Wer hat Erfahrungen mit Isotec-Horizontalsperre

Fachgerechte Arbeiten, Materialien und Verfahren
Wolfgang Riesner
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Wer hat Erfahrungen mit Isotec-Horizontalsperre

Beitrag von Wolfgang Riesner »

Hallo zusammen,
hat jemand von euch Erfahrungen mit dem Isotec-Verfahren zur nachträglichen Schaffung einer Horizontalsperre gegen aufsteigende Feuchtigkeit in Mauerwerkswänden?
Dabei werden in tief ins Mauerwerk eingebrachte schräge Bohrungen (d= ca. 12cm) Heizstäbe eingeführt um Feuchtigkeit aus der Wand auszutrocknen und das Mauerwerk stark zu erwärmen. Anschließend wird über Packer heißes und damit sehr gut fließfähiges Paraffin bis zur vollständigen kapillaren Sättigung eingebracht. Die Theorie geht davon aus, daß da wo vorher Kapillaren den Wassertransport ermöglicht haben, nach der Behandlung und Abkühlung eine von Wasser nur schwer zu durchdringende Paraffinschicht der weiteren Durchfeuchtung des darüber befindlichen Mauerwerkes entgegenwirkt.
Das Konzept hört sich für mich durchaus logisch an, obwohl ich sonst bei den unendlich vielen Verfahren und Wundermitteln zur Mauertrockenlegung SEHR skeptisch bin.
Hat jemand von euch schon praktische Erfahrungen mit dem beschriebenen Verfahren gesammelt? Ich bin sowohl an positiven als auch negativen Berichten und auch an theoretischen Einschätzungen interessiert.
Wenn ich bisher auch denke, das die Sache tatsächlich ganz gut funktionieren könnte, habe ich doch zumindest vorab schon eine negative Anmerkung. Es ist sauteuer! Ca 230€ pro lfdm zuzüglich Vor- und Nacharbeiten und Mwst.. So geht es jedenfalls aus einem Angebot an einen meiner Bauherren hervor.
Gruß aus Neuenknick von
Wolfgang
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Ralf Femmer | KS Freiberg
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Re: Wer hat Erfahrungen mit Isotec-Horizontalsperre

Beitrag von Ralf Femmer | KS Freiberg »

Hallo Wolfgang,
mir geht es ähnlich wie dir. Im Normalfall stehe ich solchen Varianten immer eher skeptisch gegenüber. Allerdings finde ich das Verfahren auf den ersten Blick auch eher attraktiv. In Anbetracht des Aufwandes, der dabei betrieben wird, finde ich das auch gar nicht so teuer - zumindest wenn es auch funktioniert.
Wir haben an der Uni einen Professor, der auch am EIPOS Institut lehrt. Vielleicht kann er ja etwas mehr über dieses Verfahren sagen. Ich werde ihn mal nächste Woche nach der Vorlesung ausfragen.
Bis denn
Ralf
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Sven Teske | KS Dahme-Spreewald
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Re: Wer hat Erfahrungen mit Isotec-Horizontalsperre

Beitrag von Sven Teske | KS Dahme-Spreewald »

Ahoi Wolfgang, Dir kann geholfen werden.

Wir haben dieses System bereits mehrfach zur nachträglichen Ausführung einer Horizontalsperre angewendet und damit überwiegend gute Erfahrungen gemacht, obwohl es von anderen Kollegen wegen des drucklosen Einbringens als untauglich klassifiziert wird.
Nach meiner Einschätzung ist dieses System nur bei monolithischen, hohlraumfreien Mauerwerkskonstruktionen aus künstlichen Steinen verwendbar. Damit fallen dann auch alle Konstruktionen z.B. mit Hochlochziegeln u.dergl. und Natursteinwände (vielleicht mit Ausnahme von Sandstein) heraus.
Über die von uns mit diesem System trockengelegten Keller liegen mir, auch nach 10 Jahren, keine Mängelmeldungen vor.
Wichtig in diesem Zusammenhang für den Planer und Anwender ist, dass es sich hierbei um eine Sonderkonstruktion handelt, weil diese Form der Abdichtung nicht in der DIN 18195-2 geregelt ist. Es muss der Bauherr also explizit darauf hingewiesen werden, dass hier keine Regelkonstruktion Verwendung findet (wir haben uns diesen Ausführungswunsch sogar nochmal separat unterschreiben lassen).
Ein kritischer Punkt konnte nie so richtig abschließend ausgeräumt werden : Im Bereich des entstandenen Parafinblocks müßte es auf der Aussenseite zu Haftungsproblemen einer bituminösen Abdichtung kommen. Hier ist uns nie eine überzeugende Lösung präsentiert worden, allerdings hatten wir auch keine Schäden in diesem Bereich, so dass ich von einer Funktionstüchtigkeit der vertikalen Abdichtung ausgehen muss.
Während des Aufheizens des Mauerwerks entsteht, je nach Durchfeuchtungsgrad der Wand, eine erhebliche Menge Wasserdampf, die in einem Fall sogar zu einem Feuerwehreinsatz geführt hat, weil Anwohner dachten es würde im Keller brennen - also alle Beteiligten im Vorfeld auf diese Möglichkeit hinweisen...
Abschließend finde ich den Preis etwas irritierend hoch, allerdings ist der von der Wandstärke abhängig - wie dick ist denn die Wand ?

