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Wie gehe ich beim Kauf eines Fachwerkhauses vor

Verfasst: Mo 20. Mär 2006, 22:19
von christine
Ich bin neu hier. Nachdem ich heute ein bischen gegoogelt habe, bin ich hierhergekommen.

Jetzt zu meinem Anliegen. Wir haben gestern einen Fachwerkhof besichtigt. Leider haben wir davon nicht wirklich Ahnung. Lt. der jetztigen Besitzerin ist das Wohnhaus ca. um 1700 erbaut. Genaue Unterlagen gäbe es nicht. Er steht nicht unter Denkmalschutz und ist nicht im besten Zustand. Er steht seit 3 Jahren leer. Teilweise wurden Fenster durch Baumarktfenster ausgetauscht. Es befindet sich keine Heizung im Haus. Die Decke des EG neigt sich, sodass der Boden darüber schief ist. In der Decke des OG ist bereits ein Balken gebrochen. Das Dach ist nicht dicht. Wie alt die Ziegel sind, konnte uns die Frau nicht sagen. Teilweise wurden im Haus Wände herausgerissen. Die Küche ist mit Rigips-Platten verkleidet.

Wie gehe ich jetzt weiter vor? Wo bekomme ich einen Fachmann, der sich das mal anschaut und uns genau sagen kann, was auf uns zukommt. Die Renovierung hätte Zeit, wir müssen da nicht unbedingt einziehen. Kann man die Renovierung selbst vornehmen? Wichtig wäre uns in erster Linie, die Sicherung des jetzigen Zustand, also z.B. das Ausbessern des Daches, damit das Haus trocken bleibt (ist jetzt nicht der Fall).

Schöne Grüsse, Christine

Re:Wie gehe ich beim Kauf eines Fachwerkhauses vor

Verfasst: Mo 20. Mär 2006, 22:55
von salinodg
Hallo Christine,

wo steht denn das Objekt ?

Du kannst auch eine unserer Kontakt- und Aussenstellen direkt ansprechen. Schau bitte mal auf unserer Hauptseite unter "IGB in Ihrer Nähe" nach.

Gruß

Re:Wie gehe ich beim Kauf eines Fachwerkhauses vor

Verfasst: Di 21. Mär 2006, 00:46
von Stefan Haar
Hallo Christine,

es ist dringend anzuraten vor dem Kauf einer alten Immobilie mit einem geeigneten (!) Fachmann das Objekt vorher unter die Lupe zu nehmen. 2-3 Stunden dauert das schon, es sein denn, dass schnell absehbar ist, dass Topf und Deckel hier nicht zueinander passen.

Beim "Finden" eines geeigneten Fachmanns/Fachfrau sollten die Kontakt und Aussenstellen in der Region zumindest Tipps geben können. Eine diesbezügliche Nachfrage bei der regionalen Denkmalpflege kann auch wichtige Hinweise bringen.

Ob wir von hier aus einen Tipp abgeben können, hängt - wie salinodg bereits sagte - auch vom Standort des Objektes ab.

Herzliche Grüße aus Wolfenbüttel

Stefan

Re:Wie gehe ich beim Kauf eines Fachwerkhauses vor

Verfasst: Di 21. Mär 2006, 07:35
von christine
Danke erstmal,

das Haus steht in Unterfranken Nähe Schweinfurt.

Die Telefonnr. von eurer Aussenstelle werde ich mir gleich heraussuchen. Wichtig finde ich eben, dass ich einen Fachmann in diesem Bereich finde. Architekten gibts hier viele, aber die würden mir wahrscheinlich hauptsächlich zum Abriss oder Teilabriss des Wohnhauses raten, wenn ich nicht den richtigen davon herauspicke.

Wenn ich mich an die Denkmalschutzbehörde wende, trete ich da nicht eine Lawine los? Jetzt steht es ja noch nicht unter Denkmalschutz. Wir haben halt Bedenken, dass wir dann so gut wie gar nichts mehr ändern können. So wie es jetzt innen aufgeteilt ist, ist es kaum nutzbar: Sehr kleine Räume, enger Gang ohne Fenster.

Wie wahrscheinlich ist es denn, das so ein Haus unter Denkmalschutz gestellt wird?

