Kapillare Leitfähigkeit von Holzfaserdämmplatten.

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Michael Drews
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Kapillare Leitfähigkeit von Holzfaserdämmplatten.

Beitrag von Michael Drews »

Einen schönen guten Abend an alle.

Ich habe einige Fragen zur kapillaren Leitfähigkeit von Holzfaserdämmplatten. Und ich hoffe, dass ich mich verständlich ausdrücken kann.

Es heißt ja immer, dass diese Platten eine hohe kapillare Leitfähigkeit haben und somit besonders gut zur Innendämmung taugen.
Um das nachvollziehen zu können, habe ich ein Reststück (ca. 10cm x 20cm und 6cm stark) einer Gutexplatte in eine Schale gestellt und 100ml Wasser zugegeben. Doch leider fand da überhaupt kein kapillares Aufsteigen des Wassers statt. Da ich nicht genau den Typ der Platte wusste, schob ich es darauf, dass sie vielleicht hydrophobiert ist.

Nun habe ich mir eine Steico Therm internal besorgt. Etwas besonderes ist hier der Aufbau. Eine Aussenseite der Platte ist von etwas anderer Struktur als der Rest der Platte und ca 1 mmm stark. Da die Platten naßverleimt sind, können sie nur in einer begrenzten Dicke hergestellt werden. Damit größere Stärken erreicht werden können, werden einfach zwei Platten aufeinander geklebt. Somit ist mitten in der Platte eine Kontaktschicht von "normaler" Holzfaser mit dieser dünnen Schicht.

Gleicher Versuch. Hier findet ein kapillarer Feuchtetransport nur in dieser dünnen Schicht statt. Also auf einer Aussenseite und in mitten der Platte in dieser Kontaktschicht. Und dies nur in vertikaler Richtung. Also die Platte saugt sich in der Mitte in einer Stärke von ca. 2mm richtig voll (in vertikaler Richtung), das Wasser kommt aber eigentlich nicht mehr raus, da der Rest der Platte kein Wasser transportiert. Dies kann doch nicht im Interesse des Erfinders sein, oder?

Nun meine Fragen.

Einen ähnlichen Versuch gab es hier "http://forum.igbauernhaus.de/viewtopic. ... lar#p10133" schon mal von Stefan Haar. Interessant für mich wäre das Ergebnis mit der Pavatex Diffutherm ...

Hat jemand anderes auch so etwas getestet?
Was gibt es grundsätzlich für praktische Erfahrungen mit Holzfaserplatten für die Innendämmung in Bezug auf Feuchtigkeit?
Hat jemand schon mal so eine Innendämmung wieder entfernt und nachgeschaut, wie es dahinter aussieht?

Es gibt von der Firma redstone eine mineralische Innendämmung. Hat jemand damit Erfahrung? Die kapillare Leitfähigkeit dieses Materials ist erstaunlich. Damit habe ich das auch getestet.

Über Antworten würde ich mich sehr freuen.

Vielen Dank schon mal und einen schönen Gruß von mir.

Michael Drews.
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Martin Hahn
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Re: Kapillare Leitfähigkeit von Holzfaserdämmplatten.

Beitrag von Martin Hahn »

Hallo zusammen,

schade das hier keine weiteren Meldungen zum Thema eingehen. Nachdem wir unsere Innendämmung im 1. OG (massive Ziegelwand "Poroton") und Putzarbeiten beendet haben beginne ich an der verwendeten STEICO therm internal Holzfaserplatte etwas zu zweifeln.

Anbei zwei Fotos von der letzten Maßnahme.

Folgender Aufbau: Porotonziegel -> Lehmschlämme -> STEICO therm internal mit Claytec Unterputz aufgeklebt und zweifach gedübelt -> Montage Wandheizung (mittels Estrichmatten und Kabelbindern) -> Einputzen Wandheizung mit Rückbaulehm aus Innenfachwerk -> Claytec Unterputz zum Ausgleichen - > Claytec Oberputz.

An der Fenstern zeigte sich nun nach einer Woche Trocknung (mit Heizungsunterstützung) folgendes Bild:

Bild

bzw.

Bild


Irgendwie scheint sich die Klebschicht der drei Plattenbestandteile aufgelöst zu haben. Auseinanderfallen wird es sicherlich nicht, aber es entstehen unschöne Luftzwischenräume und dem Feuchtetransport nach außen wird dies sicherlich auch nicht gerade förderlich sein.

Wie ist Eure Meinung dazu?

Wie ist Eure Meinung zu STEICO Holzfaserplatten, speziell der der therm internal?
Sven Roos
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Re: Kapillare Leitfähigkeit von Holzfaserdämmplatten.

Beitrag von Sven Roos »

Dass sich da keiner zu äussert liegt, vermutlich daran, dass das ein Sch****thema ist.

Wenn man diese Dinge angeht, sollte man zunächst sicherstellen, dass man auf keinen Fall die Kapillarwirkung und die Diffusion miteinander verwechselt.

