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Lehmputz ohne Stroh?
Verfasst: Do 8. Sep 2005, 14:43
von Arne Luetkens
Hallo zusammen!
Zur Entscheidungfindung brauche ich nocheinmal Rat zum Thema Lehm.
Beim vergleichen der Preise und zusammenstellen der Mengen bzw. Sorten bin ich nun auf einen Lehmhersteller gestoßen der besonders günstig zu sein scheint. Allerdings ist dieser Lehm ohne Strohanteile. Jetzt versuche ich abzuwägen ob der für mich in Frage kommt:
Als erstes sollen wie schonmal beschrieben die Mauerwerksausfachungen mit Lehm aufgefüllt werden. Das sind 4cm. Das müßte man also in 2 Schichten machen.... soweit ja kein Problem. Wie ist es denn mit der Kleb bzw. Haftwirkung? Ist die durch das fehlende Stroh geringer?
Des weiteren muß die neu angebrachte Schilfrohrdecke verputz werden (vom Putzer). Das soll wohl in 2 Schichten zu 1.5 und 0.5cm ohne Gewebeeinlage geschehen. Da nun aber das Stroh fehlt, ist da nu vermehrt mit Schwindrissen zu rechnen? Oder müßte man dann doch ein Gewebe einlegen?
Der Riesenvorteil den ich an diesem Universallehm sehe ist, das ich für Grund- und Oberputz den selben Lehm verwende. (Ich möchte keine "arschglatten" oberflächen haben) Wenn ich die ursprünglich geplante Variante wähle (Claytec), dann brauche ich 3 unterschiedliche Sorten: Unlterputz Erdfeucht, Unterputz Trocken, Oberputz trocken....
Ich schrecke nun momentan noch zurück mir die 13 Tonnen Lehm zu bestellen um nachträglich festzustellen das der Lehm doch nicht geeignet ist...
Ich hoffe auf viele Tipps.... allerding kurzfristig.... ich muß endlich anfangen, der Winter naht.
Gruß
Arne
Re:Lehmputz ohne Stroh?
Verfasst: Do 8. Sep 2005, 15:18
von Arne Luetkens
Ich sehe gerade. Der günstige Universallehm (übrigens ist die Marke Rapido bzw aus´m Lehmdiscout) hat eine Körnung von 0 bis 1mm. Dagegen hat z.B. Maxit 0-3mm.
Die Skepsis wird größer! Ich hoffe jemand kann sie mir nehmen.
Arne
Re:Lehmputz ohne Stroh?
Verfasst: Fr 9. Sep 2005, 00:37
von Stefan Haar
Hallo Arne,
das Kostenproblem kenne ich nur zu gut !
Ich bestreite daher meinen Unterputz komplett aus Recyclinglehm, dem ich noch frische Strohhäcksel beimische. So kann ich problemlos 3-4 cm in einer Schicht auftragen, ohne dass mir der Plunder wieder entgegenkommt.
Der Oberputz von Claytech ist vom Material her bisher mein Favorit gewesen - ich werde aber wohl noch einen Versuch mit dem Oberputz von Conluto und von Karphosit fahren, bevor ich mich entscheide. Der Maschinenlehm von Maxit ist mir persönlich viel zu sandig und zu empfindlich. Rapido sagt mir momentan noch überhaupt nichts ...
Die suuuperglatte Oberfläche wollte ich mir in meinem ehemaligen Wirtschaftsbereich eigentlich genauso verkneifen, wie Du. Die robuste Ausstrahlung der Räume wäre völlig hinüber, wenn mit den im Neubau üblichen Maßtoleranzen gearbeitet würde.
Grundsätzlich würe auch möglich nur mit Unterputz (aus Recyclinglehm) aufzubauen und als Finish einen Lehmfeinputz aufzuspachteln. Reduziert die Materialkosten enorm !
Herzliche Grüße
Stefan
Re:Lehmputz ohne Stroh?
Verfasst: Fr 9. Sep 2005, 08:04
von Arne Luetkens
Hallo Stefan.
Im Internet ist der Lehm unter
www.lehmdiscount.de zu finden.
Und ich kämpfe immernoch mit mir....
Gruß
Arne
Re:Lehmputz ohne Stroh?
Verfasst: Fr 9. Sep 2005, 12:48
von Arne Luetkens
So.
Ein neues Angebot hat nun ergeben das die Claytecvariante nicht teurer wird. Entscheidend ist somit nur noch die Qualität.
Was sagt Ihr denn dazu. Es macht doch eigentlich Sinn für Ober- und Unterputz unterschiedliche Mischungen zu verwenden! Beim Lehmdiscount wäre das ja komplett nur eine Sorte. In der Verarbeitung und Mengenermittlung ein riesen Vorteil, aber was ist mit der damit erzielten Qualität?
Gruß
Arne
Re:Lehmputz ohne Stroh?
