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Riegelfugen

Verfasst: Mo 11. Jul 2005, 12:05
von sara
hallo,

folgende situation:

fachwerk instandgesetzt, gefache mit originalsteinen und muschelkalk neu ausgemauert.
teilweise zwischen alten riegeln und ständern relativ große fugen, teilweise 10-12mm. ebenfalls im bereich rähm stoß auf stoß mit holznägeln gesichert- auch dort im altbestand teilweise größere fugen.
das fachwerk soll gereinigt werden und dann vielleicht geölt aber nicht gestrichen werden.

wie verfahrt ihr hiermit? lasst ihr die fugen offen, setzt ihr ein kompriband, ... ???

Re:Riegelfugen

Verfasst: Mo 11. Jul 2005, 12:56
von Stefan Haar
Die offenen Stoßfugen machen in der Regel überhaupt keinen Schaden, weil eventuell eindringendes Wasser schnell wieder ablüften kann.

Kompriband an dieser Stelle ist keine Lösung - sieht auch Käse aus ;)

Wenn es doch unbedingt gemacht werden soll, dann durch "Ausspähnen" mit Passstücken aus der Holzart des Fachwerks - einseitig angeleimt.

Auch Lehm+Kuhdung (von glücklichen Kühen) soll schon erfolgreich verwendet worden sein.

Re:Riegelfugen

Verfasst: Mo 11. Jul 2005, 13:11
von sara
passstücke? meinst du aussetzen? das passt doch mit der maserung nicht, oder?
die maserung verläuft im riegel waagerecht. ich kann aber nicht eine nur 10mm breite scheibe horizontalverlaufender maserung schneiden und einsetzen, oder?

feuchtigkeit war auch nicht meine größte sorge.
eher insekten, die den weg nach innen suchen könnten. hatte vor der sanierung theater mit einem ganzen bienenstock in der wand. hörete sich beim entfernen an wie ein alter /8 220 diesel- so hat es gebrummt.

ein vorschlag einer fa. war spritzkork. angeblich aber nicht uv-stabil und müsste mit uv-schutz versehen werden.
das hört sich in meinen ohren allerdings deutlich nach chemie an.

was meinst du zu insekten und spritzkork?

Re:Riegelfugen

Verfasst: Mo 11. Jul 2005, 14:52
von Stefan Haar
Passstücke machen als Scheibchen nur dann Sinn, wenn die Maserung parallel zum Stiel verläuft. Die Klebefuge sollte dann sinnvollerweise auch zwischen Passstück und Stiel sitzen.

Wenn in Deinem Fachwerk genug Platz für einen ganzen Bienenschwarm ist, solltest Du Dir Gedanken um die Verfüllung dieser unerwünschten Hohlräume machen - nur Bitte nicht mit Montageschaum ;D

Spritzkork zur Fugendichtung wäre auch eine Möglichkeit - unliebsame Chemie sollte zumindest in dem Spritzkork von AURO nicht drin sein. Ähnliches Material gibt es auch von Würth, wobei das Material von WÜRTH vom Farbton her eher dem von altem Holz entspricht. Das Auro-Material ist eher Naturkorkfarben.

Spritzkork hält sicher nicht ewig, aber ich habe bei meinen Fensterfugen nach nunmehr 10 Jahren noch keine wesentlichen Auflösungserscheinungen feststellen müssen. Ein bisschen bröseliger wird es im Laufe der Zeit aber schon.

Re:Riegelfugen

Verfasst: Mo 11. Jul 2005, 15:08
von sara
es war vor der entkernung platz für bienen und um das zukünftig nach der sanierung zu vermeiden denke ich über das schließen dieser fugen zwischen riegel und stiel nach.

deiner ausführung entnehme ich, dass du spritzkork von auro im bereich der fenster eingesetzt hast. welchen fugenbreite musste dort überbrückt werden?

was meinst du offen lassen oder schließen?? gibt es zu dem spritzkork auch noch weitere alternativen?