Schöne Grüsse Christine

Re:Wie gehe ich beim Kauf eines Fachwerkhauses vor

Verfasst: Di 21. Mär 2006, 11:02
von Stefan Haar
Für den Bereich Schweinfurt wäre dann die Kontaktstelle Main-Steigerwald erster Ansprechpartner.
Fachlich "vorbelastet" wären alternativ Thilo Walter (KS Bamberg) als Zimmerer oder Anne-Rose Tisje (KS Leutershausen) als Architektin.

Bislang habe ich die Denkmalpflege eigentlich nur als Hilfreich - auch in finanzieller Hinsicht - kennengelernt. Voraussetzung ist natürlich, dass das Objekt nicht vergewaltigt werden soll. Wer ein Faible für alte Häuser hat, wird das sowieso nicht vorhaben.

In Niedersachsen würde heute vermutlich kaum noch ein Objekt gegen den Willen seines Eigentümers unter Schutz gestellt - ob das in Bayern auch so gehandhabt wird, kann ich nicht sagen. Aber mann kann ja auch objektneutral bei der Denkmalpflege Tipps bezüglich althausgeeigneter Baufirmen einholen ... :)

Viel Erfolg!

Re:Wie gehe ich beim Kauf eines Fachwerkhauses vor

Verfasst: Di 21. Mär 2006, 11:13
von sara
wieso allerdings in der jetzigen zeit des sparens und mittelbegrenzung die denkmalpflege in finanzieller hinsicht hilfreich sein soll erschließt sich mir -vielleicht auf den ersten blick- nicht.
meine erfahrung ist, dass die denkmalpflege an sich bemüht ist, aber keinen eigenen etat hat. die bez.-reg. hat einen derart gekürzten etat und bei den ämtern für agrarstruktur, die euro-mittel lockermachen können, scheitert es daran, dass potentielle co-finanziers sich bedeckt halten bzw. lieber projekte fördern, die öffentlichkeitsträchtiger sind als private denkmäler- z.b. kindergärten, öffentl. gebäude, etc..
inzwischen geht es soweit, dass die landkreise den denkmalpflegern aus kostengründen artfremde arbeiten zuschieben wollen, um sie effektiver auszulasten...

schöne welt, die welt der denkmalpflege...

Re:Wie gehe ich beim Kauf eines Fachwerkhauses vor

Verfasst: Di 21. Mär 2006, 11:16
von sara
als ergänzung:
wobei ich natürlich nicht vom denkmal an sich abraten will- nur sollte man seine überlegungen nicht auf theoretische finanzielle unterstützung der denkmalpflege stützen ( es sei denn man hätte die zusagen schriftlich und (notarielle beglaubigt)).

der vorteil liegt eigentlich nur ist der möglichkeit des steuernsparens nach §10f ESTG.

Re:Wie gehe ich beim Kauf eines Fachwerkhauses vor

Verfasst: Di 21. Mär 2006, 11:29
von Stefan Haar
Grundsätzlich völlig richtig - der Niedergang der Denkmalpflege ist leider allerorts zu beobachten.

Neben der erhöhten steuerlichen Abschreibung - auch der Planungs- und Betreuungskosten - bietet die Denkmaleigenschaft aber wenigstens die Chance, an den immer knapper werdenden Fördertöpfen teilzuhaben (z.B. Stiftungen, EU)

Re:Wie gehe ich beim Kauf eines Fachwerkhauses vor

Verfasst: Di 21. Mär 2006, 11:54
von christine
Hallo Stefan,

nein wir wollen es nicht vergewaltigen. Wir wollen es eigentlich retten. Ich schätze, wenn es jemand anderes kauft, wird es abgerissen - für die Scheune dahinter haben wohl genug Leute Verwendung.

Mit den beiden genannten Personen hätten wir ja richtige Fachleute an der Hand. Ich habe gerade Matthias Braun mal angemailt. Als nächstes werde ich mir wohl mal die Grundbuchakte ansehen.

Über irgendwelche Förderung bzw. Abschreibungsmöglichkeiten mache ich mir jetzt erstmal keine Gedanken.

Schöne Grüsse Christine

Re:Wie gehe ich beim Kauf eines Fachwerkhauses vor

Verfasst: Di 21. Mär 2006, 12:55
von Sven Teske | KS Dahme-Spreewald
Ahoi Stefan,

glücklicherweise muß ich Deinen Eindruck (..."Grundsätzlich völlig richtig - der Niedergang der Denkmalpflege ist leider allerorts zu beobachten...") nicht bestätigen. Ich bearbeite hier in Münchehofe noch immer ein Herrenhaus barocken Ursprungs, dass durch die örtliche Denkmalpflege tatkräftig unterstützt wird. Ich kenne aus anderen Landkreisen durchaus eine andere Art der "Zusammenarbeit" mit der Denkmalpflege und bin daher (ich will mal nicht zu emphatisch werden) sehr angenehm überrascht. Die Unterstützung ist beispielgebend.

