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Fenster und Türen
Verfasst: Fr 10. Mär 2006, 22:14
von Ulrike Nolte
Hallo zusammen,
endlich darf ich mich an die ungeliebte Arbeit machen: Fenster ausglasen, die alte Farbe von Fenstern und Türen abschleifen damit sie repariert werden können.
Gibt es eine bessere Methode als die mit der Schleifmaschine? Die Arbeit geht mit der Zeit granatenmäßig auf die Handgelenke und besonders effektiv ist es auch nicht. Bei 20 Fenstern (15 davon ca. 1,80 hoch) und 7 Türen inkl. Laibungen und Verkleidungen ist das Schleifen schon fast eine Lebensaufgabe. Ich weiß nicht, was da für Farben drauf sind.
Leider gelingt es mir nicht, alle alten Scheiben zu retten. Vor allem die mit den Schlieren im Glas hätte ich zu gerne wieder verwendet. Meine Versuche sind nur zu einem Drittel von Erfolg gekrönt. Der alte Kitt ist derart verschmiert worden und haftet teilweise extrem. Obwohl er sehr rissig ist.
Und wie kann ich die alten Beschläge säubern? Unser Schreiner nimmt bei der Reparatur einfach so olle modern-Winkel. Die sehen nicht nur schrecklich aus, passen auch überhaupt nicht. Sind viel zu schmal und zierlich. Außerdem befestigt er sie mit Schrauben - noch so eine Sache die mich ärgert.
Last but not least hat mich heute fast der Schlag getroffen als ich heraus fand, dass bei einem schon reparierten Unterstück mit Silikon ausgefüllt wurde. Das gibt Ärger. Nach Bauschaum, ausdrücklich unerwünschtem Vorstreichen und der Verwendung von Schrauben statt Nägel ...
Und ganz zum Schluss die obligatorische Frage: Wer kennt einen Glaser, der noch weiß, wie und womit früher verkittet wurde. Oder anders herum: wo könnte ICH das lernen.
Apropo Nägel - wo kann man noch solche mit den schönen Rundköpfen bekommen, wie sie früher für die Beschläge an Türen und Fenstern verwendet wurden?
Viele Fragen auf einmal
Danke sagt
Ulrike
Re:Fenster und Türen
Verfasst: Sa 11. Mär 2006, 14:36
von Stefan Haar
Ein paar Antworten
Mit Ziehklinge und Heißluftgerät geht der größte Teil der alten Farbschichten in der Regel am Besten ab. Durch die Warme Luft wird dann auch der Leinölkitt der Verglasung wieder "beweglich" und kann mit einem scharfen Messer oder Spachtel abgestoßen werden. Dann kommt man auch an die Glashaltenägel (oft auch dreieckige Plättchen) heran, kann sie ziehen und die Scheiben retten. Erfordert allerdings etwas Fingerspitzengefühl im Umgang mit dem Heißluftfön, sonst knallen einem die Scheiben durch zu große Temperaturunterschiede weg.
Anschließend mit Dreieckschleifer und feiner Stahlwolle nacharbeiten.
Wer viel derartiger Feinarbeiten machen will/muss, dem kann ich nur den "Multimaster" von FEIN dringend empfehlen ... das werkzeug mit dem besten Preis-Leistungs-Verhältnis, das ich mir je zugelegt habe. Meinen gebe ich jedenfalls nicht wieder her
Die alten Beschläge mit Drahtbürsten (z.B. für Dremel oder andere kleine Bohrmaschine) bürsten oder fein abstrahlen lassen. Ölen gehen Flugrost nicht vergessen.
Zum neu Verkitten benötigst Du Leinölkitt und ein Kittmesser - der Rest ist Übungssache.
Re:Fenster und Türen
Verfasst: Sa 11. Mär 2006, 15:05
von Stefan Haar
Farbe ist runter, Gläser sind raus ...
Re:Fenster und Türen
Verfasst: Sa 11. Mär 2006, 15:07
von Stefan Haar
Mein erster eigener Fenstersanierungsversuch - ca. 8 Arbeitsstunden + Einbauzeit später.
Re:Fenster und Türen
Verfasst: Sa 11. Mär 2006, 15:52
von Ulrike Nolte
Hallo Stefan,
Dein erster Versuch schaut gut aus. Wenn ich doch nur schon so weit wäre.
Am Montag werde ich Deine Ratschläge gleich mal ausprobieren. Den Heißluftfön benütze ich eigentlich ganz gerne. Habe aber die Befürchtung, dass ich das Holz damit verbrenne oder die Scheiben platzen, weshalb ich das Teil diesmal nicht ausprobiert habe.