"Ein bisschen bröseliger wird es im Laufe der Zeit aber schon"- hier denke ich, solange es dicht verschließt- ok. aber wenn es porös wird und wasser kapilar eindringen kann, aber nicht mehr verdunsten, gammelt es doch innenliegend, richtig?

wir mit dem dem spritzkork nur die aussen fugen geschlossen oder der ganze hohlraum ausgespritzt?

Re:Riegelfugen

Verfasst: Mo 11. Jul 2005, 15:32
von Stefan Haar
Hohlräume - wenn möglich - mit Lehm füllen!

Spritzkork ist diffusionsoffen, eingedrungene Feuchtigkeit kann also gut verdunsten.

Die von mir geschlossenen Fugen waren bis etwa 3 cm breit. Das Material sollte zumindest in einer 2-3 cm dicken Schicht eingebracht werden (Spritzkorkkartuschenpresse und/oder Fugenkelle)

Ich würde versuchen, die vorhandenen Hohlräume mit Lehm zu verfüllen. Was die Fugen angeht: Offen lassen ist die schnellste und preiswerteste Alternative :D, mit Strohlehm verfüllen geht auch prima, wenn nicht zuviel Schlagregen auf der Fassade lastet. Die Spritzkork-Variante ist eine ziemlich klebrige Variante - ich habe anfangs reichlich geschimpft, bis ich den Bogen raus hatte. Die fachgerechteste, aber auch schwierigste Variante ist die mit den Holzpassstücken.

Re:Riegelfugen

Verfasst: Mo 11. Jul 2005, 15:41
von sara
nach innen gibt es keine (es sei denn einen grossen) hohlräume. bisher steht nur der ziegel im gefach. die holzleichtlehmwand muss noch gestampft werden.

holzpassstücke:
nochmal: wenn der riegel horizontale maserungen hat, dann kann ich doch auch nur stücke mit gleichem masererungsverlauf einsetzen, richtig? bei fugen von 10-12mm ist es doch gar nicht möglich derartige stücke zu sägen- die zerbröseln doch.

Re:Riegelfugen

Verfasst: Mo 11. Jul 2005, 15:57
von Stefan Haar
... über die Leichtlehm-Innenschale sollten dann keine kritischen Hohlräume mehr vorhanden sein.

Die leicht keilförmigen Holzscheibchen werden mit dem Faserverlauf parallel zum Stiel (winklig zu Riegeln und Streben) einseitig am Stiel angeleimt. Genaues Arbeiten ist hier die wichtigste Voraussetzung für ein dauerhaft gutes Ergebnis.

Hirnholzscheiben machen selbstverständlich keinen Sinn ;)

Re:Riegelfugen

Verfasst: Mo 11. Jul 2005, 20:41
von Ralf Femmer | KS Freiberg
Hallo Sara, hallo Stefan
Schon wegen der Oberfläche würde ich von Spritzkork abraten. Da sieht so eine offene Stoßfuge bedeutend besser aus.
Aber ich teile auch die Auffasung nicht, daß das Einleimen von Hirnholzstreifen keinen Sinn macht. Ich habe an verschiedenen Objekten sehr gute Erfahrungen mit dem Einleimen mit einem entsprechenden Wasserfesten Leim und dem gleichzeitigen Einsetzen von Dübeln gemacht (die halte ich aber nicht mal unbedingt für nötig).
Etwas an den Stiel anzuleimen macht nur dann Sinn, wenn das gleichzeitig eine optische Ständerverbreiterung zur Folge hat. Sonnst wird das an den entsprechenden stellen immer etwas dürftig aussehen.
FG
Ralf Femmer

Re:Riegelfugen

Verfasst: Di 12. Jul 2005, 10:17
von sara
"Etwas an den Stiel anzuleimen macht nur dann Sinn, wenn das gleichzeitig eine optische Ständerverbreiterung zur Folge hat. Sonnst wird das an den entsprechenden stellen immer etwas dürftig aussehen."

aber ist es nicht genau das, was hinterher seltsam aussieht.
z.b. der stiel hat auf der länge von 3000mm eine breite von 240mm. im bereich des riegel d.h. auf ca 180mm springt die breite des stiels dann auf 250-255mm.
sieht das nicht ein bißchen seltsam aus???

ralf/stefan, habt ihr vielleicht ein foto aus der praxis, auf dem man diese art der lösung mal sehen kann??

das setzen von dübeln ist jetzt nicht mehr möglich, da alle riegel bereits eingesetzt und die gefache wieder eingemauert sind.

