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Sanierung von Mauerwerk in einem ehemaligen Viehstall
Verfasst: Do 10. Mai 2007, 13:48
von michel
Hallo, wer kann mir fachlichen Rat geben?
Ich überlege, einen
ehemaligen Viehstall, der Teil unseres 250 Jahre alten Fachwerkhauses ist, zu Wohnzwecken auszubauen.
Dabei tritt unter anderem folgendes Problem auf: Der Viehstall (Kühe, Kälber und Pferde) wurde bis ca. 1970 genutzt. Die Wände sind 24cm stark gemauert und von innen mit Putz versehen. Aussen ist wohl zu einem späteren Zeitpunkt ebenfalls ein (sehr harter) Putz draufgekommen. Die Ausscheidungen der Tiere zeigen sich in
Ausblühungen in gelber Farbe sowohl innen als auch aussen.
Wenn ich das Mauerwerk erhalten will (ggf. mit einer Innendämmung aus Korkleichtlehm), und eine insgesamt diffusionsoffene Konstruktion schaffen will, muss ich zuerst eine Mauersanierung vornehmen, die die Salze (?) im Mauerwerk bindet.
Wie macht man das?
Viele Grüße von Martin v D

Re: Sanierung von Mauerwerk in einem ehemaligen Viehstall
Verfasst: Do 10. Mai 2007, 14:32
von Sven Teske | KS Dahme-Spreewald
Hallo Martin,
hierfür gibt es spezielle Kompressen zum entsalzen. Allerdings werden die in einem stark geschädigten Mauerwerk nur einen temporären Erfolg haben. Ich würde erstmal die Salzarten bestimmen lassen, die Salzkonzentrationen feststellen (ist für die Anwendung einer Kompresse ohnehin erforderlich), dann die Ursache für die Ausblühungen (Feuchtetransport ?) ermitteln. Und DANN würde ich mir Gedanken über die erforderliche Sanierung machen.
Gruß, Sven.
Re: Sanierung von Mauerwerk in einem ehemaligen Viehstall
Verfasst: Do 10. Mai 2007, 19:59
von Dietrich Maschmeyer
An Stelle der Kompressenbehandlung kann man in manchen Fälle die Salze auch durch Auswaschen mit Wasser über mehrere Tage entfernen. Vorher sollte allerdings eine Horizonalsperre eingebaut worden sein, sonst kommt mit dem Trocknen das Salz wieder von unten nach. Und das Wasser muss man natürlich auch ableiten....
Bei den Salzen handelt es sich im Viehstall häufig um Salpeter. In Kellern usw. sind es in der Regel Sulfate.
Re: Sanierung von Mauerwerk in einem ehemaligen Viehstall
Verfasst: Do 10. Mai 2007, 21:22
von Stefan Haar
Meiner Auffassung nach dürfte eine partielle Erneuerung des Mauerwerks (natürlich in Verbindung mit dem Einbau einer Horizontalsperre) mit Steinen aus Zweitverwendung im gleichen Mauerwerksverband die wirtschaftlichste und funktional vielversprechendste und gestalterisch unauffälligste Ausführung sein.
Grundsätzlich funktioniert das mit den Kompressen wohl ... wird aber in erster Linie bei hochrangigen Kunstdenkmalen und Skulpturen angewandt.
Re: Sanierung von Mauerwerk in einem ehemaligen Viehstall
Verfasst: Do 10. Mai 2007, 23:12
von Dietrich Maschmeyer
Meiner Auffassung nach dürfte eine partielle Erneuerung des Mauerwerks (natürlich in Verbindung mit dem Einbau einer Horizontalsperre) mit Steinen aus Zweitverwendung im gleichen Mauerwerksverband die wirtschaftlichste und funktional vielversprechendste und gestalterisch unauffälligste Ausführung sein.
...vor allem, wenn die Steine schon ins Bröseln übergegangen sind.... Ausserdem erleichtert so was den Einbau eine Horizontalsperre und Wärmedämmung gegen das Fundament ungemein!
