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Neue Fenstertüren

Verfasst: Di 23. Jan 2007, 14:55
von christianosterer
Hallo!
Ich habe im meinem Haus die alten Kastenfenster überarbeitet.
Die Balkontüren müssen aber erneuert werden. Sie sollten natürlich zu den alten Kastenfenstern passen.
Jetzt möchte ich gerne wissen worauf man beim Kauf neuer Fenster Acht geben muss.
Ich habe bereits einige Angebote eingeholt, wobei sich diese hinsichtlich des Preises wesentlich unterscheiden. Die teuerste Varianten ist doppelt so teuer wie die billigste Variante.

MfG

Christian

Re: Neue Fenstertüren

Verfasst: Di 23. Jan 2007, 19:28
von Stefan Haar
Die Preise von Bauelementen wie Fenstern hängen von diversen Unterscheidungsmerkmalen ab.
Beispielhaft seien hier genannt:
- Holzart
- Anstrichsystem
- Verglasungsart/-qualität
- Art der Beschläge (Einbohrbänder, aufgesetzte Winkel mit Stützkloben, Drehstangengetriebe, verdeckte (moderne) Getriebe, Kettelhaken)
- Konstruktionsart (Profil-Querschnitte etc.)
- ...

Vergleichbar werden die Angebote erst, wenn man die Qualitäten vorgibt und auf einheitlicher Grundlage kalkulieren lässt.

Bevor die Entscheidung fällt, würde ich versuchen Referenzobjekte mit eingebauten Fenstern anzusehen und ggfs. mit den Nutzern zu sprechen.

Re: Neue Fenstertüren

Verfasst: Di 23. Jan 2007, 22:06
von Dietrich Maschmeyer
Meist übersehene Probleme:

Achten Sie besonders bei innenaufschlagenden Fenstern darauf, wieviel vom Blendrahmen in der Fensteröffnung sichtbar bleibt. Bei alten Fenstern ist der Wert häufig nahe Null! Heutige Handwerker machen das Fenster gern ein paar cm kleiner. Damit kann man zwar nicht so viel falsch machen wie bei einem zu grossen Fenster, aber optisch wirkt es nicht so gut, weil das Flügel und Rahmen zusammen dann viel breiter wirken als bei der alten Anbringungsweise. Ein weiterer Grund, die Fenster heute kleiner zu machen, ist die knappe Grösse der Fensternischen. Bei heutigen Profilen liegen bei gleichem Kittfalzinnenmass der Flügel und gleicher Ansichtsbreite der Profile wegen der grösseren Dicke der Profile (WS-Verglasung usw.) die Drehpunkte der Flügel weiter aussen, d.h. oft so weit aussen, dass die Nischen dafür zu klein sind. Da muss man sich entscheiden, was man will. Ich z.B.  habe meine Fensternischen allseits etwa 2-3 cm grösser gemacht (Der Putz war ziemlich dick)! Wenn es alte Kastenfenster sind, könnten man ja die alten Profilmasse mit Einfachverglasung verwenden, aber wer macht die noch?

Zu den wenigen mir bekannten Fenster, bei denen man mit diesem Problem nicht zu rechnen braucht, zählen z.B. die "Manufakturfenster". Die haben aber ihren Preis, und den will nicht jede zahlen. Mittlerweile soll es aber auch andere Fensterbauer geben, die so etwas machen.

Für verdeckte Getriebe braucht man auch dickere Profile, eventuell daher die alte Mechanik übernehmen!

Was Stefan Haar noch vergessen hatte: Sind die Profile an den Ecken gedübelt oder oder gezinkt? Dübeln ist billiger. Sehen tuts zuerst nur der Fachmann, die Zinkung hält mehr aus.

Re: Neue Fenstertüren

Verfasst: Di 23. Jan 2007, 22:49
von Andreas Milling
Ist ja fast nicht auszuhalten, Herr Maschmeyer, was Sie alles so wissen !
-
Vielleicht können Sie mir bei Gelegenheit einmal beibringen, wie man Fensterrahmen
zinkt.
-
Ja, bei einer bestimmten Fensterbauart wurde die Zinkenverbindung tatsächlich für ein bestimmtes Bauteil verwandt.
- Aber nur bei Einer.
Das Thema Bahnhof scheint ausgeschlachtet zu sein.
- Fein, daß das Thema Bauernhaus langsam wieder in den Vordergrund rückt.
-

Mit lernwilligen Grüßen aus Nordsachsen -
-
Andreas Milling

Re: Neue Fenstertüren

Verfasst: Do 25. Jan 2007, 12:55
von Sven Teske | KS Dahme-Spreewald
Hallo Andreas,

the (Bahnhofs-) beat goes on - eine Gelegenheit zum Florettfechten ist selten. :-*

Hallo Christian,

Holzfenster werden heute meist aus sog. "Kanteln" hergestellt. Das sind aus ca. 25mm starken Holzleisten zusammengeleimte Rohprofile. Diese werden praktisch durch Keilverzinkungen als Endlosware hergestellt. Bei billigen Fenstern findest Du dann auch diese Keilverzinkungen in der Decklage, also sichtbar, deines Fensters wieder. Manch einen stört das nicht, wenn er ohnehin vor hat seine Fenster mit einem deckenden Anstrich zu versehen. Nicht selten zeichnen sich die Keilverzinkungen trotzdem ab. Also, wenn Du dein Fenster holzsichtig lassen möchtest oder auf "Nummer sicher gehen willst", dann bestehe darauf, dass es keine Keilverzinkzungen in den Decklagen gibt.