Gruss, Sven.
Teske + Schwiede Architekten
Sachverständige für Schäden an Gebäuden

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Wolfgang Riesner
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Re: Wer hat Erfahrungen mit Isotec-Horizontalsperre

Beitrag von Wolfgang Riesner »

Hallo Sven, hallo Ralf,
danke für eure Antworten. Hier decken sich also Einschätzung und praktische Erfahrungen. Den besonderen Hinweis auf die Sonderkonstruktion werde ich dem Bauherren noch mal nahebringen.
Die Wandstärken betragen 25 bzw ca 37 cm. Ich werde noch mal prüfen, ob es sich überall um Vollziegel handelt. An dem Preis wird sich nicht viel ändern lassen, Franchiseunternehmen mit Gebietsschutz.
Gruß
Wolfgang
Ludwig
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Re: Wer hat Erfahrungen mit Isotec-Horizontalsperre

Beitrag von Ludwig »

Wir haben mal in einem früheren Haus (Reihenhaus 50er Jahre mit Betonkeller in feuchtem Gebiet) im Rahmen einer größeren Renovierung ein ähnliches Verfahren namens Remmers Kiesol anwenden lassen. Das ist identisch, abgesehen vom vorherigen Erwärmen, das fand nicht statt.

Resultat: Nach 1-2 Jahren zeigten sich wieder Feuchtigkeitsflecken, allerdings weniger als vorher.

Ob allerdings die Ausführung durch die Handwerker korrekt war, kann ich nicht beurteilen. Die haben damals auch andere Böcke bei der Renovierungsmaßnahme geschossen.

Ludwig
Dietrich Maschmeyer
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Re: Wer hat Erfahrungen mit Isotec-Horizontalsperre

Beitrag von Dietrich Maschmeyer »

Kiesol funktioniert allerdings völlig anders: Dabei wir das poröse Mauerwerk verkieselt, d.h. mit Kieselsäure ziemlich dicht gemacht. Dabei führt man Kieselester zu, die vor Ort langsam hydrolysieren undKieselsäure abscheiden. Das ist mit einer Paraffinierung nur hinsichtlich des Sperreffektes zu vergleichen.
pmonheim
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Re: Wer hat Erfahrungen mit Isotec-Horizontalsperre

Beitrag von pmonheim »

Hallo Wolfgang,
5 Jahre später und vielleicht erreicht man Dich ja noch;)
Hast Du einen Horizontalsperre von Isotec machen lassen und wenn ja,
funktioniert sie? Wir stehen vor der gleichen Fragen für den Keller unsere
um 1800 gebauten Hauses zusätzlich zu einer Außenabdichtung, auch über Isotec.
Würde mich freuen von Dir zu hören,
PM
Wolfgang Riesner
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Re: Wer hat Erfahrungen mit Isotec-Horizontalsperre

Beitrag von Wolfgang Riesner »