Re:Riegelfugen

Verfasst: Di 12. Jul 2005, 15:15
von Dietmar Fröhlich
Hallo Sara,
man muß ganz oft Kompromisse eingehen. Entweder in der Ästhetik oder in der Substanz. Holzergänzungen, gut eingepaßt, so daß sie selbst beim "arbeiten" des Fachwerks nicht zusätzlichen Druck ausüben, ist recht zeitintensiv. Das kann man später als Hobby betreiben.
Wenn es durch Schwund, Setzung etc. eine größere offene Fuge gibt, würde ich diese jedoch möglicherweise auch ausspänen. Die Holzergänzung würde ich aber dort ansetzen, wo sie wirklich fehlt, d.h. ist der Riegel zu kurz, dann würde ich am Riegel das Holz vervollständigen, nicht am Ständer.
Einfacher geht es freilich mit Lehm. Auch den kann man oberflächlich und im Detail so anpassen, daß es optisch nicht stört. Ich weiß: Das ist dann nicht "echt".

Freundliche Grüße
Dietmar

Re:Riegelfugen

Verfasst: Di 12. Jul 2005, 15:24
von Ralf Femmer | KS Freiberg
Hi Sara
Im Prinzip hat Dietmar schon auf deine Frage geantwortet. Holz sollte man immer da ansetzten, wo es fehlt. Indeinem Fall also am Riegel.
Wenn der Ständer im beriech des Riegels breiter wird, sieht das natürlich seltsam aus. Du könntest aber alterantiv über die gesamte Ständerlänge ein 1 cm breites Holz (Leiste) anleimen. Damit würdest du den Ständer optisch allerdings verbreitern.
FG
Ralf Femmer

Re:Riegelfugen

Verfasst: Di 12. Jul 2005, 15:31
von sara
@ralf
wie gesagt gefache sind schon wieder geschlossen.

@dietmar
was muss ich unter ausspänen verstehen? wie funktioniert es, und wie sieht hinterher die oberfläche aus?

Re:Riegelfugen

Verfasst: Di 12. Jul 2005, 15:44
von Ralf Femmer | KS Freiberg
Hi Sara
Dann würde ich die Riegel "verlängern" und im Verlauf der Maserung des Riegels Holzscheiben einleimen.Unter Ausspännen versteht man das entweder auskeilen von Rissen im Hölzern mittels kleiner Splisse, oder auch das einleimen von dünnen Leisten in die Risse.
FG
Ralf

Re:Riegelfugen

Verfasst: Di 12. Jul 2005, 19:43
von Dietmar Fröhlich
Hallo Sara,
Ralf hat schon geantwortet. Ausspänen ist so ein Begriff aus der Holzrestaurierung: Paßgerechtes Einsetzen eines Holzstücks in einen Längsriß oder Fehlstelle. Es sollte möglichst die gleiche Holzart sein. Die Ergänzung darf nicht gewaltsam eingepreßt werden, weil sonst neue Spannungen entstehen können. Beim Fachwerkbalken ist das vielleicht nicht ganz so problematisch, im Gegensatz zur Holzskulptur.
Die Oberfläche (Ansichtsfläche) kann & soll man dann so anpassen, daß sie an der Balkenaußenseite ganz bündig ist. Wie schon mehrfach gesagt: Die Ergänzung wird nur an einer der Längsseiten verleimt, damit sie optimal mit dem Holz "mitarbeiten" kann.