Deckenaufbau Balkendecke

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Martin Hahn
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Deckenaufbau Balkendecke

Beitrag von Martin Hahn »

Hallo zusammen,

ein altbekanntes Thema ;) Da hier aber scheinbar Sommerloch vorherrscht erlaube ich mir es mal wieder anzusprechen...

Es geht um die Decke zwischen 1. OG und einem später auszubauenden Dachboden in einem klassischen sächsischen Bauernhaus anno 1790. Die Deckenbalken haben die Maße von 25x25.

Im 1. OG sind die Balken zu einem Teil sichtbar. Zwischen die Balken wurde mittels Lattung eine Trockenbaudecke eingebaut. Die Lattung ist jedoch wahrscheinlich zu schwach um einen Fehlboden und eine Schüttung aufzunehmen. Dementsprechend die Frage, wie man nach "oben" weiter machen könnte. Da die Dachbodenausbau noch ein paar Jahr dauern wird, würde ich als Abschluss oben gern OSB haben, um dort eine temporäre Wärmedämmung aufzulegen und später einen Basis für den Zimmereinbau zu haben.

Zum Zwecke des Tritt- und Luftschalls würde ich jedoch gern eine Schüttung verarbeiten. Mit schwebt vor, eine dünne OSBplatte auf die Deckenbalken aufzubingen, welche später die Schüttung aufnehmen kann. Darauf bzw. in die flächige Schüttung dann Distanzlatten, welche eine weitere OSBplatte, den eigentlichen Fußboden aufnehmen.

Folgende Probleme sehe ich dabei:

1) Der Hohlraum zwischen Zimmerdecke 1.OG und dünner OSBplatte wirkt wie ein Resonanzkasten und
2) So eine richtige Entkopplung zwischen Fußboden Dachgeschoß und Deckenbalken lässt sich nicht realisieren.

Habt ihr Ideen dazu?

Martin
M.Mader
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Re: Deckenaufbau Balkendecke

Beitrag von M.Mader »

Hallo Martin,

ich gehe mal davon aus dass die Lattung der Trockenbaudecke unter den Deckenbalken hängt? Dann kannst Du doch ohne große Probleme einen traditionellen Fehlboden (von oben) einziehen:
-Latten unten an die Deckenbalkenflanken schrauben/nageln
-Fehlbodenbretter darauf
-Rieselschutz (Baupapier/Vlies)
-Schüttung

Eine Wickeldecke von oben installieren ginge auch, macht aber bei offener Decke mehr Spaß :)

Bei OSB-Platten habe ich persönlich Probleme im Altbestand:
1. kein langzeiterprobtes Bauteil (zumind. im Zeithorizont der Häuser von IGB-Mitgliedern)
2. unklare "Zutaten". Auch wenn sie nach heutiger Deklaration schadstoffarm sind, heisst das nicht dass eine Komponente irgendwann doch als Schadstoff erkannt wird.
3. Diffusionsbremse

Gruß

M. Mader
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Ralf Femmer | KS Freiberg
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Re: Deckenaufbau Balkendecke

Beitrag von Ralf Femmer | KS Freiberg »

