Kellerfragen

Fachgerechte Arbeiten, Materialien und Verfahren
Ulrike Nolte
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Kellerfragen

Beitrag von Ulrike Nolte »

Hallo zusammen,

wir haben am WE die Wände im Keller vom Putz und damit auch vom Schmutz befreit. Der Kalkputz war nur noch stellenweise, dafür aber sehr dick, vorhanden. In den Fugen zwischen den Steinen war/ist Lehm. Jetzt sehen die Fugen etwas mitgenommen aus, der Lehm ist recht bröselig.

Wie gehen wir da jetzt am besten ran:
Frischen Lehmputz in die vorher angefeuchteten Fugen schmieren?
Nach dem Trocknen die Wände wieder dick mit Kalk verputzen?

Ich möchte das angehen, so lange der Fußboden im Wohnzimmer noch offen ist (dort müssen Lagerbalken ausgetauscht werden). Dann kann das alles besser trocknen.

Wir haben keine nennenswerte Feuchtigkeit da unten, außer, dass vor Wochen während eines Regengusses das Fenster offensichtlich offen stand und es reinregnen konnte. Diese Feuchtigkeit ist noch nicht vollständig wieder raus. Der Boden besteht aus Stampflehm, der Belag aus großen Steinplatten, die mit Lehm verfugt sind.

Grüße
Ulrike
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Stefan Haar
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Re:Kellerfragen

Beitrag von Stefan Haar »

Hallöle,

original wäre dann hier vermutlich ein Sumpfkalkputz gewesen. Ob Dein Kellermauerwerk hierfür als tragender Grund schon sauber genug ist, weiss ich nicht - normalerweise lasse ich vorher gerne Sandstrahlen. In diesem Fall würde ich aus der Entfernung sagen: Kalkunterputz und dann eine zweite Lage Kalkoberputz.
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Ulrike Nolte
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Re:Kellerfragen

Beitrag von Ulrike Nolte »

Danke Stefan,
woran erkenne ich Sumpfkalk?

Die Struktur war eher grob, als wäre da noch etwas beigemischt worden. Wie winzig kleine Papierschnipsel. Das ganze sah "staubtrocken" aus, hielt aber gut zusammen und kam in größeren Stücken runter. Es zerfiel beim drauftreten sozusagen in Staub.

Ansonsten sind die Wände jetzt schon recht sauber. Der schlimmste Schmutz befand sich auf dem Putz. Ich könnte noch mit dem Dampfstrahler drüber gehen.

Grüße
Ulrike
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Stefan Haar
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Re:Kellerfragen

Beitrag von Stefan Haar »

Für Fragen rund um den Kalk ist salinodg zuständig ;D - er scheint aber gerade im Kurzurlaub zu sein oder eine kleine künstlerische Pause eingelegt zu haben ???

Beim Reinigen des Untergrundes geht es in erster Linie um das Entfernen von mehligen Ablagerungen, die eine trennende Wirkung zum Putz haben könnten. Spätestens mit dem Kärcher oder Dampfstrahler sollte das aber kein Problem sein. Möglicherweise wäre es aber auch bereits doppelt gemoppelt ;D
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Ulrike Nolte
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Re:Kellerfragen

Beitrag von Ulrike Nolte »

Hm, lieber doppelt, als gar nicht gemoppelt ;D
Ich werde wohl meinem neuen Dampfstrahler sein Debut verschaffen. Dann sind auch die Fugen schon genäßt.

Vielleicht meldet sich der Kalkspezialist ja noch bis zum Wochenende.

Frühlingsgrüße
Ulrike
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Re:Kellerfragen

Beitrag von salinodg »

Hallo Ulrike,

Sumpfkalk läßt sich nicht erkennen ;D

Bei den Definitionen schleichen sich immer wieder einige Denkfehler ein - weil man im allgemeinen Sprachgebrauch sowohl Calciumcarbonat-, oxid und -hydroxid (Hydrat) als Kalk bezeichnet. Zum Arbeiten wird Calciumhydroxid verwendet. Chemisch betrachtet sind der vielgelobte Sumpfkalk und das Weißkalkhydrat als Sackware identisch.

Zum Hintergrund:
Weißkalkhydrat ist nicht lange lagerfähig, da auch bei normaler Luftfeuchtigkeit das Hydrat mit dem CO2 aus der Luft reagiert und sich zu Kalkstein (Calciumcarbonat) umwandelt. Mit diesem Carbonat kann man weder mauern, noch putzen oder streichen.

Also verfiel man auf die Idee, den "Kalk" nach dem Löschen des Branntkalks (Calciumoxid => -hydroxid) unter Wasserüberschuss zu lagern. Das passierte in den häufig zitierten Kalkgruben. Dort ist er (frostfrei) Jahrzehnte lagerfähig.

Der angenehme Nebeneffekt dabei: Die physikalischen Eigenschaften (Kristallstruktur) verbessern sich und der "Kalk" wird sauberer, weil sich Verunreinigungen langsam absetzen.

Diese Qualität hat natürlich auch seinen Preis; ab ca. 1 Euro /kg für Heurigen. Nach oben sind fast keine Grenzen gesetzt :-*

Ein Kalkputz ist auch kein Zustand, sondern ein Prozess. In einem Kalkputz laufen permanent Um-Kristallisationen statt - das führt auch zu den berühmten Selbstheilungskräften. Mini-Risse werden mit der Zeit von selbst wieder geschlossen.

Solange ein vorhandener Kalkputz fest und sauber ist, kann er bedenkenlos ausgebessert und überputzt werden. Natürlich immer unter Beachtung der kalk-spezifischen Verarbeitungsrichtlinien.