Verfasst: Fr 9. Sep 2005, 12:59
von Stefan Haar
Der Unterputz braucht längere Strohhäcksel, um die Rissgefahr im Putz durch Bewegung des Fachwerks zu reduzieren.
Im Oberputz stören diese längeren Strohhäcksel aber an der Oberfläche. Daher werden hier sinnvollerweise kurze Häcksel oder Fasern zur Bewehrung beigemischt.
Re:Lehmputz ohne Stroh?
Verfasst: Fr 16. Sep 2005, 09:29
von sara
eine weitere frage zu diesem thema:
wenn die stampflehmwand aus holzleichtlehm erstellt wird, benötigt man für den weiteren aufbau einen separaten putzträger wie schilfrohrmatten? oder kann man direkt mit unter-/feinputz auf den holzleichtlehm?
baut ihr unter dem oberputz noch eine gewebearmierung zur vermeidung von rissen?
gruss
sara
Re:Lehmputz ohne Stroh?
Verfasst: Fr 16. Sep 2005, 11:35
von Stefan Haar
Ein separater Putzträger ist hier eigentlich nicht erforderlich. Im Allgemeinen wird nur ein Gewebe im Bereich der Lattenkonstruktion eingelegt. Bei gut Stroh bewehrtem Unterputz (2-3 cm) geht es nach meiner Erfahrung auch gut ohne.
Grundsätzlich erfordert der Holzhäckselleichtlehm einen zumindest zweilagigen Lehmputz.
Herzliche Grüße
Stefan
Re:Lehmputz ohne Stroh?
Verfasst: Fr 16. Sep 2005, 13:02
von sara
Stefan Haar hat geschrieben:
Im Allgemeinen wird nur ein Gewebe im Bereich der Lattenkonstruktion eingelegt.
Grundsätzlich erfordert der Holzhäckselleichtlehm einen zumindest zweilagigen Lehmputz.
was heißt im bereich der lattenkonstruktion? heißt das komplett über die fläche der oberfläche auf die lattung auftackern und dann darüber putzen??
mit welchem anbieter (kosten/qualität) hast du die besten erfahrungen gemacht- claytec, ...?
kann man eigentlich auch noch im september/oktober die stampflehmwand (stärke ca. 10cm) erstellen (kein zeitdruck für trocknungszeit)?
Re:Lehmputz ohne Stroh?
Verfasst: Fr 16. Sep 2005, 19:07
von Stefan Haar
... Gewebe mit möglichst groben Maschen (10-20 mm) 5-10 cm auf beiden Seiten der Latten überstehen lassen ... soll ja schliesslich den Materialwechsel ausreichend überbrücken

... wenn genug Strohhäcksel drin sind, geht's ab ca. 2 cm Unterputz auch mal ohne.
Vollflächige Bewehrung schadet auch nicht (sofern die Maschen nicht zu klein sind), wäre dann aber besser zwischen Unterputz und Oberputz eingebettet.
... Hersteller für welches Material? (Gewebe, Lehmputz oder Holzhäcksellehm) ...
... 10 cm klingt ziemlich nach Innenschale ... ob's noch geht, oder nicht, hängt - wie so oft - von vielen Faktoren ab. Ist der Untergrund trocken und saugfähig? Kann optimal quer gelüftet werden? Kann schon geheizt werden? Wie wird das Wetter in den nächsten Wochen?
Mit fortschreitender Jahreszeit steigt natürlich das Risiko von Pilzen während der Trocknungsphase. Grundsätzlich nicht sonderlich dramatisch, aber je schneller das Material trocknen kann, desto besser ist es natürlich.
Ich würde entweder bis zum Frühjahr warten, oder auf Leichtlehmsteine zurückgreifen.
Herzliche Grüße
Stefan
Re:Lehmputz ohne Stroh?
Verfasst: Sa 17. Sep 2005, 20:56
von sara
hersteller für holzhäcksellehm, lehmputz und gewebe
der untergrund ist eichenfachwerk mit ziegelgefachen.
fenster sind schon eingebaut, quer-/ durchlüftung ist aber durch oberlichter möglich..
stampflehmwand muss schnell rein, damit dann die rohrleitungen der wandtemperierung verlegt werden können, um im nächsten schritt heizen zu können...
zum wetter kann ich nichts sagen, aber einbringen würde ich den stampflehm in der letzten sept.-woche...
"das Risiko von Pilzen": was hieße das denn für uns? halten sich die pilze auch nach dem trocknen bzw. das mycel? z.b. hausschwamm?
welchen einfluss hätte frost?
Re:Lehmputz ohne Stroh?
Verfasst: So 18. Sep 2005, 13:03
von Sven Teske | KS Dahme-Spreewald
Hallo Sara,
die "Pilze" dürften sich wohl in erster Linie auf Schimmelpilze bezogen haben. Die entstehen, wenn eine relative Feuchte von 80 % (oder mehr) über einen Zeitraum von mindestens 6 stunden täglich, an mehr als vier Tagen herrscht. Bei niedrigen Außentemperaturen und ungeheizten Innenräumen ist dieser Zustand schnell erreicht.