Grundsätzlich sollten in einem solchen Forum nur Ratschläge gegeben werden, die sich im Rahmen der Regeln der Bautechnik bewegen.
Das bedeutet in diesem Fall, dass auf die Innenseite einer Innendämmung eine Dampfsperre gehört!
Als Alternative gehen höchstens mineralische Dämmplatten, die feuchtebeständig sind und ggf.auftretende Feuchtigkeit aufnehmen und abführen können. Das Zeug ist überraschend teurer.

Das Aufbringen von Lehmputz auf eine organische Dämmplatte ist das direkte Gegenteil davon und kann nicht gutgehen.

Bis die Feuchtigkeit raus ist, ist alles hin. Wenns überhaupt jemals trocknet. Trockenbau hat große Vorteile.....

Ich liebe Lehm........ aber nur auf feuchteresistenten am besten auch saugenden Untergründen.
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Stefan Haar
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Re: Kapillare Leitfähigkeit von Holzfaserdämmplatten.

Beitrag von Stefan Haar »

Sch****thema ? - na ich weiss nicht !
Ganz normales bauphysikalisches Thema, das insbesondere bei Fachwerkbauten von Bedeutung ist.

Nach meiner Auffassung wird man immer am Besten fahren, wenn die kapillare Leitfähigkeit quer durch die Wand nicht unterbrochen wird. Dampfsperren oder Dampfbremsen stören da nur.
Die einzige wirklich kapillar leitfähige / saugfähige Holzweichfaserplatte ist derzeit die Pavadentro - die aber leider eine Dampfbremse als Klebeschicht zwischen zwei Plattenhälften aufweist.
Zugegebenermaßen suche ich den Markt nicht allzu häufig nach neuen Produkten ab, weil ich mit meinen Wandaufbauen bislang keine Probleme hatte.

Die Pavadentro wird von Bauherren gerne genommen, weil sie um einiges günstiger ist, als die Cellco-Wärmedämmlehmplatten, die ich qualitativ für die bessere Lösung halte. Letzteres gilt vor allem bei massivem Mauerwerk mit nicht auszuschließender Salzbelastung durch vormalige Viehhaltung. Von Problemen hinsichtlich der Verarbeitung der Pavadentro ist mir bislang nichts zugetragen worden. Die Austrocknung dürfte spätestens bei Verwendung einer Wandtemperierung kein Problem darstellen. Varianten für wärmedämmende Innenschalen mit Leichtlehm gibt es mehrere. Entscheidend ist hier oft der verfügbare Platz - aber auch die verfügbaren Trocknungszeiten (z.B. jahreszeitlich bedingt).

Trockenbau hat aus meiner Sicht hier kaum Vorteile - eher überwiegen die Risiken. Und Dampfsperren sind nun wirklich langsam nicht mehr zeitgemäß.

Gruß

Stefan
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Sven Roos
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Re: Kapillare Leitfähigkeit von Holzfaserdämmplatten.

Beitrag von Sven Roos »

Du schreibst : Und Dampfsperren sind nun wirklich langsam nicht mehr zeitgemäß.
Ist das wirklich so.. müsste man nicht doch zumindest Anforderdungen an die maximale Luftfeuchtigkeit innen stellen.
Zwangslüftung und so..
Mit nem homogenen Wandaufbau mag das ja gehen, aber wann hat man den schon und wenn, dann ist die Dämmwirkung wieder zu schwach. Wohin soll man denn nun wirklich optimieren.. Sch...önes Thema. Hast ja recht.
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Stefan Haar
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Re: Kapillare Leitfähigkeit von Holzfaserdämmplatten.

Beitrag von Stefan Haar »

Hallo Sven,

anstelle der Dampfsperre wird heute bei nicht kapillar leitfähigen Aussenwand- oder anderer Hüllflächenbauteile bevorzugt mit einer Dampfbremse gearbeitet. Die Verarbeitung ist dabei gleich. Im Vergleich zur Dampfsperre kann so das Entstehen von Feuchtigkeits-Spots an Schwachstellen gemindert werden.

Wichtig ist grundsätzlich, dass nicht mehr Feuchtigkeit in das Bauteil eindringt, als durch Verdunstung wieder entweichen kann.

Durch eine Dampfbremse kann Feuchtigkeit auch wieder an die Raumluft abgegeben werden. Durch eine Dampfsperre nicht.

Gruß
Stefan
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Sven Roos
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Re: Kapillare Leitfähigkeit von Holzfaserdämmplatten.

Beitrag von Sven Roos »

Dann sind wir einer Meinung.

Ich will nur noch mal darauf hinweisen, dass die Auswirkungen von Nutzung und Nutzerverhalten aus meiner Sicht gerne unterschätzt werden. Wandkonstruktionen, die mit wenigen Leuten im Haus, die ausreichend lüften und keine Wäsche im Haus trocknen, keine Probleme machen, können bei hohen Feuchtebelastungen und mangelnder Lüftung absolut kritisch sein.

Wer auf der Innenseite seiner Iso-verglasung Kondenswasser hat, ist m.E. schon im kritischen Bereich.
Bei Frost darf am Scheibenrand ein schmaler Kondenswasser streifen sein.
Ich glaube dass dieses Kriterium ausreichend genau ist. Bei uns im Haus passt es.
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