Altes Bruchsteinhaus trockenlegen?

Fachgerechte Arbeiten, Materialien und Verfahren
Christiane V
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Altes Bruchsteinhaus trockenlegen?

Beitrag von Christiane V »

Hallo zusammen,
ich habe mich hier als absoluter Laie angemeldet, um aus euren Erfahrungsberichten zu lernen,
bzw. auf so manche Frage kompetente Antworten zu finden.

Es geht um ein denkmalgeschütztes Bruchsteinhaus von 1730, das ich gerne kaufen würde.
Das Haus ist im Untergeschoss an Fenstern und Wänden feucht. Es liegt im Hang und hinter dem Haus befindet sich ein kleiner Fichtenwald, also sehr dunkel und feuchter Boden.
An der Hausfront gibt es stellenweise Salzablagerungen und auch die Feuchte sieht man von Außen (dunkle Stellen)

Frage:
Bekommt man ein so altes Bruchsteinhaus überhaupt je trocken?
Die Feuchte steigt auch vom Boden auf; kann man nachträglich in so einem Haus z.B. eine Horizontalsperre o.ä. einbauen??? Sonst wüsste ich nicht, wie man die Feuchtigkeit aufhalten könnte.

Wir haben einen Kostenvoranschlag für die Trockenlegung:
Ausbau der Außenanlagen, Ausschachtung der Wandflächen bis zur Unterkante der Fundamente, Säubern der Wand, Zementputz außen (darf das bei Denkmalschutz und ist es ratsam bei Bruchstein?), Dämmung aus
extrodierten polystyrol Hartschaumplatten als Schutz der Dickbeschichtung, Draingae mit Kiespackung und Filtervliesabdeckung

Innen soll durch Leichtlehm und Wandheizung atmungsaktiv "gedämmt" werden.

Habt ihr Ideen, Ratschläge, Tipps??? Vielen Dank
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Rückseite
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Front
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Alexander Behr
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Re: Altes Bruchsteinhaus trockenlegen?

Beitrag von Alexander Behr »

Hallo Christiane,

ich bin auch kein Fachmann. Aber so von Laie zu Laie (vielleicht antwortet ja noch ein Fachmann):

Horizontalsperre schwierig bei Bruchstein, sehr aufwändig (Sägen)und somit teuer. Nur eine Vertikalsperre bring nicht viel, wie du bereits vermutet hast. Naturstein sollte nicht mit Zementmörtel/-putz saniert werden. Putz im sichtbaren Bereich (hast du das gemeint?) bei diesem Haus, macht das DA sicher nicht mit und würde ich als Eigentümer auch nicht mitmachen. Fußboden muss auch raus und gegen aufsteigende Feuchtigkeit geschützt werden.
Schönes Haus, aber trocken, im heutigen Sinne, wird es womöglich nie. Oder ihr müsst heizen, heizen, heizen...

Grüße aus Leipzig

Alex
Christiane V
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Re: Altes Bruchsteinhaus trockenlegen?

Beitrag von Christiane V »

Alexander Behr hat geschrieben:Hallo Christiane,

ich bin auch kein Fachmann. Aber so von Laie zu Laie (vielleicht antwortet ja noch ein Fachmann):

Horizontalsperre schwierig bei Bruchstein, sehr aufwändig (Sägen) und somit teuer. Nur eine Vertikalsperre bring nicht viel, wie du bereits vermutet hast. Naturstein sollte nicht mit Zementmörtel/-putz saniert werden. Putz im sichtbaren Bereich (hast du das gemeint?) bei diesem Haus, macht das DA sicher nicht mit und würde ich als Eigentümer auch nicht mitmachen. Fußboden muss auch raus und gegen aufsteigende Feuchtigkeit geschützt werden.
Schönes Haus, aber trocken, im heutigen Sinne, wird es womöglich nie. Oder ihr müsst heizen, heizen, heizen...

Grüße aus Leipzig

Alex
Hallo Alex,
besten Dank für Deine Antwort.
Putz im sichtbaren Bereich wird es nicht geben. Im Kostenvoranschlag ist wohl der Bereich gemeint, der nach Legen der Drainage später wieder aufgeschüttet wird. Das werde ich aber nochmal genauer abklären.
Verputzt wird innen und sichtbar mit Leichtlehm, falls wir die Bruchsteine nicht noch offen lassen.
Die Böden kommen tatsächlich alle samt Estrich raus. Naja, der Gedanke, niemals ein trockenes Haus zu besitzen ist schon beunruhigend. Kann mir nicht jemand sagen, daß das in geringem Maße normal und unbedenklich ist????!!! :(
Alexander Behr
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Re: Altes Bruchsteinhaus trockenlegen?

