Gefache mit Klinker und Zementmörtel

Fachgerechte Arbeiten, Materialien und Verfahren
quercus
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Gefache mit Klinker und Zementmörtel

Beitrag von quercus »

Hallo,

ich habe vor kurzem ein sanierungsbedürftiges Fachwerkhaus gekauft und, da ich vom Bau keine Ahnung habe, Fachfirmen mit der Sanierung der Fassade beauftragt. Fachwerk wurde also erneuert und die Gefache neu ausgemauert. Damit die Kosten überschaubar bleiben, wollte ich nun die Innendämmung (es soll Sichtfachwerk bleiben) selber erledigen und habe mir Fachliteratur besorgt. Da musste ich jetzt lesen, dass Klinker und Zementmörtel ungeeignet für Fachwerkbau sind, da sie nicht gut diffusionsoffen sind. Gerade diese Materialen hat der Maurer (der nicht zum ersten Mal Fachwerk ausgemauert hat) allerdings verarbeitet. Nun mache ich mir Sorgen, dass eventuelles Tauwasser nicht entweichen kann. Auf Dämmung verzichten möchte ich natürlich auch nicht. Ich hatte an Lehmputz und Holzweichfaserplatten gedacht. Auf was sollte ich achten um Schäden möglichst auszuschließen? Ich habe Angst, dass die teuere Sanierung alles nur noch schlimmer gemacht hat. Kann vielleicht eine Wandheizung was bringen? Bringt das was für die Taupunktverlagerung nach außen? Oder bringt das eh nichts, weil die Klinker nicht diffusionsoffen sind? Steigen eigentlich die Heizkosten bei einer Wandheizung enorm? Von innen muss die Außenwand auch noch verfugt werden. Bringt es was wenn ich dafür Kalkmörtel nehme oder macht das den Fehler mit dem Zementmörtel auch nicht besser? Ich wäre auch dankbar, wenn jemand mir Fachfirmen/Bauberater im Raum Rostock nennen kann. Ich hatte selber damit ja leider kein Glück... Ich hoffe jemand hat gute Tipps und konstruktive Vorschläge, damit ich nicht noch mehr graue Haare bekomme... :-[
C di Pierro
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Also :-)

Beitrag von C di Pierro »

Moin,

also wir haben unsere Gefache auch mit Unipor 11,5 cm ausgemauert und die Gefache mit Kalkputz verputzen lassen. Der Maurer sollte natürlich Mörtel nehmen, der sich mit den Eichenbalken, so es denn welche sind, verträgt. 100% Zement ist tatsächlich ungeeignet als Mörtel. Die Leichtziegel sind unproblematisch. Es sollte Kalkmörtel sein.

Zur Innendämmung: wir haben das mit einem 30 cm Uniporziegel in W09 und mit einer Hohlschicht zwischen Fachwerk und Innenschale gelöst. Es wurde also noch mal ein Haus in das Haus gemauert. Ich habe mich mit vielen Dämmungen auseinandergesetzt. Lehm ist zu teuer und schafft nicht die Wärmedämmung, die ein Leitziegel in 30 cm leistet. Holzfaserweichplatten mag ich nicht, weil mir das zu gebastelt ist und irgendwieförmlich nach wassersaugendem Schwamm "riecht". Keine Hohlschicht zu lassen geht nur bei einer Lehmdämmung. Das muss berechnet werden, damit der Taupunkt nicht irgendwo in der Wand liegt und diese immer feucht bleibt. Unbedingt berechnen lassen (Architekt oder Bauingenieur)! Kommen Sie bitte nicht auf die Idee, die Hohlschicht mit Glas- oder Steinwolle auszustopfen, dann ist das Fachwerk sehr bald im Eimer!

Wenn der Mauer gepfuscht hat, dann soll er die Gefache auf seine Kosten rausreißen und fachgerecht neu ausmauern. Dafür gibt es dann uns Juristen, um ihm das dann per Gutachter erklären zu lassen ;D ! Akzeptieren würde ich das so nicht, denn in ein paar Jahren sind die Balken rott, die Baugewährleistung ist abgelaufen (5 Jahre ab Abnahme des Werkes) und Sie sind unglücklich.