Hallo Martin,
M. Mader hat das eigentliche Problem schon angesprochen. die OSB Platte dürfte an der Stelle wie eine Dampfbremse wirken. Das kann je nach Aufbau nicht schlecht sein, allerdings würde das nach meiner Auffassung nur Sinn machen, wenn du die Deckenbalken ebenfalls einkleidest. Da diese aber teilweise Sichtbar sind, dürfte das ja wohl eher nicht gewünscht sein.
Ich gehe mal davon aus, dass deine Decke an einer Unterkonstruktion angebracht worden ist, die aus seitlich an die Deckenbalken angebrachten Latten und eventuell noch daran befestigten Lattenstücken, die dann die Gipskartonplatte (?) tragen, hergestellt wurde.
In diesem Fall kannst du auf die seitlichen Latten einen Fehlboden aus z.B. unbesäumten Brettern aufbringen. Vorher solltest du kontrollieren, ob die Latten ausreichend befestigt worden sind. Auf den Fehlboden legst du dann ein Rieselschutz (z.B. aus Papier oder Flies).
Dann kannst du deine Schüttung einbringen. Die seitlichen Latte sollten 4/6 cm haben. Dann bist du auf der sicheren Seite. Um keinen Resonanzraum entstehen zu lassen, kannst du den Zwischenraum mit einem Dämmstoff ausfüllen. Da würde sich je nach deinen persönlichen Vorlieben Mineralwolle, Hanf, Flachs oder Holzwolle anbieten.
Um eine entkoppelte Fußbodenkonstruktion zu bekommen, solltest du auf die deckenbalkengleich abgezogene Schüttung eine Sparschalung (Schalung aus unbesäumten Brettern, die auf Abstand auf die Balkenlage genagelt werden) möglichst ausnivelliert aufbringen. Darauf kannst du dann mit einem schwimmenden System arbeiten (Holzweichfaserplatte und darüber eine Spann- oder OSB-Platte, Trockenstrich etc.) oder mit einem System wie es z.B. Pavatherm anbietet. Letzteres hat den Vorteil, das du mit Massivholzdielen arbeiten kannst. Bei den anderen Varianten bieten sich schichtverleimte Materialien wie z.B. Fertigparkett oder Fertigdielen an. Natürlich ist auch Echtholzparkett eine Option.
In jedem Fall solltest du darauf achten, das deine Konstruktion, mindestens solange das DG noch nicht ausgebaut ist, diffusionsoffen bleibt. Dann kann eigentlich nichts anbrennen.
FG
Ralf
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Martin Hahn
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Re: Deckenaufbau Balkendecke

Beitrag von Martin Hahn »

Vielen Dank für die Hinweise und Erläuterungen!

Die GK-Platten sind an Längsleisten am Balken sowie unter den Längsleisten geschraubten Querleisten befestigt. Die Leisten selbst sind nur 22x45 und dadurch recht schwach. Mit dem Einbringen eines dünnen Fehlbodens wären bis zur Balkenoberkante ca. 5cm Schüttung möglich. Diese Menge sollte durch das Leistengerüst statisch möglich sein. Nur die Frage: Lohnt der Aufwand mit Fehlboden bei 5cm Schüttung, oder wird diese Ihre Wirkung nicht großartig entfalten können? Als Schüttung würde ich geglühten Quarzsand wählen?

Der weitere Aufbau könnte mit Pavatherm bzw. STEICO-Floor erfolgen, wie Ralf erläutert hat.
Ist der Unterschied zwischen 40er und 60er beim Schallschutz relevant oder nur für den Wärme/Kälteschutz?

Herzliche Grüße

Martin
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Sven Teske | KS Dahme-Spreewald
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Re: Deckenaufbau Balkendecke

Beitrag von Sven Teske | KS Dahme-Spreewald »

Ahoi Martin,

für den Luftschallschutz muss ein Stoff mit einer möglichst geringen dynamischen Steifigkeit (wie z.B. Schafwolle, Mineralfaserdämmstoff o.dergl.) verwendet werden - und zwar dort, wo der Luftschall unmittelbar auf die Bauteiloberflächen einwirkt. Das wäre in deinem Fall der Deckenhohlraum.

Der Schutz gegen eine Körperschallübertragung mit der geplanten Schüttung aus geglühtem Quarzsand ist nicht zielführend, weil dieser Schallschutzeffekt erst ab einem Flächengewicht (für das gesamte Bauteil, hier der Decke) von über 300 Kg/m2 zu wirken beginnt. Mit der genannten Konstruktion landest Du bei ca. 100 - 130 Kg / m2 (je nach Schüttstoff).

Meine Empfehlung hinsichtlich des Schallschutzes daher :

Statt der Schüttung zwischen den Balken eine Dämmstoffschicht von 40 mm, darüber den beschriebenen Blindboden. Darauf kannst Du dann alle anderen beschriebenen Aufbauten ausführen. Soweit ein beheizter Raum darüber angeordnet wird, kommt es bei dem weiteren Aufbau vor allem auf die schalltechnische Entkopplung der einzelnen Schichten (sowohl in der Vertikalen als auch in der Horizontalen) an (keine starren Befestigungen im Untergrund, einhalten von Randfugen).

Dann klappt´s (schalltechnisch) auch mit dem Nachbarn....

herzliche Grüße, Sven.
Teske + Schwiede Architekten
Sachverständige für Schäden an Gebäuden

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