Gefache verputzen

Fachgerechte Arbeiten, Materialien und Verfahren
miss elly
Nicht angemeldeter User
Nicht angemeldeter User

Gefache verputzen

Beitrag von miss elly »

Hallo liebe user,

wer kann mir einen Rat geben? Ich möchte meine Fassade jetzt verputzen, die Gefache sind mit Lehmziegeln ausgemauert. Muss ich da einen speziellen Putz nehmen ? Kalkputz? Und dann habe ich etwas von einem Netz oder Gitter gehört, das man auch braucht, damit der Putz nicht reißt?

Wer kann mir dazu etwas sagen?

Danke und liebe Grüße

Petra  :-\
Mladen Klepac
Nicht angemeldeter User
Nicht angemeldeter User

Re: Gefache verputzen

Beitrag von Mladen Klepac »

Hallo miss elly,

Holz, Stein, Kalk, Lehm gehören zusammen.Kalkputz und Kalkfarbe ist der Wetterschutz für den Lehm.
Haben Sie Stroh-Lehmsteine?
Ein Netz oder Gitter wird genommen um die Haftung zu gewährleisten,damit nicht alles runterfällt, weil sich viele Fertigprodukte eben auf Lehm nicht bewährt haben.
Ein Netz oder Gitter braucht es nicht, aber Erfahrung und den Richtigen Putzaufbau und die Technik.

Mit freundlichen Grüßen
Mladen Klepac
Tapsen
Nicht angemeldeter User
Nicht angemeldeter User

Re: Gefache verputzen

Beitrag von Tapsen »

Moin moin,

gibt es eigentlich ein technisches Argument gegen einen Putzträger,
außer zusätzlichen Kosten und Arbeitsaufwand?

Ehrenrührig finde ich es nämlich, wenn der Putz runterkommt,
nicht, wenn er bestimmungsgemäß an der Wand bleibt.

Viele Grüße,
Philipp Kawalek
Dietrich Maschmeyer
Senior Member
Senior Member
Beiträge: 767
Registriert: Mo 17. Feb 2003, 17:34

Re: Gefache verputzen

Beitrag von Dietrich Maschmeyer »

Putzträger braucht man nur auf Untergründen, auf denen der Putz kaum haftet, oder wo Risse bzw. Fugen sich bewegen.

Kommt der Putz an anderen Stellen runter, liegts an der falschen Mischung, mangelndem Anfeuchten oder sonstwas, aber nicht am fehlenden Putzträger. Umgekehrt: Schaden tun Putzträger auch an Stellen, wo man sie überhaupt nicht braucht, einzig dem Geldbeutel. Das ist doch beruhigend, oder?
Mladen Klepac
Nicht angemeldeter User
Nicht angemeldeter User

Re: Gefache verputzen

Beitrag von Mladen Klepac »

Moin moin,

Auf der suche nach einer Antwort, drängt immer die Frage: warum etwas einbauen?, wenn es nicht nötig ist.
Wenn Sie den Arbeitsablauf und die Materialien bei so einem Putzaufbau erklären, könnte man sich eher ein Bild machen. Für mich wäre diese Art von Putzträger eher hinderlich, werde auch in Zukunft darauf verzichten.

?Ehrenrührig finde ich es nämlich, wenn der Putz runterkommt,
nicht, wenn er bestimmungsgemäß an der Wand bleibt.?

Bin mir jetzt nicht sicher ob Sie das ernst gemeint haben.
Weil, wenn sich der Aufgebrachte Putz nicht am Lehm hält, sondern am Gitter.
In meinen Augen stimmt da etwas nicht.

Herzlichen Gruß
Mladen Klepac
Andreas Milling
Nicht angemeldeter User
Nicht angemeldeter User

Re: Gefache verputzen

Beitrag von Andreas Milling »

Eigentlich hatte ich mir vorgenommen,
nur noch zu bautechnischen Belangen meine Meinung zu schreiben, welche meinem
Berufsbild entsprechen. --
Doch nach einigen Jahrzehnten  praktischer Berufserfahrung bleibt es einfach nicht aus,
daß man sich so nebenbei ein paar Gedanken über die Probleme anderer Berufsgruppen
macht und versucht mitzudenken.
Sicherlich kann man Lehmputz oder reinen Kalkputz ohne einen Putzträger an der Wand und / oder an der
Decke  " anbringen " .
Dazu bedarf es auf jeden Fall einer gehörigen Portion an Berufserfahrung.
Warum also soll man sich als ein Laie davor scheuen ( oder gar schämen ) ein paar
Quadratmeter grobmaschiges Jutegewebe als Armierung für den Verputz zu verwenden ?
- Dies machen doch Fachleute ebenso - weil das gewünschte Ergebnis dadurch  einfacher zu erreichen
und beständiger ist.
-
Keine Ahnung, wieviele Euronen so ein lumpiger Quadratmeter Jutegewebe kostet ----
- jedenfalls ist es m.E eine geringe Mehrinvestition mit großem Nutzen.
-
Gruß -- Andreas
Mladen Klepac
Nicht angemeldeter User
Nicht angemeldeter User