Aber das kann auch ganz anders sein. Ich habe auch schon echte Bremsklötzer erlebt, die jegliche Veränderung verhindert haben und in Kauf genommen haben, dass die Denkmäler letztlich der Abrißbirne preisgegeben wurden - das dafür aber in der Originalsubstanz, ganz unverändert.

Ich beobachte glücklicherweise in der letzten Zeit, dass solcherlei ideologielastige Betrachtung immer seltner anzutreffen ist. Das ist dann, in der Zusammenarbeit zwischen Eigentümer / Investor und der Denkmalpflege eine echte Chance.

Bei den steuerlichen Abschreibungen ist noch zu beachten, dass es sich hierbei "nur" um den MEHRAUFWAND handelt, der sich aus den Anforderungen einer denkmalgerechten Sanierung ergibt. Da habe ich schon sehr spannende Diskussionen / Schriftwechsel mit Finanzämtern erlebt.

Viele Grüße, Sven.

Re:Wie gehe ich beim Kauf eines Fachwerkhauses vor

Verfasst: Di 21. Mär 2006, 13:13
von Stefan Haar
Hallo Sven,

mit dem allgemeinen Niedergang der Denkmalpflege meinte ich auch nicht das Engagement der Vertreter der Unteren Denkmalschutzbehörden. Diese Beteiligten sind - zumindest in meinem Umfeld - sehr engagiert, kooperativ und hilfsbereit!

Leider bekommt man nur immer häufiger mit, dass sie "von Oben" ausgebremst werden und vielfach auch nicht mehr genug Zeit bekommen, die Belange der Denkmalpflege in sinnvollem Umfang zu vertreten. De facto wird die Denkmalpflege mehr und mehr "von Oben" ad absurdum geführt und kaputt gemacht.

Die kompromisslosen "Hardliner" gibt es natürlich auch immer wieder einmal - aber sie sind m.E. in der Minderheit und werden immer seltener.

... die die bestmöglichen Lösungen/Kompromisse müssen dann ja doch immer am Objekt selbst herausgearbeitet werden ...

Die Sache mit dem MEHRAUFWAND kann ich aus meinen Beobachtungen bisher erfreulicherweise nicht bestätigen!

Re:Wie gehe ich beim Kauf eines Fachwerkhauses vor

Verfasst: Di 21. Mär 2006, 13:24
von Ralf Femmer | KS Freiberg
Hi Sven,
ich freue mich, das der Niedergang der Kulturpflege in Münchehofe noch nicht angekommen ist. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass es sich bei dem Gutshaus um ein entwas herausragenderes Objekt handelt, als z.B. bei einfachen kleinen "Fachwerkbutzen".
Ich habe auch festgestellt, das die Auseinandersetzungs- und Kompromissbereitschaft der Denkmalbehörden enorm zugenommen hat. Allerdings sind die darüber hinausgehenden Unterstzützungsmöglichkeiten inzwischen leider völlig abhanden gekommen. Zu mindest in Brandenburg sind die Beträge, die durch die Denkmalbehörden bei privaten Maßnahmen zur Vefügung gestellt werden können, eher als symbolischer Beitrag anzusehen. Das stellt sich in Münchehofe sicherlich anders da.
Letzlich hat es für Gebäude dieser Art (entsprechende Nutzungskonzepte durch Vereine, Träger, etc) immer irgendwie Geld gegeben. Eben aber nicht für die Gebäude, die Mehrheitlich das Gesicht unserer Dörfer bestimmen.
Und dennoch ist der Erhalt eines solchen Erbes eine Aufgabe aller und jeder der ein solches Gebäude kauft, sollte sich dessen auch bewusst sein.
FG
Ralf

Re:Wie gehe ich beim Kauf eines Fachwerkhauses vor

Verfasst: Di 21. Mär 2006, 13:27
von sara
um nicht miss(t)verstanden zu werden:
an dem engagement der denkmalpfleger an sich habe ich nichts auszusetzen, doch der gute wille allein hilft mir finanziell gesehen auch nicht weiter. mitunter fehlt in meinen augen auch der gewisse sanfte druck gegenüber privaten förderern (wie stiftungen...), denn ohne den privaten co-finanzier kommt aus eu-mitteln kein cent.

