Heizleisten im Fachwerkhaus

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Lexitom
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Heizleisten im Fachwerkhaus

Beitrag von Lexitom »

Moin Moin!
Vor einem halben Jahr haben wir ein Fachwerkhaus in der Prignitz/Brandenburg gekauft und sind nun auf der Suche nach Dämmungs- und Heizungslösungen. Eigentlich planen wir, die Wände innen mit Lehm und 5cm dicken Schilfrohrmatten zu dämmen, was ja anscheinend von der Verarbeitung nicht ganz freundlich ist- ist denn der Grad der Isolierung vergleichbar mit der einer Stampflehmdämmung?
Als Heizung wollen wir einen Holzvergaserkessel mit Heizleisten (Sockelheizung) kombinieren. Hat jemand Erfahrung damit? Funktioniert so eine Heizleiste bei doch relativ dünnen Fachwerkwänden? Ist das Raumklima angenehmer wegen der Strahlungswärme? Ist so eine Art der Heizung sparsamer oder höher im Verbrauch als herkömmliche Radiatoren?
Bin gespannt auf Eure Erfahrungen, Anregungen, Infos!
Susanne Küster, Viersen
christiane pflug
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Re:Heizleisten im Fachwerkhaus

Beitrag von christiane pflug »

Hallo,
ich wohne (und arbeite) nun seit 7 bzw. 6 Jahren in einem 400 Jahre alten Fachwerkhaus mit Heizleisten der Firma suncal. Die Ladenräume sind extrem hoch (da wurde mal das Erdgeschoss sozusagen mit dem Keller zusammengelegt...) und mit einer normalen Heizung hätten wir da so unsere Probleme bekommen - immens große Heizkörper.....Wie der Zufall - den es ja nicht gibt - es wollte, fand ich in der Stadtbücherei ein Buch mit dem reisserische Titel "Falsch geheizt ist halb gestorben" und entdeckte so die Heizleisten.
Die relativ dünnen Lehmwände sind kein Problem, nur die undichten alten Fenster in der Wohnung (einfach verglast). Daher gibt es hinsichtlich des Energieverbrauchs bei mir keinen Vorteil, aber es ist auch nicht mehr geworden.
Ich möchte keine andere Heizung mehr haben - vor allem finde ich Heizkörper in alten Häusern rein optisch inzwischen furchtbar. Vielleicht ein Nachteil: alle Aussenwände fallen als Stellflächen so gut wie weg - aber an Aussenwände sollte man ja eigentlich eh keine Schränke stellen - habe ich mir sagen lassen....
In meinen Alterswohnsitz (erst 300 Jahre alt) kommen dann allerdings nur Holzöfen ( das Holzhacken hält jung...).
Noch ein Tipp: bei Fachwerk.de gibt es als Forum-Mitglied Annette Mohr aus Nidda, die hat die Heizung ganz frisch in ihr altes Fachwerkhaus verlegen lassen ...
christiane
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Ralf Femmer | KS Freiberg
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Re:Heizleisten im Fachwerkhaus

Beitrag von Ralf Femmer | KS Freiberg »

Hallo Susanne
Erstmal herzlichen Glückwunsch zum Kauf eures Fachwerkhauses. ;)
Sockelleistenheizungen funktionieren problemlos und werden auch vielfach angewandt. Grundsätzlich können solche Heizsysteme problermlos (ein wenig handwerkliches Geschick vorrausgesetzt) selbst ausgeführt werden. Wir haben uns bei unserem Fachwerk für eine Wandheizung entschieden. Dies zum einen, weil wir die Wände als Stellfläche benötigen, zum anderen weil wir auch eine Sockelleistenheizung als optisch störend empfanden. Und wir fühlen uns pudelwohl mit unserer Entscheidung. Wenn du in der Prignitz wohnst, kannst du gerne mal in Oberhavel vorbeischauen und dir ansehen was wir gemacht haben.
Viel Spaß mit eurem Haus.
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fletch
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Dämmen im Fachwerkhaus

