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Alte Fenster aufarbeiten - eine Dokumentation
Verfasst: Fr 20. Jul 2007, 23:25
von Ulrike Nolte
Hallochen,
vielleicht hilft es ja dem ein oder anderen:
Dokumentation einer Fensteraufarbeitung
Grüße
Ulrike
Re: Alte Fenster aufarbeiten - eine Dokumentation
Verfasst: Mo 30. Jul 2007, 06:06
von Ralf Femmer | KS Freiberg
.... stolzer Preis für so ein Fenster.
Re: Alte Fenster aufarbeiten - eine Dokumentation
Verfasst: Mo 30. Jul 2007, 10:34
von Ulrike Nolte
... dabei ist der Stundensatz noch sehr moderat.
Re: Alte Fenster aufarbeiten - eine Dokumentation
Verfasst: Mo 30. Jul 2007, 20:02
von Dietrich Maschmeyer
Unter solchen Prämissen kann man niemandem guten Gewissens zur Reparatur der alten Fenster raten, wo er ein neues in exzellenter Qualität für die Hälfte kriegt. M.E. sollte die Aufarbeitung alter Fenster aber zumindest nicht erheblich teurer sein als ein neues. Sonst wird man keinen Bauherrn (und die sind ja oft ziemlich knapp bei Kasse) von der Sinnhaftigkeit dieser Arbeiten überzeugen können (mich eingeschlossen. Ich würde dann auch das beste der alten Fenster als Muster in den Keller stellen und den Rest neu machen). Es wäre also eine dankbare Aufgabe, dies Konzept mal auf Möglichkeiten zu Einsparung ungefähr der halben Kosten zu untersuchen. Nur dann macht so was überhaupt Sinn! Es würde sich aber lohnen, denn schliesslich wollen wir ja die Originale erhalten! - Aber wirtschaftlich sollte es auch vertretbar sein.....
Re: Alte Fenster aufarbeiten - eine Dokumentation
Verfasst: Di 31. Jul 2007, 07:22
von Sven Teske | KS Dahme-Spreewald
dem kann ich nur beipflichten, allerdings offenbart schon die Stundenkalkulation das Einsparpotential : Entlacken. Wenn man das selber machen würde, käme schon der Großteil zusammen.
Gruß, Sven.
Re: Alte Fenster aufarbeiten - eine Dokumentation
Verfasst: Di 31. Jul 2007, 09:47
von Ulrike Nolte
Hallo zusammen,
das mit dem Entlacken ist nicht so einfach, wenn so ein Fenster so aufwendig schadenskartiert werden soll. Die einzelnen Farbschichten werden dabei vom Laien oft übersehen, bzw. weiß der gar nicht, wie er sie freilegen soll (ich schließe mich da ein). Also muss man das gezeigt bekommen. Andererseits frage ich mich, wie wichtig so eine Farbanalyse überhaupt ist. Man könnte sie auch auslassen.
Wenn das entkitten der Scheiben mit der Kittlampe einfacher geht als mit dem Heißluftfön - dann kann man sich das Gerät leihen und diese Arbeit ebenfalls selbst machen.
Einsparpotenzial - bei etwas Geschicklichkeit:
- Entfernen der an- bzw. aufgeschraubten Beschläge = 1 Std.
- Entfernen der an- bzw. aufgeschraubten Beschläge = 1,5 Std.
- Entglasungsarbeiten mithilfe der Kittlampe = 3,5 Std.
- Entfernen der Farbschichten an den beiden Drehflügeln und am Rahmen mit dem Heißluftfön = 15 Std.
- Grundieren der beiden Flügel mit Leinöl = 1 Std.
- Säubern der Beschlagteile (mechanische Entfernung) = 6 Std.
- Säubern der Scheiben = 1 Std.
- Einsetzen der Scheiben und neu verkitten = 3 Std.
- Zwischenschliff und zweimaliger Anstrich der unteren Flügel = 3,5 Std.
- Behandlung der Beschlagteile mit Leinöl = 1,5 Std.
Macht in Summe 37 Std. á 38,50 ? = 1.425,50 ?
Das würde bedeuten, dass dieses eine aufgearbeitete Fenster den Bauherren 759,75 ? gekostet hätte.
