Kalkputz im Aussenbereich

Fachgerechte Arbeiten, Materialien und Verfahren
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Ralf Femmer | KS Freiberg
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Kalkputz im Aussenbereich

Beitrag von Ralf Femmer | KS Freiberg »

So, nun will ich auch mal ein Problem aufwerfen. Falls alles klappt ist zu meiner aufgeworfenen Fragestellung eine Skizze zu sehen, die (hoffentlich) zur Verdeutlichung beiträgt.
Ich bin, wie viele andere auch, stolzer Besitzer eines 300 Jahre alten Fachwerkhauses im Brandenburg. Seit 1997 wir sind in jeder freien Minute mit der Restaurierung und dem Ausbau unseres Hauses beschäftigt. Im letzen Frühjahr haben wir auf die Gefache fassadenseitig den Lehmunterputz und im Herbst den Kalkoberputz aufgebracht. Der Unterputz wurde entsprechend vorgenässt und aufgeraut. In den noch nassen Kalputz wurde entsprechend der restauratorischen Farbuntersuchung pigmentierte Kalkschlämme eingebracht.
Nach Fertigstellung standen wir vor einem ausgesprochen zufriedenstellenden Ergebnis.
Als ich am Wochenende um's Haus lief, stellte ich fest, das es an der Nordseite und an der nord- östlichen Gebäudeecke zu Abplatzungen und Rissen gekommen ist. Schon in der Schneereichen Zeit konnte ich beobachten, das die unteren drei bis fünf Zentimeter feucht sind. Wahrscheinlich ist diese Feuchtigkeit das ursächliche Problem, da bei es bei Feuchtigkeit und Frost zu Putzschäden kommen muss. Allerdings möchte ich nicht unbedingt die nächsten Jahre mit einer jährlichen Putzerneuerrung verbringen. Hat jemand eine Iden, Komentare oder sonst irgendwas hilfreiches?
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salinodg
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Re:Kalkputz im Aussenbereich

Beitrag von salinodg »

@ Moin Herr Femmer,

will jetzt am Anfang der Diskussion nur einige mögliche Problemkreise anreißen, die auch zusammen wirken können ? Details können ggf. noch später diskutiert werden:
- falscher Zeitpunkt des Auftragens des Kalkputzes im Herbst => ungenügende Trocknung / Karbonatisierung
- Ist der Putz balkenbündig (mit Kellenschnitt) oder ist da DOCH eine Kante, wie in der Zeichnung ???
- Probleme mit dem Lehmunterputz. Ich würde diese zweilagige Variante mit verschiedenen Materialien nicht wählen. Besser wäre m.E. ein zweilagiger Kalkputz. s. dazu auch den Beitrag Kalkputz und Lehm vom letzten Frühjahr.
Kalk und Lehm gehen keine Verbindung ein, d.h. der Kalk haftet nur mechanisch auf dem Lehm. Bei relativ glatten Flächen des Lehmputzes könnte sich deshalb ein Hohlraum zwischen den beiden Lagen bilden mit einem Feuchteeintrag, der dann zu den Frostschäden führt.
Das wärs erst einmal zur Morgenstunde. Vielleicht kommen da noch andere Ideen.
Gruß nach Brandenburg
salinodg
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Stefan Haar
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Re:Kalkputz im Aussenbereich

Beitrag von Stefan Haar »

... kleine Ergänzung zu salinodg's Vermutungen, die im Grundsatz vermutlich zutreffen :

Ein Kalk-Unterputz wäre in jedem Fall besser gewesen. Feuchtigkeit, die kapillar in die Fuge zwischen Gefach und den Fachwerkhölzern eindringt, läßt den Unterputz aufquellen ... infolgedessen wird der Kalk-Oberputz nach Außen weggedrückt --> Abrißfugen, noch mehr Wassereintrag, Abbröseln als Folge.

Schade eigentlich :'(

... sieht das eigentlich auf der Skizze nur so aus, als ob - oder ist da tatsächlich eine Bohle auf die Schwelle genagelt ?!?!? ???
AG-Bautechnik der IGB
Dipl.-Ing. Architekt

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Ralf Femmer | KS Freiberg
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Re:Kalkputz im Aussenbereich

Beitrag von Ralf Femmer | KS Freiberg »

Erst einmal besten Dank. Ich habe mir schon gedacht, dass das eigentliche Problem der Putzaufbau ist. :'(
Da wird mir wohl nichts anderes übrigbleiben, als zu gegebener Zeit den Putz in den betroffenen Gefachen zu erneuern.
Allerdings befürchte ich, das diese Problem aufgrund der speziellen Situation auch mit einem zweilagigem Putzaufbau wider auftreten wird.
Zur Skizze: Herr Haar, ich kann Sie beruhigen. Es ist natürlich keine Bohle aufgenagelt. Ich hatte nur falsch angefangen, beim Skizieren. ;D
Allerdings steht die Schwelle ca. 4 cm raus und ist an der Kante unter 45 Grad abgefast. Keine glückliche Lösung, aber so ist eben der Befund.
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salinodg
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Re:Kalkputz im Aussenbereich

Beitrag von salinodg »

@ Ralf Femmer

Problem erkannt ? Problem gebannt!
Man muß deshalb nicht den Kopf in den Sand stecken ? oder (Zitat eines Fußballtrainers) ... den Sand in den Kopf stecken ;-)
Ich würde hier nach wie vor für einen 2-lagigen Kalkputz plädieren, nur müssen dafür einige Dinge beachtet werden.
Untergrund / Lehmsteine gut vorbereiten:
Fugen tief auskratzen ? mindestens rechteckig 1 cm (nicht spitz, dreieckig). Die Läuferseiten der Steine tief ankratzen, um möglichst viele mechanische Haftbrücken zu bekommen.
Putz:
Da der Untergrund ? Lehm ? relativ weich ist, sollte auch der Putz relativ weich sein. Also: Putz aus Weikalkhydrat ohne weitere Zuschläge, die in Richtung hydraulische Abbindung gehen, wie Trass oder dergl. Damit wird der Putz nur tendenziell überfest (nichts gegen Trasskalk als stärker witterungsbeständiger Putz, aber hier wäre er m.E. fehl am Platz).
Oberputz insgesamt weicher als Unterputz.
Da mit ca. 2,5 cm relativ viel Platz zur Verfügung steht, könnte ggf. auch noch über einen ersten, dünnen, grobkörnigen Spritz-Bewurf nachgedacht werden.
Oberputz balkenbündig aufbringen - im unteren Bereich mit der Fase zumindest soweit, daß keine offene, waagerechte Fläche bleibt.
Den Putz nicht intensiv abziehen, sondern möglichst nur mit der Kelle glätten.
Zeitpunkt: Ich würde den Putz im Frühjahr aufbringen, wenn keine Frostgefahr mehr besteht und dann möglichst lange feucht halten ? keine direkte Sonnenbestrahlung.
So das für heute ? sind ja noch ein paar Wochen zur Klärung weiterer Details.
Grüße
salinodg
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