Variante sei vergleichsweise einfacher durchzuführen und man könne
ja auch bei einem etwas stärkeren Wandaufbau die gleichen Dämm-
werte erzielen.
Wir würden uns wirklich gerne ein paar weitere praxisnahe Meinungen
dazu einholen von Seiten anderer Bauherren und am Bau beteiligter.
Vielen Dank schonmal im Voraus für eine Antort!

Viele liebe Grüße!
Petra

Re: Wandaufbau bzw. Innenddämmung

Verfasst: Mo 13. Aug 2007, 19:38
von Ralf Femmer | KS Freiberg
Hallo Petra,
ehrlich gesagt weiß ich nicht wirklich was die zweite Variante soll. Als Putz ist mir ein Blähtonleichtlehm noch nicht untergekommen. Als Schüttung würde selbiger eher waagerecht verarbeitet werden. Sonnst kann ich mir eine Anwendung als Stampflehm vorstellen. Was dann aber die Schilfrohrmatten dort noch sollen, erschließt sich mir nicht wirklich.
Grundsätzlich würde ich immer dazu raten, die Wand als komplettes Bauteil zu betrachten und eine eventuell angedachte Innendämmung darauf abzustimmen. Auch spielt natürlich die Wahl des Raumtemperierungssystems eine nicht unwesentliche Rolle. Auch die Variante mit den Holzfaserdämmplatten hat so ihre Vor- und Nachteile.
Von der Verarbeitbarkeit liegst du mit der ersten Variante sicherlich auf der sicheren Seite. Aber wie gasagt würde ich diese in jedem Fall bauteilbezogen überprüfen.
Die zentrale frage wird aber sicherlich sein, welche Dämmung Ihr den erzielen wollt und welche ihr erzielen müsst!
Nicht zu vergessen ist hierbei, das durch den Gesetzgeber ensprechende Anfoderungen formuliert worden sind.
FG
Ralf

Re: Wandaufbau bzw. Innenddämmung

Verfasst: Di 14. Aug 2007, 15:08
von Petra
Hallo Ralf!
Ich füge mal eine kurze Beschreibung der zweiten Variante bei, die ich bei Conluto gefunden habe (bevor ich mich wieder falsch ausdrücke - meinte nämlich keine Schüttung, sondern tatsächlich die Verwendung in Form von Stampflehm! ;) ):
"Aufbau:
Auf der Innenseite der Außenwand wird eine Lattung aus ausreichend stark dimensionierten Hölzern errichtet. Die Lattung wird auf Abstand zur vorhandenen Wand angebracht und gibt damit die Dämmstärke an. Um ein mögliches Ausknicken der Hölzer zu verhindern, sollte der senkrechte Lattenabstand 30 ? 35 cm betragen und zugsicher mit der Außenwand verbunden sein.
An diese senkrechten Latten wir 70-stängeliges Schilfrohrgewebe - von unten angefangen - waagerecht festgetackert. Im Laufe des Bespannens mit dem Gewebe wird der erdfeuchte Leichtlehm (z.B. Blähtonleichtlehm) hohlraumfrei hinterfüllt."


Ansonsten möchten wir versuchen, solch einen Dämmwert zu erzielen, mit dem man das KfW-C02-Gebäudesanierung-Darlehen in Anspruch nehmen könnte. Mit den Holzfaserdämmplatten wäre dies schonmal gut machbar, meinte unser Energieberater kürzlich - wenn die gleichen Dämmwerte jedoch mit Stampflehm + Schilfrohrmatten erreicht werden sollten, dann müsste man ja sicherlich eine stärkere Innendämmung "in Kauf nehmen", richtig? Mal davon abgesehen, dass dann im Voraus schon klar sein muss, wo später etwas aufgehängt werden soll und dass die Wandheizung (evtl. angedacht) sozusagen "integriert" werden müsste.

Wir dachten uns ja bis Sonntag auch, dass Lehmputz + Holzfaserdämmplatten die beste Lösung wär, hörten dann allerdings von den Nachteilen bei der Verarbeitung und den großen Mengen Lehmputz, von denen man wahrscheinlich ausgehen könne....

Wer von Euch hat denn was schonmal (zu Hause?) verarbeitet und kann ein wenig davon berichten? Wer natürlich DIREKTE Vergleiche bieten kann - noch besser! ;D

Viele liebe Grüße!
Petra

Re: Wandaufbau bzw. Innenddämmung

Verfasst: Di 14. Aug 2007, 19:54
von Ralf Femmer | KS Freiberg
Hallo Petra,
wenn euer Energieberater mit der Materie vertraut ist, sollte es Ihm nicht schwerfallen, die Bedingungen des KFW-CO? Programms zu erfüllen. Unter Umständen hilft eine kreative Betrachtung der thermischen Grenze. Wenn bei euch eine Wandheizung eingebaut werden soll, ist es laut EnEV möglich mit anderen Werten zu rechnen etc.
Aber wie gesagt, er wird bezahlt (oder?) dann soll er es auch rechnen.  ;)
Unter Umständen könntet Ihr ja auch einfach die Stampflehmschicht etwas stärker dimensioneren.
Der Lehmputz fällt so oder so an, also beim Stampflehm genauso wie bei dem Faserplattenaufbau.
FG
Ralf

Re: Wandaufbau bzw. Innenddämmung

Verfasst: Mi 15. Aug 2007, 08:14
von Arne Luetkens
Hallo Petra.