Beitrag von Alexander Behr »

Christiane V hat geschrieben: ...Naja, der Gedanke, niemals ein trockenes Haus zu besitzen ist schon beunruhigend...(
Mit Vertikal- und Horizontalsperre und allem Pi Pa Po, wird sicher aufsteigende Feuchtigkeit verhindert. Aber (Innen-)Dämmung der Außenwände ist sicher auch notwendig. Ob da nur Leichtlehm ausreicht?
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Mathias Becker
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Re: Altes Bruchsteinhaus trockenlegen?

Beitrag von Mathias Becker »

Unser Haus von 1790 mit dreischaligem Bruchsandstein-Mauerwerk haben wir erst vor kurzer Zeit trockengelegt.

- Sockel innen und außen freigelegt
- Fugen innen und außen ausgekratzt
- Sockel innen und außen mit Trassmörtel-Schlämme beworfen
- Sockel außen mit Trassbeton unterfangen
- Grundputz innen und außen aufgetragen
- Dichtungsschlämme Kiesol (für nichtdrückendes Wasser) innen und außen aufgetragen

außen:
- Drainagevlies eingelegt
- Drainagerohr eingebracht
- Drainagekies (Rheinkies 18/32 mm) eingebracht

innen im Bereich oberhalb Gewölbekellers:
- Fugen Gewölbeoberseite ausgekratzt
- Gewölbeoberseite mit Trassmörtel verstrichen
- Glasschaumschotter eingebracht

Im übrigen Wohnbereich sind wir noch dabei, dort werden wir nach dem Ausheben des Bodens ebenfalls Teile des Sockels unterfangen und das Volumen mit Glasschaumschotter füllen.

Eine Horizontalsperre haben wir nicht. Damit aufsteigende Feuchtigkeit im Mauerwerk nach außen (und nicht nach innen) abtrocknen kann, haben wir die Dichtungsschlämme innen etwas höher gezogen als außen.

Bilder unter http://www.suedwestdeutsches-bauernhaus-wustweiler.de
Mathias Becker

www. beckerlaisa.de
www.suedwestdeutsches-bauernhaus-wustweiler.de
Christiane V
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Re: Altes Bruchsteinhaus trockenlegen?

Beitrag von Christiane V »

Vielen lieben Dank für die ausführliche Antwort!!

Habe mir direkt mal Ihre HP angeschaut; die Fotos sind auch interessant.
Da kann ich nur hoffen, daß alle Maßnahmen ihre Wirkung erzielen und das
werden Sie dann wohl erst in den nächsten Monaten erfahren dürfen..

Wir wissen nicht einmal, ob wir ein dreischaliges Bruchstein Mauerwerk haben werden.
Es existieren keine Unterlagen und bisher hat sich niemand so explizit geäußert.

Den Sockel mit Trassmörtel-Schlämmen bewerfen würde mir persönlich ja am meisten Spaß machen!! ;D
Oliver Struve
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Re: Altes Bruchsteinhaus trockenlegen?

Beitrag von Oliver Struve »

Hallo Christiane,

ich würde bei der sichtbaren Feuchtigkeit an der Fassade nicht auf aufsteigende- bzw. seitlich eindringende Feuchte schließen.

Hier dürfte wohl eher eine Versalzug des Mauerwerk ursächlich sein.
Die Salze können über Fäkalien von früherer Viehhaltung, oder auch durch Streusalz der Straße in das Mauerwerk gelangt sein.

Da Salze die Feuchtigkeit hygroskopisch, also aus der Luft, aufnehmen werden die geplanten Abdichtungsmaßnahmen mit Sicherheit nicht den gewünschten Erfolg bringen.

Grüße aus Schönebeck
Sven Roos
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Re: Altes Bruchsteinhaus trockenlegen?

Beitrag von Sven Roos »

Viele Fragen und Antworten und Ideen.
Erstmal sollte beschrieben werden was eigentlich ist.
Keller?? Wanddicke und Aufbau/Material. Ist Bruchstein immer ein Sandstein?? der dann wie?? kapillar wirksam ist?
Wenn man nur die erdberührten Seiten der Wände/Fundamente abdichtet ist schon einiges erreicht.
Wenn die Fundamente nicht zu tief liegen, kann man auch mit Beton oder Zementmörtel abschnittsweise unterfangen. Das wäre dicht genug, ist aber mühselig oder teuer. Also eher was für Leute mit viel Energie und weniger Geld. Oder umgekehrt.
Wenn man erstmal die Fussböden mit ernstzunehmender Folie gegen aufsteigende Feuchtigkeit isoliert hat und dann soviel heizt, dass es drinnen nett ist, ist die Feuchtigkeit kein Thema mehr. Keine Angst!!
Die Heizkosten sind praktisch alleine von der Dämmung abhängig, aber wenn ihr erstmal den Wald hinterm Haus verheizt habt, kommt ja Sonne dran.
Oliver Struve
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Re: Altes Bruchsteinhaus trockenlegen?

