Altes Bauernhaus aus dem 18. JH umbauen!

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Fridolin
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Altes Bauernhaus aus dem 18. JH umbauen!

Beitrag von Fridolin »

Hallo zusammen,
ich hab mich hier neu angemeldet und würde mich auf einen interessanten Informationsaustausch freuen …
Es geht um Folgendes:
Ich wurde als Architekt mit dem Um- u. Anbau eines alten Bauernhauses aus dem 18. JH (Napoleonische Zeit in etwa) beauftragt. Das Haus ist komplett aus altem Bruchsteinmauerwerk aufgebaut…ca. 60cm dicke Wände und weiß geschlämmt. Nach der ersten Bestandsaufnahme stellte sich heraus, dass die Hauptwände im Norden und Süden (also das Haus mal als Rechteck vorstellen) marode und brüchig sind.
Diese Wände müssen also leider abgerissen werden. Die Giebelwände im Westen und Osten allerdings würden wir gerne erhalten um den Bestand wenigstens zu würdigen.
Ich hatte mir das nun so vorgestellt:
- Wände freilegen, vom Putz befreien evtl. Sandstrahlen o.ä.
- Ein völlig unabhängiges Traggerüst aus Stützen und Ringangern um die Giebelwände führen damit das alte Mauerwerk nicht belatet wird und ein unabhängiger Kraftschluss besteht
- Fugen abstand ermöglichen
- Zwischen den Bruchsteinwänden neue Poroton oder Ytongmauern hochziehen

Jetzt kommen die Knackpunkte und meine Fragen:
- Wie verbinde ich energetisch und statisch sinnvoll und korrekt die alten mit den neuen Wänden?
- Fugen, Unterfangung?
- Welches Traggerüst?
- Welche neuen Steine?
- Wärmebrücken?
Noch ein Hinweis: Die Bauherren möchten die Innenseite als sichtbar behalten, d.h. ich kann das Gebäude nicht komplett von innen her (wie eine Schachtel) neue aufbauen…wie gesagt ich stelle mir ein umlaufendens Stahlbetontraggerüst vor und dann die Wände von aussen verputzen…aber was ist mit all den Schwachstellen und Übergängen?
Ich freue mich auf jeden interessanten Beitrag eurerseits!

Vielen Dank vorab.

Gruß
Alexander Behr
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Re: Altes Bauernhaus aus dem 18. JH umbauen!

Beitrag von Alexander Behr »

Hallo,
und wenn die alten Giebel innerhalb der neuen Mauern stehen bleiben, als Vorsatzschale innen sozusagen, ohne tragende Funktion, die neuen Mauern schleißen diese komplett ein. Da habe deine Bauherren gleich zwei schöne Wärmespeicher an jeder Giebelseite und die Verbindung zw. Bruchstein und Poroton hat sich erledigt. Alledings sind die Giebel dann recht dick mit ca. 100cm.
Fridolin
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Re: Altes Bauernhaus aus dem 18. JH umbauen!

Beitrag von Fridolin »

Hallo Alex,

deine Idee ist natürlich wirklich nicht schlecht...aber wie du schon sagst...es wird zu dick...und ich bin auch mit dem baufenster begrenzt und kann nicht mehr so weit rausgehen...schade...ich weiß allerdings nicht ob man das so hinrechenn kann, dass meinetwegen die Hauptwände 36,5 cm Poroton werden und die Giebelwände nur 17,5!...riecht aber auch nach ner Menge Wärmebrücken...wie gesagt...es soll monolithisch bleiben und keine Thermohautverpackung werden!
Fridolin
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Re: Altes Bauernhaus aus dem 18. JH umbauen!

Beitrag von Fridolin »

Ach...nochwas:

Ok...lassuns das doch trotzdem mal durchspielen...

...also ich baue das äußere Haus neu auf...belasse die Bestandsmauern innen stehen...wie sieht das denn hier mit Abstand und Feuchtigkeit, Schimmel etc. im Zwischenbereich aus???
Alexander Behr
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Re: Altes Bauernhaus aus dem 18. JH umbauen!

Beitrag von Alexander Behr »

Hohlräume sollten sicher vermieden werden. Was sagst du zu folgendem:
In den Zwischenraum, 10cm, einem diffusionsoffenen Dämmstoff einfüllen z.B. Blähtonschüttung oder Leichtlehm einstampfen?
Dietrich Maschmeyer
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Re: Altes Bauernhaus aus dem 18. JH umbauen!