Ich habe in meinem Haus Holzweichfaserplatten verarbeitet.
Ich sehe den Hauptvorteil dieser Variante in der geringen Wandstärke. Speziell an den Fenstern nehmen einem die dicken Fensterlaibungen doch erheblich Licht weg.
Eins sollte Dein Energieberater beachten. Es gibt Empfehlungen zu den Dämmstärken, die sich nach der Art und dem Aufbau der zu dämmenden Wand richten. So war bei mir z.B. die Empfehlung ( Fachwerkhaus mit Gefachen aus gebrannten Ziegeln) eine maximale Plattenstärke von 6cm. Ob Du damit eine ausreichende Dämmung erreichst müsste man mal rechnen.

Die Verarbeitung ist wirklich nicht ganz ohne! Die Dämmplatten müssen flächig in den frischen Lehm befestigt werden. Darin liegt aber ein wirklich nicht zu verachtendes Problem, denn die Putzoberfläche muß ja wirklich eben sein.
Erster Schritt ist, alle Unebenheiten der Wände mit Lehm auszugleichen. Bei mir stand das Fachwerk etwa 4cm vor der Ausmauerung vor. Dieser Abstand mußte dann in zwei Schritten aufgefüllt werden.
Das waren glaub ich die ersten 2 Wochen Arbeit.
Dann werden die Platten, wie schon erwähnt, in einer weiteren, frische Lehmschicht befestigt. Es sollen dabei keine Hohlräume entstehen. Dabei arbeitet man in relativ kleinen Abschnitten. Meistens bringt man den Lehm für 2 bis maximal 4 Platten auf, und befestigt diese dann nacheinander. Die Platten werden mit Dübeln in das Mauerwerk dahinter geschraubt.
Und genau diese Befestigungen gefallen mir gar nicht. Im Bereich des Sockels habe ging es ja nun nicht anders, im Bereich des Fachwerks habe ich lange Holzschrauben verwendet, und auf die Verankerung in den Gefachen verzichtet. So können die Ausmauerungen später noch einmal erneuert werden (wenns denn nicht anders geht)

Also: alles in allem eine wahnsinns Arbeit. Wenn man´s nicht selber macht, muß man auf die Gewissenhafigkeit des Handwerkers vertrauen, denn wenn man merkt, das die befestigte Weichfaserplatte irgendwo hohl liegt ist die Überwindung des inneren Schweinehundes ganz schön groß die Platte wieder abzunehmen. Und das bei mir sogar ohne den finanziellen Druck wirtschaftlich arbeiten zu müssen... Der Handwerker sollte also Erfahrung mit diesem Dämmverfahren haben.

So. Ich hör jetzt erstmal wieder auf.
Bei Fragen helfe ich gern weiter.
Gruß
Arne

Re: Wandaufbau bzw. Innenddämmung

Verfasst: Mi 15. Aug 2007, 20:39
von martinbau
Hallo Petra, hatte heute morgen Probleme mit meinem PC, hoffe das es jetzt besser geht. Wie gesagt machen wir solche Aufbauten auch und sogar Maschienell mit Putzmaschiene. Dennoch sind sie sehr Zeitaufwendig und mann bringt auch eine enorme menge Wasser in den Bau. Die für mich Bessere lössung ist mit Schilfdämmplatten und Leichtstampflehm. Aufbau und Verarbeitung ist wie folgt und auch sehr leicht in Eigenleistung realisierbar. Ständerkonstruktion aus nicht imprägnierten Latten, Ständerabstand 62,5 cm oder 50 cm (abhängig von den Schilfdämmplatten 5 cm). Diese mit einer Kletterschalung und erdfeuchtem Leichtlehm ausfüllen. Gut Stampfen und mit einer Lehmschlemme einen vernünftigten Verbund zwischen Aussenwand und Leichtlehm herstellen. Nach der Trocknung der Leichtlehmschicht die Schilfdämmplatten aufschrauben. Auf die Dämmplatten lässt sich ohne weiteres eine Wandheizung aufbringen und dan mit Lehmputz verputzen. Die Dämmwerte bei 7 - 12 cm Leichtlehm und 5 cm Schilfdämmplatte reichen für KFW Kredite aus. Wenn du mir den Bestehenden Wandaufbau mit Dicken und Verwendeten Baustoffen gibst und den Holzanteil in % des Fachwerks sowie den geforderten Dämmwert kann ich dir die Leichtlehmdicke gerne Ausrechnen, ist kein grosser Aufwand. Lehmige Grüsse Martin