Einen Dremel hab ich auch, nur den "Multimaster" noch nicht. Liebäugle aber schon eine Weile damit. Mal sehen, was mein Finanzminister zu dieser nicht unerheblichen Ausgabe sagt. Allmählich wird der Werkzeugpark immer größer
Selbst Ziehklingen habe ich, war aber nicht sehr vom Ergebnis überzeugt. Da die nagelneu sind, sollten sie noch scharf sein.
Ich habe mir heute 2 Aufsätze für die Bohrmaschine gekauft: Kunststoff-Topfbürste und Schleifaufsatz. Vielleicht komme ich damit zumindest am Holz ein Stück weiter.
Hoffnungsvoll grüßt
Ulrike
Re:Fenster und Türen
Verfasst: Sa 11. Mär 2006, 16:50
von Stefan Haar
Für die Heißluftgeräte gibt es normalerweise Aufsätze, die den heißen Luftstrom vom Glas wegführen - alternativ: gleichmäßig die Temperatur der gesamten Scheibe erhöhen.
Die Topfbürste würde ich getrost gleich vergessen, weil sie a) quer zur Faser rotiert und b) nicht zielgenau einsetztbar ist.
Um das Holz mit der Heißluft nicht gleich anzuschmurgeln bedarf es nur etwas Geduld - aber daran scheinst Du ja noch etwas üben zu müssen
Meinen Multimaster habe ich übrigens über Ebay günstig und original verpackt bezogen

Re:Fenster und Türen
Verfasst: Sa 11. Mär 2006, 18:32
von Ulrike Nolte
Stefan Haar hat geschrieben:
Um das Holz mit der Heißluft nicht gleich anzuschmurgeln bedarf es nur etwas Geduld - aber daran scheinst Du ja noch etwas üben zu müssen
Ähem, Stefan - wie kommst Du darauf. Niemand ist geduldiger als ich

Jedenfalls werde ich schon für irre erklärt, warum ich den ganzen Tag dastehe und versuche, meine alten Scheiben zu retten.
Das Schlimme sind die Hände = viel Schmerz
Eingeschneite Grüße
Ulrike
Re:Fenster und Türen
Verfasst: Sa 11. Mär 2006, 18:38
von georg lehmann
Sodele
Von heißer Luft hab ich keine Ahnung (das sind die Arbeiten was die Bauherrrschaften immer selber machen) Aber ich hab eine "Lackfräse" von Metabo. Ist ne Mischung aus Winkelschleifer und Hobelmaschine. Fenster hab ich noch nie gemacht, aber dick zugemalte Balken und eine Treppe. Fräst auf allen geraden Flächen und auch Fälze bis fast ins Eck. Die Oberfläche muß allerdings nachgeschliffen werden. Kostet natürlich auch Geld....
Re:Fenster und Türen
Verfasst: Sa 11. Mär 2006, 18:47
von Stefan Haar
... fast hätte ich es vergessen - diese Lackfräse habe ich mir auch einmal auf Empfehlung gekauft ... aber nur gaaaanz wenig probiert. Ist nicht mein Werkzeug, sprich: hat mich nicht wirklich überzeugt - bin daher wieder zur Heißluft zurückgegangen.
Wenn jemand Interesse hat, würde ich meine Metabo zum Verkauf anbieten.
Re:Fenster und Türen
Verfasst: Sa 11. Mär 2006, 20:23
von Ulrike Nolte
... ich kenn das Maschinchen nur vom Bild. Für Fenster abschleifen scheint sie mir zu unhandlich/groß.
Ich versuche es jetzt mit Leinöl auf den Kitt, einweichen lassen, abstoßen. Dann die Farbe mit Natron- oder Kalilauge versuchen abzubeizen.
Dieser Tipp, den ich eben telefonisch aus den Reihen der IGB bekommen habe, scheint mir die beste Lösung zu sein. Wenn die olle Farbe denn damit ab geht. Darüber werde ich berichten.
Liebe Grüße
Ulrike
Re:Fenster und Türen
Verfasst: So 12. Mär 2006, 08:58
von Ralf Femmer | KS Freiberg
... By the way ..
die Lackfräse würde ich allenfalls bei "neuen" Fenstern einsetzen, die einen neuen Anstrich benötigen. Dei Gefahr, die vorhande Patina an den historischen Fenstern nachhaltig zu zerstören, ist einfach zu gross.
Zum Auskitten der Verglasungen gibt es sogenannte Kittfräsen. damit bekommt man den alten Kitt sehr gut raus und brauch dann nur noch die Stifte ziehen, bevor das Glas herausgenommen werden kann. Einfach mal einen Glaser in der Nähe fragen.
