@ Hallo Ralf, Stefan und salinodg,
ich habe mir ebenfalls dieses Internetseite und Fotos angesehen. Ihr habt recht: Fachwerk ist das nicht... Nur Fassadenschmuck. Wie gehen wir damit um

Nachfolgende Zeilen sind durchaus auch provozierend zu sehen:
Mir ist völlig klar, daß bei uns IGB-Leuten alle Alarmglocken läuten. Was da gezeigt wird ist reiner, aufgesetzter Fassadenschmuck. Mehr nicht.
Doch erinnere ich daran, daß dies z.B. in der Gründerzeit genauso war. Auf einer einfachen, schlichten Wand wurde mittels Stuck (Massenware) und etwas Farbe viel falscher Prunk und Reichtum vorgegaukelt. Trotzdem möchte ich diese Gründerzeitviertel heute keinesfalls mehr missen. Im Gegensatz zu anderen Baustilen haben sie Würde und Ausstrahlung.
Oder nehmen wir das Fernsehen. Fast alle, die dort auftreten, sind heute geschminkt. Ist das "echt" ?
Oder nehmen wir die Dritten Zähne. Die haben neben der weiterhin zu gewährenden Funktion auch eine ästhetische Aufgabe zu erfüllen.
Oder: Wie ist das mit aufgeklebten Fingernägeln ?
Bevor ich zur IGB kam, hatte ich einer Stadt im Harz empfohlen, man möge nicht in jeden Fall nur darauf pochen, das Fachwerk wieder zu ergänzen. Damals (wie heute) ging es auch um die Kosten. Ich hatte vorgeschlagen, eine fehlende Hälfte eines Schwellbalkens im OG - die Wand war sonst in Ordnung - einfach mittels Farbe zu ergänzen und nicht alles aufzureißen. Bloß - Damit das Bild wieder stimmt. Nicht das Fachwerk. Eine Substanzverbesserung ist das nicht, aber in der Wirkung.
Überall sehe ich heute Disney, laute Fraben und Kontraste. Und von harmonischen, geschlossenen und intakten Ortsbildern kann schon lange keine Rede mehr sein. ( Ich bin über die Malerei zur Restaurierung und Denkmalpflege gekommen.) Doch wünsche ich mir mehr Geschlossenheit in den historisch gewachsenene Stadt- und Straßenbildern. Doch das Gegenteil ist der Fall: Es entstehen immer mehr, immer neue Kontraste, anstatt Harmonie.
Freilich habt Ihr alle recht.! Wir wollen keine Imitate, sondern historische Originale möglichst lange erhalten.
Unsere Aufgabe muß es sein, falsche Erscheinungen (auch in Gestaltungsfragen) aufzuzeigen und auf einen richtigen Weg zu bringen. Grundsätzlich verbieten kann man das jedoch nicht.
Wenn sich solche aufgeputzten Imitate gestalterisch gut mit der Nachbarbebauung vertragen, kann ich durchaus 1 1/2 Augen zudrücken.
Problematisch wird dann alles schon wieder in 15 Jahren bei Putzschäden. Wie mögen diese dann aussehen.??
Nun dürft Ihr alle auf mich herumhacken. Ich halte das aus.
Dietmar