Re: Gefache verputzen

Beitrag von Mladen Klepac »

Hallo Petra,

Gitter? Darunter verstand ich ein Geflecht aus Draht. So was habe ich im Mühlenmuseum in Gifhorn gesehen, und weil ich da nur Nachteile erkennen kann, dachte ich - oh Schreck!, nur kein Draht!
In diesem Gedanken festgefahren, dachte ich nicht an das Jutegewebe zur Armierung.
Wenn Sie den Kalkputz aufbringen, dürfen Sie nicht zuviel auf einmal aufziehen dann reißt er auch nicht.
Wenn Sie noch nicht so Erfahrung mit Verputzen haben, dann scheuen Sie sich nicht, alles zu Fragen was Ihnen in den Sinn kommt.

Viele Grüße
Mladen Klepac
Benutzeravatar
Ulrike Nolte
Senior Member
Senior Member
Beiträge: 869
Registriert: Sa 9. Dez 2006, 16:14
Wohnort: Lügde-Hummersen (Kreis Lippe)
Kontaktdaten:

Re: Gefache verputzen

Beitrag von Ulrike Nolte »

Andreas Milling hat geschrieben: -
Keine Ahnung, wieviele Euronen so ein lumpiger Quadratmeter Jutegewebe kostet ----
- jedenfalls ist es m.E eine geringe Mehrinvestition mit großem Nutzen.
-
Billig, sehr billig - wenn man das Jutegewebe dort einkauft, wo es als Stoffgewebe angeboten wird und nicht als Putzträger.
Ich müsste jetzt die Rechnungen durchschauen um die Zahl genau zu errechen ...
Wir haben für das gesamte Jutegewebe, das an sämtlichen Wänden und Decken im Haus verarbeitet wurde, um die 600 ? bezahlt (6 Rollen ? 100 m, 100 bis 120 cm breit).

Grüße
Ulrike
"Wenn du wirklich etwas willst, werden alle Märchen wahr." (Theodor Herzl)
Mehr über meine wahr gewordenen Märchen ist hier nachzulesen
Benutzeravatar
Stefan Haar
Globaler Moderator
Globaler Moderator
Beiträge: 888
Registriert: Sa 15. Feb 2003, 23:59
Wohnort: Wolfenbüttel
Kontaktdaten:

Re: Gefache verputzen

Beitrag von Stefan Haar »

Beim Verputzen von Gefachen ist eine Gewebeeinlage eigentlich überflüssig und birg meines Erachtens eher Gefahren - isbesondere bei quellfähigem Gewebe. Ich sehe hier eher die Gefahr, dass das Gewebe als Trennlage wirkt, als es verbindende Funktion erfüllt. Dies gilt insbesondere bei engmaschigem Gewebe mit < 10 mm Gitterraster.

Beim Putzen auf Lehmuntergrund bleibt die wichtigste Voraussetzung ein gut aufgerauhter, griffiger Untergrund. Das Gewebe hilft dann höchstens Schwindrisse infolge von Verarbeitungsfehlern zu mindern.
AG-Bautechnik der IGB
Dipl.-Ing. Architekt

Beiträge im Forum können lediglich allgemeine Betrachtungen und daher reine Meinungsäußerungen sein. Bei konkreten Sanierungsproblemen ist eine Einzelberatung durch einen Sachkundigen vor Ort zwingend erforderlich.
martinbau
Nicht angemeldeter User
Nicht angemeldeter User

Re: Gefache verputzen

Beitrag von martinbau »