Verwerfen mußt Du dein Vorhaben deshalb nicht. Je nach Raumvolumen und Witterungslage (vor allem Winddruck auf die Fassade) läßt sich Feuchte meistens ausreichend durch Konvektion abtransportieren (ggf. kannst Du mit einem Gasgebläse die Temperatur erhöhen und die rel. Feuchte etwas absenken).
Viele Grüße, Sven.
Re:Lehmputz ohne Stroh?
Verfasst: Mo 19. Sep 2005, 11:02
von sara
@stefan haar
man sagt doch: trocknungsphase einen sommer oder eine heizperiode, richtig?`
eine weitere möglichkeit wäre dann vielleicht auch:
die stampflehmwand noch aufzuschieben. erst den lehmgrundofen bauen zu lassen, um dann noch vielleicht ab oktober den holzleichtlehm in ca. 10-12cm stärke einzubringen und mit dem grundofen trocken zu heizen. das haus ist auch zum obergeschoss offen, so dass die wärme dort auch hinkommt.
parallel kann nach erstellen der wand mit dem verlegen der heizrohre zur wandtemperierung begonnen werden, um später den holzvergaserkessel in betrieb zu nehmen.
aus deiner sicht möglich/sinnvoll?
was wäre zu beachten? fensteroberlichter ausgestellt und "feuern"?
gruss
sara
sara hat geschrieben:
hersteller für holzhäcksellehm, lehmputz und gewebe
der untergrund ist eichenfachwerk mit ziegelgefachen.
fenster sind schon eingebaut, quer-/ durchlüftung ist aber durch oberlichter möglich..
stampflehmwand muss schnell rein, damit dann die rohrleitungen der wandtemperierung verlegt werden können, um im nächsten schritt heizen zu können...
zum wetter kann ich nichts sagen, aber einbringen würde ich den stampflehm in der letzten sept.-woche...
"das Risiko von Pilzen": was hieße das denn für uns? halten sich die pilze auch nach dem trocknen bzw. das mycel? z.b. hausschwamm?
welchen einfluss hätte frost?
Re:Lehmputz ohne Stroh?
Verfasst: Mo 19. Sep 2005, 12:31
von Stefan Haar
@sven: Gasbrenner erzeugen zwar Wärme, aber gleichzeitig auch relativ viel Feuchtigkeit
@sara:
offensichtlich bist Du wild entschlossen beim Stampflehm zu bleiben ... der Grundofen ist natürlich eine sehr gute Option um ohne große Probleme den Stampflehm noch trocken zu bekommen. Dann solltest Du aber schnellstmöglich mit dem Stampflehm beginnen und parallel den Ofen bauen lassen. Unter ähnlichen Rahmenbedingungen habe ich vor 11 Jahren meinen Bau getrocknet (Lehmbau September bis November), Einzug im Dezember bei zwei laufenden Kondenstrocknern ... nicht Jedermanns Sache, aber es ging

- in Deinem Fall wären die Rahmenbedingungen dann sogar besser als seinerzeit bei mir.
Probleme mit Frost dürfte es eigentlich nicht geben, da genug Platz für die Eiskristalle vorhanden ist.
Beim Lehmputzmaterial arbeite ich beim Unterputz eigentlich immer manuell und mit Recycling-Lehm. Ansonsten habe ich mit den Claytech-Produkten bisher immer beste Erfahrungen gesammelt. Dank der sehr hohen Claytech-Preise werde ich aber bei meiner laufenden Ausbaustrecke wohl auf die Produktpalette von Conluto zurückgreifen, die qualitativ quasi gleichwertig sein dürften. Zwei Testsäcke (Unter- und Oberputz) von Karphosit muss ich erst noch ausprobieren.
Bezüglich des Gewebes am Besten bei Thomas Gottwald (Kontaktstelle Wolfenbüttel) anklingeln. Hier habe ich keine Bezugsadresse und Thomas ist Lehmbau-Profi. Die gängigen Kunststoffgewebe für Wärmedämm-Verbundsysteme sind jedenfalls zu engmaschig.
Für den Trocknungsprozess selbst wäre dann Dauerquerlüftung bei gekippten Oberlichtern sicher das Effektivste. Alternativ häufig stoßweise quer lüften, um die feuchtwarme Luft raus zu bekommen.
Herzliche Grüße
Stefan
Re:Lehmputz ohne Stroh?
Verfasst: Di 20. Sep 2005, 11:12
von sara
@stefan
von welcher firma wählst du den holzleichtlehm- talis, claytec oder?
bis wann kann ich den lehm abrufen? ist das verhandlungssache mit den firmen?
gruss
sara