Nägel mit Rundköpfen bekommst du u.a. bei Frehe, allerdings sind die so alt nun auch wieder nicht. Bei meinen Fenstern sind z.B. die Beschläge mit Schmiedenägeln befestigt worden. Zumindest bei älteren Fenstern würde ich das auch als die Regel ansehen.
fg
Ralf
Re:Fenster und Türen
Verfasst: So 12. Mär 2006, 10:07
von Ulrike Nolte
Hallole,
Ralf, die Kittfräse ist bestimmt ein geniales Werkzeug. Aber ich habe die Befürchtung, dass meine herrlich schlierigen Scheiben auch diese Behandlung nicht überleben. Deshalb gehe ich mit der sanften Methode an die Sache ran: Kitt mit Leinöl einstreichen und einziehen lassen (Leinöl weicht den Kitt wieder auf). Danach mit einem Spachtel vom Glas in Richtung Falz abstoßen. Dabei den Spachtel flach auflegen.
Ich habe noch ein paar Flügel zum Üben bei denen es sich nicht lohnt, das Glas zu retten (zerkratzt, blind). Wenn ich es bei diesen Scheiben schaffe sie heile auszuglasen, schaffe ich das auch bei den schönen Scheiben, um die es mir eigentlich geht. 6 Fenster sind noch komplett damit verglast.
Übrigens, wusstet ihr, dass man früher die besonders schlierigen Scheiben dort eingesetzt hat, wo man zwar einen freien Blick nach draußen, aber nicht nach drinnen gewähren wollte? Es gibt in D noch zwei Glasmanufakturen, die Antikglas herstellen können. Eine davon hat eine wunderbar informative Webseite:
http://www.lamberts.de/
Ganz besonders interessant: die Linksammlung
Schätzungsweise kostet das Glas von denen aber auch ne Stange Geld. Und neu ist eben nicht alt. Trotzdem werde ich mal die Preise erfragen.
So, und nu bestell ich mir Leinöl.
Sonntägliche Grüße
Ulrike
Re:Fenster und Türen
Verfasst: So 12. Mär 2006, 18:10
von Andreas Milling
Es wird wohl noch ein Weilchen dauern,
bis wir frische Pellkartoffeln mit Quark und einem Schuss
Leinöl genießen können.
Das beste Leinöl kommt nach wie vor aus dem Spreewald.
Doch ist auch Dieses nicht in der Lage, ausgehärteten Fensterkitt
aufzuweichen.
Jedenfalls drücke ich Dir meine beiden Daumen, daß Du Deine
mundgeblasenen Fensterscheiben retten kannst.
Die Wahrscheinlichkeit eines überwältigenden Erfolgserlebnisses
ist äußerst gering.
Maschinchen hin und her -- Vorsicht -- Umsicht -- ( die Einsicht
kommt später )
Aller Ehren wert , Ulrike, daß Du Deinen Wunsch für Dich allein
vergegenständlichen willst.
Viel Glück zu Deinem Vorhaben
wünscht Dir -
Andreas aus Nordsachsen
Re:Fenster und Türen
Verfasst: Mo 13. Mär 2006, 07:44
von Ulrike Nolte
Hallo Andreas,
Versuch macht kluch - sagte schon mein Opa immer zu mir.

Ihm habe ich auch meinen Mut zu verdanken, mich an scheinbar Unlösbares zu wagen. Dazu hat er mich, solange ich zurück denken kann, immer ermutigt. Und auch dazu, Zweiflern die Stirn zu bieten. Es gibt Leute in meinem Umfeld, die behaupten, ich sei stur.

Andere nennen es Hartnäckigkeit, ich auch
Ob die Scheiben mundgeblasen sind, wage ich nicht zu beurteilen. Vielleicht ist das "nur" gewalztes Glas. Aber das ist mir im Prinzip egal. Sie sind sehr schön und wert, erhalten zu werden. Deshalb treibe ich diesen, in den Augen meiner Mitmenschen, blödsinnigen Aufwand. Immer getreu meinem Lebensmotto ...
Positive Grüße
Ulrike
Re:Fenster und Türen
Verfasst: Mo 13. Mär 2006, 22:29
von christiane pflug
ach
(ranunkel sind mit meine lieblingsblumen)
hab ich nich schon mal geschrieben "fensterhandwerker.de"
dort habe ich erlebt wie man 91% aller fensterscheiben rettet,(und es gibt auch ein spezialgerät eben da: speed-heater -aus schweden)-
und für ganz kurzentschlossene: am 16. märz ist das nächste seminar dort - dann erst wieder im mai- du solltest UNBEDINGT kontakt aufnehmen.
ich liebe schlieren im glas.....
und: wann wickeln wir den lehmboden??????
(ich weiss: bei uns ist es auch noch zu kalt für fast alles)
liebe grüsse
christiane