Beitrag von Dietrich Maschmeyer »

Fragestellung und Diskussion sind m.E. ein wenig unglücklich: Ich kann mir noch kein rechtes Bild machen, worum es im einzelnen eigenetlich geht. Einiges erscheint mir noch klärungsbedürftig, ehe man in eine Diskussion über die Massnahmen einsteigt. Warum woll das Haus überhaupt erhalten bleiben? Hat es gestalterische Qualitäten? Ist es womöglich sogar Denkmal oder wird die erhaltung des äusseren Bildes aus anderen gründen gewünscht? Oder geht es vorrangig um eine Ausnutzung eines Bestandsschutzes? Ist das Natursteinmauerwerk sichtig oder verputzt? Werkstein oder Bruchstein? Gibt es erhaltenswerte Werksteinstücke wie Fenstergewände etc.? Was ist das Natursteinmaterial? (Es macht schon einen Unterschied hinsichtlich Dämmwert, Verhalten bei Feuchte etc., ob ich es mit porösem Kalk- oder Gipsstein, mit quarzitischem Sandstein oder gar mit Granit zu tun habe). Ist die Mauer Voll- oder Schalenmauerwerk?

Was führt zu der Schlussfolgerung, das Mauerwerk sei abgängig? Betrifft dies das Material insgesamt, oder wäre das Steinmaterial wiederverwendungsfähig? Wurden Alternativen zu Abbruch und Neubau geprüft?

Generell lässt sich sagen, dass auch bei derartigen Natursteinbauten eine monolithische Innendämmung mit einer Wandheizung (Hüllflächentemperierung) und entsprechend sorgfältig bearbeiteten potentiellen Kältebrücken, aber auch so etwas die Errichtung einer hinterlüfteten Schale, ebenfalls optional mit Temperierung, eine sehr dienliche Lösung sein kann. Ob innen oder aussen und wie, hängt ganz von den örtlichen und baulichen Verhältnissen ab. Universelle Patentlösungen für so was gibt es nicht. Unter Umständen kann auch eine Holzfassade aussen eine Lösung darstellen, oder besser eine Innenschale höchsten Dämmwertes.

Stell doch auch einmal ein paar Bilder ein, so dass man sich ein besseres Bild machen kann.
Alexander Behr
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Re: Altes Bauernhaus aus dem 18. JH umbauen!

Beitrag von Alexander Behr »

Fridolin hat geschrieben: Noch ein Hinweis: Die Bauherren möchten die Innenseite als sichtbar behalten,
Ist aus meiner Sicht eindeutig. Innen kann nichts ran, weder Dämmung noch größflächige Heizsysteme. Aber richtig, um was für einen Stein handelt es sich und wie ist die Bruchsteinmauer aufgebaut?
Fridolin
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Altes Bauernhaus aus dem 18. JH umbauen!

Beitrag von Fridolin »

Ich dachte eigentlich, dass meine Fragestellung relativ eindeutig war... ::)

OK...ich werd nochmal genauer:

- Das Grundsätzliche ist geklärt...ich möchte dem Wunsch meiner Bauherren so weit wie möglich nachkommen und somit die 2 Giebelwände erhalten
- Der Bruchstein selbst zeigt sich nach erstem Aufklopfen und freilegen als eher poröser, gelblicher Kalkstein...nicht geschichtet sondern relativ wilder Aufbau
- Die Wände sind innen wie außen zum jetzigen Zeitpunkt noch weiß geschlämmt
- Das Bruchsteinmauerwerk soll innen sichtbar bleiben
- Es soll nicht zusätzlich belastet werden

Also...ich halte diese Idee des Integrierens innerhalb neuer Wände tatsächlich auch für ne gute Idee...

Mir ist allerdings noch nicht ganz klar wie das mit dem Ausfüllen der Zwischenräume im Detail aussehen soll...Blähton...Lehm??

Was passiert an den Ecken?
Wie sieht der Abschluss zur neuen Wand aus?
Sollen die neuen Außenwände alle 36,5cm haben oder kann ich an der Giebelseite auf 17,5 reduzieren...wg. der Naturstein -"Innenschale"??
Wärmebrücken?
Oberer Abschluss zum Dach?

Ich weiß...man kann diese Dinge nicht alle explizit hier festlegen...aber es sind eben die Fragestellungen, die mich interessieren und beschäftigen...insofern
bin ich natürlich über jede sinnvolle Meinung und Erfahrung dankbar...also ;D
Alexander Behr
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Re: Altes Bauernhaus aus dem 18. JH umbauen!

Beitrag von Alexander Behr »

Genaue Berechnungen zur Wärme- und Schallisolierung sind Sache des Architekten ;)

Kommst du denn mit einer 17,5er Wand plus Zwischeraumdämmung hin, was gibt denn das Baufenster her?