Hallo Petra, wenn ich deine Frage richtig verstehe, möchtest du wissen wie mann ein Lehmgefache richtig verputzt. Ich kann dir nur sagen wie ich solche arbeiten ausführe. Ich mache die Lehmsteine gut feucht und schlemme sie mit einer harten Deckenbürste auf, danach reibe ich in diese Fläche mit einem Gummihandschuh eine dünne Lage Kalkputz ein sodas sich der Putz gut mit dem Lehm vermischt. Wenn du wartest bis das Gefache komplett wieder trocken ist empfiehlt es sich die Fläche vor dem Verputz mit einer weichen Messingbürste abzubürsten um eine mögliche Schinterschicht zu entfernen. mann kann auch frisch in frisch weiterarbeiten, wodurch sich keine Schicht bilden kann und mann auch nicht mehr vornässen muß. Danach baue ich einen mehrlagigen Kalkputz auf. immer frisch in frisch arbeiten, heist jeden Tag eine Schicht von max. 1 cm. Putzbewehrung braucht mann ausschließlich auf kritischen Untergründen (gehört für mich Lehm nicht dazu) oder wechselnden Putzuntergründen. Oder bei extremen Putzdicken wenn mann vor der letzten Lage Putz keine längere Austrocknungszeit einhalten möchte. Sollte allerdings nur bei Firmen der Fall sein, da es da eben nicht immer geht das mann dem Material die Zeit gibt die es braucht. Ich habe so noch keine grösseren Probleme bekommen, vor allem ist mir bis heute noch kein Gefacheputz wieder entgegenekommen. Sollte dein Haus jedoch Wetterseitig gut geschützt stehen, wirst du mit einer Stohlehmmischung mehr freude haben. Geht fast immer, ausser wenn das Haus extrem im Wetter steht, und ist für einen Eigenbauer unter guter An leitung leichter herzustellen. Lehmige Grüsse Martin
Dateianhänge
Bild 030 (Small).jpg
(76.21 KiB) 148-mal heruntergeladen
2003_0918Bild0178 (Small).JPG
(47.84 KiB) 148-mal heruntergeladen
miss elly
Nicht angemeldeter User
Nicht angemeldeter User

Re: Gefache verputzen

Beitrag von miss elly »

Ihr Lieben,

herzlichen Dank für Eure zahlreichen Tipps. Wenn ich das jetzt also richtig verstanden habe, gehen die Meinungen bzgl.des Gewebes auseinander, ist aber nicht zwingend erforderlich.

Vor allem beschäftigt mich die Frage, wer das gut machen kann? Ich habe zwar hilfsbereite Menschen, aber kann ich da wen dransetzen, der das noch nie gemacht hat??? :-\

Nochmal an Martin: Es handelt sich voll um die Wetterseite!!! Was meinst Du mit Strohlehmmischung? Statt Kalkutz?

Also, habe ich das jetzt richtig verstanden?  Frisch in frisch heißt, dass der Kalk gar nicht groß trocknen muss, bevor man die nächste Lage draufgibt? Meine Infos waren bislang, dass jede Kalkputzschicht Zeit zum Trocknen haben muss, dann wieder anfeuchten und dann die nächste Lage drauf...

Und nicht bei Sonne und Wind verputzen? Weil der Putz dann zu schnell trocknet?

Liebe Grüße Petra
miss elly
Nicht angemeldeter User
Nicht angemeldeter User

Re: Gefache verputzen

Beitrag von miss elly »

Habt Ihr schon mal was von einer Schlemme gehört, die als erstes auf den Lehmziegel aufzutragen ist? Soll aus Sand und Kalk bestehen... aber ich denke, das kann man sich schenken und mit Martins Methode vorgehen: den Ziegel gut anfeuchten und mit ner Bürste drüber...

Schönen Tag wünscht Petra
salinodg
Globaler Moderator
Globaler Moderator
Beiträge: 713
Registriert: Mi 19. Feb 2003, 10:04

Re: Gefache verputzen

Beitrag von salinodg »

Hallo Petra,

die von Martin skizzierte Vorgehensweise ist im Prinzip richtig - vor allen Dingen das Einarbeiten einer dünnen Lage Kalkputz in den Lehm. Die Überlegungen zu Putzträger und Gewebe sind auch richtig. Zwischen Kalkputz und Lehm gibt es keine chemische Haftung, sondern nur eine mechanische. Deshalb sollten ein Lehmputz oder Lehmziegel  als Untergrund auch immer tief eingeritzt werden und eventuelle Fugen gut/ tief ausgekratzt werden. Dadurch entsteht dann eine zusätzliche chemische Bindung in der Zwischenschicht.

Alternativ könnte man auch Kalkstein oder Marmor als Gries oder Mehl mit in einen darunterliegenden Lehmputz mischen. Auch dadurch gibt es eine chemische Bindung zwischen den Schichten, da der Kalkputz dann an den Kalkstein oder Marmor (teuer) "andockt".

Probleme habe ich immer mit Martins Bezeichnung "frisch in frisch". Er sagt zwar immer, daß dazwischen 24 Stunden liegen, aber das wird schnell überlesen. Bitte beim Putzen nicht nass in nass arbeiten. Dadurch vergrößert sich die Schichtdicke und die darunter liegenden Schichten carbonatisieren schlechter. Kalkputze sind absolute Dünnschichtsysteme und m.E. dürfen es auch gern ein paar Tage länger sein zwischen den einzelnen Schichten.

Die von Martin genannte Sinterschicht ensteht nur, wenn man den Putz beim Glätten zu intensiv abreibt. Dadurch wird das Bindemittel Kalk verstärkt an die Oberfläche gezogen und bildet diese Schicht, die den CO2-Transport (zum Carbonatisieren) in das Innere verhindert. Eine derartige Schicht erkennt man aber auch am Glanz. Wenn die nicht vorliegt, kannst Du Dir auch das Aufrauhen mit der Drahtbürste sparen.