Beitrag von Oliver Struve »

Lieber Sven

Da hast Du ja ein „schönes“ Potpourri an Sanierungsvorschlägen zusammen gestellt.

So schlecht beschrieben, wie es in Deinem Beitrag rüber kommt, find ich die Frage nicht.
Vor einer Sanierung bzw. einer Empfehlung dazu sollten zu aller erst die Ursachen ausgelotet werden.

Ganz sicher sind die an der Fassade sichtbaren Feuchteschäden nicht durch aufsteigende Feuchtigkeit verursacht.
Kein mineralischer Baustoff vermag Wasser kapillar drei Meter in die Höhe zu transportieren.
Wozu ein Fundament abgedichtet werden soll erklärt sich mir nicht.
Speziell die Abdichtung gegen aufsteigende Feuchte bedürfte doch dann wohl eher eine Horizontalsperre, und die idealer Weise in Höhe des Rohfußboden.

Da die Wandbereiche unter den feuchten Stellen deutlich trockener sind kann die Ursache „aufsteigende Feuchte“ schon nach Betrachtung des Bildes ausgeschlossen werden.
Da könne noch so abenteuerliche Abdichtungen am Fundament ausgeführt werden, dieses Problem wird so nicht gelöst.



Grüße aus Schönebeck
Christiane V
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Re: Altes Bruchsteinhaus trockenlegen?

Beitrag von Christiane V »

Hallo Sven,

*Keller?? Wanddicke und Aufbau/Material. Ist Bruchstein immer ein Sandstein?? der dann wie?? kapillar wirksam ist?*
hm stimmt, habe ich noch gar nicht erwähnt.. nein, kein Keller!
Wanddicke ca. 60cm. Keine Ahnung, ob Bruchstein immer Sandstein ist.
Als Laie, wie oben erwähnt, kenne ich nicht mal den Unterschied! :P
Kapillar wirksam?? Ob die Erbauer das um 1730 herum schon wussten, ich zumindest nicht.



*Wenn man erstmal die Fussböden mit ernstzunehmender Folie gegen aufsteigende Feuchtigkeit isoliert hat und dann soviel heizt, dass es drinnen nett ist, ist die Feuchtigkeit kein Thema mehr. Keine Angst!!*
Das beruhigt mich tatsächlich ein wenig. Ich denke auch, daß man viel erreichen kann. Bleibt die Frage, ob man trotz Restfeuchte energiesparend und gesund leben kann???!!

*..aber wenn ihr erstmal den Wald hinterm Haus verheizt habt, kommt ja Sonne dran.*
:D :D Fichtenholz soll ja nicht so effizient sein! ;) Ansonsten super Idee! ;D
Christiane V
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Re: Altes Bruchsteinhaus trockenlegen?

Beitrag von Christiane V »

Hallo nach Schönebeck,

vielen Dank für Ihren Beitrag!

Leider kann mir niemand so recht die Ursachen für die Feuchteschäden nennen und das ist ziemlich frustrierend. Selbst Fachleute widersprechen sich.
Von "Schlag- und Schattenseite" ist genauso die Rede wie von unsachgemäßer Innenwanddämmung und vom Boden aufsteigende Feuchte.

Ich habe natürlich auch Angst vor dem, was zum Vorschein kommt, wenn der komplette Boden samt Estrich und die Rigipswände (zur Innendämmung benutzt) entfernt werden. Einmal gekauft, gibt es kein Zurück und evtl. eine Riesenpleite. :o

Die vom Gutachter gemessenen Werte lagen an der Grenze zu flüssig! :'(

Grüsse aus Aachen
Oliver Struve
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Re: Altes Bruchsteinhaus trockenlegen?

Beitrag von Oliver Struve »

Hallo Christiane,

wie hat denn welcher Gutachter die Feuchte wie gemessen?

Die “Grenze zu flüssig” ist keine Maßeinheit und lässt zumindest mich an Sachverstand des Sachverständigen zweifeln.

Gab es auch Messungen bezüglich der Versalzug des Mauerwerk?
Gibt es Messberichte oder Analysen?
Wie sieht der Dachstuhl aus?

Eine erfolgreiche Instandsetzung von Schäden setzt immer die Kenntnis der Ursachen voraus.


Grüße aus Schönebeck
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