Zeig uns doch mal ein Foto von der Außenwand.
Fridolin
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Altes Bauernhaus aus dem 18. JH umbauen!

Beitrag von Fridolin »

Klar ;)

Ich glaub` dann komm ich hin mit den Abmessungen...

Ich sehe ja auch nur diese 3 Möglichkeiten:

1.) Haus von innen her neu aufbauen, als "Schachtel" innerhalb der alten Wände...und die alten Wände nur außen...quasi als Relikt...
Das ist aber nicht Wunsch des Bauherrn.
2.) Aufwendige Umrahmung der alten Wände mit Stützen und Ringankern und großer "Frickelei" um die Wände energetisch zu verbinden!
3.) Die Lösung gem. deinem Vorschlag...das Haus außen neue aufbauen und die inneren Bestandswände (Giebelwände) belassen

Gibt es vielleicht noch einen Fachmann hier der sowas schon gemacht hat?? ::)
Alexander Behr
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Re: Natürlich

Beitrag von Alexander Behr »

Ich vermute, dass hier vor allem Experten im Denkmalschutz aktiv sind. Im DS spielt die Außenansicht einer historischen Fassade eine größere Rolle. Wissen die Bauherren über die womöglich 1m dicken Giebelwände, und die daraus resultierenden Probleme, schon bescheid? Ev. wird dann alles anders...
Fridolin
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Re: Altes Bauernhaus aus dem 18. JH umbauen!

Beitrag von Fridolin »

Klar...die wissen Bescheid...ich kann Ihren Wunsch doch auch verstehen...von der alten Außenfassade alleine hätten Sie gewiss keinen spürbaren Gewinn...in optischer Hinsicht zumindest.

Kannst du mir denn einen ausgemachten Fachmann auf diesem Gebiet empfehlen? Also zumindest jemanden, der diese Dinge einmal durchexerziert hat?

Geht es denn in diesem Forum nur um den kompletten Schutz des Altbestands und weniger um eine geschickte Verbindung...oder wie verstehe ich das?
Dietrich Maschmeyer
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Re: Altes Bauernhaus aus dem 18. JH umbauen!

Beitrag von Dietrich Maschmeyer »

In diesem Forum steht in der Tat der Wunsch nach Erhaltung landschaftsprägender Bausubstanz und das Finden von realisierbaren Modernisierungslösungen im Mittelpunkt. Technische Probleme bei Neubauten sind unser Thema nicht. Wir wollen helfen, Altbauten zu erhalten und nachhaltig zu nutzen. Dazu gehört auch eines: Fakten. Ohne konkrete Anschauung von Fridolins Objekt kann man nicht vernünftig diskutieren. Vielleicht kommen ja noch ein paar Bildchen?
Fridolin
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Re: Altes Bauernhaus aus dem 18. JH umbauen!

Beitrag von Fridolin »

Wie gesagt...wir würden gerne auch die komplette Substanz erhalten, aber es funzt so nicht!

Ich versuch mein Problem aber nochmal zu beschreiben:

Wenn ich die Giebelwände stehen lasse und baue dann die Nord- u. Südwand neu auf...in Poroton z.B...vielleicht noch an den Stellen wo sich Alt- und Neu treffen
Betonpfeiler anordnen...um ein unabhängiges neues Tragsystem zu erhalten...wie verbinde ich energetisch sinnvoll altes und neues Gemäuer?

Sollte ich tatsächlich den Vorschlag von Alexander Behr aufgreifen und alle Außenwände neu aufbauen und die Bestandswände innen stehen lassen...was ich interessant finde...bekomme ich aber folgende Probleme:

- Muss das alte Gemäuer erstmal trockenlegen+Horizontalsperre+Entsalzung+Unterfangung!?
- Wie sehen die Fundamente der neuen Wände aus?
- Müsste ja theoretisch unter das alte Gemäuer um Verbindung zu schaffen....was für ein Aufwand+Kosten!?

Finde es leider im Moment noch sehr unbefriedigend...

Es müsste sich doch jemand finden lassen, der schon einmal altes an neues Gemäuer gesetzt hat............. :o
Wolfgang Riesner
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Re: Altes Bauernhaus aus dem 18. JH umbauen!

Beitrag von Wolfgang Riesner »

Hallo Friedolin,
du wirst wohl zunächst mal mehr Fakten liefern müssen, bevor hier jemand Vorschläge einbringt.
das sind, wie von Dietrich bereits genannt, zunächst mal eine Reihe von Fotos aller Gebäudeseiten.
Gruß
Wolfgang
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