@christine:
an deiner stelle würde ich so früh als möglich mir gedanken über fördergelder und abschreibemöglichkeiten machen. denn aus erfahrung weiß ich jetzt, dass auch die konservativste planung und budgetierung trotz aller eingebauten großzügigen polster zu ende geht.
z.b. hätte ich mit der nötigen kenntnis nicht die 15% teilschulderlass der kfw verspielt.... aber das nur mal so am rande...

Re:Wie gehe ich beim Kauf eines Fachwerkhauses vor

Verfasst: Di 21. Mär 2006, 21:59
von Ulrike Nolte
@sara,

ich muss Dir widersprechen. Wir haben einen ansehnlichen Betrag (die maximale Fördersumme, das sind max. 30% der Gesamtkosten oder 20.000 ?) aus EU-Mitteln bekommen - ohne private Co-Financiers. Das Ganze nennt sich "Gewährung einer Zuwendung zur Förderung einer integrierten ländlichen Entwicklung" (klassische Dorfentwicklung) und ist ein s.g. Strukturfonds der EU. Anträge gibt es bei den Ämtern für Agrarordnung.

Allerdings: Anträge sind VOR Baubeginn zu stellen und das eigene Finanzierungskonzept sollte schon stimmen. Zudem wird die Entscheidung auf Gewährung der Gelder auch von der Zustimmung des Denkmalamts zum Sanierungskonzept abhängig gemacht. Da besteht eine gewisse Abstimmung. Außerdem braucht man ein zeitliches Konzept, in welchen Zeiträumen wie viel Geld abgerufen werden soll und den Abruf selbst muss man mit den Originalrechnungen inkl. Kopien der Kontoauszüge belegen.

Was die finanzielle Unterstützung der Denkmalbehörden betrifft - die hat auch hier kein Geld. Wenn man Glück hat (wir hatten es), bekommt man einen kleinen Zuschuss zu einer Einzelmaßnahme. Bei uns war das bisher die Aufarbeitung der historischen Zimmertüren. Möglicherweise bekommt man noch einen Zuschuss aus irgendeiner Stiftung. Das hängt aber ganz von der Intervention des unteren Denkmalschützers ab. Da hatten wir bisher noch kein Glück. Kann aber noch kommen.

Unser Fazit bisher: Ein sehr gutes Finanzierungskonzept muss schon sein. Entweder über Kredite und/oder eigene Mittel und natürlich Eigenleistungen, die ja auch nicht zu verachten sind (wobei unser Banker bei dem Thema etwas milde gelächelt hat. Nun gut, der kennt mich eben nicht ;D ). Alles Geld was zusätzlich über Fördermaßnahmen "rein kommt" sollte man als Geschenk sehen. Diese Gelder machen es etwas leichter. Einfacher wird es dadurch aber ganz sicher nicht.

Trotzdem haben wir uns ganz bewußt für ein denkmalgeschütztes Gebäude entschieden und das bisher auch noch nicht bereut. Die Unterstützung durch die untere Denkmalbehörde ist umwerfend gut - wenn auch fast nur durch Tipps und mentale Begleitung. Ich mache unserem Denkmalschützer schon eine große Freude wenn ich ihm die Kopien der Original-Bauakte vorlege oder ihn anrufe um zu erzählen, dass unser Nebenhäuschen einmal viel kleiner war - ich hatte die Grundmauern "gefunden". Das nur nebenbei.

Grüße
Ulrike


Nachtrag:
Ich hatte vergessen zu erwähnen, dass die Gelder aus dem Dorferneuerungsprogramm nur für Maßnahmen an der Außenhaut zu verwenden sind.

Re:Wie gehe ich beim Kauf eines Fachwerkhauses vor

Verfasst: Mi 22. Mär 2006, 10:04
von sara
das freut mich für euch.
allerdings der für mich zuständige sachbearberter des amtes für agrarstruktur (ist das identisch mit agrarordnung??) hat die aussage getroffen, dass eu-mittel nur 1:1 für euros deutscher co-finziers, wie stiftungen etc., bereitgestellt werden...

da ich aber ausser dem haupthaus noch ein nebengebäude (denkmalgruppe) instandzusetzen habe, wäre es wichtig und interessant für mich, wie du an das geld gekommen bist.

vielleicht kannst du mir ein paar mehr infos liefern.

danke