Re: Sanierung von Mauerwerk in einem ehemaligen Viehstall
Verfasst: Fr 11. Mai 2007, 00:07
von Wolfgang Riesner
Hallo Martin v D,
ich könnte mir auch noch eine andere Form der Innendämmung vorstellen, bei der du das Problem deiner versalzenen Stallwände möglicherweise "nebenbei" mit erledigen kannst. Um beurteilen zu können, ob diese Konstruktion für dich sinnvoll ist, bitte ich mal Fotos vom Gebäude (innen und außen) einzustellen. Außerdem wäre es gut zu wissen, wo es steht.
Die Lösung mit einer Lehminnendämmung in Verbindung mit einer salzbelasteten Wand, die ja dazu neigt, Wasser anzuzhiehen, halte ich für eher ungünstig.
Zum Problem der Entsalzung deines Mauerwerkes, wenn es denn nötig wird, bin ich der Meinung von Stefan und Dietrich.
Gruß aus Neuenknick von
Wolfgang Riesner
Re: Sanierung von Mauerwerk in einem ehemaligen Viehstall
Verfasst: Di 22. Mai 2007, 11:47
von michel
Hallo, vielen Dank für die Beiträge. Ein Auswaschen der Salze halte ich für ungeeignet, weil damit erhebliche Mengen Wasser ins Mauerwerk eingetragen werden, und zudem fraglich sein dürfte wie man die oberflächenfernen Bereiche damit sicher erreichen will.
Ein Ersetzen des Mauerwerks und gleichzeitiges Einbringen einer Horizontalsperre käme einem Abbruch gleich. Wie sollte wohl das darüber liegende Geschoss (Fachwerk) gesichert werden, wenn das ganze erdgeschossige Mauerwerk entfiele?
Was ist von so genannten Sanierputzen zu halten, die ein weiteres Vordringen der Salze verhindern sollen? Wie veränderte sich dadurch die Diffusionsfähigkeit?
Anbei noch einige Bilder? offen für Vorschläge grüßt freundlich Martin von Dufving
Re: Sanierung von Mauerwerk in einem ehemaligen Viehstall
Verfasst: Di 22. Mai 2007, 14:00
von Stefan Haar
Vergiss die Sache mit den Sanierputzen für diesen Anwendungsfall - sofern dieser "Opferputz" nicht alle 2-3 Jahre erneuert werden soll
Im Falle eines Austauschs des Erdgeschossmauerwerks wird das Fachwerk-Obergeschoss einfach abgefangen ... für einen guten Zimmermann überhaupt kein Problem.
Alternativ wäre allenfalls die von Wolfgang Riesner ins Spiel gebrachte Variante mit der getrennten Innenschale einer weiteren Überlegung wert.
Ich würde den Austausch des versalzenen Mauerwerks bevorzugen.
Re: Sanierung von Mauerwerk in einem ehemaligen Viehstall
Verfasst: Di 22. Mai 2007, 17:46
von Sven Teske | KS Dahme-Spreewald
Ahoi,
erstmal sieht das ja nicht so richtig schlimm aus. Bei der Wandstärke ist vermutlich sogar ein partieller Mauerwerksaustausch ohne Abfangung möglich. Allerdings, ohne penetrant sein zu wollen, bevor ich mir über solche drastischen Maßnahmen Gedanken machen würde, würde ich erstmal feststellen ob es (noch) einen Feuchtetransport in der Wand gibt. Jegliche Sanierung, egal ob mit Kompressen, MW-Austausch oder Sanierputz (letzterer hat nichts mit einer SANIERUNG zu tun, er ist reine Kosmetik) wird nicht nachhaltig funktionieren, wenn das nicht geklärt und ggf. der Feuchtetransport unterbunden wird.
Übrigens : Alles was hier so empfohlen wird kann immer nur ein Ausschnitt aus der SEHR komplexen Materie derBauwerkstrockenlegung sein. JEDEM Sei das Buch von Frank Frössel, wenn das Haus nasse Füsse hat, IRB Verlag, wärmstens empfohlen. Es beschäftigt sich sehr umfassend mit allen Aspekten der Bauwerkstrockenlegung und ist trotzdem gut erklärt.
Gruss, Sven.
P.S. Das Buch ist nicht ganz billig, aber immernoch günstiger als eine falsche Sanierung.