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Sicherung Backhäuschen
Verfasst: Do 1. Mär 2007, 21:09
von Ulrike Nolte
Hallo zusammen,
als ich heute morgen Holz, das im Backhäuschen gelagert ist, holte, erschrak ich mich über ein heftiges Knacken im Gebälk.
Die hintere Giebelwand sieht schon lange nicht mehr sehr vertrauenserweckend aus. Wir haben sie deshalb im Spätsommer auch schon mit ein paar Latten "gesichert" (siehe auch Bild 3+4). In der Zwischenzeit drücken auch die Gefache auf der rechten Seite nach außen.
Jetzt befürchte ich, dass die Wand womöglich in Bewegung gerät und frage mich, wie ich einen evtl. drohenden Einsturz verhinden kann. Da an der Giebelwand keine Fußschwelle mehr existiert, stehen die Eck- und der Mittelständer ständig in der Nässe. Natürlich sehen sie unten herum auch dementsprechend aus.
Was können wir sinnvoller Weise machen, um "drohendes" Unheil abzuwenden? Ich dachte schon daran, die ganze Giebelwand zu entkernen um das Gewicht da rauszunehmen. Da das aber die Wetterseite ist, ist die Idee vielleicht doch nicht so gut.
Das Häuschen soll als Backhaus rekonstruiert werden, die angebaute Garage wird abgerissen, aber nicht mehr in diesem Jahr. Übrigens scheint auch die Garage immer mehr abzusacken, an einer Seitenwand und oberhalb der Türe sind breite Risse zu sehen die nach meinem Gefühl auch etwas breiter geworden sind.
Hilfesuchendfragende Grüße
Ulrike
Re: Sicherung Backhäuschen
Verfasst: Do 1. Mär 2007, 23:25
von Dietrich Maschmeyer
Das Problem ist überaus alltäglich und zwar folgendes:
Die Schwelle fehlt, die Ständer sind unten abgemodert und stehen gar nicht mehr auf. Das Haus steht also auf den unteren Ausfachungen - auch und geraden an den nicht sichtbaren Längsseiten. Im Gegensatz zu den Holzsständern sind die aber alles andere als knickfest. Im Gegenteil: Wo die Ausfachung unter den untersten Riegel stösst, ist ein freibewegliches Scharnier. Dort knickt die Wand. Das Fachwerk orintiert sich am oberen Bereich und marschiert nach aussen, während die Ausfachung unten stehenbleibt und oben mitsamt Riegel nach aussen kippt. Die nach aussen wandernden Seitenwände nehmen natürlich einen Teil der Giebelwände auf ihre Reise mit: Bis zu den Schrägstreben. Dort reissen auch die Zapfen aus, wie deutlich zu sehen ist. Hinzu kommt das Absacken des Mittelständers mit Verkanten der Ausfachungen, die das zusätzlich auseinanderdrücken.
Das Haus ist ein Sanierungsfall, und ich sehe eigentlich nicht, dass die Ausfachungen in diesem Zustand noch irgendeinen Wert haben, weil: erstens nicht alt und zweitens (mit Zement?) verputzt. Man könnte also von daher das gesamte Fachwerk freilegen und stabilisieren. Zwei Dinge beachten: Erstens Denkmalpflege beteiligen und zweitens Fachmann - angesichts der vielen schadhaften Zapfen kippen solche Gebäude beim völligen Entfernen auch gerne mal um. Bei der zimmermannsmässigen Sanierung muss man das ohnehin machen. Da das Haus wirklich nicht gross ist, würde man es für die Reparatur dann am zweckmässigsten ganz auseinandernehmen (Denkmalpfleger sehen so was oft nicht gern - haben aber ebenso oft leider dann wenig Bezug zur Praxis.) Gute Zimmerer schaffen sowas dann zu dritt in etwa drei Tagen - von Ruine bis wieder Dach drauf inclusive aller Holzarbeiten.