Was mich an dieser Kalkulation stutzig macht, sind die angesetzten Std. für das Entlacken und der Zwischenschliff mit zweimaligem Anstrich der unteren Flügel. Entlackt wurde das Fenster vollständig, neu gestrichen aber nur partiell?? Aufgrund der angesetzten Std. für den Neuanstrich gehe ich davon aus, dass das ganze Fenster gestrichen wurde.
Zum Vergleich - unsere neuen Eichenfenster haben pro Stück roh und unverglast 687,46 zzgl. Märchensteuer gekostet, ohne Einbau. Allerdings sind die mit ca. 180x100 cm, je 2 Sprossen im Flügel, 1 Mittelteil mit 2 Sprossen im Oberlicht schon sehr groß und auch aufwendig herzustellen. Dazu kommen die Einbaukosten und das Anbringen der Wetterschenkel inkl. äußerer Bekleidung, was pro Fenster noch einmal mit ca. 250 ? zzgl. MwSt. zu Buche geschlagen hat. Die Abdichtungsarbeiten mit Hanf kann man wieder sehr gut selbst machen.
Grüße
Ulrike
Re: Alte Fenster aufarbeiten - eine Dokumentation
Verfasst: Di 31. Jul 2007, 11:33
von Wolfgang Riesner
Hallo ihr Fensterrestauratoren,
wenn ich eure Überlegungen zur Kostenreduzierung lese, fällt mir ein, daß bei den meisten Bauherren und -frauen neben dem Geld auch die Zeit knapp ist. Meist ist eh schon heftig viel Eigenleistung notwendig und eingeplant. Wer also zusätzlich Fenster aufarbeitet macht dafür etwas anderes nicht, muß das im Zweifel als Handwerksleistung von anderen dazukaufen und schon ist das Geld dann eben dafür ausgegeben. Außerdem ist das so schön aufgearbeitete Fenster nach den 46 Stunden weder dichter als vorher noch dämmt die eine vorhandene Scheibe besser. Es wird also häufig, je nach Nutzung noch ein zusätzliches Innenfenster mit den genannten Eigenschaften nötig werden.
Natürlich wird es immer Grenzfälle für die Weiterverwendung historischer Originalfenster geben, die dann auch eine aufwendige Aufarbeitung rechtfertigen. Sehr oft wird jedoch der finanzielle Aufwand die Richtung vorgeben. Da stimme ich Dietrich zu.
Die Frage von Aufwand und Nutzen stellt sich im Übrigen fast bei jedem Bauteil denn es ist bei genügend Einsatz fast Alles restaurierbar. Wie wir wissen, gilt das auch für ganze Häuser. Vernünftiges abwägen ist also wichtig.
Gruß aus Neuenknick von Wolfgang
Re: Alte Fenster aufarbeiten - eine Dokumentation
Verfasst: Di 31. Jul 2007, 22:21
von Monika Halfmann
Guten Abend zusammen,
zu dem Stundenaufwand bezweifel ich, daß man als Laie, Bauherr/-frau, Was-auch-immer, mit 46 Stunden für ein Fenster in dieser Größe auskommt. Allein die 6 Stunden für die Beschlagteile erscheinen mir bei den feinen Mustern auf dem Olivenschild utopisch. Auch mit dem Heißluftfön muß man erstmal umgehen können, ohne das Holz anzukokeln. Und noch schwieriger wird's beim Entfernen der Beschläge ohne das Holz zu zerstören. Eine Kittfase vernünftig hinbekommen ist auch ein Thema für sich.
Der Stundenaufwand ist durchaus gerechtfertigt, der Stundensatz ebenfalls. Ziemlich niedrig finde ich die Maschinenkosten: bei dem was ein Tischler/Schreiner alles an Maschinen in seiner Werkstatt stehen hat und für ein solches Fenster auch verwendet, erscheint mir das zu wenig.
Gestutzt habe ich bei Leinöl und Leinölfarbe: selbst wenn ich sie bei den Platzhirschen zu Endverbraucherpreisen kaufe, kann ich mit 150,- Euro knapp 100 qm Holz streichen. Das Fenster hat aber vielleicht 1 qm zu pinselnde Fläche. Das ist eindeutig zu viel.
