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Schilfrohrmatten als Dämmung?

Verfasst: Mi 5. Apr 2006, 18:46
von Ulrike Nolte
um die Themen nicht wieder durcheinander zu würfeln ::)

Ralf,
wieso sind die Schilfrohrmatten nicht homogen genug? Welche Vorteile hat die Leichtlehmschale? Welche Erfahrung steckt dahinter?

Da wir in ca. 2 - 3 Wochen damit anfangen werden, den Unterputz an die Außenwände zu bringen, sollte ich mich jetzt ganz schnell entscheiden ob ich's nicht doch noch anders machen will.

VG
Ulrike

Re:Schilfrohrmatten als Dämmung?

Verfasst: Do 6. Apr 2006, 09:34
von Stefan Haar
Bei Schilfrohrmatten fehlt mir einfach die kapillare Leitfähigkeit quer zur Wand. Die Möglichkeiten zur schnellen Austrocknung sind dadurch unnötig eingeschränkt.

Zudem sind die Platten meines Erachtens nur schwer sauber zu verarbeiten. Dies gilt insbesondere für kleinteilige Anpassungsarbeiten im Bereich von Fenstern, Deckenbalken etc..

... und wehe dem, der an einer derartigen Wand ein schlichtes Rollo oder eine Gardinenstange befestigen will ... ::) ... der muss dann zwangsläufig bis tief in die Außenwand vordringen!

Hinzu kommt, dass die Stoßfugen der Platten selbst bei dickem zweilagigen Lehmputzauftrag im Fachwerk für Rissbildung im Putz prädestiniert sind.

Mir kommen die Dinger jedenfalls nicht mehr ins Haus!

Re:Schilfrohrmatten als Dämmung?

Verfasst: Do 6. Apr 2006, 11:19
von Ulrike Nolte
Danke Stefan,

das mit dem Vordringen ins Holz leuchtet mir ein, wäre aber zweitrangig.

Wegen möglicher Risse arbeiten wir sowieso in alle Wände eine Armierung ein (ich muss nachschauen, wie das heißt) bevor der Oberputz drauf kommt. Das Zeug liegt schon auf der Baustelle und ist reine Natur ;)

Kleinteile Bereiche anpassen - auch das leuchtet mir ein. Mit der Leitfähigkeit habe ich ein Problem: da kenne ich mich nicht aus ;D

So weit, so gut.

Unser Zimmerer (mit Energieberater-Ausbildung) sagte mir allerdings, dass er bei unserem Heizkonzept und der Dicke des vorhandenen und wieder anzubringenden Unterputzes (ca. 7 cm an allen Außenwänden) und auch bei unserer ca. 17er Wand, er keine Probleme sieht.

D.h. für mich, dass wir ruhig auf die zusätzliche Dämmung verzichten können. Das täte unserem Budget sehr gut, das ist eh schon hart am Anschlag.

Ich kann Dir privat ja mal den Namen des Zimmerers rüberschieben, falls Du dazu etwas sagen willst.

So, die warten auf mich

Liebe Grüße
Ulrike

Re:Schilfrohrmatten als Dämmung?

Verfasst: Fr 7. Apr 2006, 05:58
von Ralf Femmer | KS Freiberg
Hi Ullrike,
zu den Schilfrohrmatten hat Stefan ja schon alles gesagt, spart mir die Arbeit. ;D
An Stelle deines Zimmerers würde ich mich erst einmal nicht soweit aus dem Fenster lehnen. Gerade bei deinem Heizkonzept (das ist ja letzlich auch meins) ist eine gewisse Menge an Speichermasse nötig und darüber hinaus müssen die Transmissionswärmeverluste durch dein Bauteil Wand gering gehalten werden. Allerdings kann man 7 cm (!) Unterputz ja schon als eine Art Leichtlehminnenschale sehen, sofern selbiger mit einem entsprechendem Leichtlehmunterputz aufgebracht wird. Ich persönlich würde mich mit dem energetischen Konzept deines Hauses befassen, weil die Anfoderungen deiner Wand im Kontext zu der Ausführung der anderen Bauteile wie Decken, EG Fußboden, dachdämmung etc. stehen. Erst dann (und das sollte ein Energieberater wissen) kann ich eine quallifizierte Aussage treffen.
fg
Ralf

Re:Schilfrohrmatten als Dämmung?

Verfasst: Fr 7. Apr 2006, 06:35
von Ulrike Nolte
Hi Ralf,

wohl auch Frühaufsteher ;)

Wir hatten einen staatlich zugelassenen Energieberater da. Ich will lieber nicht schildern, was der uns alles empfohlen hat. Das Fachwerk wäre über kurz oder lang weggefault.

Bei uns wird zunächst ein s.g. Ausgleichsputz bis auf Höhe der Balken aufgebracht. Für diesen Putz wird der sehr strohhaltige Altlehm verwendet. Darauf kommt eine Schicht Unterputz von Claytec, darauf dann der Oberputz, auch Claytec. Insgesamt werden wir eine Stärke von bis zu 10 cm an den Außenwänden haben. Größtenteils aber eben die geschilderten 7 cm. Das liegt einfach an der teilweisen unterschiedlichen Dimension der Hölzer. Gestrichen wird mit Lehmfarben, nur in Küche und Bad will ich an den exponierten Stellen etwas Abwischbares haben.

Einen ganz kleinen Vergleich habe ich: Als wir das Haus im Juli letzten Jahres das erste Mal besichtigt hatten, fiel mir das angenehme Klima auf. Es war weder zu kalt, noch zu warm. Das Haus wurde 2 Jahre lang nicht mehr beheizt.

Bevor wir im Oktober anfingen, die ersten Wände zu öffnen, änderte sich dieses Gefühl auch nicht. Trozdem konnte ich bis in die letzte Novemberwoche ohne Pullover im Haus arbeiten.

Mit nur 2 kleinen Öfen in Wohnzimmer und Küche konnte ich die Temperatur den ganzen Winter über, bis auf ganz wenige Tage (als es mit -10 bis -12 °C extrem kalt wurde), auf zwischen +4 bis +10 °C halten. Trotz fehlendem Putz ringsum und nur mit Folie verschlossener Fensteröffnungen an der gesamten Westseite. Außerdem waren im ganzen Haus die Türen ausgehängt. Seit Anfang dieser Woche kann nicht mehr geheizt werden.

Also gehe ich mit fast schon schlafwandlerischer Sicherheit davon aus, dass wir uns mit Wandheizung, Fußleistenheizung und den 3 Holzfeuerstellen nicht zu Tode frieren werden. Zumal wir die einfach verglasten Fenster ja auch noch durch Kastenfenster ergänzen. Außerdem haben wir dafür gesorgt, dass die Wärme nicht durch das Dach entfleuchen kann.

Im nächsten Winter kann uns gerne jeder besuchen, der an meinem Verstand nun etwas zweifelt ;D. Allerdings gebe ich zu, dass ein letzter Rest von Zweifel bleibt ::)

Liebe Grüße
Ulrike