Eine Sicherung, wenn das alles so bleiben soll, kann nur wie folgt aussehen: Gegrätschtes Haus durch von aussen unter das Rähm gestellte Stützen gegen Wndern sichern, vorsichtig (!! sonst brechen die Ständer) wieder zusammenziehen, dabei darauf achten, dass nichts kantet (auch keine Latten von aussen - also Sicherung nur senkrecht anbringen). Dann Ständerfüsse gesundschneiden und mit Keilpaar so lange hochdrücken, bis die Ständer wieder aufstehen und die unteren Ausfachungen entlastet sind. Dann Holznägel in den ausgerissenen Zapfen erneuern, ggf. durch Laschen verstärken.
Ehrlich gesagt: So geht es zwar, aber es lohnt sich eigentlich nur dann, wenn man die Ausfachungen unbedingt halten will. Die Motivation dazu sehe ich hier aber nicht. Für mich wäre es Zeitverschwendung.
Re: Sicherung Backhäuschen
Verfasst: Fr 2. Mär 2007, 00:42
von Ulrike Nolte
Danke Dietrich,
die zementären Ausfachungen haben selbstverständlich keinen Wert. Wie auf dem ersten Bild zu sehen, wurde links irgendwann einmal angebaut. Zu diesem Zeitpunkt wurde vermutlich der Backofen abgerissen, dessen Bruchsteinfundamente innen noch zu sehen sind. Übrigens gibt es noch weitere Hinweise auf ein Backhaus, innen sind rußgeschwärzte Balken zu sehen. Heinrich Stiewe hat uns auch bei einem seiner Besuche bestätigt, dass meine Vermutung stimmt.
Unser Denkmalpfleger und Münster haben anläßlich einer Begehung mündlich zugestimmt, das Häuschen wieder seiner ursprünglichen Bestimmung zuzuführen und haben nichts gegen einen Rückbau und Rekonstruktion des Backofens. Frau Dr. Kaiser war sehr angetan von der Idee. Sogar unser Schorni hat sein OK signalisiert wenn bestimmte Auflagen für den tatsächlichen Bau und Betrieb eines Backofens eingehalten werden. Auch von der Baubehörde wurde dem Abriss der Garage anläßlich der Begehung zur Teilabnahme mündlich zugestimmt.
Gut, das muss zu gegebener Zeit alles abgestimmt werden. Ich sehe da aber keine wirklichen Probleme. Wichtig ist nur, dass der "Altbau" keinen Schaden nimmt. Die Ausfachungen dort bestehen noch aus Lehmsteinen und der Putz scheint teilweise auch noch Original zu sein.
Wir haben eben in einer längeren Diskussion beschlossen, das Häuschen so schnell wie möglich komplett auszuräumen (liegt noch viel Schutt unterm Dach) und die Garage abzureißen. Dann können geeignete Maßnahmen ergriffen werden. Dieses merkwürdige Geräusch heute hat mich ziemlich beunruhigt. Ich konnte aber nichts erkennen, kann nicht mal sagen woher genau das kam.
Nächtliche Grüße
Ulrike
Re: Sicherung Backhäuschen
Verfasst: Fr 2. Mär 2007, 12:30
von Sven Teske | KS Dahme-Spreewald
Liebe Ulrike,
die einfachste und schnellste Sicherung kannst Du mit ein paar Rähmen und Schwellen sowie ein paar Spindelsteifen herstellen. Meist hat irgendeiner im Dorf sowas auf em Hof herum liegen. Mit den Rähmen die quer zu den Deckenbalken eingezogen werden kannst Du den Druck auf die Außenwände minimieren. Entlaste die Decke vom Bauschutt. Und Vorsicht beim entfernen der Ausfachungen, hier kann es zu Lastumlagerungen kommen, die Teileinstürze nach sich ziehen können. Beachte auch die Windlasten, wenn Du die Gefache und die Dachdeckung nur TEILWEISE entfernen willst / mußt. Das wacklig werden, wenn das Haus auf "tönernden" Füßen steht.
Viel Glück ! Sven.
Re: Sicherung Backhäuschen
Verfasst: Fr 2. Mär 2007, 16:05
von Ulrike Nolte
Hallo Sven, danke
Sven Teske hat geschrieben:
die einfachste und schnellste Sicherung kannst Du mit ein paar Rähmen und Schwellen sowie ein paar Spindelsteifen herstellen.