Die Verteufelung des "Kalks" in den letzten Jahrzehnten durch Maurer und Co. lag nicht am Kalk, sondern an der Dummheit und Faulheit einiger Anwender und an der Ungeduld.

Zement ist leichter und schneller zu verarbeiten - bleibt aber dann auf ewig tot und im Fachwerk eine permanente Gefahrenquelle.

Für Arbeiten im Keller würde ich keinen Sumpfkalk verwenden, sondern die Sackware für ca. 5 - 6 EUR / 25kg. Die Mörtelmischung ein paar Tage liegen lassen und ein paar Mal "wenden".

LG
Ulrike Nolte
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Re:Kellerfragen

Beitrag von Ulrike Nolte »

Ich danke dem Spezialisten für den ausführlichen Excurs :D
Hoffentlich kann ich mir die ganzen Feinheiten irgendwann auch einmal merken.

Deine Empfehlung wird so ausgeführt. Sackware habe ich liegen, da kann ich morgen ja schon mal anmischen. Eine "Anleitung" wird ja hoffentlich auf den Säcken draufstehen. Bin nur gespannt. ob ich das auch in zufriedenstellender Weise hinbekomme. Mit 'ner Traufel kann ich jedenfalls umgehen ::)

Soll ich vorher die ca. 1 cm tiefen Fugen noch mit Lehm zu schmieren?

Grüße
Ulrike
salinodg
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Re:Kellerfragen

Beitrag von salinodg »

Hallo Ulrike,

ich würde im Keller auf jeden Fall einen Kalkputz vorziehen. Das beugt auf jeden Fall einer möglichen Schimmelgefahr vor.

Die Fugen würde ich nicht mit Lehm ausfüllen, sondern beim Verputzen mit Kalkputz auffüllen.

Ich würde folgendes vorschlagen:

- Vornässen
- Dünner Spritzbewurf, ca. 1 : 3,5 - 4 (deckend) mit Sieblinie bis 0 - 3 (- 4) mm. Ein paar Tage abbinden lassen.
- Putzlage mit Sieblinie 0 - 2 mm. Nicht stark abreiben, sondern möglichst nur mit der Kelle glätten.

Wenn es der Etat hergibt, kannst Du den Putz mit ein paar Flaschen Mineralwasser anmischen. Das fördert bei einem geringen Luftaustausch im Keller die CO2-Aufnahme ;)

Wenn's geht, lieber Grubensand (scharf) als Flussand (rund) verwenden - benötigt weniger Anmachwasser.

Viel Erfolg

PS zur Sackware

Was steht denn da drauf?
Du solltest die Begriffe Weißkalkhydrat (oder Calciumhydroxid) und CL90 (nach DIN ...) finden.
Ulrike Nolte
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Re:Kellerfragen

Beitrag von Ulrike Nolte »

Ich schau morgen früh mal nach was da alles auf den Säcken steht. Kann mich aber noch an das Genannte erinnern. Ansonsten brauche ich wohl erst mal Sand - welch Glück, dass der Lieferant am Ort wohnt und schnell liefern kann.

Dass ich ausgerechnet im Keller mit meinen Selbstversuchen anfangen muss ... ::)

Danke
Ulrike

Nachtrag: wenn man für die CO?-Aufnahme auch billigsten Sprudel nehmen kann ... ;)
salinodg
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Re:Kellerfragen

Beitrag von salinodg »

Ranunkel hat geschrieben: Nachtrag: wenn man für die CO?-Aufnahme auch billigsten Sprudel nehmen kann ... ;)
Du kannst den billigsten Sprudel nehmen - Hauptsache es ist "Pitzel" drin.

Ein stilles Gesundheitswässerchen hilft nicht :o
Ulrike Nolte
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Re:Kellerfragen

Beitrag von Ulrike Nolte »

Sodele,
Weißkalkhydrat und CL-90 S ist zu finden, dazu ne DIN-Norm. Mehr aber auch nicht. Oder doch - trocken zu lagern, wer hätte es gedacht ... ::)

Sand ist schon geliefert worden, nun fehlt noch der Billigsprudel. In Ermangelung eines fahrbaren Untersatzes kann ich den aber heute nicht mehr besorgen.

Grüßle
Ulrike
Mladen Klepac
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Re: Kellerfragen

Beitrag von Mladen Klepac »

Hallo Ulrike,
zum ausstopfen und auswerfen : 4 Teile gewaschenes Sand 6mm , 4 Teile ungewaschenes Sand 6mm , 2 Teile Kies 8mm , 2-3 Teile Kies 8mm
Grnd- und Fertigputz : Sand , Kies wie vor , Sumpfkalkanteil erhöhen auf 2-4
Grüße
Mladen
Mladen Klepac
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Re: Kellerfragen

Beitrag von Mladen Klepac »

Hallo Ulrike,
sorry-es sollte heissen : zum ausstopfen ... 2-3 Teile Sumpfkalk
Ulrike Nolte
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Re: Kellerfragen

Beitrag von Ulrike Nolte »

Danke Mladen, das gebe ich mal weiter. Durch das sehr durchwachsene und kühle Wetter haben wir diese Arbeit etwas nach hinten geschoben. Im Keller kann ja nicht ausreichend gelüftet werden. Obwohl wir schon die Türe ausgehängt haben ist es da unten noch immer recht kühl.

Liebe Grüße
Ulrike
Mladen Klepac
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Re: Kellerfragen

Beitrag von Mladen Klepac »

Hallo Ulrike,
die kühle Temperatur kommt Ihnen zugute.
Es muss aber gelüftet werden ;1m? Putz von ca 1cm stärke benötigt ca. Co2 von etwa 2000 m? Luft.
Putz beobachten ,darf nicht zu schnell weiss werden!

Liebe Grüße
Mladen
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