Ein weiterer Aspekt für ein dauerhaftes Holzfenster ist eine sorgfältige Hirnholzversiegelung. Nur wenn die wirklich nachhaltig wirksam ausgeführt ist, wird das Fenster dauerhaft funktionstüchtig bleiben. Leider wird gerade das häufig sehr nachlässig gemacht. Das führt dann bereits nach wenigen Jahren zu einer erhöhten Feuchteaufnahme (z.B. im Fugenbereich der senkrechten Flügelhölzer) die dann zu Beschichtungsablösungen und in deren Folge zu einer weiteren, erhöhten Feuchteaufnahme führt. Vor allem ist diese Nachlässigkeit (nach meinem Kenntnisstand - Andreas verbessere mich falls es nicht so ist...) irreparabel. Man kann dann nur in kürzesten Intervallen lackieren, um das Fenster zu erhalten.

Ein typisches Fensterholz ist Kiefernholz. Achte darauf, dass man Dir Fenster aus Nordischer Kiefer anbietet. Es gibt auch Anbieter die mit sog. Baskischer Kiefer arbeiten. Deren Holz ist jedoch nicht sehr dauerhaft. Nach meiner Auffassung ist dieses Holz in unseren Breitengraden für den Fensterbau ungeeignet.

Dichtungsgummis werden gerne "um die Ecken" herumgezogen. Eine solche Ausführung führt schnell zum Versagen der Dichtung im Eckbereich, wo sich dann im Winter immer Kondensat bildet. Das mag bei Kunststofffenstern tolerabel erscheinen, bei Holzfenstern ist es das nicht. Verlange eine Ausführung, bei der die Dichtungsgummis in den Ecken vollständig diagonal durchtrennt wurden und anschließend über die gesamte Schnittbreite wieder verschweißt worden sind.

Und letztlich ist bei einem Holzfenster der Gebäudeanschluß von entscheidender Bedeutung. Die Verwendung von Bauschäumen ist tabu - auch wenn die Firmen Dir erzählen es gebe jetzt Schäume mit einer "Zulassung". Bestehe auf einer Montage nach den Empfehlungen der RAL-Gütegemeinschaft, die vorsieht :

1. äußerern Putzanschluß mit einer Wind- und Regensperre, diffusionsoffen (!). Achtung ! KEINESFALLS eine Dichtstofffuge !
2. Leibungs, Sturz-, und Sockelbereich mit Dämmstoff füllen
3. Innenseitig ist der Fugenraum dampfdicht auszubilden (z.B. durch ein Butylband)

Gruß, Sven.

Re: Neue Fenstertüren

Verfasst: Do 25. Jan 2007, 23:20
von Andreas Milling
@ Dietrich Maschmeyer, bitte nicht böse sein, wenn Andreas Milling größten Wert auf exakte Fachbegriffe legt.
-
@ Sven Teske, danke für diesen  sehr sehr guten Beitrag.
Zu ein paar Punkten werde ich mich in den nächsten Tagen etappenweise äußern.
Dabei werde ich mir große Mühe geben, Fachbegriffe zwar zu verwenden - diese aber auch allgemeinverständlich zu erklären.
Allerdings muß ich dazu ein paar Skizzen, Scans und Fotos einstellen.
Nur möchte ich vorher sicher sein, daß meine Ausführungen nicht umsonst sind , weil sie von einem gewissen Admin als
Werbung eingeschätzt und gelöscht werden könnten.
( geheime Botschaft an alle Baukulturfreunde : Familie Milling darf für das Haus Drachenkopf in der Lutherstadt Wittenberg
neue Augen bauen ! )
-
- Mit Freudentränen im Gesicht ---
-
Andreas Milling , Tischlermeister

Re: Neue Fenstertüren

Verfasst: Fr 26. Jan 2007, 23:37
von Dietrich Maschmeyer
Ich weiss, dass viele zu den guten Eckverbindungen der Fenster Zapfen sagen - mit einer Verzapfung wie am Fachwerk haben die aber nur wenig Ähnlichkeit. Ein Zapfen wird in ein Loch gesteckt, nicht mit anderen Zapfen über Eck zusammengeschoben, Daher finde ich den Begriff unpassend. Einer, der es wissen müsste, hat mir mal gesagt, eigentlich seien es Eckverzinkungen. Hat mir sofort eingeleuchtet, bei Truhen und Schubladen usw ist es ja auch so was. Eine Diskussion über die Keilzinken in den Kanteln wollte ich eigentlich gar nicht führen.

@ Andreas Milling: Wie heissen die Eckverbindungen der Fensterflügel denn noch ganz präzise und richtig?

Re: Neue Fenstertüren

Verfasst: Sa 27. Jan 2007, 21:07
von Andreas Milling
@ christianosterer, stell doch bitte einmal ein Foto von Deinen aufgearbeiteten Fenstern ein.
Anhand Dessen könnten konkrete Konstruktions- u. Gestaltungsvorschläge eintrudeln.
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@ Dietrich Maschmeyer, die Fenstereckverbindungen wurden und werden zumeist in einer Schlitz / Zapfenausführung hergestellt.
( muß noch einige Daten zusammentragen )
- Mit der Bitte um etwas Geduld  grüßt
- Andreas Milling

Re: Neue Fenstertüren

Verfasst: Di 13. Mär 2007, 11:48
von Ralf Femmer | KS Freiberg
Eine Schlitz und Zapfenverbindung im Eckbereich wird in der Zimmerei als Scherzapfenverbindung bezeichnet.