Hallo pm,
die Maßnahme ist vermutlich inzwischen durchgeführt worden, allerdings nicht bei mir, sondern bei einem ehemaligen Bauherrn. Über das Ergebnis habe ich bisher keine Kenntnisse, kann dir also auch nur indirekt folgendes raten:
Das Verfahren ist ja nicht ganz billig. Du solltest also vorher prüfen und ggf hier mal schildern, warum du meinst, dass es notwendig sei. Häufig reicht es völlig aus, das Dachwasser und anderes Oberflächenwasser vernünftig zu fassen und weit genug vom Haus weg zu bringen. Also z.B. Regenrinnen, Regenfallrohre und Regenwassergrundleitungen herstellen oder zusätzlich Gossen etc anlegen.
Der 2. Schritt kann dann eine Drainage und Sanierung der Fundament- oder Kelleraußenwandfläche durch Reinigen, Ausfugen, evtl. Abdichten sein.
In den meisten Fällen hilft schon die erste Maßnahme alleine, oft auch zusätzlich die zweite. Nur in ganz bestimmten Einzelfällen ist eine nachträgliche Horizontalsperre wirklich erforderlich. Bei meinem Bauherrn war das so ein Fall und dann ist das besagte Verfahren nach meiner Einschätzung wohl eines der wenigen brauchbahren.
Gruß aus Neuenknick von
Wolfgang
pmonheim
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Re: Wer hat Erfahrungen mit Isotec-Horizontalsperre

Beitrag von pmonheim »

Lieber Wolfgang,

vielen Dank für die Antwort. Unser Haus - 1800 gebaut - ist ein altes Fachwerk, welches nachträglich eine HZ-Sperre bekommen hat. Von wem, womit und wann weiß ich nicht. Man kann sie aber von außen sehen.Höhe etwas 1.60 vom Kellerboden Sieht nach Teer aus. Ich weiß nur, dass uns das sehr beruhigt hat, da ja viel Holz im Haus ist. Der Keller ist feucht, was bei alten Häusern und in unserer Gegend normal ist. Wir wollen ihn jetzt aber doch trocknen. Der Isotec Fachmann meinte, dass unsere HZ nichts mehr taugt, weil alt etc. Das hat mich ziemlich überrascht und geschockt, weil das uns doch Sicherheit gab. Er hat die Feuchtigkeit gemessen, aber ich kann jetzt nicht sagen, ob oberhalb der HZ auch Feuchtigkeit war. Die Messung war etwas larifari - seine Batterien haben auch erstmal schlapp gemacht. :-\

Wohl wissend, dass HZ alleine nichts bringen, planen wir auch hinten am Haus die Wand frei zu legen und einen Außenisolierung auf Isotec-Basis anzubrigen: Ausgleich mit Isotec Dichtputz "zur Sicherstellung einer gleichmäßigen Schichtstärke des nachfolgenden zweilagigen bitumösen Abdichtungssystems ISOTEC-VAS." Danach kommen da noch Platten rauf, Perimeter-Dämmplatten 50mm oder alternativ 100mm. Kannst Du zu diesem ISOTEC-VAS Verfahren etwas sagen?

Die Vorderseite des Hauses können wir nicht auf machen - zu aufwändig und teuer. Da will Isotec in der Höhe von 1,50m eine HZ einziehen, damit einfach die oberen Balken von Feuchtigkeit geschützt sind. Druckwasser und aufsteigendes Wasser gibt es da dann immer noch, aber damit müssen wir leben.

Was denkst Du? Vielen Dank für Deine Zeit,

Petra
Wolfgang Riesner
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Re: Wer hat Erfahrungen mit Isotec-Horizontalsperre

Beitrag von Wolfgang Riesner »

Hallo Petra,
stell doch mal ein paar Bilder des Hauses ein, damit man sich die Situation vorstellen kann. Gibt es Dachrinnen? Sind die Hölzer der Fachwerkkonstruktion, z.B. die Schwellen durch aufsteigende Feuchtigkeit vergammelt oder mindestens stark geschädigt. Falls das nicht der Fall ist, dürfte die Feuchtigkeit nicht so schlimm bzw. die vorhandene Horizontalsperre doch nicht so schlecht sein.
Dass das der Vertreter einer Firma, die mit ihrem Produkt Geld verdienen will möglicherweise nicht ganz objektiv einschätzt, ist immerhin möglich. Besser wäre, ein unabhängiger Fachmann, z.B. ein altbauerfahrener Architekt oder auch Zimmermann sieht sich das mal an. Wenn du uns mitteilst, wo das Haus steht, kann man mal sehen, ob geeignete IGB-Leute vor Ort sind.
Erst wenn die Notwendigkeit wirklich geklärt ist, kann man über die erforderlichen Lösungswege nachdenken. Egal was ihr macht, alle Verfahren sind recht teuer. Do sollte man also genau wissen, ob man die Kohle nicht für Anderes ausgeben kann.
Gruß
Wolfgang
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