Wetterseiten sind natürlich immer problematisch. Ich glaube, Du hast Martin hier verkehrt verstanden. M.E. bezieht sich der Vorschlag mit dem Lehmputz auf die NICHT-Wetterseiten.

Auf der Wetterseite empfiehlt sich ggf. noch ein zusätzlicher Anstrich - wenn der konstruktive Schutz nicht reicht - mit einer Kalkkasein- oder Mineralfarbe (Silikatfarbe). Aber auch diesen Anstrich müßte man nach mehreren Jahren immer wieder erneuern.

Nun nun viel Erfolg - und bedeckten Himmel beim Putzen :)

Bernd
martinbau
Nicht angemeldeter User
Nicht angemeldeter User

Re: Gefache verputzen

Beitrag von martinbau »

Hallo Petra, erst mal dank an alle das ihr meinen Beitrag nicht vollends in der Luft zerreist. Es ist immer schwer in einem Forum mit wenigen Zeilen einen genauen Aufbau zu beschreiben. Es stimmt natürlich das der Kalk eine gewisse Zeit benötigt, dafür gibt es auch keine wirklich passende Faustformel. Aber nach meiner Erfahrung ist es besser ihn nicht komplett austrocknen zu lassen. Die Gefahr der Sinterschichtbildung besteht meines erachtens dann immer. Einfacher Test zum auschließen solch einer Haut ist mit einer Deckenbürste Wasser auf die Fläche spritzen, wenn dass Wasser schnell einzieht ist alles in Ordnug. Sonst läuft es perlenartig von der Wand ab. Ausserdem spare ich mir dann das dauerne Vornässen. Der Putz sollte sich noch leicht feucht anfühlen jedoch sollte es keine Dellen mehr geben wenn ich mit dem Daumen fest aufdrücke. Im Übrigen ist es durchaus möglich, auch Wetterseiten die geschützt stehen mit Lehm zu verputzen. Muß mann sich aber vor Ort genau anschauen. Richtig verarbeitete Lehmputzflächen haben eine abwitterung von ca. 1 cm pro Jahrhundert. Ausser wenn wir eine Fassade haben an der es stehts quer Anregnet. Kan mann bei alten Scheunen gut sehen. Da kommen dann nach 200 - 250 Jahren erst die Staken zum vorschein, welche meist eine Überdeckung von 2 - 3 cm haben. Ich selbst habe schon Scheunen und Wohnhäuser Saniert die mitlerweile 4 Jahre stehen und kenne von Kollegen arbeiten die älter als 14 Jahre sind und noch keinerlei Abnutzungserscheinungen haben. Allerdings ist eine Lehmfläche im Aussenbereich immer pflegeintensiver als ein gut aufgebrachter Kalkputuz. Natürlich in der Herstellung dementsprechen günstiger. Nun zu deiner Frage wer so etwas GUT machen kann. Es sollte ein in der Rastauration erfahrener Handwerker sein der sich mit Kalk und auch mit Lehm gut auskennt. Den diese beiden Materialien sollen ja miteinander Verbunden werden. Da ich in diesem Forum keine Eigenwerbung betreiben will, halte nach einem Betrieb ausschau der sich auf solche arbeiten Spezialisiert hat und auch einige Referenzen vorzeigen kann. Gute Betriebe arbeiten auch auf Stundenbasis mit euch zusammen und lernen auch so ein das ihr den großteil der Arbeiten selbst ausführen könnt. Sucht vor allen einen Handwerker der seine Putze selbst Herstellt, erstens sind diese Putze günstiger und zum 2. zeigt er damit das er sich mit diesen Materialien wirklich auskennt und nicht nur die Beschreibung der Hersteller lesen kann. Ausserdem sind in diesen Putzen keine chemischen Beimischungen die meines erachtens mehr schaden als nützen. Lehmige Grüsse Martin
toereki
Junior Member
Junior Member
Beiträge: 49
Registriert: Mo 31. Jul 2006, 19:12
Wohnort: Herten Dorf Westerholt

Re: Gefache verputzen

Beitrag von toereki »

Hallo!

Wir haben die Innenwände mit Staken, Geflecht und Lehmbewurf (der alte Lehm aus den Gefachen) gestaltet. Die oberste Schicht haben wir tief eingeritzt(so war es auch auf den alten Lehmwänden) Müssen wir auch noch ein Gewebe aufbringen, damit der Putz hält?
Bei den historischen Wänden war dierekt der Putz aufgebracht, allerdings mit Tierhaaren gemischt.
In gespannter Erwartung auf Eure Antworten

Karin
Antworten