Beitrag von fletch »

ein wirklich schwieriges Thema. :-\
Übrigens Dämmen, isoliert ist ein Verbrecher in Einzelhaft
Bei Bauantragstellung tritt die Energieeinsparverordnung in Kraft nach der gedämmt werden muß. wie auch immer. Es erfolgen Berechnungen vom Architekten oder Planer nach der die Dicke der Dämmung inkl. der Wärmeleitgruppe (WLG) je niedriger umso effektiver, sprich umso dünner kann die erforderliche Dämmung angeordnet werden. Ich bin kein Freund der EnEV, dennoch eine Schilfrohrmatten sind bei 5cm nicht ausreichend. Ich wage zu bezweifeln, dass es überhaupt einen Dämmstoff gibt der bei 5 cm ausreichend wäre. Wenn Sie dann noch eine Sockelheizung anbringen, heizen sie recht anständig die Aussenluft
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Ralf Femmer | KS Freiberg
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Re:Heizleisten im Fachwerkhaus

Beitrag von Ralf Femmer | KS Freiberg »

Stimmt schon, dämmen ist ein schwierigs Thema. Grundsätzlich sollte jedoch bei einem Baudenkmal immer die Frage nach dem Substanzerhalt im Vordergrund stehen. Dabei der EnEV genüge zu tun, ist nicht immer möglich. Im übrigen ist es zumindestens bei Baudenkmälern machbar, eine Befreiung von der EnEV zu beantragen.
Ob nun mit einer Sockelleisten- oder auch Wandheizung die Außenluft mit geheizt wird, ist noch einmal eine ganz andere Frage. Zwar hält sich hartnäckig die Annahme, das dem so ist. In neuerer Zeit häufen sich jedoch Aussagen von Bauphysikern (z.B. Henning Großeschmidt, Landesstelle der nichtstaatlichen Museen, Bayrische Landesamt für Denkmalpflege, in: Das temperierte Haus: sanierte Architektur - Behagliche Räume - "Großvitrine"), das durch die Temperierung einer Gebäudehülle, wie es bei den genannten Heizmethoden ja der Fall ist, wesentlich günstigere Bauphysikalische Bedingungen vorherschen als bei den derzeit als normal betrachteten Herangehensweisen. Allerdings ist das ein Thema, welches ganz für sich betrachtet, sehr viel Raum und vor allem Interesse an neuen Sichtweisen bedarf [in diesem Falle alte, denn das Prinzip ist ja nicht neu (Strahlungswärme bei Ofenheizung, Hypokausten bei den Römern, etc...)].
In jeden Fall sollten wir uns nicht zu pauschalen Aussagen verleiten lassen, denn es gehört noch immer der Einzelfall geprüft .......
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fletch
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pauschale Aussagen

Beitrag von fletch »

habe ich zum Glück nicht getroffen. Nur das bei einem Bauantrag die Dämmung von 5cm aufgrund der EnEV nicht ausreicht. Wenn dem anders ist, na umso besser.
Ich bin kein Freund von Luftdichtigkeit und schon gar nicht von der EnEV im Fachwerkhaus.
Dämmung, über kein anderes Thema am Bau läßt sich wohl vortrefflicher streiten als über dieses.
Ich bin der Ansicht (unten angegeben Dünne Wände) plus 5cm Wärmedämmung habe ich gerade mal den Taupunkt überwunden, was dann seinerseits zu Problemen in der Dämmung mit Schwitz- oder Tauwasser führen kann.
An neuen Sichtweisen bin ich immer ínteressiert, vor allem weil die Häuser, die "normal gedämmt" sind in nicht unerheblichen Maße ihre Bewohner krank machen.
Ohne einige Fotos oder den Bau gesehen zu haben, werde ich keine Aussagen zu einem Wandaufbau plus Dämmung treffen.
Natürdämmstoffe und Lehm finde ich zwar gut aber auch hierzu treffe ich keine Aussage.
Eine kurze Frage noch an Herrn Femmer Was bedeutet "wesentlich günstigere bauphysikalische Bedindungen" für was steht das? Wohnklima, Raumluftfeuchte Luftzirkulation etc.
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Ralf Femmer | KS Freiberg
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Re:Heizleisten im Fachwerkhaus

Beitrag von Ralf Femmer | KS Freiberg »

Hallo fletch,
Deine Frage:
Was bedeutet "wesentlich günstigere bauphysikalische Bedindungen" für was steht das? Wohnklima, Raumluftfeuchte Luftzirkulation etc.
hast du Dir beantwortet, das es ebn diese Bereiche betrifft. Insbesondere in Verbindung mit Lehmbaustoffen. Ich kann gerne das besagte Schriftstück von Herrn Großeschmidt kopieren und in die Post stecken, falls erwünscht.
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conni Schön
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Re:Heizleisten im Fachwerkhaus