Unbedingt schriftlich rügen, Frist setzen und Abhilfe verlangen. Übrigens: Auch bei Schwarzarbeit gibt es 5 Jahre Gewährleistung ;D !

Viele Grüße und viel Erfolg

C di Pierro
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Re: Gefache mit Klinker und Zementmörtel

Beitrag von Oliver Struve »

Hallo Quercus,

sind Sie sicher das es sich bei der Gefachausmauerung um Klinker handelt oder könnten es auch die klassischen weich gebrannten Backsteine sein?

Hallo C di Pierro,

Ihre Konstruktion aus einer 11,5er Unipor Außenschale als Gefachausmauerung und einer 30er Innenschale mit dazwischenlegend stehender Luftschicht widerspricht ganz gravierend den physikalischen Anforderungen an eine Außenwand.
Tauwasser wird hier schon bei rel. normalem Klima an der Innenseite der Außenschale ausfallen, hier vor allem an der Fachwerkkonstruktion die wegen ihrer besseren Wärmeleitfähigkeit mehr auskühlt als die Unipor Steine.

Das wäre theoretisch ja halb so schlimm, wenn das anfallende Wasser kapillar abtransportiert werden könnte.
Nach außen passiert da nicht mehr viel, die Schale hat bereits Temperaturen von unter 0° angenommen und nach innen passiert erst gar nichts, da stört die kapillarbrechende Luftschicht.

Wenn dann die Pilze aus der Wand wachsen ist die Gewährleistung abgelaufen.

Grüße aus Schönebeck
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Re: Gefache mit Klinker und Zementmörtel

Beitrag von C di Pierro »

Moin,

es wurden im Sockel Lüfter eingebaut, die sowohl anfallendes Tauwasser abtransportieren können, als auch für eben die Belüftung der Hohlschicht sorgen. Mein Architekt saniert seit über 30 Jahren solche "Kotten" und die Baufirma (alle Söhne haben erst einen Beruf gelernt (Maurer, Betonbauer) und dann studiert (Bauingenieure) gibt es seit 100 Jahren. Blöd ist es es, wenn man die Hohlschicht mit Glaswolle "ausstopft" wie es der Bauunternehmer tun wollte, den wir dann aber doch nicht beauftragt haben.

In Verbindung mit einer KWL mache ich mir keine Gedanken :) !

Grüße

C di Pierro
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Alexander Behr
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Re: Also :-)

Beitrag von Alexander Behr »

C di Pierro hat geschrieben: Wenn der Mauer gepfuscht hat, dann soll er die Gefache auf seine Kosten rausreißen und fachgerecht neu ausmauern.
Richtig! Dann lernt er es eben so.
Oliver Struve
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Re: Gefache mit Klinker und Zementmörtel

Beitrag von Oliver Struve »

@C di Pierro


Es wird nicht besser.

Mir will nicht einleuchten warum man sich für eine zweischalige Bauweise entscheidet wenn man dann doch die innere Schale wieder (über Lüfter) auskühlt.
Alexander Behr
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Re: Gefache mit Klinker und Zementmörtel

Beitrag von Alexander Behr »

Das Hohlräme zwischen Fachwerk und Innenschale zu vermeiden sind, liest man in jedem Fachbuch. In der Praxis machen das aber viele. Ein Bekannter auch. Er sagt, er hätte bis jetzt, nach 15 Jahren, noch keine Probleme mit Schwitzwasser.
C di Pierro
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Beitrag von C di Pierro »

Oliver Struve hat geschrieben:@C di Pierro


Es wird nicht besser.

Mir will nicht einleuchten warum man sich für eine zweischalige Bauweise entscheidet wenn man dann doch die innere Schale wieder (über Lüfter) auskühlt.
Das Fachwerk ist bei unserem Haus nur die "Tapete". Die Dämmung läuft über die Unipor 30 cm W09 Ziegel für die Innenschale. Im Umkreis stehen zig Häuser, die vor 25- 30 Jahren schon so saniert wurden, keine Befunde am Fachwerk innen. Im Übrigen kann man ja per Endoskop alle paar Jahre mal nachsehen.

Sicher kann man trefflich über die beste Lösung streiten. Wir haben uns nach eingehender Beratung mit Architekten und Bauingenieuren mit reichlich Erfahrung in diesem Bereich entschieden.

C di Pierro
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