Für mein Empfinden ist der Preis (vor allem, weil er so genau aufgeschlüsselt und nachvollziehbar ist) alles in allem durchaus in Ordnung. Da kann man sich nur wünschen, das andere Handwerker auch so arbeiten.
Monika Halfmann,
die sich gerade mal wieder über die Plastikfenster in ihrem Haus ärgert... Der Neubau dürfte wohl nicht viel billiger kommen und bei 14 Fenstern mit der knapp doppelten Größe können wir uns schonmal ausrechnen, was wir ansparen dürfen.
Re: Alte Fenster aufarbeiten - eine Dokumentation
Verfasst: Di 31. Jul 2007, 22:44
von Ulrike Nolte
Hallo Monika,
mit der Zeit kommt man in etwa hin, ich habe das ja Anfangs mit den alten Fenstern gemacht und später die neuen Fenster eingeölt, eingeglast und gestrichen.
Der Preis für die Farbe ist mir gar nicht aufgefallen, stimmt, da wurde sehr großzügig kalkuliert. Vermutlich hat der Mensch gleich die großen Gebinde eingekauft. Der Preis dafür dürfte nicht mehr als 30 ? (für jeweils die kleinsten Gebinde) betragen. Auch der Preis für den Leinölkitt ist zu hoch. 1 kg kostet etwa 2,70 ?, das reicht für 7-10 m Kittfalz.
Grüße
Ulrike
PS: @Wolfgang
Ich werde mich hüten zu widersprechen. Manchmal kommen verrückte Menschen auch auf verrückte Ideen

Re: Alte Fenster aufarbeiten - eine Dokumentation
Verfasst: So 5. Aug 2007, 21:16
von christianosterer
Hallo!
Ich habe meine alten Kastenfenster aufgearbeitet, was wahrscheinlich ziemlich unwirtschafltlich war.
Leider sind sie ziemlich undicht. Jetzt stellt sich für mich zum einen die Frage, wie ich sie entsprechend dicht bekomme.
Zum anderen möchte ich gerne wissen, mit welchem Glas ich die Dämmeigenschaften verbessern kann?
Vielen Dank im Voraus.
christian osterer
Re: Alte Fenster aufarbeiten - eine Dokumentation
Verfasst: Mo 6. Aug 2007, 22:04
von Andreas Milling
Die äußere Flügelebene soll bei Kastenfenstern und bei Verbundfenstern
KEINE Dichtung haben. ( Idealmaß ~ 0,5 mm " Luft " )
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Die innere Scheibenebene SOLL eine umlaufende und sichere Dichtuing
aufweisen, damit im geschlossenen Zustand des Fensters keine feuchtwarme Innenraumluft
zwischen die beiden Scheibenebenen gelangen kann.
Natürlich füllt sich der Scheibenzwischenraum während des Lüftens mit der stets bewegten
Außenluft und auch mit Innenraumluft.
Nach dem Schließen aller Flügel entsteht im Scheibenzwischenraum kurzzeitig Kondensat, welches sich
an den Scheiben niederschlägt.
Da aber die äußere Scheiben / Flügelebene " nicht ganz dicht " ist , verschwindet das besagte Kondensat
wieder recht schnell. ( Je stärker die Luftbewegung im Außenbereich -- umso schneller )
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Weiterhin ist es eine Ermessensfrage, ob man die innere Scheibenebene mittels K- Glas umverglast.
Laut Herstellerangaben ( Pilkington ) kann bei einem bestehenden Kastenfenster durchaus ein K- Wert von 1,7
erreicht werden.( wenn Dichtung innen und Luft außen )
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Gut, ein altes Haus kann man in seiner Gesamtheit wohl schwerlich auf einen Prüfstand packen, um
unter Laborbedingungen genaue Messwerte zu ermitteln.
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Inzwischen haben wir für unsere Kunden schon ein paar hundert Quadratmeter K- Glas eingebaut
und positive Berichte gehört. ---- Sicherlich kann man mit einer gehörigen Portion an festem Glauben
tatsächlich Berge versetzen.
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Leider waren meine bisherigen Bemühungen , einen Menschen zu finden, welcher ein Altbaufenster
" Energieeinsparverordnungsgemäß" schönrechen kann, nicht gerade erfolgreich.
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Also : Ich kann es nicht ---- und ich will es auch nicht.
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Schäm -- Andreas