Beitrag von conni Schön »

Hallo !
ich weiß es ist reichlich spät noch einen Komentar dazu abzugeben, ich tue es aber trotzdem.
Wir haben uns vor 7 Jahren genau für die gleiche Lösung entschieden. Im unseren denkmalgeschützeten Fachwerkhaus mußte die Aussenfassade sichtbar bleiben, also kam nur Innendämmung in Frage. Unser Haus war mit Feldbrandsteinen ausgefacht, darauf haben wir eine 3-4 cm dicke Lehmunterputzschicht geworfen und die Schilfrohrmatten reingedrückt. Dann wiederum die Matten mit Lehmunterputz beworfen, und mit Lehmfeinputz die letzte Schicht beigeputzt. Wir haben im unteren Stockwerk eine Geschoßhöhe von 3,60m und nur einmal verglaste sehr große und viele Fensterflächen. Natürlich schafft die Heizleistenlösung den Raum angenehm zu temperieren, was sich aber auch an unserem Geldbeutel bemerkbar macht. Mit anständigen Fenstern sehe ich kein Problem. Im ersten Stock haben wir " normale" Deckenhöhen von 2.30m und sind vollends zufrieden mit der Heizung. Im Erdgeschoß haben wir uns noch einen Hozofen dazu geholt, was eh von Anfang an geplant war. Wir sind im Grunde schon sehr zufrieden mit der Sockelheizung von Sun-Scal und haben in unserem Fachwerkfieber bei einem weiteren Haus was wir gerade renovieren wieder vor, diese einzubauen.
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Re:Heizleisten im Fachwerkhaus

Beitrag von salinodg »

Hallo miteinander,
stehe vor ähnlichen Problemen und habe mir deshalb auch einige Lösungen in der Praxis angesehen. Auf das Dämmproblem will ich hier auch nicht weiter eingehen, halte jedoch eine Dämmschale aus Lehmsteinen an den Außenwänden mit einem zweilagigen Lehm-Putz für sinnvoller.

Vorab:
@ Ralf Femmer
Die Ausführungen zu Großeschmidt (und Co.) sind schon in Ordnung und werden von unabhängigen Bauphysikern auch bestätigt. Aber die Infos muß man nicht mit der Post verschicken - die gibt es doch per Internet ;-)
@ fletch
Bei Aussagen über den Taupunkt und weitere Probleme sollte auch bedacht werden, daß bei einer Wandtemperierung die Wandtemperatur immer höher ist als die Raumtemperatur - ca. 20´° zu 17´° - und somit kein Kondensat-Problem besteht, solange der Gesamtaufbau diffusionsoffen ist.

Meine Gedanken zur Leistenheizung.
Grundsätzlich halte ich diese Konstruktion für einen Schritt in die richtige Richtung. Mir persönlich ist jedoch bei dem sancal-Prinzip der Anteil von Konvektionswärme gegenüber Strahlungswärme noch zu hoch, abgesehen von den optischen Problemen und den Stellplatz-Aspekten.
Sympathischer ist mir da schon das System nach Großeschmidt, bei dem die Rohre in den Putz an den Außenwänden gelegt werden.
Würde sich auch im vorliegenden Fall anbieten, wenn hier sowieso noch ein Lehmputz angebracht werden soll. Statt der bisher propagierten Kupferrohre würde ich auch lieber Verbundrohr nehmen.
Es ist zwar wesentlich teurer als Kupferrohr, man spart aber die ganze Löterei und minimiert die Havarie-Gefahr mit einer undichten Lötstelle unter Putz.
Verbundrohr kann man auch problemlos selbst verlegen, inklusive Biegen der notwendigen Bogen.
Es gibt Ing-Büros, die eine Bedarfsrechnung (Rohrlänge und Verlegung) liefern - inkl. Verlegeanleitung. Die Kosten liegen bei ca. EUR 5,-- /m? Wohnfläche.
Habe kürzlich von einem Objekt gehört, da lagen die Kosten für eine Kupferausführung (ohne Anlage) bei ca. 5 - 6.000 EUR, inkl. Thermostat-Ventile bei über 200 m? Wohnfläche.
Wegen der geringeren Raumtemperatur bei gleichen Behaglichkeits-Gefühl können die Energiekosten dann ca. 15 - 20 % niedriger sein als bei einer konventionellen Konvektionsheizung.
Grüße
salinodg
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