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Ammerland Bauernhaus / offene Feuerstätte
Verfasst: Mo 31. Jul 2006, 22:52
von morinihexe
Hallo ich habe vor einem Jahr ein altes Bauernhaus im Ammerland / Niedersachen gekauft. Ich habe nun gehört, das diese Häuser früher eine offene Feuerstätte hatten und darüber ein Schlitten angebracht war um den Funkenflug zu verhindern.
Meine Frage nun, wie sah dieser Schlitten aus ( ich brauche Bilder ).
Zweitens : An diesem Schlitten waren zwei Pferdeköpfe angebracht, die die bösen Geister abhalten sollten, wie sahen die Gebilder der Köpfe aus ( wiederrum Bilder ).
Ich freue mich schon auf die vielen Antworten.
Gruß Georg
Re: Ammerland Bauernhaus / offene Feuerstätte
Verfasst: Mo 31. Jul 2006, 23:38
von Wolfgang Riesner
Hallo Georg,
laß zunächst mal die Kirche im Dorf und den "Schlitten" im Keller. Natürlich hat es auch irendwo im Ammerland schon alles mögliche gegeben. Interessanter wäre zu wissen, was es zu welcher Zeit speziell in deinem Haus gegeben hat! Versuche also bitte erst mal rauszufinden was dir dein Haus noch mitteilen kann, was ältere Leute (Vorbesitzer, Nachbarn etc.) evtl. noch wissen oder was auf alten Fotos noch zu erkennen ist.
Alte Häuser, besonders Fachwerkhäuser sind oft wie ein offenes Buch, wenn man versteht darin zu lesen, die Spuren am Holz zu erkennen und richtig zu deuten. Das kann man lernen. Nimm am Besten Kontakt zu IGB-Mitgliedern aus deiner Umgebung auf. Im Verzeichnis der Außen- und Kontaktstellen wirst du fündig werden.
Jedes Haus hat neben allgemeinen Übereinstimmungen mit anderen Gebäuden der Region viele ganz individuelle Eigenheiten, die von der Bauzeit, der sozialen Stellung des Bauherren, dem Nutzungszweck, lokalen Besonderheiten und Bautraditionen usw. abhängen. Diese Individualität sollte nicht durch vermeintliche Standardlösungen z.B. für die Details der Feuerstelle egalisiert werden. Nur so läßt sich für ein restauriertes Gebäude ein baulicher Einheitsbrei vermeiden, der dann in einigen Jahren seinerseits zum unhinterfragten Vorbild für den nächsten gut meinenden, aber von Kenntnissen unbeeinflußten Althausbegeisterten werden wird.
Erzähl uns doch erst mal mehr zu deinem Haus. Baujahr, Haus- und Bewohnergeschichte, Fotos usw.. Erst dann ergibt sich Stück für Stück ein Bild um dir etwas raten zu können.
Das erforschen des eigenen Hauses (Hausforschung) ist richtig spannend und liefert gute Ansatzpunkte für eine behutsame Restaurierung, die Charakter und Individualität deines Hause bewahrt.
Beste Grüße von Wolfgang Riesner
Re: Ammerland Bauernhaus / offene Feuerstätte
Verfasst: Mi 2. Aug 2006, 19:18
von morinihexe
Vielen Dank für die Ausführungen.
Ich suche immer noch ein oder mehrere Bilder dieser Köpfe.
Re: Ammerland Bauernhaus / offene Feuerstätte
Verfasst: Mi 2. Aug 2006, 21:42
von Ulrike Nolte
Hallo Georg,
einen Besuch im nächstgelegenen Freilichtmuseum würde ich Dir empfehlen. Das ist spannend und erhellend zugleich

Ansonsten kann ich Wolfgang Riesner nur beipflichten. Die Geschichte des eigenen Hauses zu erforschen ist fast wie ein Krimi, nur ohne böse Buben und kalte Mädchen

. Dazu gehört für mein Verständnis aber auch, zu schauen welche Farben früher verwendet wurden, ob es noch originale Türen und Fenster gibt, etc. Also nicht nur ob es eine offene Feuerstelle gab - die gab es bis zur Erfindung des Ofens immer und je nach Alter Deines Hauses auch dort
Ich bin stolz darauf, dass unser Haus ein ganz klein wenig von seiner Geschichte preisgegeben hat. Leider existieren nicht mehr so sehr viele Menschen am Ort, die als Kinder dort zur Schule gegangen sind und uns etwas über diese Zeit erzählen könnten. Unterlagen sind auch rar. Trotzdem erleben wir hin und wieder Überraschungen, die alle sorgfältig gesammelt werden. Aber diese Erkenntnisse und Funde mussten wir uns alle selbst erarbeiten. Ich bin wirklich gespannt, welche Geschichten unser Haus noch in petto hat und wann es diese Details freigeben wird. Man lernt jeden Tag etwas Neues hinzu. Vor allem, dass man Geduld haben muss
Übrigens: Der "Schlitten" dürfte ein Rauch-/Funkenschild über der Feuerstelle gewesen sein und die Pferdeköpfe findet man noch immer auf vielen Dächern der niedersächsischen Hallenhäuser. Sie haben auch etwas mit bösen Geistern, bzw. deren Vertreibung zu tun. Aber was und wie genau, dazu kann ich auch nix Genaueres beisteuern. Im Freilichtmuseum kann man sicher mehr darüber erfahren, wenn man mit den Leuten dort redet. Alte Bücher sind oft auch hilfreich.
Viel Spaß bei der Forschungsarbeit - erst die Geschichte des Hauses verbindet wirklich. Das ist meine ganz persönliche Erkenntnis.
Viele Grüße
Ulrike
@Wolfgang
Irgendwo muss man ja anfangen.

Bei uns waren es die Fenster mit den Stahlsprossen, die alten Zeitungen unter den Tapeten und die massiven Rauchspuren in der Küche...