Oops, da fehlt mir wohl schon wieder ein Stück Wissen. Was meinst Du damit?
Balken haben wir hier noch welche rumliegen. Nur mit den "Spindelsteifen" kann ich nix anfangen

Oder meinst Du damit diese Eisendinger, mit denen z.B. auch Decken oder Stürze abgestützt werden. Die kann man in die Länge schrauben ...
Entlaste die Decke vom Bauschutt.
Na klar, das Zeug wandert alles schnellstens in einen Container und das restliche Holz wird verfeuert.
Und Vorsicht beim entfernen der Ausfachungen, hier kann es zu Lastumlagerungen kommen, die Teileinstürze nach sich ziehen können. Beachte auch die Windlasten, wenn Du die Gefache und die Dachdeckung nur TEILWEISE entfernen willst / mußt. Das wacklig werden, wenn das Haus auf "tönernden" Füßen steht.
Darauf hatte Dietrich ja schon aufmerksam gemacht. Bzw. wegen der Windlasten habe ich mir vorher schon Gedanken gemacht. Sturm "Kyrill" hätte seinen Spaß gehabt wenn die Westseite offen gewesen wäre - und wir wären das Backhäuschen los gewesen. Ne, ist schon klar was damit gemeint ist.
Ob das was bringt, wenn man nach dem Entkernen der Giebelseite einfach irgendwelche billigen Platten oder sonstiges Holz gegen nagelt? Das Ganze könnte dann auch noch mit einer festen Folie abgeplant werden.
Zum Wiederherstellen muss alles raus und runter, aber das wird ja noch eine Weile dauern. Oder wir müssen die Prioritäten anders verteilen. Wenn wir Glück haben, kommt Stefan demnächst noch einmal vorbei und schaut sich das Desaster an.
Viel Glück !
Danke!
Ulrike
Nachtrag: Das begreift sogar eine nicht so bewanderte Bauherrin:
www.thw-bornheim.de/uploads/media/Abstuetzen_und_Aussteifen.pdf
Was für ein Glück, dass ich die alten Eichenbohlen (Fußboden im Wohnzimmer) aufgehoben habe und auch so manch alten Balken darunter.
Re: Sicherung Backhäuschen
Verfasst: Sa 3. Mär 2007, 14:10
von Sven Teske | KS Dahme-Spreewald
Liebe Ulrike,
Balken haben wir hier noch welche rumliegen. Nur mit den "Spindelsteifen" kann ich nix anfangen
Oder meinst Du damit diese Eisendinger, mit denen z.B. auch Decken oder Stürze abgestützt werden. Die kann man in die Länge schrauben ...
GENAU die Dinger meine ich - ungemein praktisch und auf einer Baustelle eigentlich unverzichtbar....
Würde Dir gerne unsere leihen - ist aber leider nicht "um die Ecke".
So dann, Sven.
Re: Sicherung Backhäuschen
Verfasst: Sa 3. Mär 2007, 21:56
von Ulrike Nolte
Na ja, bisher haben wir solche Teile nicht gebraucht. Und da man das auch mit senkechten Balken machen kann, spare ich mir wohl die Anschaffung. Leihen ist wohl nicht so gut weil ich ja nicht weiß, wie lange wir die Spindelsteifen brauchen werden.
Grüße
Ulrike
Re: Sicherung Backhäuschen
Verfasst: Di 13. Mär 2007, 12:07
von Ralf Femmer | KS Freiberg
Ist euch die Sicherung jetzt gelungen? Ich bin am 24.03. in der Nähe. Genaugenommen in Detmold. Wenn du willst, kann ich euch kurz helfen. Kann ja so ein Akt nicht sein.

Re: Sicherung Backhäuschen
Verfasst: Di 13. Mär 2007, 13:13
von Ulrike Nolte
Hallo Ralf,
Hilfe wird immer gerne angenommen

Ich melde mich per Tel.
Grüßle
Ulrike